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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.


Panzerschiffbau.

Das Panzerschiff ist ein eiserner Bau, welcher nicht blos, wie ein Personen-
dampfer, die Maschinen nebst Kohlen, die innere Einrichtung und eine
gewisse Ladung zu tragen hat, sondern auch -- wie wir gesehen haben --
auch einen schweren Seitenpanzer, Panzerthürme und eine größere Zahl Geschütze
verschiedener Seelenweite. Es soll im Wasser eine bestimmte Lage einnehmen, Dank
seiner Maschinen eine gewisse Schnelligkeit entwickeln, auch bei Sturm seinen Weg
gefahrlos verfolgen und womöglich seine Artillerie gebrauchen können. Eine be-
sondere Schwierigkeit endlich erwächst aus dem Umstande, daß die Hauptmaschinen
nicht, wie bei Passagierdampfern, in die Höhe streben dürfen; sie müssen unter der
Wasserlinie liegen, um vor dem feindlichen Feuer geschützt zu sein, was ihren Bau
nicht gerade vereinfacht.

Hätten die Constructeure freie Hand, so wäre ein solcher Bau an sich nicht
wesentlich schwieriger, als der Bau eines großen Passagierschiffes. Meißt aber stellt
die Admiralität bezüglich der Panzerstärke, der Geschwindigkeit, der mitzuführenden
Kohlenmenge und der Geschützausrüstung Forderungen, die sich mit der Seetüchtigkeit
nicht immer in Einklang bringen lassen. Nun wird probirt und experimentirt. Man
rückt die Geschütze zusammen, um an Panzergewicht zu sparen; dies aber beeinflußt
die Seeigenschaften des Schiffes und so muß es länger und breiter gebaut werden.
Dadurch wieder steigert sich das Gewicht und die Maschine reicht zur Erzielung
der vorgeschriebenen Geschwindigkeit nicht mehr aus. Also eine größere Maschine.
Eine solche ist aber schwerer und verbraucht mehr Kohlen, was auf den Tiefgang
des Rumpfes und damit auf die Schwimmfähigkeit zurückwirkt. Dies macht vielleicht
eine andere Vertheilung der Geschütze und des Panzers erforderlich. Kurz, eine
wahre Zwickmühle.

Sind die Baupläne endlich fertig und höheren Orts genehmigt, so beginnt
der Bau, eine ebenfalls sehr schwierige Arbeit. In der guten alten Zeit der Holz-
schiffe hatte der Schiffbaumeister allerdings mehr als jetzt mit der Schwierigkeit

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Zweiter Abſchnitt.


Panzerſchiffbau.

Das Panzerſchiff iſt ein eiſerner Bau, welcher nicht blos, wie ein Perſonen-
dampfer, die Maſchinen nebſt Kohlen, die innere Einrichtung und eine
gewiſſe Ladung zu tragen hat, ſondern auch — wie wir geſehen haben —
auch einen ſchweren Seitenpanzer, Panzerthürme und eine größere Zahl Geſchütze
verſchiedener Seelenweite. Es ſoll im Waſſer eine beſtimmte Lage einnehmen, Dank
ſeiner Maſchinen eine gewiſſe Schnelligkeit entwickeln, auch bei Sturm ſeinen Weg
gefahrlos verfolgen und womöglich ſeine Artillerie gebrauchen können. Eine be-
ſondere Schwierigkeit endlich erwächſt aus dem Umſtande, daß die Hauptmaſchinen
nicht, wie bei Paſſagierdampfern, in die Höhe ſtreben dürfen; ſie müſſen unter der
Waſſerlinie liegen, um vor dem feindlichen Feuer geſchützt zu ſein, was ihren Bau
nicht gerade vereinfacht.

