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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.

Dem Typus nach ist das Schiff ein Dreidecker, welcher durch zehn wasser-
dichte, bis zum Oberdeck gehende Schotte in 11 Abtheilungen getheilt ist, so daß
das Volllaufen von zwei nebeneinander liegenden Abtheilungen noch nicht das
Sinken des Schiffes zur Folge haben kann. Das Vordertheil des Schiffes ist durch
eine weit übergebaute eiserne Back gegen die Seen geschützt; ungefähr am Ende
des ersten Viertels beginnt das außerordentlich umfangreiche Promenadedeck, welches
sich über die ganze Breite und die Hälfte seiner Länge erstreckt und durch eine
Laufbrücke mit dem hinteren, für den zweiten Salon bestimmenden Promenadedeck
in Verbindung steht. Auf dem Promenadedeck erhebt sich zunächst auf dem Mittel-
deck ein außerordentlich ausgedehntes eisernes Deckhaus, welches zu beiden Seiten
einen weiten Raum für die Bewegung der Passagiere frei läßt. Dieser Raum ist
an beiden Seiten mit einem festen, bis zum Bord reichenden Holzdach überdacht,
und stehen auf letzterem die zwölf aus Stahlblech hergestellten, mit Luftkästen ver-
sehenen großen Rettungsboote. Auf dem Hinterdeck erhebt sich ein zweites Deck-
haus, in welchem der Damensalon, das Rauchzimmer und zwischen beiden der
Treppenvorplatz für den zweiten Salon sich befindet.

Eintheilung und Anordnung auf dem Hauptdeck weichen von den bis dahin
üblichen Formen (der "Kaiser Wilhelm II." lief am 23. April 1889 vom Stapel)
der deutschen Dampfer gänzlich ab. Während unter der oben beschriebenen Back
Wohnungen für die Seeleute, Waschhäuser für dieselben und für das Zwischen-
deck, die Dampfküche für die III. Classe und für die Mannschaft, Aufwaschräume,
die Schlächterei und Stallungen untergebracht sind, erhebt sich unter dem das
zweite und dritte Viertel des Schiffes überdachenden Promenadedeck ein mächtiges
Deckhaus, welches zu beiden Seiten des Schiffes freie, von dem bis zur Bordwand
geführten und auf eisernen Stützen ruhenden Promenadedeck überdacht, nach der
See zu offene Gänge frei läßt. In diesem Deckhaus befindet sich der 13.2 Meter
breite und für 104 Personen Platz bietende Speisesalon der I. Classe. Im
Renaissancestyl gehalten, sind die Täfelungen von hellem Nußbaumholz und
Füllungen von ungarischer Esche, mit vergoldeten Verzierungen versehen. Die kost-
baren Bezüge der Divans und Drehstühle sind in geschnittenem Leder ausgeführt,
die Farben Altblau mit gelben Verzierungen.

Durch die mächtigen Oberlichtöffnungen der Decke sieht man in den prunk-
voll ausgestatteten Musiksalon; durch eine mit reichen schmiedeeisernen und ver-
goldeten Rankengeländer versehene Oeffnung des Fußbodens öffnet sich der Aus-
blick nach abwärts in den unteren, kleineren Speisesalon mit 32 Sitzplätzen. Auch
dieser Raum ist in hellen Eichen und Eschen im Renaissancestyl gehalten. Die
weinrothe Farbe der Divan- und Stuhlbezüge ist von prächtiger Wirkung. Neben
dem unteren Salon, durch einen stylvollen Vorplatz von ihm getrennt, liegt der
etwa für 40 Personen berechnete Lesesaal, in welchem -- bei sonst gleicher Aus-
stattung wie in den vorbesprochenen Räumen -- die Farbe der Ueberzüge meer-
grün gewählt ist. Die Anordnung der Salons in drei Stockwerken gewährt einen

Erſter Abſchnitt.

