Mauerwerk. Für das Zusammenfügen der Theile waren über 8 Millionen Niet- nägel erforderlich. Um die Metallconstruction gegen das Rosten zu schützen, mußten 6 Millionen Quadratmeter Oberfläche dreimal mit Oelfarbe überstrichen werden. Die für die röhrenförmigen stützenden Theile der Construction verwendeten gebogenen Stahlplatten würden, aneinander gereiht, die erstaunliche Länge von 70 Kilometer erreichen. Der Bau der Brücke begann im April 1883 und war Anfangs Jänner
[Abbildung]
Fig. 228.
Rheinbrücke bei Mainz (1862).
1890 vollendet. Die Gesammtkosten beliefen sich auf rund 30 Millionen Gulden: die Arbeiterzahl schwankte in der lebhaftesten Bauzeit zwischen 4000 und 5000.
In Deutschland hat sich der Brückenbau innerhalb des letzten Jahrzehntes in ganz hervorragender Weise entwickelt. Neben dem Bewußtsein der Leistungs- fähigkeit, welche die deutschen Techniker beseelt, und der hohen Vervollkommnung, welche die statischen Wissenschaften durch Männer wie Culmann, Schwedler, Mohr, Winkler, Krohn u. A. erfahren, fällt ein großer Antheil an diesem Auf- schwunge der Entwickelung der deutschen Eisenindustrie zu. Dies bezieht sich vor- nehmlich auf die Herstellung eines einwandfreien Flußeisens. Noch vor wenigen Jahren bestanden in Deutschland -- einzelne kleine Ausnahmen abgerechnet --
[Abbildung]
Fig. 229.
Elbebrücke bei Harburg und Hamburg (1872 bezw. 1887).
keine Brücken aus Flußeisen, das erst nach hartem Kampfe das alterprobte Schweiß- eisen zu verdrängen vermochte.
Ohne diesen letzteren Sachverhalt wäre mancher große Brückenbau in Deutsch- land nicht zur Ausführung gekommen; denn die Bedeutung des Flußeisens beruht vornehmlich darauf, daß dasselbe seiner guten Eigenschaften wegen in höherem Maße beansprucht werden darf, als das ältere Schweißeisen. Dies ist von ein- schneidender Wichtigkeit, wenn man erwägt, daß bei Brücken mit bedeutenden Spannweiten das Eisengewicht in viel größerem Maße als dem umgekehrten Ver- hältniß der zulässigen Beanspruchungen des Materials wächst, da die todte Last
Zweiter Abſchnitt.
Mauerwerk. Für das Zuſammenfügen der Theile waren über 8 Millionen Niet- nägel erforderlich. Um die Metallconſtruction gegen das Roſten zu ſchützen, mußten 6 Millionen Quadratmeter Oberfläche dreimal mit Oelfarbe überſtrichen werden. Die für die röhrenförmigen ſtützenden Theile der Conſtruction verwendeten gebogenen Stahlplatten würden, aneinander gereiht, die erſtaunliche Länge von 70 Kilometer erreichen. Der Bau der Brücke begann im April 1883 und war Anfangs Jänner
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Fig. 228.
Rheinbrücke bei Mainz (1862).
1890 vollendet. Die Geſammtkoſten beliefen ſich auf rund 30 Millionen Gulden: die Arbeiterzahl ſchwankte in der lebhafteſten Bauzeit zwiſchen 4000 und 5000.
In Deutſchland hat ſich der Brückenbau innerhalb des letzten Jahrzehntes in ganz hervorragender Weiſe entwickelt. Neben dem Bewußtſein der Leiſtungs- fähigkeit, welche die deutſchen Techniker beſeelt, und der hohen Vervollkommnung, welche die ſtatiſchen Wiſſenſchaften durch Männer wie Culmann, Schwedler, Mohr, Winkler, Krohn u. A. erfahren, fällt ein großer Antheil an dieſem Auf- ſchwunge der Entwickelung der deutſchen Eiſeninduſtrie zu. Dies bezieht ſich vor- nehmlich auf die Herſtellung eines einwandfreien Flußeiſens. Noch vor wenigen Jahren beſtanden in Deutſchland — einzelne kleine Ausnahmen abgerechnet —
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Fig. 229.
