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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
vollständig ausgerüstet werden, was für die stadtseitige Oeffnung, durch welche die
ganze Schiffahrt geht, den Uebelstand einer völligen Verkehrsstockung zu Wasser
mit sich brachte.

Die Gesammterscheinung der Brücke ist, wenngleich den gewaltigen eisernen
Bogen zweifellos eine großartige Wirkung zukommt, gleichwohl nicht der befriedi-
gende wie bei der Bonner Brücke. Krohn sucht den Grund in der durch die Ver-
hältnisse bedingten Eintheilung der Brücke, welche die Anordnung von zwei großen
Mittelöffnungen bedingte, die in der Mitte der Strombrücke einen Sattel bilden.
Damit war eine Placirung der Pfeiler, welche dem ganzen Bauwerke ein einheit-
liches und harmonisches Gepräge geben konnten, sehr erschwert. In Anerkennung
dieser Schwierigkeit war man darauf bedacht, die Pfeiler architektonisch wirksam
zu gestalten, einer Aufgabe, deren sich Professor Schill der Düsseldorfer Kunst-
akademie entledigte. Nach dessen Entwurf erheben sich auf beiden Pfeilern, welche
die Strombrücke begrenzen, schwere und in Renaissanceformen gehaltene Brücken-
portale.

Die als Bogen mit zwei Gelenken ausgebildeten Hauptträger der Strom-
brücke erinnern in ihrer Formgebung an den Mittelbogen der Bonner Brücke. Der
Obergurt des Hauptbogens tritt ungebrochen in die Erscheinung, während der
Untergurt innerhalb des ersten Brückenfeldes unter der Fahrbahn liegt. Die Unter-
kante desselben ist 11.5 Meter, die Oberkante des Hauptträgers 34.5 Meter über
dem Hochwasserspiegel angeordnet. Die Bogenhöhe beträgt am Kämpfer etwa 10,
im Scheitel 5 Meter.

Die Brückenbauanstalt der "Gutehoffnungshütte" war in den letzten Jahren
noch an zwei anderen großen Brückenbauten betheiligt. Das eine dieser Bauwerke
ist die Thalbrücke bei Epfenhofen, das andere die Brücke über die Aare zu
Bern
, behufs Verbindung des Kornhausplatzes mit der Spitalackerhöhe. Ersteres
Bauwerk ist eine Fachwerkbrücke mit eisernen Pfeilern, die Berner Brücke ist eine
Bogenbrücke, deren Gesammtanordnung aus der Fig. 243 zu ersehen ist. Sie besteht
(nach dem Entwurfe der "Gutehoffnungshütte") aus einer Hauptöffnung von
115 Meter Stützweite und 32 Meter Pfeilerhöhe, an welche sich am linksseitigen
steilen Thalabhang eine Nebenöffnung von 36 Meter Stützweite, am rechtsseitigen
flachen abfallenden Thalhange vier Bögen mit einer mittleren Stützweite von 37
bis 39.3 Meter anschließen. Die Gesammtlänge der Brücke beträgt rund 350 Meter;
die Fahrbahn liegt fast 50 Meter über der Thalsohle. Das Bauwerk ist somit
sehr bedeutend und wirkt mit seinen massiven, hoch aufstrebenden Pfeilern, dem
großen eisernen Bogen der Hauptöffnung und den leichten Bogen der Seiten-
öffnungen in seiner Erscheinung recht günstig.

Die Durchführung der Berner Brücke oblag außer der "Gutehoffnungshütte",
welcher der große Mittelbogen zufiel, der Maschinenfabrik Th. Bell & Co. (für
die eisernen Ueberbauten der Seitenöffnungen) und der Firma Paul Simons (für
den Bau der Pfeiler). Die Fundamentirung der Pfeiler verursachte, vornehmlich

Zweiter Abſchnitt.
vollſtändig ausgerüſtet werden, was für die ſtadtſeitige Oeffnung, durch welche die
ganze Schiffahrt geht, den Uebelſtand einer völligen Verkehrsſtockung zu Waſſer
mit ſich brachte.