Dem Typus nach iſt das Schiff ein Dreidecker, welcher durch zehn waſſer-
dichte, bis zum Oberdeck gehende Schotte in 11 Abtheilungen getheilt iſt, ſo daß
das Volllaufen von zwei nebeneinander liegenden Abtheilungen noch nicht das
Sinken des Schiffes zur Folge haben kann. Das Vordertheil des Schiffes iſt durch
eine weit übergebaute eiſerne Back gegen die Seen geſchützt; ungefähr am Ende
des erſten Viertels beginnt das außerordentlich umfangreiche Promenadedeck, welches
ſich über die ganze Breite und die Hälfte ſeiner Länge erſtreckt und durch eine
Laufbrücke mit dem hinteren, für den zweiten Salon beſtimmenden Promenadedeck
in Verbindung ſteht. Auf dem Promenadedeck erhebt ſich zunächſt auf dem Mittel-
deck ein außerordentlich ausgedehntes eiſernes Deckhaus, welches zu beiden Seiten
einen weiten Raum für die Bewegung der Paſſagiere frei läßt. Dieſer Raum iſt
an beiden Seiten mit einem feſten, bis zum Bord reichenden Holzdach überdacht,
und ſtehen auf letzterem die zwölf aus Stahlblech hergeſtellten, mit Luftkäſten ver-
ſehenen großen Rettungsboote. Auf dem Hinterdeck erhebt ſich ein zweites Deck-
haus, in welchem der Damenſalon, das Rauchzimmer und zwiſchen beiden der
Treppenvorplatz für den zweiten Salon ſich befindet.

Eintheilung und Anordnung auf dem Hauptdeck weichen von den bis dahin
üblichen Formen (der »Kaiſer Wilhelm II.« lief am 23. April 1889 vom Stapel)
der deutſchen Dampfer gänzlich ab. Während unter der oben beſchriebenen Back
Wohnungen für die Seeleute, Waſchhäuſer für dieſelben und für das Zwiſchen-
deck, die Dampfküche für die III. Claſſe und für die Mannſchaft, Aufwaſchräume,
die Schlächterei und Stallungen untergebracht ſind, erhebt ſich unter dem das
zweite und dritte Viertel des Schiffes überdachenden Promenadedeck ein mächtiges
Deckhaus, welches zu beiden Seiten des Schiffes freie, von dem bis zur Bordwand
geführten und auf eiſernen Stützen ruhenden Promenadedeck überdacht, nach der
See zu offene Gänge frei läßt. In dieſem Deckhaus befindet ſich der 13‧2 Meter
breite und für 104 Perſonen Platz bietende Speiſeſalon der I. Claſſe. Im
Renaiſſanceſtyl gehalten, ſind die Täfelungen von hellem Nußbaumholz und
Füllungen von ungariſcher Eſche, mit vergoldeten Verzierungen verſehen. Die koſt-
baren Bezüge der Divans und Drehſtühle ſind in geſchnittenem Leder ausgeführt,
die Farben Altblau mit gelben Verzierungen.

Durch die mächtigen Oberlichtöffnungen der Decke ſieht man in den prunk-
voll ausgeſtatteten Muſikſalon; durch eine mit reichen ſchmiedeeiſernen und ver-
goldeten Rankengeländer verſehene Oeffnung des Fußbodens öffnet ſich der Aus-
blick nach abwärts in den unteren, kleineren Speiſeſalon mit 32 Sitzplätzen. Auch
dieſer Raum iſt in hellen Eichen und Eſchen im Renaiſſanceſtyl gehalten. Die
weinrothe Farbe der Divan- und Stuhlbezüge iſt von prächtiger Wirkung. Neben
dem unteren Salon, durch einen ſtylvollen Vorplatz von ihm getrennt, liegt der
etwa für 40 Perſonen berechnete Leſeſaal, in welchem — bei ſonſt gleicher Aus-
ſtattung wie in den vorbeſprochenen Räumen — die Farbe der Ueberzüge meer-
grün gewählt iſt. Die Anordnung der Salons in drei Stockwerken gewährt einen

