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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
getheilt ist. Die Auf- und Abwärtsbewegung der Caissons geschieht durch hydrau-
lischen Druck, mittelst welchem auch das 10 Tonnen betragende Gewicht des Bohr-
gestelles ausbalancirt wird. Nach dem Versenken eines jeden Caissons wird aus
demselben durch comprimirte Luft alles Wasser aus dem Arbeitsraume verdrängt,
sodann werden die Füße des Bohrgestelles bis auf den Flußgrund vorgeschoben,
was durch deren eigene Schwere bewerkstelligt wird.

Durch eine sinnreiche Anordnung bleibt das Bohrgestell von den Schwan-
kungen des Schiffes unberührt. Letzteres findet in seiner durch das Fließwasser
verursachten Auf- und Abwärtsbewegung an je einer eisernen Pilote am Vorder-
und Hinterrande des Schiffes Führung. Gegen Schwankungen in horizontaler
Richtung kann das Bohrschiff mittelst Ketten derart versteift werden, daß die Bohr-
arbeit keine Beeinträchtigung erfährt. Da jeder der 5 Caissons 4 Bohrmaschinen
hat, werden in einer Schiffsstellung 20 Bohrlöcher hergestellt. Hierauf rückt das
Schiff um 30 Meter vor und folgt die Herstellung der nächsten 20 Bohrlöcher.
Der Vorgang wiederholt sich durch Seitwärtsrücken, sodann durch successives Vor-
rücken um 30 Meter, so daß sich im Ganzen fast 800 Bohrlöcher ergeben. Von
fachmännischer Seite ist diese Vielzahl als ein Uebelstand hervorgehoben worden,
da zur Zündung der Bohrlöcher eine ungefähr 4000 Meter lange Leitung mit
mindestens 1200 wasserdichten Verbindungen -- durch mehrere Stunden im reißen-
den Wasser belassen -- nothwendig ist, deren tadellose Functionirung unter solchen
Umständen sehr fraglich ist.

Das Felsbohrschiff, System Titze, hat nur einen einzigen großen Caisson,
und beruht das hier vertretene Princip auf der beim Bau der Brückenpfeiler an-
gewendeten sogenannten hydraulischen Fundirungsmethode (vgl. Seite 353). Der
Arbeitsraum befindet sich mittschiffs, ist 5 Meter lang, 2.5 Meter breit und
mit einem Mannloch zum Einsteigen der Arbeiter versehen. Der Arbeitsschacht
kann durch offene Kästen, welche unten angeschraubt werden, für Bohrungen in
größeren Tiefen als 1.5 Meter entsprechend verlängert werden, zu welchem Ende
das ganze Bohrschiff mittelst Krahn gehoben werden muß. Vier durch den Arbeits-
raum reichende, in Schraubengängen auf- und abbewegliche Füße mit Kugelansätzen,
sowie weitere vier Füße an den Bordwänden gestatten eine entsprechend stabile
Festigung des Ganzen, behufs ungestörter Bohrarbeit. Das Herabsenken des Schiffes
bis zu der nothwendigen Tiefe erfolgt dadurch, daß in sechs luftdicht verschlossenen
Kammern mittelst Bodenventilen Wasser eingelassen wird. Durch Einpressen com-
primirter Luft erfolgt das Emporheben des ganzen Schiffes.

Das Bohrschiff von J. Kuppis, nach englischem System, hat zur Voraus-
setzung, daß in beträchtlicher Tiefe (bis 5 Meter) unter Wasser anstandslos gebohrt
werden könne. In diesem Falle kann der Bohrer nicht, wie bei anderen Systemen,
von einem fortwährend schwankenden Schiffe aus arbeiten, sondern muß stabil auf
dem Felsen selbst aufruhen. Eigenthümlich an dem Kuppis'schen Apparate ist eine
Luftcompressionsmaschine, welche durch seitlich an dem Schiffe angebrachte unter-

Dritter Abſchnitt.
getheilt iſt. Die Auf- und Abwärtsbewegung der Caiſſons geſchieht durch hydrau-
liſchen Druck, mittelſt welchem auch das 10 Tonnen betragende Gewicht des Bohr-
geſtelles ausbalancirt wird. Nach dem Verſenken eines jeden Caiſſons wird aus
demſelben durch comprimirte Luft alles Waſſer aus dem Arbeitsraume verdrängt,
ſodann werden die Füße des Bohrgeſtelles bis auf den Flußgrund vorgeſchoben,
was durch deren eigene Schwere bewerkſtelligt wird.

