Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.Fünfftes Capitel/ Von des Hauses Würtenberg Streitigkeit mit Chur-Hannover wegen des Reichs-Panner- oder Reichs-Fendrich-Ampts. WIe Se. Churfürstl. Durchl. zu Hannover anno 1692 von Käyserl. Maj. mit der Chur-Würde beliehen wurde, und dahero auch gleich den andern Churfürsten ein Ertz-Ambt bey Käyserl. Krönung zu verrichten haben muste, so ward demselben des Reichs-Fendrichs-Ambt conferiret; deme sich aber das Hauß Würtenberg sehr widersetzte, vorstellend, daß solche Dignität ihrem Hause vor mehr als 500 Jahren wäre verliehen worden, und dem Chur-Hause Hannover also nicht gegeben werden könte. Zu Behauptung solches ihres Recht aber wurd Würtenbergischer Seiten angeführet: Würtenbergische Gründe. I. Daß des H. Röm. Reichs Fahne, der Reichs-Panner, des Reichs Pannier, des H. Reichs Obrist-Pannier, des H. R. Reichs Renn-Fahne, des Käysers und H. R. Reichs Sturm-Fahne, Fanon Imperatoris, Synonima wären, welches aus unterschiedlichen Scribenten und Documenten behauptet wird. II. Daß es sehr wahrscheinlich, es sey das Recht die Sturm-Fahne zu führen nach dem Tode des Graf Ottonis zu Wittelspach, der solches Ambt zu Zeiten Käysers Friderici I verwaltet, erblich auff das Hauß Würtenberg Gröningischer Linie gekommen; sintemahlen (1) die Würtenberger mit denen von Hohenstauffen einerley Ursprungs wären (2) die Grafen Ludwig, Emico, und Ulrich, an dem Hofe Käysers Friderici I und Henrici VI erzogen, (3) König Conradus dieser Familie anno 1259 die Marschalls-Würde von Schwaben conferiret, und (4) Graf Hartmann zu Gröningen schon im XIII Seculo den Titul: Sacri Imperii Signifer geführet, wie aus der Unterschrifft des Fundations-Briefes des Klosters Steinheim de an. 1257 zu ersehen. III. Daß gedachte Stadt und Burg Gröningen, nachdem die Grafen vom Hause Würtenberg anno 1295 daraus vertrieben, anno 1301 von Käyser Alberto, Graf Eberhardo zu Würtenberg (dessen Sigil, darinnen er einen Adler führet, genugsam bezeuge, daß er mit denen Grafen von Gröningen eines Geschlechts gewesen) wegen vielen vieler Dienste, und in dem Kriege wider Adolphum von Nassau auffgewandten Unkosten, vor 12000 Pfund Heller versetzet, von Käyser Friderico aber anno 1316 wieder eingelöset, und dem Reich restituiret, und von Käyser Ludovico Bavaro endlich anno 1322 Graf Conrado zu Schlüsselburg wegen getreuer Dienste gegeben worben. Und ob zwar in dem darüber auffgerichteten Diplomate des Reichs-Fändrichs-Ambts ausdrücklich nicht gedacht, so würde doch gedachter Conradus darinnen Vexillifer oder Fändrich genennet, und sey das Reichs-Fändrichs-Ambts unter dem Nahmen der Gerechtigkeiten, und Dependentien zu verstehen, wie es dann auch Balduinus Ertz-Bischoff zu Trier in der anno 1332 den Grafen zu Schlüsselburg Conrado gegebener Confirmation gedachter Belehnung darunter referiret. IV. Daß obgemeldeter Conradus Graf zu Schlüßelburg die Stadt und das Schloß Gröningen mit alle ihren Gerechtigkeiten und Dependentien mit Consens Käysers Ludovici Bavari, Grafen Ulrico zu Würtenberg vor 6000 Pfund Heller aus vielen Ursachen wieder verkauffet, und anno 1336 dem Hause Würtenberg restituiret. V. Daß Käyser Ludovicus anno 1336 obgedachten Graf Ulrich zu Würtenberg specialiter mit dem Reichs-Fändrichs-Ambts investiret, davon die Worte des Diplomatis