an den verschiedensten Stellen zugängig. Unter dem Zwischendeck liegt im vorderen und hinteren Raum noch ein Orlopdeck, und darunter befinden sich, bis zum Boden reichend, die Laderäume. Der vor den Collisionsschotten vorne und hinten liegende Raum bleibt unbenützt, bis auf einen unter dem Zwischendeck angebrachten kolossalen Wassertank, der nach Belieben voll oder leer gepumpt wird, um ein zu starkes Heben des Vorderschiffes durch schwerere Ladung im Hinterschiffe auszugleichen.
Der mittlere Theil des Schiffes, ein gutes Drittel der ganzen Länge, wird von den Kessel- und Maschinenanlagen eingenommen. Auf dem Promenadedeck liegen verschiedene Räume für die Passagiere, die Wohnung des Capitäns und die Kammern der Officiere, darauf steht das Steuerhaus mit dem Kartenzimmer und über diesen die Commandobrücke mit Compaß und Telegraphen zur Maschine und zum Steuerhaus. Auf dem Oberdeck stehen vorne auf der Back die Anker- winden und der Ankerkrahn. Durch einen breiten Zwischenraum getrennt, folgt der obere Salon I. Classe, und hinter diesem geht es auf Backbordseite zu den geräumigen "Pantry", an die sich der Aufwaschraum und die Küche für die Kajüt- passagiere anschließen. An der Steuerbordseite liegen die Kammern der Ingenieure und anderer Functionäre, sowie mancherlei Räumlichkeiten für specielle oder allge- meine Bedürfnisse.
Im Hauptdeck liegen ganz vorne hinter dem Collisionsschott Mannschafts- räume, dann folgen Cabinen I. Classe, der untere Salon I. Classe, weiterhin Treppen, Luxuscabinen; neben den Maschinenräumen liegen die Schlafkammern der Heizer mit besonderen Wasch- und Badeeinrichtungen für sie. Weiterhin wieder Kammern, Küchen, Wohnräume für die Bediensteten u. s. w. ... Das Zwischendeck ist vorne, vom Collisionsschott bis zum Kesselraum und hinter der Maschine bis fast zum hinteren Ende des Schiffes zur Aufnahme von Zwischendeckspassagieren ein- gerichtet. Im Orlopdeck endlich befinden sich die Proviant- und Laderäume, der Eisraum und Frischwassertank, Kohlenbunker, Kesselräume und Maschinenraum. Den hinteren Theil des untersten Raumes nehmen die "Tunnel" ein, durch welche in zahlreichen festen Lagern die Schraubenwellen von den Maschinen bis zur Außenwand geführt sind.
So imponirend sich dem Beobachter der Anblick eines solchen schwimmenden Kolosses darstellt, für sich allein ist dieses Werk eine einzige, ungeheuere, leblose Masse, ein Riesenkörper ohne Seele. Um diese Masse zum Leben zu erwecken, bedarf es des Dampfes, beziehungsweise des Bewegungsmechanismus. Wir gedenken hierbei der seltsam primitiven Vorrichtungen eines Symington und Fulton, und streifen dann mit dem geistigen Auge den zu fast unübertreffbarer Vollkommenheit gelangten, riesig dimensionirten und meist eine Leistungsfähigkeit von vielen tausenden Pferdestärken repräsentirenden Bewegungsapparates -- der modernen Schiffs- maschine.
Die ersten wesentlichen Verbesserungen am Locomtionsmechanismus für Schiffe verdankt man dem Engländer John Penn, der zuerst die direct wirken-
Erſter Abſchnitt.
an den verſchiedenſten Stellen zugängig. Unter dem Zwiſchendeck liegt im vorderen und hinteren Raum noch ein Orlopdeck, und darunter befinden ſich, bis zum Boden reichend, die Laderäume. Der vor den Colliſionsſchotten vorne und hinten liegende Raum bleibt unbenützt, bis auf einen unter dem Zwiſchendeck angebrachten koloſſalen Waſſertank, der nach Belieben voll oder leer gepumpt wird, um ein zu ſtarkes Heben des Vorderſchiffes durch ſchwerere Ladung im Hinterſchiffe auszugleichen.
Der mittlere Theil des Schiffes, ein gutes Drittel der ganzen Länge, wird von den Keſſel- und Maſchinenanlagen eingenommen. Auf dem Promenadedeck liegen verſchiedene Räume für die Paſſagiere, die Wohnung des Capitäns und die Kammern der Officiere, darauf ſteht das Steuerhaus mit dem Kartenzimmer und über dieſen die Commandobrücke mit Compaß und Telegraphen zur Maſchine und zum Steuerhaus. Auf dem Oberdeck ſtehen vorne auf der Back die Anker- winden und der Ankerkrahn. Durch einen breiten Zwiſchenraum getrennt, folgt der obere Salon I. Claſſe, und hinter dieſem geht es auf Backbordſeite zu den geräumigen »Pantry«, an die ſich der Aufwaſchraum und die Küche für die Kajüt- paſſagiere anſchließen. An der Steuerbordſeite liegen die Kammern der Ingenieure und anderer Functionäre, ſowie mancherlei Räumlichkeiten für ſpecielle oder allge- meine Bedürfniſſe.