Durch eine ſinnreiche Anordnung bleibt das Bohrgeſtell von den Schwan-
kungen des Schiffes unberührt. Letzteres findet in ſeiner durch das Fließwaſſer
verurſachten Auf- und Abwärtsbewegung an je einer eiſernen Pilote am Vorder-
und Hinterrande des Schiffes Führung. Gegen Schwankungen in horizontaler
Richtung kann das Bohrſchiff mittelſt Ketten derart verſteift werden, daß die Bohr-
arbeit keine Beeinträchtigung erfährt. Da jeder der 5 Caiſſons 4 Bohrmaſchinen
hat, werden in einer Schiffsſtellung 20 Bohrlöcher hergeſtellt. Hierauf rückt das
Schiff um 30 Meter vor und folgt die Herſtellung der nächſten 20 Bohrlöcher.
Der Vorgang wiederholt ſich durch Seitwärtsrücken, ſodann durch ſucceſſives Vor-
rücken um 30 Meter, ſo daß ſich im Ganzen faſt 800 Bohrlöcher ergeben. Von
fachmänniſcher Seite iſt dieſe Vielzahl als ein Uebelſtand hervorgehoben worden,
da zur Zündung der Bohrlöcher eine ungefähr 4000 Meter lange Leitung mit
mindeſtens 1200 waſſerdichten Verbindungen — durch mehrere Stunden im reißen-
den Waſſer belaſſen — nothwendig iſt, deren tadelloſe Functionirung unter ſolchen
Umſtänden ſehr fraglich iſt.

Das Felsbohrſchiff, Syſtem Titze, hat nur einen einzigen großen Caiſſon,
und beruht das hier vertretene Princip auf der beim Bau der Brückenpfeiler an-
gewendeten ſogenannten hydrauliſchen Fundirungsmethode (vgl. Seite 353). Der
Arbeitsraum befindet ſich mittſchiffs, iſt 5 Meter lang, 2‧5 Meter breit und
mit einem Mannloch zum Einſteigen der Arbeiter verſehen. Der Arbeitsſchacht
kann durch offene Käſten, welche unten angeſchraubt werden, für Bohrungen in
größeren Tiefen als 1‧5 Meter entſprechend verlängert werden, zu welchem Ende
das ganze Bohrſchiff mittelſt Krahn gehoben werden muß. Vier durch den Arbeits-
raum reichende, in Schraubengängen auf- und abbewegliche Füße mit Kugelanſätzen,
ſowie weitere vier Füße an den Bordwänden geſtatten eine entſprechend ſtabile
Feſtigung des Ganzen, behufs ungeſtörter Bohrarbeit. Das Herabſenken des Schiffes
bis zu der nothwendigen Tiefe erfolgt dadurch, daß in ſechs luftdicht verſchloſſenen
Kammern mittelſt Bodenventilen Waſſer eingelaſſen wird. Durch Einpreſſen com-
primirter Luft erfolgt das Emporheben des ganzen Schiffes.

Das Bohrſchiff von J. Kuppis, nach engliſchem Syſtem, hat zur Voraus-
ſetzung, daß in beträchtlicher Tiefe (bis 5 Meter) unter Waſſer anſtandslos gebohrt
werden könne. In dieſem Falle kann der Bohrer nicht, wie bei anderen Syſtemen,
von einem fortwährend ſchwankenden Schiffe aus arbeiten, ſondern muß ſtabil auf
dem Felſen ſelbſt aufruhen. Eigenthümlich an dem Kuppis'ſchen Apparate iſt eine
Luftcompreſſionsmaſchine, welche durch ſeitlich an dem Schiffe angebrachte unter-