Hätten die Conſtructeure freie Hand, ſo wäre ein ſolcher Bau an ſich nicht
weſentlich ſchwieriger, als der Bau eines großen Paſſagierſchiffes. Meißt aber ſtellt
die Admiralität bezüglich der Panzerſtärke, der Geſchwindigkeit, der mitzuführenden
Kohlenmenge und der Geſchützausrüſtung Forderungen, die ſich mit der Seetüchtigkeit
nicht immer in Einklang bringen laſſen. Nun wird probirt und experimentirt. Man
rückt die Geſchütze zuſammen, um an Panzergewicht zu ſparen; dies aber beeinflußt
die Seeigenſchaften des Schiffes und ſo muß es länger und breiter gebaut werden.
Dadurch wieder ſteigert ſich das Gewicht und die Maſchine reicht zur Erzielung
der vorgeſchriebenen Geſchwindigkeit nicht mehr aus. Alſo eine größere Maſchine.
Eine ſolche iſt aber ſchwerer und verbraucht mehr Kohlen, was auf den Tiefgang
des Rumpfes und damit auf die Schwimmfähigkeit zurückwirkt. Dies macht vielleicht
eine andere Vertheilung der Geſchütze und des Panzers erforderlich. Kurz, eine
wahre Zwickmühle.

Sind die Baupläne endlich fertig und höheren Orts genehmigt, ſo beginnt
der Bau, eine ebenfalls ſehr ſchwierige Arbeit. In der guten alten Zeit der Holz-
ſchiffe hatte der Schiffbaumeiſter allerdings mehr als jetzt mit der Schwierigkeit

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[611/0681] Zweiter Abſchnitt. Panzerſchiffbau. Das Panzerſchiff iſt ein eiſerner Bau, welcher nicht blos, wie ein Perſonen- dampfer, die Maſchinen nebſt Kohlen, die innere Einrichtung und eine gewiſſe Ladung zu tragen hat, ſondern auch — wie wir geſehen haben — auch einen ſchweren Seitenpanzer, Panzerthürme und eine größere Zahl Geſchütze verſchiedener Seelenweite. Es ſoll im Waſſer eine beſtimmte Lage einnehmen, Dank ſeiner Maſchinen eine gewiſſe Schnelligkeit entwickeln, auch bei Sturm ſeinen Weg gefahrlos verfolgen und womöglich ſeine Artillerie gebrauchen können. Eine be- ſondere Schwierigkeit endlich erwächſt aus dem Umſtande, daß die Hauptmaſchinen nicht, wie bei Paſſagierdampfern, in die Höhe ſtreben dürfen; ſie müſſen unter der Waſſerlinie liegen, um vor dem feindlichen Feuer geſchützt zu ſein, was ihren Bau nicht gerade vereinfacht. Hätten die Conſtructeure freie Hand, ſo wäre ein ſolcher Bau an ſich nicht weſentlich ſchwieriger, als der Bau eines großen Paſſagierſchiffes. Meißt aber ſtellt die Admiralität bezüglich der Panzerſtärke, der Geſchwindigkeit, der mitzuführenden Kohlenmenge und der Geſchützausrüſtung Forderungen, die ſich mit der Seetüchtigkeit nicht immer in Einklang bringen laſſen. Nun wird probirt und experimentirt. Man rückt die Geſchütze zuſammen, um an Panzergewicht zu ſparen; dies aber beeinflußt die Seeigenſchaften des Schiffes und ſo muß es länger und breiter gebaut werden. Dadurch wieder ſteigert ſich das Gewicht und die Maſchine reicht zur Erzielung der vorgeſchriebenen Geſchwindigkeit nicht mehr aus. Alſo eine größere Maſchine. Eine ſolche iſt aber ſchwerer und verbraucht mehr Kohlen, was auf den Tiefgang des Rumpfes und damit auf die Schwimmfähigkeit zurückwirkt. Dies macht vielleicht eine andere Vertheilung der Geſchütze und des Panzers erforderlich. Kurz, eine wahre Zwickmühle. Sind die Baupläne endlich fertig und höheren Orts genehmigt, ſo beginnt der Bau, eine ebenfalls ſehr ſchwierige Arbeit. In der guten alten Zeit der Holz- ſchiffe hatte der Schiffbaumeiſter allerdings mehr als jetzt mit der Schwierigkeit 39*

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/681>, abgerufen am 22.11.2024.