also lauteten: Wir Ludwig von Gottes Gnaden Röm. Käyser zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, verjehen, und thun kund öffentlich an diesem Brieff, daß Wir Unsere und des Reichs Sturmwagen empfohlen haben, dem Edlen Mann, Ulrichen, Grafen zu Wirtenberg, Unsern lieben Oheim und Landvogt, und darzu haben Wir Im, und allen seinen Erben, die Sün sint, zu rechten Leben verliehen, und verleihen Im och mit diesem Unsern Brieff, Grüningen Stadt und Burch. sc. VI. Daß das Hauß Würtenberg, seit es vid. scriptum, cui Titulus: Deduction des Hochfürstl. Hauses Würtenberg/ daß demselben das Reichs-Pannier/ oder Reichs-Fendrichs-Ambt/ Praedicat und Insigne schon von etlichen Seculis her / rechtmässig zustehe/ und dahero ohne Kränckung desselben aller hergebrachter Praerogativen/ keinem andern Chur- oder Fürsten erst neuerlich verliehen werden können. quod extat ap. Thucel. in Elect. jur. publ. c. 4. p. 152. ex quo summam refert Pfeffinger ad Vitriar. L. 3. tit. 13. §. 25. p. 184. seqq. Add. Schreiben der verwitbeten Hertzogin von Würtenberg an Ihr. Käyserl. Maj. wegen des Reichs-Pannier de anno 1692 den 4 Oct. quod extat ap. Thucel. d. l. p. III.
Fünfftes Capitel/ Von des Hauses Würtenberg Streitigkeit mit Chur-Hannover wegen des Reichs-Panner- oder Reichs-Fendrich-Ampts. WIe Se. Churfürstl. Durchl. zu Hannover anno 1692 von Käyserl. Maj. mit der Chur-Würde beliehen wurde, und dahero auch gleich den andern Churfürsten ein Ertz-Ambt bey Käyserl. Krönung zu verrichten haben muste, so ward demselben des Reichs-Fendrichs-Ambt conferiret; deme sich aber das Hauß Würtenberg sehr widersetzte, vorstellend, daß solche Dignität ihrem Hause vor mehr als 500 Jahren wäre verliehen worden, und dem Chur-Hause Hannover also nicht gegeben werden könte. Zu Behauptung solches ihres Recht aber wurd Würtenbergischer Seiten angeführet: Würtenbergische Gründe. I. Daß des H. Röm. Reichs Fahne, der Reichs-Panner, des Reichs Pannier, des H. Reichs Obrist-Pannier, des H. R. Reichs Renn-Fahne, des Käysers und H. R. Reichs Sturm-Fahne, Fanon Imperatoris, Synonima wären, welches aus unterschiedlichen Scribenten und Documenten behauptet wird. II. Daß es sehr wahrscheinlich, es sey das Recht die Sturm-Fahne zu führen nach dem Tode des Graf Ottonis zu Wittelspach, der solches Ambt zu Zeiten Käysers Friderici I verwaltet, erblich auff das Hauß Würtenberg Gröningischer Linie gekommen; sintemahlen (1) die Würtenberger mit denen von Hohenstauffen einerley Ursprungs wären (2) die Grafen Ludwig, Emico, und Ulrich, an dem Hofe Käysers Friderici I und Henrici VI erzogen, (3) König Conradus dieser Familie anno 1259 die Marschalls-Würde von Schwaben conferiret, und (4) Graf Hartmann zu Gröningen schon im XIII Seculo den Titul: Sacri Imperii Signifer geführet, wie aus der Unterschrifft des Fundations-Briefes des Klosters Steinheim de an. 1257 zu ersehen. III. Daß gedachte Stadt und Burg Gröningen, nachdem die Grafen vom Hause Würtenberg anno 1295 daraus vertrieben, anno 1301 von Käyser Alberto, Graf Eberhardo zu Würtenberg (dessen Sigil, darinnen er einen Adler führet, genugsam bezeuge, daß er mit denen Grafen von Gröningen eines Geschlechts gewesen) wegen vielen vieler Dienste, und in dem Kriege wider Adolphum von Nassau auffgewandten Unkosten, vor 12000 Pfund Heller versetzet, von