Elbebrücke bei Harburg und Hamburg (1872 bezw. 1887).
keine Brücken aus Flußeiſen, das erſt nach hartem Kampfe das alterprobte Schweiß- eiſen zu verdrängen vermochte.
Ohne dieſen letzteren Sachverhalt wäre mancher große Brückenbau in Deutſch- land nicht zur Ausführung gekommen; denn die Bedeutung des Flußeiſens beruht vornehmlich darauf, daß dasſelbe ſeiner guten Eigenſchaften wegen in höherem Maße beanſprucht werden darf, als das ältere Schweißeiſen. Dies iſt von ein- ſchneidender Wichtigkeit, wenn man erwägt, daß bei Brücken mit bedeutenden Spannweiten das Eiſengewicht in viel größerem Maße als dem umgekehrten Ver- hältniß der zuläſſigen Beanſpruchungen des Materials wächſt, da die todte Laſt
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Zweiter Abſchnitt.
Mauerwerk. Für das Zuſammenfügen der Theile waren über 8 Millionen Niet-
nägel erforderlich. Um die Metallconſtruction gegen das Roſten zu ſchützen, mußten
6 Millionen Quadratmeter Oberfläche dreimal mit Oelfarbe überſtrichen werden.
Die für die röhrenförmigen ſtützenden Theile der Conſtruction verwendeten gebogenen
Stahlplatten würden, aneinander gereiht, die erſtaunliche Länge von 70 Kilometer
erreichen. Der Bau der Brücke begann im April 1883 und war Anfangs Jänner
[Abbildung Fig. 228. Rheinbrücke bei Mainz (1862).]
1890 vollendet. Die Geſammtkoſten beliefen ſich auf rund 30 Millionen Gulden:
die Arbeiterzahl ſchwankte in der lebhafteſten Bauzeit zwiſchen 4000 und 5000.
In Deutſchland hat ſich der Brückenbau innerhalb des letzten Jahrzehntes
in ganz hervorragender Weiſe entwickelt. Neben dem Bewußtſein der Leiſtungs-
fähigkeit, welche die deutſchen Techniker beſeelt, und der hohen Vervollkommnung,
welche die ſtatiſchen Wiſſenſchaften durch Männer wie Culmann,
Schwedler,
Mohr, Winkler, Krohn u. A. erfahren, fällt ein großer Antheil an dieſem Auf-
ſchwunge der Entwickelung der deutſchen Eiſeninduſtrie zu. Dies bezieht ſich vor-
nehmlich auf die Herſtellung eines einwandfreien Flußeiſens. Noch vor wenigen
Jahren beſtanden in Deutſchland — einzelne kleine Ausnahmen abgerechnet —
[Abbildung Fig. 229. Elbebrücke bei Harburg und Hamburg (1872 bezw. 1887).]
keine Brücken aus Flußeiſen, das erſt nach hartem Kampfe das alterprobte Schweiß-
eiſen zu verdrängen vermochte.
Ohne dieſen letzteren Sachverhalt wäre mancher große Brückenbau in Deutſch-
land nicht zur Ausführung gekommen; denn die Bedeutung des Flußeiſens beruht
vornehmlich darauf, daß dasſelbe ſeiner guten Eigenſchaften wegen in höherem
Maße beanſprucht werden darf, als das ältere Schweißeiſen. Dies iſt von ein-
ſchneidender Wichtigkeit, wenn man erwägt, daß bei Brücken mit bedeutenden
Spannweiten das Eiſengewicht in viel größerem Maße als dem umgekehrten Ver-
hältniß der zuläſſigen Beanſpruchungen des Materials wächſt, da die todte Laſt
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/314>, abgerufen am 25.11.2024.
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