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[396/0440] Erſter Abſchnitt. Dem Typus nach iſt das Schiff ein Dreidecker, welcher durch zehn waſſer- dichte, bis zum Oberdeck gehende Schotte in 11 Abtheilungen getheilt iſt, ſo daß das Volllaufen von zwei nebeneinander liegenden Abtheilungen noch nicht das Sinken des Schiffes zur Folge haben kann. Das Vordertheil des Schiffes iſt durch eine weit übergebaute eiſerne Back gegen die Seen geſchützt; ungefähr am Ende des erſten Viertels beginnt das außerordentlich umfangreiche Promenadedeck, welches ſich über die ganze Breite und die Hälfte ſeiner Länge erſtreckt und durch eine Laufbrücke mit dem hinteren, für den zweiten Salon beſtimmenden Promenadedeck in Verbindung ſteht. Auf dem Promenadedeck erhebt ſich zunächſt auf dem Mittel- deck ein außerordentlich ausgedehntes eiſernes Deckhaus, welches zu beiden Seiten einen weiten Raum für die Bewegung der Paſſagiere frei läßt. Dieſer Raum iſt an beiden Seiten mit einem feſten, bis zum Bord reichenden Holzdach überdacht, und ſtehen auf letzterem die zwölf aus Stahlblech hergeſtellten, mit Luftkäſten ver- ſehenen großen Rettungsboote. Auf dem Hinterdeck erhebt ſich ein zweites Deck- haus, in welchem der Damenſalon, das Rauchzimmer und zwiſchen beiden der Treppenvorplatz für den zweiten Salon ſich befindet. Eintheilung und Anordnung auf dem Hauptdeck weichen von den bis dahin üblichen Formen (der »Kaiſer Wilhelm II.« lief am 23. April 1889 vom Stapel) der deutſchen Dampfer gänzlich ab. Während unter der oben beſchriebenen Back Wohnungen für die Seeleute, Waſchhäuſer für dieſelben und für das Zwiſchen- deck, die Dampfküche für die III. Claſſe und für die Mannſchaft, Aufwaſchräume, die Schlächterei und Stallungen untergebracht ſind, erhebt ſich unter dem das zweite und dritte Viertel des Schiffes überdachenden Promenadedeck ein mächtiges Deckhaus, welches zu beiden Seiten des Schiffes freie, von dem bis zur Bordwand geführten und auf eiſernen Stützen ruhenden Promenadedeck überdacht, nach der See zu offene Gänge frei läßt. In dieſem Deckhaus befindet ſich der 13‧2 Meter breite und für 104 Perſonen Platz bietende Speiſeſalon der I. Claſſe. Im Renaiſſanceſtyl gehalten, ſind die Täfelungen von hellem Nußbaumholz und Füllungen von ungariſcher Eſche, mit vergoldeten Verzierungen verſehen. Die koſt- baren Bezüge der Divans und Drehſtühle ſind in geſchnittenem Leder ausgeführt, die Farben Altblau mit gelben Verzierungen. Durch die mächtigen Oberlichtöffnungen der Decke ſieht man in den prunk- voll ausgeſtatteten Muſikſalon; durch eine mit reichen ſchmiedeeiſernen und ver- goldeten Rankengeländer verſehene Oeffnung des Fußbodens öffnet ſich der Aus- blick nach abwärts in den unteren, kleineren Speiſeſalon mit 32 Sitzplätzen. Auch dieſer Raum iſt in hellen Eichen und Eſchen im Renaiſſanceſtyl gehalten. Die weinrothe Farbe der Divan- und Stuhlbezüge iſt von prächtiger Wirkung. Neben dem unteren Salon, durch einen ſtylvollen Vorplatz von ihm getrennt, liegt der etwa für 40 Perſonen berechnete Leſeſaal, in welchem — bei ſonſt gleicher Aus- ſtattung wie in den vorbeſprochenen Räumen — die Farbe der Ueberzüge meer- grün gewählt iſt. Die Anordnung der Salons in drei Stockwerken gewährt einen

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/440>, abgerufen am 22.11.2024.