Die Geſammterſcheinung der Brücke iſt, wenngleich den gewaltigen eiſernen
Bogen zweifellos eine großartige Wirkung zukommt, gleichwohl nicht der befriedi-
gende wie bei der Bonner Brücke. Krohn ſucht den Grund in der durch die Ver-
hältniſſe bedingten Eintheilung der Brücke, welche die Anordnung von zwei großen
Mittelöffnungen bedingte, die in der Mitte der Strombrücke einen Sattel bilden.
Damit war eine Placirung der Pfeiler, welche dem ganzen Bauwerke ein einheit-
liches und harmoniſches Gepräge geben konnten, ſehr erſchwert. In Anerkennung
dieſer Schwierigkeit war man darauf bedacht, die Pfeiler architektoniſch wirkſam
zu geſtalten, einer Aufgabe, deren ſich Profeſſor Schill der Düſſeldorfer Kunſt-
akademie entledigte. Nach deſſen Entwurf erheben ſich auf beiden Pfeilern, welche
die Strombrücke begrenzen, ſchwere und in Renaiſſanceformen gehaltene Brücken-
portale.

Die als Bogen mit zwei Gelenken ausgebildeten Hauptträger der Strom-
brücke erinnern in ihrer Formgebung an den Mittelbogen der Bonner Brücke. Der
Obergurt des Hauptbogens tritt ungebrochen in die Erſcheinung, während der
Untergurt innerhalb des erſten Brückenfeldes unter der Fahrbahn liegt. Die Unter-
kante desſelben iſt 11‧5 Meter, die Oberkante des Hauptträgers 34‧5 Meter über
dem Hochwaſſerſpiegel angeordnet. Die Bogenhöhe beträgt am Kämpfer etwa 10,
im Scheitel 5 Meter.

Die Brückenbauanſtalt der »Gutehoffnungshütte« war in den letzten Jahren
noch an zwei anderen großen Brückenbauten betheiligt. Das eine dieſer Bauwerke
iſt die Thalbrücke bei Epfenhofen, das andere die Brücke über die Aare zu
Bern
, behufs Verbindung des Kornhausplatzes mit der Spitalackerhöhe. Erſteres
Bauwerk iſt eine Fachwerkbrücke mit eiſernen Pfeilern, die Berner Brücke iſt eine
Bogenbrücke, deren Geſammtanordnung aus der Fig. 243 zu erſehen iſt. Sie beſteht
(nach dem Entwurfe der »Gutehoffnungshütte«) aus einer Hauptöffnung von
115 Meter Stützweite und 32 Meter Pfeilerhöhe, an welche ſich am linksſeitigen
ſteilen Thalabhang eine Nebenöffnung von 36 Meter Stützweite, am rechtsſeitigen
flachen abfallenden Thalhange vier Bögen mit einer mittleren Stützweite von 37
bis 39‧3 Meter anſchließen. Die Geſammtlänge der Brücke beträgt rund 350 Meter;
die Fahrbahn liegt faſt 50 Meter über der Thalſohle. Das Bauwerk iſt ſomit
ſehr bedeutend und wirkt mit ſeinen maſſiven, hoch aufſtrebenden Pfeilern, dem
großen eiſernen Bogen der Hauptöffnung und den leichten Bogen der Seiten-
öffnungen in ſeiner Erſcheinung recht günſtig.

