betrug 84 Millionen Francs. Kaiser Napoleon I., den man zum Schiedsrichter gewählt hatte, verurtheilte den Vicekönig zur Zahlung dieser Summe. Trotzdem mußte das Baucapital noch zweimal erhöht werden, in den Jahren 1867 bis 1868 durch ein Anlehen in der Höhe von 100 Millionen Francs, und im Jahre 1871 durch ein solches von 20 Millionen. Die Gesammtkosten für Bau und erste Ein- richtung beliefen sich mit Ende 1876 auf rund 472 Millionen Francs. Das ur- sprüngliche Präliminare war also um erheblich mehr als das doppelte überschritten.
Gleichzeitig mit dem Beginne der Arbeiten am Canal schritt man zur Anlage des Süßwassercanales, ohne dessen Existenz das Unternehmen unmöglich gewesen
[Abbildung]
Fig. 405.
Port Said. Die rechte (östliche) Seite des Menzahleh-Sees ist trocken gelegt.
[Abbildung]
Fig. 406.
Sues. Die Schraffirung zeigt die Ausdehnung des Meeres zur Fluthzeit.
wäre. Die Eröffnung dieses Canals, der das erforderliche Trinkwasser zuführte, erfolgte zu Beginn des Jahres 1864. Seine Länge beträgt 187.5 Kilometer, seine Breite 15 Meter; die Tiefe schwankt je nach dem Wasserstande des Nils zwischen 1.5 und 2.5 Meter. Da der Spiegel des Nils an der Einmündung in den Canal bei seinem niedrigsten Wasserstande 11 Meter, bei Hochwasser 20 Meter über dem mittleren Spiegel des Rothen Meeres liegt, mußte der Wasserlauf innerhalb des Canals durch eine Reihe von Schleusen regulirt werden.
Der erste Spatenstich an den Canalarbeiten erfolgte am 25. April 1859 zu Port Said. Von den Schwierigkeiten des Unternehmens wird man sich eine Vor- stellung machen, wenn man das Klima und den Wüstenboden in Betracht zieht und gleichzeitig berücksichtigt, daß alles Material, alle Werkzeuge, Maschinen, Kohlen, Eisen, Holz aus Europa beschafft werden mußte; daß circa 25.000 Arbeiter
Dritter Abſchnitt.
betrug 84 Millionen Francs. Kaiſer Napoleon I., den man zum Schiedsrichter gewählt hatte, verurtheilte den Vicekönig zur Zahlung dieſer Summe. Trotzdem mußte das Baucapital noch zweimal erhöht werden, in den Jahren 1867 bis 1868 durch ein Anlehen in der Höhe von 100 Millionen Francs, und im Jahre 1871 durch ein ſolches von 20 Millionen. Die Geſammtkoſten für Bau und erſte Ein- richtung beliefen ſich mit Ende 1876 auf rund 472 Millionen Francs. Das ur- ſprüngliche Präliminare war alſo um erheblich mehr als das doppelte überſchritten.
Gleichzeitig mit dem Beginne der Arbeiten am Canal ſchritt man zur Anlage des Süßwaſſercanales, ohne deſſen Exiſtenz das Unternehmen unmöglich geweſen
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Fig. 405.
Port Said. Die rechte (öſtliche) Seite des Menzahleh-Sees iſt trocken gelegt.
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Fig. 406.
Sues. Die Schraffirung zeigt die Ausdehnung des Meeres zur Fluthzeit.
wäre. Die Eröffnung dieſes Canals, der das erforderliche Trinkwaſſer zuführte, erfolgte zu Beginn des Jahres 1864. Seine Länge beträgt 187‧5 Kilometer, ſeine Breite 15 Meter; die Tiefe ſchwankt je nach dem Waſſerſtande des Nils zwiſchen 1‧5 und 2‧5 Meter. Da der Spiegel des Nils an der Einmündung in den Canal bei ſeinem niedrigſten Waſſerſtande 11 Meter, bei Hochwaſſer 20 Meter über dem mittleren Spiegel des Rothen Meeres liegt, mußte der Waſſerlauf innerhalb des Canals durch eine Reihe von Schleuſen regulirt werden.
Der erſte Spatenſtich an den Canalarbeiten erfolgte am 25. April 1859 zu Port Said. Von den Schwierigkeiten des Unternehmens wird man ſich eine Vor- ſtellung machen, wenn man das Klima und den Wüſtenboden in Betracht zieht und gleichzeitig berückſichtigt, daß alles Material, alle Werkzeuge, Maſchinen, Kohlen, Eiſen, Holz aus Europa beſchafft werden mußte; daß circa 25.000 Arbeiter
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Dritter Abſchnitt.
betrug 84 Millionen Francs. Kaiſer Napoleon I., den man zum Schiedsrichter
gewählt hatte, verurtheilte den Vicekönig zur Zahlung dieſer Summe. Trotzdem
mußte das Baucapital noch zweimal erhöht werden, in den Jahren 1867 bis 1868
durch ein Anlehen in der Höhe von 100 Millionen Francs, und im Jahre 1871
durch ein ſolches von 20 Millionen. Die Geſammtkoſten für Bau und erſte Ein-
richtung beliefen ſich mit Ende 1876 auf rund 472 Millionen Francs. Das ur-
ſprüngliche Präliminare war alſo um erheblich mehr als das doppelte überſchritten.
Gleichzeitig mit dem Beginne der Arbeiten am Canal ſchritt man zur Anlage
des Süßwaſſercanales, ohne deſſen Exiſtenz das Unternehmen unmöglich geweſen
[Abbildung Fig. 405. Port Said. Die rechte (öſtliche) Seite des
Menzahleh-Sees iſt trocken gelegt.]
[Abbildung Fig. 406. Sues. Die Schraffirung zeigt die Ausdehnung
des Meeres zur Fluthzeit.]
wäre. Die Eröffnung dieſes Canals, der das erforderliche Trinkwaſſer zuführte,
erfolgte zu Beginn des Jahres 1864. Seine Länge beträgt 187‧5 Kilometer, ſeine
Breite 15 Meter; die Tiefe ſchwankt je nach dem Waſſerſtande des Nils zwiſchen
1‧5 und 2‧5 Meter. Da der Spiegel des Nils an der Einmündung in den Canal
bei ſeinem niedrigſten Waſſerſtande 11 Meter, bei Hochwaſſer 20 Meter über dem
mittleren Spiegel des Rothen Meeres liegt, mußte der Waſſerlauf innerhalb des
Canals durch eine Reihe von Schleuſen regulirt werden.
Der erſte Spatenſtich an den Canalarbeiten erfolgte am 25. April 1859 zu
Port Said. Von den Schwierigkeiten des Unternehmens wird man ſich eine Vor-
ſtellung machen, wenn man das Klima und den Wüſtenboden in Betracht zieht
und gleichzeitig berückſichtigt, daß alles Material, alle Werkzeuge, Maſchinen,
Kohlen, Eiſen, Holz aus Europa beſchafft werden mußte; daß circa 25.000 Arbeiter
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/592>, abgerufen am 23.11.2024.
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