Im Hauptdeck liegen ganz vorne hinter dem Colliſionsſchott Mannſchafts- räume, dann folgen Cabinen I. Claſſe, der untere Salon I. Claſſe, weiterhin Treppen, Luxuscabinen; neben den Maſchinenräumen liegen die Schlafkammern der Heizer mit beſonderen Waſch- und Badeeinrichtungen für ſie. Weiterhin wieder Kammern, Küchen, Wohnräume für die Bedienſteten u. ſ. w. ... Das Zwiſchendeck iſt vorne, vom Colliſionsſchott bis zum Keſſelraum und hinter der Maſchine bis faſt zum hinteren Ende des Schiffes zur Aufnahme von Zwiſchendeckspaſſagieren ein- gerichtet. Im Orlopdeck endlich befinden ſich die Proviant- und Laderäume, der Eisraum und Friſchwaſſertank, Kohlenbunker, Keſſelräume und Maſchinenraum. Den hinteren Theil des unterſten Raumes nehmen die »Tunnel« ein, durch welche in zahlreichen feſten Lagern die Schraubenwellen von den Maſchinen bis zur Außenwand geführt ſind.
So imponirend ſich dem Beobachter der Anblick eines ſolchen ſchwimmenden Koloſſes darſtellt, für ſich allein iſt dieſes Werk eine einzige, ungeheuere, lebloſe Maſſe, ein Rieſenkörper ohne Seele. Um dieſe Maſſe zum Leben zu erwecken, bedarf es des Dampfes, beziehungsweiſe des Bewegungsmechanismus. Wir gedenken hierbei der ſeltſam primitiven Vorrichtungen eines Symington und Fulton, und ſtreifen dann mit dem geiſtigen Auge den zu faſt unübertreffbarer Vollkommenheit gelangten, rieſig dimenſionirten und meiſt eine Leiſtungsfähigkeit von vielen tauſenden Pferdeſtärken repräſentirenden Bewegungsapparates — der modernen Schiffs- maſchine.
Die erſten weſentlichen Verbeſſerungen am Locomtionsmechanismus für Schiffe verdankt man dem Engländer John Penn, der zuerſt die direct wirken-
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Erſter Abſchnitt.
an den verſchiedenſten Stellen zugängig. Unter dem Zwiſchendeck liegt im vorderen
und hinteren Raum noch ein Orlopdeck, und darunter befinden ſich, bis zum Boden
reichend, die Laderäume. Der vor den Colliſionsſchotten vorne und hinten liegende
Raum bleibt unbenützt, bis auf einen unter dem Zwiſchendeck angebrachten koloſſalen
Waſſertank, der nach Belieben voll oder leer gepumpt wird, um ein zu ſtarkes
Heben des Vorderſchiffes durch ſchwerere Ladung im Hinterſchiffe auszugleichen.
Der mittlere Theil des Schiffes, ein gutes Drittel der ganzen Länge, wird
von den Keſſel- und Maſchinenanlagen eingenommen. Auf dem Promenadedeck
liegen verſchiedene Räume für die Paſſagiere, die Wohnung des Capitäns und
die Kammern der Officiere, darauf ſteht das Steuerhaus mit dem Kartenzimmer
und über dieſen die Commandobrücke mit Compaß und Telegraphen zur Maſchine
und zum Steuerhaus. Auf dem Oberdeck ſtehen vorne auf der Back die Anker-
winden und der Ankerkrahn. Durch einen breiten Zwiſchenraum getrennt, folgt
der obere Salon I. Claſſe, und hinter dieſem geht es auf Backbordſeite zu den
geräumigen »Pantry«, an die ſich der Aufwaſchraum und die Küche für die Kajüt-
paſſagiere anſchließen. An der Steuerbordſeite liegen die Kammern der Ingenieure
und anderer Functionäre, ſowie mancherlei Räumlichkeiten für ſpecielle oder allge-
meine Bedürfniſſe.
Im Hauptdeck liegen ganz vorne hinter dem Colliſionsſchott Mannſchafts-
räume, dann folgen Cabinen I. Claſſe, der untere Salon I. Claſſe, weiterhin
Treppen, Luxuscabinen; neben den Maſchinenräumen liegen die Schlafkammern
der Heizer mit beſonderen Waſch- und Badeeinrichtungen für ſie. Weiterhin wieder
Kammern, Küchen, Wohnräume für die Bedienſteten u. ſ. w. ... Das Zwiſchendeck iſt
vorne, vom Colliſionsſchott bis zum Keſſelraum und hinter der Maſchine bis faſt
zum hinteren Ende des Schiffes zur Aufnahme von Zwiſchendeckspaſſagieren ein-
gerichtet. Im Orlopdeck endlich befinden ſich die Proviant- und Laderäume, der
Eisraum und Friſchwaſſertank, Kohlenbunker, Keſſelräume und Maſchinenraum.
Den hinteren Theil des unterſten Raumes nehmen die »Tunnel« ein, durch welche
in zahlreichen feſten Lagern die Schraubenwellen von den Maſchinen bis zur
Außenwand geführt ſind.
So imponirend ſich dem Beobachter der Anblick eines ſolchen ſchwimmenden
Koloſſes darſtellt, für ſich allein iſt dieſes Werk eine einzige, ungeheuere, lebloſe
Maſſe, ein Rieſenkörper ohne Seele. Um dieſe Maſſe zum Leben zu erwecken,
bedarf es des Dampfes, beziehungsweiſe des Bewegungsmechanismus. Wir gedenken
hierbei der ſeltſam primitiven Vorrichtungen eines Symington und Fulton, und
ſtreifen dann mit dem geiſtigen Auge den zu faſt unübertreffbarer Vollkommenheit
gelangten, rieſig dimenſionirten und meiſt eine Leiſtungsfähigkeit von vielen tauſenden
Pferdeſtärken repräſentirenden Bewegungsapparates — der modernen Schiffs-
maſchine.
Die erſten weſentlichen Verbeſſerungen am Locomtionsmechanismus für
Schiffe verdankt man dem Engländer John Penn, der zuerſt die direct wirken-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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