und der Phosphor zu den verderblichsten Giften des Eisens. Der Schwefel freilich stiftet nur auf der Hütte selbst zum Schaden des Producenten Unheil, indem er Schmiedeeisen oder Stahl in der Rothgluth brüchig macht ("Rothbruch"), so daß sie nicht geschmiedet werden können. Dagegen vermag phosphorhaltiges Eisen vorübergehende Formveränderungen, wie sie durch Erschütterungen, Stöße u. s. w. hervorgerufen werden, nicht zu ertragen. Eine Eisenstange, welche nur wenige Tausendstel von Phosphor enthält, bricht in Stücke, wenn sie auf das Plaster fällt. Man nennt dies den "Kaltbruch". Bei grauem Roheisen ist (nach Ledebur) für die meisten Zwecke ein geringerer Phosphorgehalt als 0.5 % in dieser Beziehung ohne Nachtheil. Deutlicher zeigt sich die Einwirkung bei 1 % Phosphor, sehr empfindlich bei 1.5 %. Roheisen mit mehr als 1.5 % Phosphor sollte in keinem Falle anders als in Vermischung mit besseren Sorten für die Gießerei Verwendung finden. Bester Stahl soll nur ein Zehntausendstel Phosphor enthalten.
Nur wenige, besonders geschätzte Erzlager geben Roheisen mit weniger als ein pro Mille Phosphor. Die Entfernung desselben bei der Darstellung des schmiede- baren Eisens ist erst in der Neuzeit, seit der Erfindung des basischen Frischprocesses (Thomasprocesses), möglich, zwar nicht vollständig, aber bis zu einem für die meisten Verwendungen unschädlichen Reste.
[Abbildung]
Fig. 32.
Hochofenanlage der Friedrich Wilhelm-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr.
Das Roheiſen und ſeine Darſtellung.
und der Phosphor zu den verderblichſten Giften des Eiſens. Der Schwefel freilich ſtiftet nur auf der Hütte ſelbſt zum Schaden des Producenten Unheil, indem er Schmiedeeiſen oder Stahl in der Rothgluth brüchig macht (»Rothbruch«), ſo daß ſie nicht geſchmiedet werden können. Dagegen vermag phosphorhaltiges Eiſen vorübergehende Formveränderungen, wie ſie durch Erſchütterungen, Stöße u. ſ. w. hervorgerufen werden, nicht zu ertragen. Eine Eiſenſtange, welche nur wenige Tauſendſtel von Phosphor enthält, bricht in Stücke, wenn ſie auf das Plaſter fällt. Man nennt dies den »Kaltbruch«. Bei grauem Roheiſen iſt (nach Ledebur) für die meiſten Zwecke ein geringerer Phosphorgehalt als 0‧5 % in dieſer Beziehung ohne Nachtheil. Deutlicher zeigt ſich die Einwirkung bei 1 % Phosphor, ſehr empfindlich bei 1‧5 %. Roheiſen mit mehr als 1‧5 % Phosphor ſollte in keinem Falle anders als in Vermiſchung mit beſſeren Sorten für die Gießerei Verwendung finden. Beſter Stahl ſoll nur ein Zehntauſendſtel Phosphor enthalten.
Nur wenige, beſonders geſchätzte Erzlager geben Roheiſen mit weniger als ein pro Mille Phosphor. Die Entfernung desſelben bei der Darſtellung des ſchmiede- baren Eiſens iſt erſt in der Neuzeit, ſeit der Erfindung des baſiſchen Friſchproceſſes (Thomasproceſſes), möglich, zwar nicht vollſtändig, aber bis zu einem für die meiſten Verwendungen unſchädlichen Reſte.
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Fig. 32.
Hochofenanlage der Friedrich Wilhelm-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr.
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Das Roheiſen und ſeine Darſtellung.
und der Phosphor zu den verderblichſten Giften des Eiſens. Der Schwefel
freilich ſtiftet nur auf der Hütte ſelbſt zum Schaden des Producenten Unheil,
indem er Schmiedeeiſen oder Stahl in der Rothgluth brüchig macht (»Rothbruch«),
ſo daß ſie nicht geſchmiedet werden können. Dagegen vermag phosphorhaltiges
Eiſen vorübergehende Formveränderungen, wie ſie durch Erſchütterungen, Stöße
u. ſ. w. hervorgerufen werden, nicht zu ertragen. Eine Eiſenſtange, welche nur
wenige Tauſendſtel von Phosphor enthält, bricht in Stücke, wenn ſie auf das
Plaſter fällt. Man nennt dies den »Kaltbruch«. Bei grauem Roheiſen iſt (nach
Ledebur) für die meiſten Zwecke ein geringerer Phosphorgehalt als 0‧5 % in
dieſer Beziehung ohne Nachtheil. Deutlicher zeigt ſich die Einwirkung bei 1 %
Phosphor, ſehr empfindlich bei 1‧5 %. Roheiſen mit mehr als 1‧5 % Phosphor
ſollte in keinem Falle anders als in Vermiſchung mit beſſeren Sorten für die
Gießerei Verwendung finden. Beſter Stahl ſoll nur ein Zehntauſendſtel Phosphor
enthalten.
Nur wenige, beſonders geſchätzte Erzlager geben Roheiſen mit weniger als
ein pro Mille Phosphor. Die Entfernung desſelben bei der Darſtellung des ſchmiede-
baren Eiſens iſt erſt in der Neuzeit, ſeit der Erfindung des baſiſchen Friſchproceſſes
(Thomasproceſſes), möglich, zwar nicht vollſtändig, aber bis zu einem für die
meiſten Verwendungen unſchädlichen Reſte.
[Abbildung Fig. 32. Hochofenanlage der Friedrich Wilhelm-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr.]
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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