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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
Tiefe ober oder unter dem Wasser zu lanciren: stets wird der Torpedo selbst-
thätig die Tiefe, auf welchen man den Apparat eingestellt hat, aufsuchen, was in-
soferne von größter Bedeutung ist, als man bei der Lancirung nur auf exacte
Seitenrichtung Bedacht zu nehmen braucht. Es ist übrigens die Einrichtung ge-
troffen, daß ein lancirter Torpedo, welcher sein Ziel verfehlt hat, sofort untersinkt.
Damit wird verhütet, daß ein solcher, auf der Oberfläche des Wassers schwimmender
Torpedo die eigenen Schiffe bedroht.

Wir kommen nun zum wichtigsten Theile eines jeden Torpedoangriffes, der
Lancirung. Ursprünglich erfolgte dieselbe nur unter Wasser, eine Methode, die auch
heute noch vielfach üblich ist. Zu diesem Zwecke führt aus dem Innern des
Schiffes, 2 Meter unter der Wasserlinie, ein langes metallenes Lancirrohr
[Abbildung] Fig. 517.

Heck-Lancirapparat.

nach außen; dasselbe hat
Führungsleisten, in welche
entsprechende Theile am
Schwanzende des Torpedos
eingreifen. Vorne und außen
wird das Lancirrohr durch
eine Schleuse wasserdicht ab-
geschlossen und in dasselbe
sodann der Torpedo von
oben hineingelegt, das Rohr
mit einem Deckel wasser- und
luftdicht geschlossen und zuletzt
Die Schleuse durch ein Hebel-
werk geöffnet, damit das
Wasser von außen einströmen
könne. Nun wird aus den in der Nähe befindlichen Accumulatoren Preßluft
hinter einem Kolben des Lancirrohres eingelassen, welcher das im Rohr befind-
liche Wasser sammt dem Torpedo ins Meer schiebt. Während dieser Bewegung
stößt er an einen Vorsprung des Rohres an, wodurch die Antriebsmaschine des
Apparates in Thätigkeit gesetzt wird. Damit der Torpedo nicht durch irgend einen
Zufall noch vor dem Oeffnen der Rohrschleuse sich zu bewegen beginnt, wodurch
er an dieselbe stoßen und zur Explosion gebracht würde, ist ein Sicherheitsbolzen
vorhanden, der den Torpedo an der Vorwärtsbewegung verhindert, beim Oeffnen
der Schleuse jedoch unwirksam wird.

Die Unterwasser-Lancirapparate sind bei Torpedobooten in der Regel in der
Kiellinie, entweder am Bug oder am Achter, bei Schlachtschiffen an den Breitseiten
angeordnet; es muß bemerkt werden, daß diese seitliche Lage der Lancirapparate
der Trefffähigkeit des Torpedos nichts weniger als günstig ist. Ueberhaupt ist die
Unterbringung aller Unterwasser-Lancirapparate mit mancherlei Schwierigkeiten
verbunden, ein Umstand, der zur Construction von Deck-Lancirapparaten ("Tor-

Dritter Abſchnitt.
Tiefe ober oder unter dem Waſſer zu lanciren: ſtets wird der Torpedo ſelbſt-
thätig die Tiefe, auf welchen man den Apparat eingeſtellt hat, aufſuchen, was in-
ſoferne von größter Bedeutung iſt, als man bei der Lancirung nur auf exacte
Seitenrichtung Bedacht zu nehmen braucht. Es iſt übrigens die Einrichtung ge-
troffen, daß ein lancirter Torpedo, welcher ſein Ziel verfehlt hat, ſofort unterſinkt.
Damit wird verhütet, daß ein ſolcher, auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmender
Torpedo die eigenen Schiffe bedroht.

Wir kommen nun zum wichtigſten Theile eines jeden Torpedoangriffes, der
Lancirung. Urſprünglich erfolgte dieſelbe nur unter Waſſer, eine Methode, die auch
heute noch vielfach üblich iſt. Zu dieſem Zwecke führt aus dem Innern des
Schiffes, 2 Meter unter der Waſſerlinie, ein langes metallenes Lancirrohr
[Abbildung] Fig. 517.

