zufuhr, so büßt es seine Eigenschaft, zu verflüssigen, ein, indem ein Theil seines Kohlenstoffes verbrennt; es wird teigig, und je nach der Kunst des Arbeiters ent- steht hierbei Stahl oder Schmiedeeisen. Viel leichter entsteht allerdings letzteres, weil es schwierig ist, den Punkt zu treffen, bei dem noch genügend Kohlenstoff im Eisen vorhanden ist, damit es die Eigenschaft des Stahles hat. Zur Herstellung des Schmiedeeisens ist es nur nöthig, den Kohlenstoff möglichst vollständig zu ver- brennen. Diese Methode der Gewinnung des schmiedebaren Eisens aus Roheisen bezeichnet man als Frischen.
Was schließlich die Herstellung des Stahles anbelangt, so wollen wir unseren einleitenden Ausführungen nicht vorgreifen, erwähnen aber schon hier, daß man das Schmiedeeisen durch den sogenannten Cementationsproceß aufs neue Kohle zuführt und dieser Art "Cementstahl" bildet. Schmilzt man den Cementstahl im stärksten Ofenfeuer in Tiegeln, so erhält man den "Tiegelgußstahl" oder Guß- stahl kurzweg. ... Mit Phosphor, Schwefel und Silicium in größerer Menge verunreinigter Stahl ist gänzlich unbrauchbar. Aus Erzen, welche ein mit diesen Stoffen verunreinigtes Roheisen geben, ließ sich früher nur auf dem Wege: Roh- eisen, Schmiedeeisen, Stahl, letzterer erzeugen, natürlich mit einem enormen Auf- wande von Stoff und Kraft, mit der Erzeugung massenhafter, schlecht zu ver- werthender Stoff- und Kraftabfälle.
Wo hingegen die vorgenannten Verunreinigungen fehlen, steht nichts dagegen, den Umweg über das Schmiedeeisen zu vermeiden, d. h. dem Roheisen nur so viel Kohlenstoff zu entziehen, daß Stahl sich bildet, oder auch die Roheisenerzeugung zu deliminiren und aus dem Eisenerz direct zu Schmiedeeisen oder Stahl zu ge- langen. ... Wenn auch nicht zu den Erzen, so doch zu den eisenreichen Rohstoffen des Hochofenbetriebes sind schließlich noch einige Erzeugnisse von Hütten- und anderen Betrieben zu nennen, welche einfach Fabrikationsabfälle sind. Hierher sind zu zählen: die Puddel- und Schweißschlacken, der Walzensinter, der Hammer- schlag, Convertauswürfe u. s. w.
Ueberblicken wir den ganzen Entwickelungsgang, den das geförderte Eisenerz bis zu seiner Verarbeitung in allen erdenklichen Auszweigungen erfährt, so ergiebt sich ungezwungen folgendes Schema: Aus dem geförderten Eisenerz gewinnt man das Roheisen, welches theils als Gußeisen weiter verwendet wird (Gießereibetrieb, Kugeln, Platten, Maschinenguß), theils in Schmiedeeisen (Stabeisen) umgewandelt wird. Dieses Stabeisen wird durch weitere Zuführung von mechanischer Kraft auf Stäbe, Bleche, Schienen, Drähte verarbeitet. Andererseits aber liegt das Stabeisen als Rohstoff gewissen Sorten des Stahles zu Grunde. Rohstahl findet seine höhere Entwickelung im Gußstahl und dieser giebt das Material für Stahlfabrikate aller Art bis zu den kleinsten Fabrikaten (Nadeln, Federn), aber auch zu Maschinen- theilen, Schienen u. s. w. ab.
