Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

Bild:
<< vorherige Seite

nes, zu bemühen, wann es vorhero schon Triersche Lehen gewesen wären.

Auff die Chur-Triersche Gründe aber wurd von Chur-Pfaltz geantwortet:

Chur-Pfältzische Antwort auff die Triersche Gründe. Ad I. Daß Freußburg und die 4 Kirspel von der Grafschafft ein abgesondert Werck, sey petitio principii, und sey eben darumb der Streit; Und wann auch gleich Freußberg eine Herrschafft gewesen, so sey doch noch nicht erwiesen, daß die 4 Kirspel jederzeit dazu, als pertinentien, gehöret, und ob sie Pfaltz nicht bey der Grafschafft Sayn (dazu sie vor dem nebst Freußberg ohnfehlbar gehöret) behalten, ob gleich das Schloß und Land excipiret worden.

Ad II. Der in Copia producirte Lehen-Brieff de anno 1778 sey nicht omni exceptione major, weil das Original davon noch nicht zum Vorschein kommen, und derselbe mit keinen zu Recht nöthigen Lehens-Zeugen befestiget. Wann es damit aber auch seine Richtigkeit hätte, so beweise derselbe doch nicht, daß mit der Veste und Burg Freußberg auch zugleich obbenante 4 grosse Kirspel Chur-Trier zu Lehen auffgetragen worden, sintemahlen derselben mit keinem Worte gedacht würde, welches wegen ihrer Importantz nicht würde unterlassen worden seyn; jam vero notum, quod Contractus investiturae sit strictissimi juris, & ejus verba, ut jacent, accipienda, praesertim in praejudicium tertii.

Ad III. Das in den Pfältzischen Lehen-Brieffen befindliche Wort Land sey von dem Lande, so continue an dem Schloß Freußburg lieget, zu verstehen; insonderheit, da keiner Pertinentien gedacht würde, wovor die 4 Kirspel zu halten, und in der von den Grafen zu Sayn dem Ertz-Stifft geschehenen Lehens-Aufftragung würde keines Landes gedacht.

Ad IV. Der Lehen-Brieff de anno 1452 sey aus dem ersten Lehen-Brieffe de anno 1378 zu interpretiren, in diesem aber stünd nicht mit Zugehörungen, sondern Burg, Dalen sc. dazu gehörig; hätte also in dem letztern Lehen-Brieffe denen Grafen ein mehrers nicht können verliehen werden, als dis dem Ertz-Stifft vormahlen auffgetragen.

Ad V. Die contiguitas, der usus & destinatio Vasalli, und was dergleichen mehr, inferire keine Lehnbahre Qualität; die Grafen zu Sayn hätten solches ihrer Commodität wegen gethan.

Der Erfolg. Nach langem Streit verglichen sich endlich die beyden Linien, nehmlich Graf Henrich zu Sayn, und die Grafen zu Witgenstein, degestalt, daß Graf Wilhelm zu Witgenstein vor sich und seine Erben anno 1603 mit in die Possession der Grafschafft Sayn genommen wurde, welche ihm anno 1605 auch gantz und gar von Graf Henrico zu Sayn, mit Vorbehalt eines gewissen jährlichen Deputats übergeben ward; welches alles Chur-Pfaltz nicht allein ratificirte und approbirte, sondern es wurd von derselben auch gleich anno 1603 die Grafschafft Sayn aus dem angelegten Sequester wieder gestellet, itzt besagtem Graf Wilhelm zu Sayn und Witgenstein würcklich übergeben, und die Diener und Unterthanen ihres Eydes erlassen.

Ob nun Chur-Trier zwar Anfangs sich deswegen in etwas opponirte, und wider solche gütliche cession ein und anders einwandte; so versprach er doch endlich auff geschehene remonstration und gesuchte renovation der Belehnung, Graf Wilhelmum vermittelst etlicher conditionen zu belehnen. Welchem Verspruch aber von Chur-Trier so wenig nachgelebet wurde, daß er vielmehr anno 1605, bey zunehmender Kranckheit des Graf Heinrichs zu Sayn, das Schloß Sayn mit Gewalt einnehmen ließ, und, da Henricus anno 1606 im Jan. in Gegenwart Graf Wilhelms zu Sayn und Witgenstein auffdem Schloß Sayn verstarb, dieser aber die Leiche nach Hachenburg begleitete, das Schloß bey der Zurückkehrung Graf Wilhelmi vor ihm verschliessen, alle Mobilia, Brieff u. d. g. von Sayn und Freußburg wegführen, das Triersche Wapen überall anschlagen, und die Huldigung einnehmen ließ. Wieder solches procediren protestirte nicht allein Graf Wilhelm zu Sayn, und beklagte sich über solche Thätligkeit bey Chur-Trier, sondern es ließ auch Chur-Pfaltz dasselbe münd- und schrifftlich starck ahnden. Weil in Güte aber nichts als allerhand Vertröstungen zu erhalten waren, und alles in contradictoriis zwischen Chur-Trier, Chur-Pfaltz und Sayn blieb; so erklährte sich Chur-Pfaltz an. 1609 zum rechtlichen Process. Worauff Chur-Trier anno 1610 den 14 Apr. Citationem ex L. Diffamari bey der Reichs-Cammer ausbrachte/ und wurd von der Zeit an biß anno 1626 zwischen obgedachten 3 streitenden Partheyen processiret, da endlich den 7 Jul. folgendes Urthel erfolgte: In Sachen weyland Herrn Lotharii itzo Herrn Philipps Christophen, Ertz-Bischoff zu Trier, Klägern wider die Chur-Pfaltz und Consorten, itzo dessen Erben in Actis benennet, Beklagte,

vid. scripta antea allegata.

nes, zu bemühen, wann es vorhero schon Triersche Lehen gewesen wären.

