Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Schiffahrtscanäle.
hergestellt, und ihr Ueberhandnehmen hat mit der Zeit schiffbare Wasserstraßen
gänzlich gesperrt und damit ganze Verkehre unterbunden.

Da trat durch die Erfindung einer Einrichtung ein völliger Umschwung ein.
Diese Erfindung war die sogenannte "Kammerschleuse", welche im Jahre 1450
zuerst bekannt wurde, und die wir den Italienern verdanken, obwohl auch die
Holländer die Priorität [Abbildung] Fig. 383.

Schiffshebewerk des Great Western-Canals.
(Ansicht vom Unterwasser.)


der Erfindung für sich
beanspruchen. Damit
begann die Periode
der Entwickelung der
Schiffahrtscanäle,
welche bisher nur in
völlig flachem Lande
möglich war. Es ent-
stand nach und nach
ein dichtes Canalnetz
auch in Gegenden,
deren Bodenrelief der
Anlage von Wasser-
wegen nicht günstig
war.

Das Princip der
Kammerschleuse ist
zwar allgemein be-
kannt, doch möchten
wir dasselbe der Voll-
ständigkeit halber kurz
skizziren. Dasselbe be-
ruht auf der Neben-
einanderstellung zweier
Stauschleusen in ent-
sprechender Entfernung
von eineinander. Der
Raum, den sie be-
grenzen, ist die Kammer. Bei der Bergfahrt des Schiffes passirt dieses das Thor
der unteren Schleuse und fährt in die Kammer ein, worauf jenes geschlossen wird.
Durch Oeffnen des Thores der oberen Schleuse wird das Wasser in der Kammer
gestaut, es hebt sich mit dem schwimmenden Schiffe bis zur Niveaufläche des höher
gelegenen Canaltheiles, in welches es durch das geöffnete Schleusenthor eintritt.
Bei der Thalfahrt verharrt das Schiff zunächst in der höher gelegenen Canalstrecke,
bis in der nächstfolgenden Kammer die Stauung stattgefunden hat, worauf das

Schiffahrtscanäle.
hergeſtellt, und ihr Ueberhandnehmen hat mit der Zeit ſchiffbare Waſſerſtraßen
gänzlich geſperrt und damit ganze Verkehre unterbunden.

Da trat durch die Erfindung einer Einrichtung ein völliger Umſchwung ein.
Dieſe Erfindung war die ſogenannte »Kammerſchleuſe«, welche im Jahre 1450
zuerſt bekannt wurde, und die wir den Italienern verdanken, obwohl auch die
Holländer die Priorität [Abbildung] Fig. 383.

Schiffshebewerk des Great Western-Canals.
(Anſicht vom Unterwaſſer.)


der Erfindung für ſich
beanſpruchen. Damit
begann die Periode
der Entwickelung der
Schiffahrtscanäle,
welche bisher nur in
völlig flachem Lande
möglich war. Es ent-
ſtand nach und nach
ein dichtes Canalnetz
auch in Gegenden,
deren Bodenrelief der
Anlage von Waſſer-
wegen nicht günſtig
war.