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[528/0588] Dritter Abſchnitt. getheilt iſt. Die Auf- und Abwärtsbewegung der Caiſſons geſchieht durch hydrau- liſchen Druck, mittelſt welchem auch das 10 Tonnen betragende Gewicht des Bohr- geſtelles ausbalancirt wird. Nach dem Verſenken eines jeden Caiſſons wird aus demſelben durch comprimirte Luft alles Waſſer aus dem Arbeitsraume verdrängt, ſodann werden die Füße des Bohrgeſtelles bis auf den Flußgrund vorgeſchoben, was durch deren eigene Schwere bewerkſtelligt wird. Durch eine ſinnreiche Anordnung bleibt das Bohrgeſtell von den Schwan- kungen des Schiffes unberührt. Letzteres findet in ſeiner durch das Fließwaſſer verurſachten Auf- und Abwärtsbewegung an je einer eiſernen Pilote am Vorder- und Hinterrande des Schiffes Führung. Gegen Schwankungen in horizontaler Richtung kann das Bohrſchiff mittelſt Ketten derart verſteift werden, daß die Bohr- arbeit keine Beeinträchtigung erfährt. Da jeder der 5 Caiſſons 4 Bohrmaſchinen hat, werden in einer Schiffsſtellung 20 Bohrlöcher hergeſtellt. Hierauf rückt das Schiff um 30 Meter vor und folgt die Herſtellung der nächſten 20 Bohrlöcher. Der Vorgang wiederholt ſich durch Seitwärtsrücken, ſodann durch ſucceſſives Vor- rücken um 30 Meter, ſo daß ſich im Ganzen faſt 800 Bohrlöcher ergeben. Von fachmänniſcher Seite iſt dieſe Vielzahl als ein Uebelſtand hervorgehoben worden, da zur Zündung der Bohrlöcher eine ungefähr 4000 Meter lange Leitung mit mindeſtens 1200 waſſerdichten Verbindungen — durch mehrere Stunden im reißen- den Waſſer belaſſen — nothwendig iſt, deren tadelloſe Functionirung unter ſolchen Umſtänden ſehr fraglich iſt. Das Felsbohrſchiff, Syſtem Titze, hat nur einen einzigen großen Caiſſon, und beruht das hier vertretene Princip auf der beim Bau der Brückenpfeiler an- gewendeten ſogenannten hydrauliſchen Fundirungsmethode (vgl. Seite 353). Der Arbeitsraum befindet ſich mittſchiffs, iſt 5 Meter lang, 2‧5 Meter breit und mit einem Mannloch zum Einſteigen der Arbeiter verſehen. Der Arbeitsſchacht kann durch offene Käſten, welche unten angeſchraubt werden, für Bohrungen in größeren Tiefen als 1‧5 Meter entſprechend verlängert werden, zu welchem Ende das ganze Bohrſchiff mittelſt Krahn gehoben werden muß. Vier durch den Arbeits- raum reichende, in Schraubengängen auf- und abbewegliche Füße mit Kugelanſätzen, ſowie weitere vier Füße an den Bordwänden geſtatten eine entſprechend ſtabile Feſtigung des Ganzen, behufs ungeſtörter Bohrarbeit. Das Herabſenken des Schiffes bis zu der nothwendigen Tiefe erfolgt dadurch, daß in ſechs luftdicht verſchloſſenen Kammern mittelſt Bodenventilen Waſſer eingelaſſen wird. Durch Einpreſſen com- primirter Luft erfolgt das Emporheben des ganzen Schiffes. Das Bohrſchiff von J. Kuppis, nach engliſchem Syſtem, hat zur Voraus- ſetzung, daß in beträchtlicher Tiefe (bis 5 Meter) unter Waſſer anſtandslos gebohrt werden könne. In dieſem Falle kann der Bohrer nicht, wie bei anderen Syſtemen, von einem fortwährend ſchwankenden Schiffe aus arbeiten, ſondern muß ſtabil auf dem Felſen ſelbſt aufruhen. Eigenthümlich an dem Kuppis'ſchen Apparate iſt eine Luftcompreſſionsmaſchine, welche durch ſeitlich an dem Schiffe angebrachte unter-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/588>, abgerufen am 25.11.2024.