Würde die motorische Kraft im absoluten Sinne auf die Arbeitsmaschine wirken, so käme deren volle Ausnützbarkeit in Betracht. Nun ist aber dies in den seltensten Fällen möglich, weil der fragliche Effect zum Theile von der Kraft- maschine selbst paralisirt wird, da sie -- wie bei der Dampfmaschine -- viele Bestand- theile bewegt, allerhand Reibungswiderstände zu überwinden hat u. s. w., wodurch Effectverluste stattfinden, welche den Gesammteffect beeinträchtigen. Der praktisch verwerthbare Effect einer jeden motorischen Leistung wird "Nutzeffect" genannt.
Der verbreitetste und leistungsfähigste aller Motoren ist die Dampf- maschine. Das Wesen derselben hier bis in die physikalischen Einzelheiten zu er- läutern, erscheint wohl überflüssig. Wir haben daher nur gewisse, zum allgemeinen Verständnisse gehörende Begriffsworte zu erläutern. Wird Dampf in einem ge- schlossenen Gefäße entwickelt, so wird derselbe, vermöge seines Bestrebens als gas- förmiger Körper, einen immer größeren Raum einnehmen, sich ausdehnen, einen Druck auf die Wände des Gefäßes ausüben. Diese Kraftäußerung wird als "Spannung" bezeichnet. Sie kann jedoch eine gewisse Grenze, welche ausschließlich von der Temperatur des Wassers abhängt, nicht überschreiten. Demgemäß spricht man von "gesättigtem Dampf", der das Maximum der Spannkraft besitzt, dessen der Dampf bei der Temperatur des Raumes, in welchem er sich befindet, über- haupt fähig ist.
So lange der Dampf in einem geschlossenen Raume mit der erzeugenden Flüssigkeit in Berührung bleibt, verharrt er bei Steigerung der Temperatur auch immer im gesättigten Zustande (er bleibt "saturirt"), da fortgesetzt neuer Dampf dazukommt. Die Spannkraft eines solchen gesättigten Dampfes nimmt für den Grad Celsius um mehr als zu. Steigert man hingegen die Temperatur eines von der Flüssigkeit abgesperrten Dampfes, so erhält man "überhitzten" Dampf. Kühlt man den Dampf auf irgend eine Weise hinreichend ab, so verwandelt er sich fast augenblicklich in Wasser und verliert sofort seine Spannung. Man sagt: der Dampf wird "condensirt". Da ein von der Flüssigkeit getrennter Dampf sein Volumen vergrößert, muß auch seine Spannung sinken, und zwar derart, daß bei zwei-, drei-, viermal größerem Volumen die Spannung 1/2, 1/3 , 1/4 von der ur- sprünglichen wird.
Hohe Dampfspannungen, wie sie eben in den maschinellen Betrieben vor- kommen, werden nach "Atmosphären" berechnet. Die Grundlage hierzu giebt das Gesetz, daß die Luft auf einen Quadratcentimeter einen Druck von einem Kilo- gramm ausübt. Dementsprechend ist eine "Atmosphäre" gleich dem Drucke von einem Kilogramm auf einen Quadratcentimeter.
Wird das Wasser bis zu seinem Siedepunkte, d. i. bis 100°C., erwärmt, so ist die Spannung des entwickelten Dampfes gleich einer Atmosphäre, es ent- sprechen daher
2 Atmosphären einer Wassertemperatur von 121°C.
3 " " " " 134° "
Die motoriſchen Einrichtungen.
Würde die motoriſche Kraft im abſoluten Sinne auf die Arbeitsmaſchine wirken, ſo käme deren volle Ausnützbarkeit in Betracht. Nun iſt aber dies in den ſeltenſten Fällen möglich, weil der fragliche Effect zum Theile von der Kraft- maſchine ſelbſt paraliſirt wird, da ſie — wie bei der Dampfmaſchine — viele Beſtand- theile bewegt, allerhand Reibungswiderſtände zu überwinden hat u. ſ. w., wodurch Effectverluſte ſtattfinden, welche den Geſammteffect beeinträchtigen. Der praktiſch verwerthbare Effect einer jeden motoriſchen Leiſtung wird »Nutzeffect« genannt.
Der verbreitetſte und leiſtungsfähigſte aller Motoren iſt die Dampf- maſchine. Das Weſen derſelben hier bis in die phyſikaliſchen Einzelheiten zu er- läutern, erſcheint wohl überflüſſig. Wir haben daher nur gewiſſe, zum allgemeinen Verſtändniſſe gehörende Begriffsworte zu erläutern. Wird Dampf in einem ge- ſchloſſenen Gefäße entwickelt, ſo wird derſelbe, vermöge ſeines Beſtrebens als gas- förmiger Körper, einen immer größeren Raum einnehmen, ſich ausdehnen, einen Druck auf die Wände des Gefäßes ausüben. Dieſe Kraftäußerung wird als »Spannung« bezeichnet. Sie kann jedoch eine gewiſſe Grenze, welche ausſchließlich von der Temperatur des Waſſers abhängt, nicht überſchreiten. Demgemäß ſpricht man von »geſättigtem Dampf«, der das Maximum der Spannkraft beſitzt, deſſen der Dampf bei der Temperatur des Raumes, in welchem er ſich befindet, über- haupt fähig iſt.