Das Princip der
Kammerſchleuſe iſt
zwar allgemein be-
kannt, doch möchten
wir dasſelbe der Voll-
ſtändigkeit halber kurz
ſkizziren. Dasſelbe be-
ruht auf der Neben-
einanderſtellung zweier
Stauſchleuſen in ent-
ſprechender Entfernung
von eineinander. Der
Raum, den ſie be-
grenzen, iſt die Kammer. Bei der Bergfahrt des Schiffes paſſirt dieſes das Thor
der unteren Schleuſe und fährt in die Kammer ein, worauf jenes geſchloſſen wird.
Durch Oeffnen des Thores der oberen Schleuſe wird das Waſſer in der Kammer
geſtaut, es hebt ſich mit dem ſchwimmenden Schiffe bis zur Niveaufläche des höher
gelegenen Canaltheiles, in welches es durch das geöffnete Schleuſenthor eintritt.
Bei der Thalfahrt verharrt das Schiff zunächſt in der höher gelegenen Canalſtrecke,
bis in der nächſtfolgenden Kammer die Stauung ſtattgefunden hat, worauf das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0553" n="495"/><fw place="top" type="header">Schiffahrtscanäle.</fw><lb/>
herge&#x017F;tellt, und ihr Ueberhandnehmen hat mit der Zeit &#x017F;chiffbare Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;traßen<lb/>
gänzlich ge&#x017F;perrt und damit ganze Verkehre unterbunden.</p><lb/>
            <p>Da trat durch die Erfindung einer Einrichtung ein völliger Um&#x017F;chwung ein.<lb/>
Die&#x017F;e Erfindung war die &#x017F;ogenannte »<hi rendition="#g">Kammer&#x017F;chleu&#x017F;e</hi>«, welche im Jahre 1450<lb/>
zuer&#x017F;t bekannt wurde, und die wir den Italienern verdanken, obwohl auch die<lb/>
Holländer die Priorität  <figure><head>Fig. 383.</head><p> Schiffshebewerk des <hi rendition="#aq">Great Western</hi>-Canals.<lb/>
(An&#x017F;icht vom Unterwa&#x017F;&#x017F;er.)</p></figure><lb/>
der Erfindung für &#x017F;ich<lb/>
bean&#x017F;pruchen. Damit<lb/>
begann die Periode<lb/>
der Entwickelung der<lb/><hi rendition="#c">Schiffahrtscanäle,</hi><lb/>
welche bisher nur in<lb/>
völlig flachem Lande<lb/>
möglich war. Es ent-<lb/>
&#x017F;tand nach und nach<lb/>
ein dichtes Canalnetz<lb/>
auch in Gegenden,<lb/>
deren Bodenrelief der<lb/>
Anlage von Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
wegen nicht gün&#x017F;tig<lb/>
war.</p><lb/>
            <p>Das Princip der<lb/>
Kammer&#x017F;chleu&#x017F;e i&#x017F;t<lb/>
zwar allgemein be-<lb/>
kannt, doch möchten<lb/>
wir das&#x017F;elbe der Voll-<lb/>
&#x017F;tändigkeit halber kurz<lb/>
&#x017F;kizziren. Das&#x017F;elbe be-<lb/>
ruht auf der Neben-<lb/>
einander&#x017F;tellung zweier<lb/>
Stau&#x017F;chleu&#x017F;en in ent-<lb/>
&#x017F;prechender Entfernung<lb/>
von eineinander. Der<lb/>
Raum, den &#x017F;ie be-<lb/>
grenzen, i&#x017F;t die Kammer. Bei der Bergfahrt des Schiffes pa&#x017F;&#x017F;irt die&#x017F;es das Thor<lb/>
der unteren Schleu&#x017F;e und fährt in die Kammer ein, worauf jenes ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird.<lb/>
Durch Oeffnen des Thores der oberen Schleu&#x017F;e wird das Wa&#x017F;&#x017F;er in der Kammer<lb/>
ge&#x017F;taut, es hebt &#x017F;ich mit dem &#x017F;chwimmenden Schiffe bis zur Niveaufläche des höher<lb/>
gelegenen Canaltheiles, in welches es durch das geöffnete Schleu&#x017F;enthor eintritt.<lb/>
Bei der Thalfahrt verharrt das Schiff zunäch&#x017F;t in der höher gelegenen Canal&#x017F;trecke,<lb/>
bis in der näch&#x017F;tfolgenden Kammer die Stauung &#x017F;tattgefunden hat, worauf das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[495/0553] Schiffahrtscanäle. hergeſtellt, und ihr Ueberhandnehmen hat mit der Zeit ſchiffbare Waſſerſtraßen gänzlich geſperrt und damit ganze Verkehre unterbunden. Da trat durch die Erfindung einer Einrichtung ein völliger Umſchwung ein. Dieſe Erfindung war die ſogenannte »Kammerſchleuſe«, welche im Jahre 1450 zuerſt bekannt wurde, und die wir den Italienern verdanken, obwohl auch die Holländer die Priorität [Abbildung Fig. 383. Schiffshebewerk des Great Western-Canals. (Anſicht vom Unterwaſſer.)] der Erfindung für ſich beanſpruchen. Damit begann die Periode der Entwickelung der Schiffahrtscanäle, welche bisher nur in völlig flachem Lande möglich war. Es ent- ſtand nach und nach ein dichtes Canalnetz auch in Gegenden, deren Bodenrelief der Anlage von Waſſer- wegen nicht günſtig war. Das Princip der Kammerſchleuſe iſt zwar allgemein be- kannt, doch möchten wir dasſelbe der Voll- ſtändigkeit halber kurz ſkizziren. Dasſelbe be- ruht auf der Neben- einanderſtellung zweier Stauſchleuſen in ent- ſprechender Entfernung von eineinander. Der Raum, den ſie be- grenzen, iſt die Kammer. Bei der Bergfahrt des Schiffes paſſirt dieſes das Thor der unteren Schleuſe und fährt in die Kammer ein, worauf jenes geſchloſſen wird. Durch Oeffnen des Thores der oberen Schleuſe wird das Waſſer in der Kammer geſtaut, es hebt ſich mit dem ſchwimmenden Schiffe bis zur Niveaufläche des höher gelegenen Canaltheiles, in welches es durch das geöffnete Schleuſenthor eintritt. Bei der Thalfahrt verharrt das Schiff zunächſt in der höher gelegenen Canalſtrecke, bis in der nächſtfolgenden Kammer die Stauung ſtattgefunden hat, worauf das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/553
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/553>, abgerufen am 11.06.2024.