Nachdem wir an der Hand des bisher Mitgetheilten einen orientirenden Ueberblick auf die Wandlungen des Eisens vom Erz bis zu den subtilsten Stahl-
Das Roheiſen und ſeine Darſtellung.
zufuhr, ſo büßt es ſeine Eigenſchaft, zu verflüſſigen, ein, indem ein Theil ſeines Kohlenſtoffes verbrennt; es wird teigig, und je nach der Kunſt des Arbeiters ent- ſteht hierbei Stahl oder Schmiedeeiſen. Viel leichter entſteht allerdings letzteres, weil es ſchwierig iſt, den Punkt zu treffen, bei dem noch genügend Kohlenſtoff im Eiſen vorhanden iſt, damit es die Eigenſchaft des Stahles hat. Zur Herſtellung des Schmiedeeiſens iſt es nur nöthig, den Kohlenſtoff möglichſt vollſtändig zu ver- brennen. Dieſe Methode der Gewinnung des ſchmiedebaren Eiſens aus Roheiſen bezeichnet man als Friſchen.
Was ſchließlich die Herſtellung des Stahles anbelangt, ſo wollen wir unſeren einleitenden Ausführungen nicht vorgreifen, erwähnen aber ſchon hier, daß man das Schmiedeeiſen durch den ſogenannten Cementationsproceß aufs neue Kohle zuführt und dieſer Art »Cementſtahl« bildet. Schmilzt man den Cementſtahl im ſtärkſten Ofenfeuer in Tiegeln, ſo erhält man den »Tiegelgußſtahl« oder Guß- ſtahl kurzweg. ... Mit Phosphor, Schwefel und Silicium in größerer Menge verunreinigter Stahl iſt gänzlich unbrauchbar. Aus Erzen, welche ein mit dieſen Stoffen verunreinigtes Roheiſen geben, ließ ſich früher nur auf dem Wege: Roh- eiſen, Schmiedeeiſen, Stahl, letzterer erzeugen, natürlich mit einem enormen Auf- wande von Stoff und Kraft, mit der Erzeugung maſſenhafter, ſchlecht zu ver- werthender Stoff- und Kraftabfälle.
Wo hingegen die vorgenannten Verunreinigungen fehlen, ſteht nichts dagegen, den Umweg über das Schmiedeeiſen zu vermeiden, d. h. dem Roheiſen nur ſo viel Kohlenſtoff zu entziehen, daß Stahl ſich bildet, oder auch die Roheiſenerzeugung zu deliminiren und aus dem Eiſenerz direct zu Schmiedeeiſen oder Stahl zu ge- langen. ... Wenn auch nicht zu den Erzen, ſo doch zu den eiſenreichen Rohſtoffen des Hochofenbetriebes ſind ſchließlich noch einige Erzeugniſſe von Hütten- und anderen Betrieben zu nennen, welche einfach Fabrikationsabfälle ſind. Hierher ſind zu zählen: die Puddel- und Schweißſchlacken, der Walzenſinter, der Hammer- ſchlag, Convertauswürfe u. ſ. w.
Ueberblicken wir den ganzen Entwickelungsgang, den das geförderte Eiſenerz bis zu ſeiner Verarbeitung in allen erdenklichen Auszweigungen erfährt, ſo ergiebt ſich ungezwungen folgendes Schema: Aus dem geförderten Eiſenerz gewinnt man das Roheiſen, welches theils als Gußeiſen weiter verwendet wird (Gießereibetrieb, Kugeln, Platten, Maſchinenguß), theils in Schmiedeeiſen (Stabeiſen) umgewandelt wird. Dieſes Stabeiſen wird durch weitere Zuführung von mechaniſcher Kraft auf Stäbe, Bleche, Schienen, Drähte verarbeitet. Andererſeits aber liegt das Stabeiſen als Rohſtoff gewiſſen Sorten des Stahles zu Grunde. Rohſtahl findet ſeine höhere Entwickelung im Gußſtahl und dieſer giebt das Material für Stahlfabrikate aller Art bis zu den kleinſten Fabrikaten (Nadeln, Federn), aber auch zu Maſchinen- theilen, Schienen u. ſ. w. ab.