Heck-Lancirapparat.

nach außen; dasſelbe hat
Führungsleiſten, in welche
entſprechende Theile am
Schwanzende des Torpedos
eingreifen. Vorne und außen
wird das Lancirrohr durch
eine Schleuſe waſſerdicht ab-
geſchloſſen und in dasſelbe
ſodann der Torpedo von
oben hineingelegt, das Rohr
mit einem Deckel waſſer- und
luftdicht geſchloſſen und zuletzt
Die Schleuſe durch ein Hebel-
werk geöffnet, damit das
Waſſer von außen einſtrömen
könne. Nun wird aus den in der Nähe befindlichen Accumulatoren Preßluft
hinter einem Kolben des Lancirrohres eingelaſſen, welcher das im Rohr befind-
liche Waſſer ſammt dem Torpedo ins Meer ſchiebt. Während dieſer Bewegung
ſtößt er an einen Vorſprung des Rohres an, wodurch die Antriebsmaſchine des
Apparates in Thätigkeit geſetzt wird. Damit der Torpedo nicht durch irgend einen
Zufall noch vor dem Oeffnen der Rohrſchleuſe ſich zu bewegen beginnt, wodurch
er an dieſelbe ſtoßen und zur Exploſion gebracht würde, iſt ein Sicherheitsbolzen
vorhanden, der den Torpedo an der Vorwärtsbewegung verhindert, beim Oeffnen
der Schleuſe jedoch unwirkſam wird.

Die Unterwaſſer-Lancirapparate ſind bei Torpedobooten in der Regel in der
Kiellinie, entweder am Bug oder am Achter, bei Schlachtſchiffen an den Breitſeiten
angeordnet; es muß bemerkt werden, daß dieſe ſeitliche Lage der Lancirapparate
der Trefffähigkeit des Torpedos nichts weniger als günſtig iſt. Ueberhaupt iſt die
Unterbringung aller Unterwaſſer-Lancirapparate mit mancherlei Schwierigkeiten
verbunden, ein Umſtand, der zur Conſtruction von Deck-Lancirapparaten (»Tor-

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[660/0734] Dritter Abſchnitt. Tiefe ober oder unter dem Waſſer zu lanciren: ſtets wird der Torpedo ſelbſt- thätig die Tiefe, auf welchen man den Apparat eingeſtellt hat, aufſuchen, was in- ſoferne von größter Bedeutung iſt, als man bei der Lancirung nur auf exacte Seitenrichtung Bedacht zu nehmen braucht. Es iſt übrigens die Einrichtung ge- troffen, daß ein lancirter Torpedo, welcher ſein Ziel verfehlt hat, ſofort unterſinkt. Damit wird verhütet, daß ein ſolcher, auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmender Torpedo die eigenen Schiffe bedroht. Wir kommen nun zum wichtigſten Theile eines jeden Torpedoangriffes, der Lancirung. Urſprünglich erfolgte dieſelbe nur unter Waſſer, eine Methode, die auch heute noch vielfach üblich iſt. Zu dieſem Zwecke führt aus dem Innern des Schiffes, 2 Meter unter der Waſſerlinie, ein langes metallenes Lancirrohr [Abbildung Fig. 517. Heck-Lancirapparat.] nach außen; dasſelbe hat Führungsleiſten, in welche entſprechende Theile am Schwanzende des Torpedos eingreifen. Vorne und außen wird das Lancirrohr durch eine Schleuſe waſſerdicht ab- geſchloſſen und in dasſelbe ſodann der Torpedo von oben hineingelegt, das Rohr mit einem Deckel waſſer- und luftdicht geſchloſſen und zuletzt Die Schleuſe durch ein Hebel- werk geöffnet, damit das Waſſer von außen einſtrömen könne. Nun wird aus den in der Nähe befindlichen Accumulatoren Preßluft hinter einem Kolben des Lancirrohres eingelaſſen, welcher das im Rohr befind- liche Waſſer ſammt dem Torpedo ins Meer ſchiebt. Während dieſer Bewegung ſtößt er an einen Vorſprung des Rohres an, wodurch die Antriebsmaſchine des Apparates in Thätigkeit geſetzt wird. Damit der Torpedo nicht durch irgend einen Zufall noch vor dem Oeffnen der Rohrſchleuſe ſich zu bewegen beginnt, wodurch er an dieſelbe ſtoßen und zur Exploſion gebracht würde, iſt ein Sicherheitsbolzen vorhanden, der den Torpedo an der Vorwärtsbewegung verhindert, beim Oeffnen der Schleuſe jedoch unwirkſam wird. Die Unterwaſſer-Lancirapparate ſind bei Torpedobooten in der Regel in der Kiellinie, entweder am Bug oder am Achter, bei Schlachtſchiffen an den Breitſeiten angeordnet; es muß bemerkt werden, daß dieſe ſeitliche Lage der Lancirapparate der Trefffähigkeit des Torpedos nichts weniger als günſtig iſt. Ueberhaupt iſt die Unterbringung aller Unterwaſſer-Lancirapparate mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden, ein Umſtand, der zur Conſtruction von Deck-Lancirapparaten (»Tor-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/734>, abgerufen am 22.11.2024.