So lange der Dampf in einem geſchloſſenen Raume mit der erzeugenden Flüſſigkeit in Berührung bleibt, verharrt er bei Steigerung der Temperatur auch immer im geſättigten Zuſtande (er bleibt »ſaturirt«), da fortgeſetzt neuer Dampf dazukommt. Die Spannkraft eines ſolchen geſättigten Dampfes nimmt für den Grad Celſius um mehr als zu. Steigert man hingegen die Temperatur eines von der Flüſſigkeit abgeſperrten Dampfes, ſo erhält man »überhitzten« Dampf. Kühlt man den Dampf auf irgend eine Weiſe hinreichend ab, ſo verwandelt er ſich faſt augenblicklich in Waſſer und verliert ſofort ſeine Spannung. Man ſagt: der Dampf wird »condenſirt«. Da ein von der Flüſſigkeit getrennter Dampf ſein Volumen vergrößert, muß auch ſeine Spannung ſinken, und zwar derart, daß bei zwei-, drei-, viermal größerem Volumen die Spannung ½, ⅓, ¼ von der ur- ſprünglichen wird.
Hohe Dampfſpannungen, wie ſie eben in den maſchinellen Betrieben vor- kommen, werden nach »Atmoſphären« berechnet. Die Grundlage hierzu giebt das Geſetz, daß die Luft auf einen Quadratcentimeter einen Druck von einem Kilo- gramm ausübt. Dementſprechend iſt eine »Atmoſphäre« gleich dem Drucke von einem Kilogramm auf einen Quadratcentimeter.
Wird das Waſſer bis zu ſeinem Siedepunkte, d. i. bis 100°C., erwärmt, ſo iſt die Spannung des entwickelten Dampfes gleich einer Atmoſphäre, es ent- ſprechen daher
2 Atmoſphären einer Waſſertemperatur von 121°C.
3 " " " " 134° "
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Die motoriſchen Einrichtungen.
Würde die motoriſche Kraft im abſoluten Sinne auf die Arbeitsmaſchine
wirken, ſo käme deren volle Ausnützbarkeit in Betracht. Nun iſt aber dies in den
ſeltenſten Fällen möglich, weil der fragliche Effect zum Theile von der Kraft-
maſchine ſelbſt paraliſirt wird, da ſie — wie bei der Dampfmaſchine — viele Beſtand-
theile bewegt, allerhand Reibungswiderſtände zu überwinden hat u. ſ. w., wodurch
Effectverluſte ſtattfinden, welche den Geſammteffect beeinträchtigen. Der praktiſch
verwerthbare Effect einer jeden motoriſchen Leiſtung wird »Nutzeffect« genannt.
Der verbreitetſte und leiſtungsfähigſte aller Motoren iſt die Dampf-
maſchine. Das Weſen derſelben hier bis in die phyſikaliſchen Einzelheiten zu er-
läutern, erſcheint wohl überflüſſig. Wir haben daher nur gewiſſe, zum allgemeinen
Verſtändniſſe gehörende Begriffsworte zu erläutern. Wird Dampf in einem ge-
ſchloſſenen Gefäße entwickelt, ſo wird derſelbe, vermöge ſeines Beſtrebens als gas-
förmiger Körper, einen immer größeren Raum einnehmen, ſich ausdehnen, einen
Druck auf die Wände des Gefäßes ausüben. Dieſe Kraftäußerung wird als
»Spannung« bezeichnet. Sie kann jedoch eine gewiſſe Grenze, welche ausſchließlich
von der Temperatur des Waſſers abhängt, nicht überſchreiten. Demgemäß ſpricht
man von »geſättigtem Dampf«, der das Maximum der Spannkraft beſitzt, deſſen
der Dampf bei der Temperatur des Raumes, in welchem er ſich befindet, über-
haupt fähig iſt.
So lange der Dampf in einem geſchloſſenen Raume mit der erzeugenden
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man den Dampf auf irgend eine Weiſe hinreichend ab, ſo verwandelt er ſich faſt
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Dampf wird »condenſirt«. Da ein von der Flüſſigkeit getrennter Dampf ſein
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Hohe Dampfſpannungen, wie ſie eben in den maſchinellen Betrieben vor-
kommen, werden nach »Atmoſphären« berechnet. Die Grundlage hierzu giebt das
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gramm ausübt. Dementſprechend iſt eine »Atmoſphäre« gleich dem Drucke von
einem Kilogramm auf einen Quadratcentimeter.
Wird das Waſſer bis zu ſeinem Siedepunkte, d. i. bis 100°C., erwärmt,
ſo iſt die Spannung des entwickelten Dampfes gleich einer Atmoſphäre, es ent-
ſprechen daher
2 Atmoſphären einer Waſſertemperatur von 121°C.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/239>, abgerufen am 23.11.2024.
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