Käyser Friderico aber anno 1316 wieder eingelöset, und dem Reich restituiret, und von Käyser Ludovico Bavaro endlich anno 1322 Graf Conrado zu Schlüsselburg wegen getreuer Dienste gegeben worben. Und ob zwar in dem darüber auffgerichteten Diplomate des Reichs-Fändrichs-Ambts ausdrücklich nicht gedacht, so würde doch gedachter Conradus darinnen Vexillifer oder Fändrich genennet, und sey das Reichs-Fändrichs-Ambts unter dem Nahmen der Gerechtigkeiten, und Dependentien zu verstehen, wie es dann auch Balduinus Ertz-Bischoff zu Trier in der anno 1332 den Grafen zu Schlüsselburg Conrado gegebener Confirmation gedachter Belehnung darunter referiret. IV. Daß obgemeldeter Conradus Graf zu Schlüßelburg die Stadt und das Schloß Gröningen mit alle ihren Gerechtigkeiten und Dependentien mit Consens Käysers Ludovici Bavari, Grafen Ulrico zu Würtenberg vor 6000 Pfund Heller aus vielen Ursachen wieder verkauffet, und anno 1336 dem Hause Würtenberg restituiret. V. Daß Käyser Ludovicus anno 1336 obgedachten Graf Ulrich zu Würtenberg specialiter mit dem Reichs-Fändrichs-Ambts investiret, davon die Worte des Diplomatis also lauteten: Wir Ludwig von Gottes Gnaden Röm. Käyser zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, verjehen, und thun kund öffentlich an diesem Brieff, daß Wir Unsere und des Reichs Sturmwagen empfohlen haben, dem Edlen Mann, Ulrichen, Grafen zu Wirtenberg, Unsern lieben Oheim und Landvogt, und darzu haben Wir Im, und allen seinen Erben, die Sün sint, zu rechten Leben verliehen, und verleihen Im och mit diesem Unsern Brieff, Grüningen Stadt und Burch. sc. VI. Daß das Hauß Würtenberg, seit es vid. scriptum, cui Titulus: Deduction des Hochfürstl. Hauses Würtenberg/ daß demselben das Reichs-Pannier/ oder Reichs-Fendrichs-Ambt/ Praedicat und Insigne schon von etlichen Seculis her / rechtmässig zustehe/ und dahero ohne Kränckung desselben aller hergebrachter Praerogativen/ keinem andern Chur- oder Fürsten erst neuerlich verliehen werden können. quod extat ap. Thucel. in Elect. jur. publ. c. 4. p. 152. ex quo summam refert Pfeffinger ad Vitriar. L. 3. tit. 13. §. 25. p. 184. seqq. Add. Schreiben der verwitbeten Hertzogin von Würtenberg an Ihr. Käyserl. Maj. wegen des Reichs-Pannier de anno 1692 den 4 Oct. quod extat ap. Thucel. d. l. p. III.
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Fünfftes Capitel/ Von des Hauses Würtenberg Streitigkeit mit Chur-Hannover wegen des Reichs-Panner- oder Reichs-Fendrich-Ampts.
WIe Se. Churfürstl. Durchl. zu Hannover anno 1692 von Käyserl. Maj. mit der Chur-Würde beliehen wurde, und dahero auch gleich den andern Churfürsten ein Ertz-Ambt bey Käyserl. Krönung zu verrichten haben muste, so ward demselben des Reichs-Fendrichs-Ambt conferiret; deme sich aber das Hauß Würtenberg sehr widersetzte, vorstellend, daß solche Dignität ihrem Hause vor mehr als 500 Jahren wäre verliehen worden, und dem Chur-Hause Hannover also nicht gegeben werden könte. Zu Behauptung solches ihres Recht aber wurd Würtenbergischer Seiten angeführet:
I. Daß des H. Röm. Reichs Fahne, der Reichs-Panner, des Reichs Pannier, des H. Reichs Obrist-Pannier, des H. R. Reichs Renn-Fahne, des Käysers und H. R. Reichs Sturm-Fahne, Fanon Imperatoris, Synonima wären, welches aus unterschiedlichen Scribenten und Documenten behauptet wird.