Die Durchführung der Berner Brücke oblag außer der »Gutehoffnungshütte«,
welcher der große Mittelbogen zufiel, der Maſchinenfabrik Th. Bell & Co. (für
die eiſernen Ueberbauten der Seitenöffnungen) und der Firma Paul Simons (für
den Bau der Pfeiler). Die Fundamentirung der Pfeiler verurſachte, vornehmlich

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[292/0330] Zweiter Abſchnitt. vollſtändig ausgerüſtet werden, was für die ſtadtſeitige Oeffnung, durch welche die ganze Schiffahrt geht, den Uebelſtand einer völligen Verkehrsſtockung zu Waſſer mit ſich brachte. Die Geſammterſcheinung der Brücke iſt, wenngleich den gewaltigen eiſernen Bogen zweifellos eine großartige Wirkung zukommt, gleichwohl nicht der befriedi- gende wie bei der Bonner Brücke. Krohn ſucht den Grund in der durch die Ver- hältniſſe bedingten Eintheilung der Brücke, welche die Anordnung von zwei großen Mittelöffnungen bedingte, die in der Mitte der Strombrücke einen Sattel bilden. Damit war eine Placirung der Pfeiler, welche dem ganzen Bauwerke ein einheit- liches und harmoniſches Gepräge geben konnten, ſehr erſchwert. In Anerkennung dieſer Schwierigkeit war man darauf bedacht, die Pfeiler architektoniſch wirkſam zu geſtalten, einer Aufgabe, deren ſich Profeſſor Schill der Düſſeldorfer Kunſt- akademie entledigte. Nach deſſen Entwurf erheben ſich auf beiden Pfeilern, welche die Strombrücke begrenzen, ſchwere und in Renaiſſanceformen gehaltene Brücken- portale. Die als Bogen mit zwei Gelenken ausgebildeten Hauptträger der Strom- brücke erinnern in ihrer Formgebung an den Mittelbogen der Bonner Brücke. Der Obergurt des Hauptbogens tritt ungebrochen in die Erſcheinung, während der Untergurt innerhalb des erſten Brückenfeldes unter der Fahrbahn liegt. Die Unter- kante desſelben iſt 11‧5 Meter, die Oberkante des Hauptträgers 34‧5 Meter über dem Hochwaſſerſpiegel angeordnet. Die Bogenhöhe beträgt am Kämpfer etwa 10, im Scheitel 5 Meter. Die Brückenbauanſtalt der »Gutehoffnungshütte« war in den letzten Jahren noch an zwei anderen großen Brückenbauten betheiligt. Das eine dieſer Bauwerke iſt die Thalbrücke bei Epfenhofen, das andere die Brücke über die Aare zu Bern, behufs Verbindung des Kornhausplatzes mit der Spitalackerhöhe. Erſteres Bauwerk iſt eine Fachwerkbrücke mit eiſernen Pfeilern, die Berner Brücke iſt eine Bogenbrücke, deren Geſammtanordnung aus der Fig. 243 zu erſehen iſt. Sie beſteht (nach dem Entwurfe der »Gutehoffnungshütte«) aus einer Hauptöffnung von 115 Meter Stützweite und 32 Meter Pfeilerhöhe, an welche ſich am linksſeitigen ſteilen Thalabhang eine Nebenöffnung von 36 Meter Stützweite, am rechtsſeitigen flachen abfallenden Thalhange vier Bögen mit einer mittleren Stützweite von 37 bis 39‧3 Meter anſchließen. Die Geſammtlänge der Brücke beträgt rund 350 Meter; die Fahrbahn liegt faſt 50 Meter über der Thalſohle. Das Bauwerk iſt ſomit ſehr bedeutend und wirkt mit ſeinen maſſiven, hoch aufſtrebenden Pfeilern, dem großen eiſernen Bogen der Hauptöffnung und den leichten Bogen der Seiten- öffnungen in ſeiner Erſcheinung recht günſtig. Die Durchführung der Berner Brücke oblag außer der »Gutehoffnungshütte«, welcher der große Mittelbogen zufiel, der Maſchinenfabrik Th. Bell & Co. (für die eiſernen Ueberbauten der Seitenöffnungen) und der Firma Paul Simons (für den Bau der Pfeiler). Die Fundamentirung der Pfeiler verurſachte, vornehmlich

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/330>, abgerufen am 25.11.2024.