Nachdem wir an der Hand des bisher Mitgetheilten einen orientirenden Ueberblick auf die Wandlungen des Eiſens vom Erz bis zu den ſubtilſten Stahl-
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[27/0045]
Das Roheiſen und ſeine Darſtellung.
zufuhr, ſo büßt es ſeine Eigenſchaft, zu verflüſſigen, ein, indem ein Theil ſeines
Kohlenſtoffes verbrennt; es wird teigig, und je nach der Kunſt des Arbeiters ent-
ſteht hierbei Stahl oder Schmiedeeiſen. Viel leichter entſteht allerdings letzteres, weil
es ſchwierig iſt, den Punkt zu treffen, bei dem noch genügend Kohlenſtoff im Eiſen
vorhanden iſt, damit es die Eigenſchaft des Stahles hat. Zur Herſtellung des
Schmiedeeiſens iſt es nur nöthig, den Kohlenſtoff möglichſt vollſtändig zu ver-
brennen. Dieſe Methode der Gewinnung des ſchmiedebaren Eiſens aus Roheiſen
bezeichnet man als Friſchen.
Was ſchließlich die Herſtellung des Stahles anbelangt, ſo wollen wir unſeren
einleitenden Ausführungen nicht vorgreifen, erwähnen aber ſchon hier, daß man
das Schmiedeeiſen durch den ſogenannten Cementationsproceß aufs neue Kohle
zuführt und dieſer Art »Cementſtahl« bildet. Schmilzt man den Cementſtahl im
ſtärkſten Ofenfeuer in Tiegeln, ſo erhält man den »Tiegelgußſtahl« oder Guß-
ſtahl kurzweg. ... Mit Phosphor, Schwefel und Silicium in größerer Menge
verunreinigter Stahl iſt gänzlich unbrauchbar. Aus Erzen, welche ein mit dieſen
Stoffen verunreinigtes Roheiſen geben, ließ ſich früher nur auf dem Wege: Roh-
eiſen, Schmiedeeiſen, Stahl, letzterer erzeugen, natürlich mit einem enormen Auf-
wande von Stoff und Kraft, mit der Erzeugung maſſenhafter, ſchlecht zu ver-
werthender Stoff- und Kraftabfälle.
Wo hingegen die vorgenannten Verunreinigungen fehlen, ſteht nichts dagegen,
den Umweg über das Schmiedeeiſen zu vermeiden, d. h. dem Roheiſen nur ſo
viel Kohlenſtoff zu entziehen, daß Stahl ſich bildet, oder auch die Roheiſenerzeugung
zu deliminiren und aus dem Eiſenerz direct zu Schmiedeeiſen oder Stahl zu ge-
langen. ... Wenn auch nicht zu den Erzen, ſo doch zu den eiſenreichen Rohſtoffen
des Hochofenbetriebes ſind ſchließlich noch einige Erzeugniſſe von Hütten- und
anderen Betrieben zu nennen, welche einfach Fabrikationsabfälle ſind. Hierher
ſind zu zählen: die Puddel- und Schweißſchlacken, der Walzenſinter, der Hammer-
ſchlag, Convertauswürfe u. ſ. w.
Ueberblicken wir den ganzen Entwickelungsgang, den das geförderte Eiſenerz
bis zu ſeiner Verarbeitung in allen erdenklichen Auszweigungen erfährt, ſo ergiebt
ſich ungezwungen folgendes Schema: Aus dem geförderten Eiſenerz gewinnt man
das Roheiſen, welches theils als Gußeiſen weiter verwendet wird (Gießereibetrieb,
Kugeln, Platten, Maſchinenguß), theils in Schmiedeeiſen (Stabeiſen) umgewandelt
wird. Dieſes Stabeiſen wird durch weitere Zuführung von mechaniſcher Kraft auf
Stäbe, Bleche, Schienen, Drähte verarbeitet. Andererſeits aber liegt das Stabeiſen
als Rohſtoff gewiſſen Sorten des Stahles zu Grunde. Rohſtahl findet ſeine höhere
Entwickelung im Gußſtahl und dieſer giebt das Material für Stahlfabrikate aller
Art bis zu den kleinſten Fabrikaten (Nadeln, Federn), aber auch zu Maſchinen-
theilen, Schienen u. ſ. w. ab.
Nachdem wir an der Hand des bisher Mitgetheilten einen orientirenden
Ueberblick auf die Wandlungen des Eiſens vom Erz bis zu den ſubtilſten Stahl-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/45>, abgerufen am 23.11.2024.
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