Würtenbergische Gründe. II. Daß es sehr wahrscheinlich, es sey das Recht die Sturm-Fahne zu führen nach dem Tode des Graf Ottonis zu Wittelspach, der solches Ambt zu Zeiten Käysers Friderici I verwaltet, erblich auff das Hauß Würtenberg Gröningischer Linie gekommen; sintemahlen (1) die Würtenberger mit denen von Hohenstauffen einerley Ursprungs wären (2) die Grafen Ludwig, Emico, und Ulrich, an dem Hofe Käysers Friderici I und Henrici VI erzogen, (3) König Conradus dieser Familie anno 1259 die Marschalls-Würde von Schwaben conferiret, und (4) Graf Hartmann zu Gröningen schon im XIII Seculo den Titul: Sacri Imperii Signifer geführet, wie aus der Unterschrifft des Fundations-Briefes des Klosters Steinheim de an. 1257 zu ersehen.
III. Daß gedachte Stadt und Burg Gröningen, nachdem die Grafen vom Hause Würtenberg anno 1295 daraus vertrieben, anno 1301 von Käyser Alberto, Graf Eberhardo zu Würtenberg (dessen Sigil, darinnen er einen Adler führet, genugsam bezeuge, daß er mit denen Grafen von Gröningen eines Geschlechts gewesen) wegen vielen vieler Dienste, und in dem Kriege wider Adolphum von Nassau auffgewandten Unkosten, vor 12000 Pfund Heller versetzet, von Käyser Friderico aber anno 1316 wieder eingelöset, und dem Reich restituiret, und von Käyser Ludovico Bavaro endlich anno 1322 Graf Conrado zu Schlüsselburg wegen getreuer Dienste gegeben worben. Und ob zwar in dem darüber auffgerichteten Diplomate des Reichs-Fändrichs-Ambts ausdrücklich nicht gedacht, so würde doch gedachter Conradus darinnen Vexillifer oder Fändrich genennet, und sey das Reichs-Fändrichs-Ambts unter dem Nahmen der Gerechtigkeiten, und Dependentien zu verstehen, wie es dann auch Balduinus Ertz-Bischoff zu Trier in der anno 1332 den Grafen zu Schlüsselburg Conrado gegebener Confirmation gedachter Belehnung darunter referiret.
IV. Daß obgemeldeter Conradus Graf zu Schlüßelburg die Stadt und das Schloß Gröningen mit alle ihren Gerechtigkeiten und Dependentien mit Consens Käysers Ludovici Bavari, Grafen Ulrico zu Würtenberg vor 6000 Pfund Heller aus vielen Ursachen wieder verkauffet, und anno 1336 dem Hause Würtenberg restituiret.
V. Daß Käyser Ludovicus anno 1336 obgedachten Graf Ulrich zu Würtenberg specialiter mit dem Reichs-Fändrichs-Ambts investiret, davon die Worte des Diplomatis also lauteten: Wir Ludwig von Gottes Gnaden Röm. Käyser zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, verjehen, und thun kund öffentlich an diesem Brieff, daß Wir Unsere und des Reichs Sturmwagen empfohlen haben, dem Edlen Mann, Ulrichen, Grafen zu Wirtenberg, Unsern lieben Oheim und Landvogt, und darzu haben Wir Im, und allen seinen Erben, die Sün sint, zu rechten Leben verliehen, und verleihen Im och mit diesem Unsern Brieff, Grüningen Stadt und Burch. sc.
VI. Daß das Hauß Würtenberg, seit es
vid. scriptum, cui Titulus: Deduction des Hochfürstl. Hauses Würtenberg/ daß demselben das Reichs-Pannier/ oder Reichs-Fendrichs-Ambt/ Praedicat und Insigne schon von etlichen Seculis her / rechtmässig zustehe/ und dahero ohne Kränckung desselben aller hergebrachter Praerogativen/ keinem andern Chur- oder Fürsten erst neuerlich verliehen werden können. quod extat ap. Thucel. in Elect. jur. publ. c. 4. p. 152. ex quo summam refert Pfeffinger ad Vitriar. L. 3. tit. 13. §. 25. p. 184. seqq. Add. Schreiben der verwitbeten Hertzogin von Würtenberg an Ihr. Käyserl. Maj. wegen des Reichs-Pannier de anno 1692 den 4 Oct. quod extat ap. Thucel. d. l. p. III.
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