Boden zuerst auf die Erde und die Treffgenauigkeit war überhaupt nicht zu- friedentellend. Es wurde jahrelang fortexperimentirt, bald das Wechselzug-, bald das Bogenzugsystem in Anwendung gebracht, das Geschoß statt mit Bleiringen mit Bronzeringen versehen, an Stelle der hölzernen Blockschleife eine solide eiserne Wandschleife (das Gestell des Mörsers) gesetzt u. s. w. Erst als man auch für die Mörser das Hinterladesystem annahm, kam man zu einem befriedigenden Re- sultate (1873). Das Geschoß hatte wieder den schon einmal in Versuch genommenen Bleimantel, der sich beim Schusse in die Züge der Bohrung preßte und dem Ge- schosse die gewünschte Drehung gab. Da aber das Blei die Züge verschmierte,
[Abbildung]
Fig. 557.
Treffer aus einem 21 Centimeter-Hinterlade-Mörser. (Wirkung auf die Eindeckung. Seitenansicht.)
[Abbildung]
Fig. 558.
Wirkung auf die verticale Stirnmauer. Vorderansicht.
wurden (1878) Spitzbomben mit kupfernen Ringen, welche die Führung des Geschosses in der Bohrung übernahmen, eingeführt. Zur Erzielung einer größeren Sprengwirkung wurde gleichzeitig als Füllmaterial für die Bomben statt dem herkömmlichen Sprengpulver Sprenggelatine verwendet.
Aber auch hierbei blieb man nicht. Im Jahre 1880 wurden in Oesterreich Mörser aus Stahlbronze eingeführt, und auch in den anderen Staaten entschied man sich für die stählernen Mörser. Es mag erwähnt werden, daß die österreichi- schen Stahlbronzemörser allen in anderen Staaten eingeführten Mörsern gleichen Calibers überlegen sind. Der 9 Centimeter-Mörser wirft seine Geschosse 1 1/2 Kilo- meter weit, der 15 Centimeter auf 3 1/2 Kilometer, der 21 Centimeter auf 6 1/2 Kilo- meter. Die Geschosse sind beziehungsweise 7, 40 und 94 Kilogramm schwer. Eine
Erſter Abſchnitt.
Boden zuerſt auf die Erde und die Treffgenauigkeit war überhaupt nicht zu- friedentellend. Es wurde jahrelang fortexperimentirt, bald das Wechſelzug-, bald das Bogenzugſyſtem in Anwendung gebracht, das Geſchoß ſtatt mit Bleiringen mit Bronzeringen verſehen, an Stelle der hölzernen Blockſchleife eine ſolide eiſerne Wandſchleife (das Geſtell des Mörſers) geſetzt u. ſ. w. Erſt als man auch für die Mörſer das Hinterladeſyſtem annahm, kam man zu einem befriedigenden Re- ſultate (1873). Das Geſchoß hatte wieder den ſchon einmal in Verſuch genommenen Bleimantel, der ſich beim Schuſſe in die Züge der Bohrung preßte und dem Ge- ſchoſſe die gewünſchte Drehung gab. Da aber das Blei die Züge verſchmierte,
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Fig. 557.
Treffer aus einem 21 Centimeter-Hinterlade-Mörſer. (Wirkung auf die Eindeckung. Seitenanſicht.)
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Fig. 558.
Wirkung auf die verticale Stirnmauer. Vorderanſicht.
wurden (1878) Spitzbomben mit kupfernen Ringen, welche die Führung des Geſchoſſes in der Bohrung übernahmen, eingeführt. Zur Erzielung einer größeren Sprengwirkung wurde gleichzeitig als Füllmaterial für die Bomben ſtatt dem herkömmlichen Sprengpulver Sprenggelatine verwendet.
Aber auch hierbei blieb man nicht. Im Jahre 1880 wurden in Oeſterreich Mörſer aus Stahlbronze eingeführt, und auch in den anderen Staaten entſchied man ſich für die ſtählernen Mörſer. Es mag erwähnt werden, daß die öſterreichi- ſchen Stahlbronzemörſer allen in anderen Staaten eingeführten Mörſern gleichen Calibers überlegen ſind. Der 9 Centimeter-Mörſer wirft ſeine Geſchoſſe 1 ½ Kilo- meter weit, der 15 Centimeter auf 3 ½ Kilometer, der 21 Centimeter auf 6 ½ Kilo- meter. Die Geſchoſſe ſind beziehungsweiſe 7, 40 und 94 Kilogramm ſchwer. Eine
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Erſter Abſchnitt.
Boden zuerſt auf die Erde und die Treffgenauigkeit war überhaupt nicht zu-
friedentellend. Es wurde jahrelang fortexperimentirt, bald das Wechſelzug-, bald
das Bogenzugſyſtem in Anwendung gebracht, das Geſchoß ſtatt mit Bleiringen
mit Bronzeringen verſehen, an Stelle der hölzernen Blockſchleife eine ſolide eiſerne
Wandſchleife (das Geſtell des Mörſers) geſetzt u. ſ. w. Erſt als man auch für
die Mörſer das Hinterladeſyſtem annahm, kam man zu einem befriedigenden Re-
ſultate (1873). Das Geſchoß hatte wieder den ſchon einmal in Verſuch genommenen
Bleimantel, der ſich beim Schuſſe in die Züge der Bohrung preßte und dem Ge-
ſchoſſe die gewünſchte Drehung gab. Da aber das Blei die Züge verſchmierte,
[Abbildung Fig. 557. Treffer aus einem 21 Centimeter-Hinterlade-Mörſer.
(Wirkung auf die Eindeckung. Seitenanſicht.)]
[Abbildung Fig. 558. Wirkung auf die verticale
Stirnmauer. Vorderanſicht.]
wurden (1878) Spitzbomben mit kupfernen Ringen, welche die Führung des
Geſchoſſes in der Bohrung übernahmen, eingeführt. Zur Erzielung einer größeren
Sprengwirkung wurde gleichzeitig als Füllmaterial für die Bomben ſtatt dem
herkömmlichen Sprengpulver Sprenggelatine verwendet.
Aber auch hierbei blieb man nicht. Im Jahre 1880 wurden in Oeſterreich
Mörſer aus Stahlbronze eingeführt, und auch in den anderen Staaten entſchied
man ſich für die ſtählernen Mörſer. Es mag erwähnt werden, daß die öſterreichi-
ſchen Stahlbronzemörſer allen in anderen Staaten eingeführten Mörſern gleichen
Calibers überlegen ſind. Der 9 Centimeter-Mörſer wirft ſeine Geſchoſſe 1 ½ Kilo-
meter weit, der 15 Centimeter auf 3 ½ Kilometer, der 21 Centimeter auf 6 ½ Kilo-
meter. Die Geſchoſſe ſind beziehungsweiſe 7, 40 und 94 Kilogramm ſchwer. Eine
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/774>, abgerufen am 23.11.2024.
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