Auff die Chur-Triersche Gründe aber wurd von Chur-Pfaltz geantwortet:

Chur-Pfältzische Antwort auff die Triersche Gründe. Ad I. Daß Freußburg und die 4 Kirspel von der Grafschafft ein abgesondert Werck, sey petitio principii, und sey eben darumb der Streit; Und wann auch gleich Freußberg eine Herrschafft gewesen, so sey doch noch nicht erwiesen, daß die 4 Kirspel jederzeit dazu, als pertinentien, gehöret, und ob sie Pfaltz nicht bey der Grafschafft Sayn (dazu sie vor dem nebst Freußberg ohnfehlbar gehöret) behalten, ob gleich das Schloß und Land excipiret worden.

Ad II. Der in Copia producirte Lehen-Brieff de anno 1778 sey nicht omni exceptione major, weil das Original davon noch nicht zum Vorschein kommen, und derselbe mit keinen zu Recht nöthigen Lehens-Zeugen befestiget. Wann es damit aber auch seine Richtigkeit hätte, so beweise derselbe doch nicht, daß mit der Veste und Burg Freußberg auch zugleich obbenante 4 grosse Kirspel Chur-Trier zu Lehen auffgetragen worden, sintemahlen derselben mit keinem Worte gedacht würde, welches wegen ihrer Importantz nicht würde unterlassen worden seyn; jam vero notum, quod Contractus investiturae sit strictissimi juris, & ejus verba, ut jacent, accipienda, praesertim in praejudicium tertii.

Ad III. Das in den Pfältzischen Lehen-Brieffen befindliche Wort Land sey von dem Lande, so continuè an dem Schloß Freußburg lieget, zu verstehen; insonderheit, da keiner Pertinentien gedacht würde, wovor die 4 Kirspel zu halten, und in der von den Grafen zu Sayn dem Ertz-Stifft geschehenen Lehens-Aufftragung würde keines Landes gedacht.

Ad IV. Der Lehen-Brieff de anno 1452 sey aus dem ersten Lehen-Brieffe de anno 1378 zu interpretiren, in diesem aber stünd nicht mit Zugehörungen, sondern Burg, Dalen sc. dazu gehörig; hätte also in dem letztern Lehen-Brieffe denen Grafen ein mehrers nicht können verliehen werden, als dis dem Ertz-Stifft vormahlen auffgetragen.

Ad V. Die contiguitas, der usus & destinatio Vasalli, und was dergleichen mehr, inferire keine Lehnbahre Qualität; die Grafen zu Sayn hätten solches ihrer Commodität wegen gethan.

Der Erfolg. Nach langem Streit verglichen sich endlich die beyden Linien, nehmlich Graf Henrich zu Sayn, und die Grafen zu Witgenstein, degestalt, daß Graf Wilhelm zu Witgenstein vor sich und seine Erben anno 1603 mit in die Possession der Grafschafft Sayn genommen wurde, welche ihm anno 1605 auch gantz und gar von Graf Henrico zu Sayn, mit Vorbehalt eines gewissen jährlichen Deputats übergeben ward; welches alles Chur-Pfaltz nicht allein ratificirte und approbirte, sondern es wurd von derselben auch gleich anno 1603 die Grafschafft Sayn aus dem angelegten Sequester wieder gestellet, itzt besagtem Graf Wilhelm zu Sayn und Witgenstein würcklich übergeben, und die Diener und Unterthanen ihres Eydes erlassen.

Ob nun Chur-Trier zwar Anfangs sich deswegen in etwas opponirte, und wider solche gütliche cession ein und anders einwandte; so versprach er doch endlich auff geschehene remonstration und gesuchte renovation der Belehnung, Graf Wilhelmum vermittelst etlicher conditionen zu belehnen. Welchem Verspruch aber von Chur-Trier so wenig nachgelebet wurde, daß er vielmehr anno 1605, bey zunehmender Kranckheit des Graf Heinrichs zu Sayn, das Schloß Sayn mit Gewalt einnehmen ließ, und, da Henricus anno 1606 im Jan. in Gegenwart Graf Wilhelms zu Sayn und Witgenstein auffdem Schloß Sayn verstarb, dieser aber die Leiche nach Hachenburg begleitete, das Schloß bey der Zurückkehrung Graf Wilhelmi vor ihm verschliessen, alle Mobilia, Brieff u. d. g. von Sayn und Freußburg wegführen, das Triersche Wapen überall anschlagen, und die Huldigung einnehmen ließ. Wieder solches procediren protestirte nicht allein Graf Wilhelm zu Sayn, und beklagte sich über solche Thätligkeit bey Chur-Trier, sondern es ließ auch Chur-Pfaltz dasselbe münd- und schrifftlich starck ahnden. Weil in Güte aber nichts als allerhand Vertröstungen zu erhalten waren, und alles in contradictoriis zwischen Chur-Trier, Chur-Pfaltz und Sayn blieb; so erklährte sich Chur-Pfaltz an. 1609 zum rechtlichen Process. Worauff Chur-Trier anno 1610 den 14 Apr. Citationem ex L. Diffamari bey der Reichs-Cammer ausbrachte/ und wurd von der Zeit an biß anno 1626 zwischen obgedachten 3 streitenden Partheyen processiret, da endlich den 7 Jul. folgendes Urthel erfolgte: In Sachen weyland Herrn Lotharii itzo Herrn Philipps Christophen, Ertz-Bischoff zu Trier, Klägern wider die Chur-Pfaltz und Consorten, itzo dessen Erben in Actis benennet, Beklagte,

vid. scripta antea allegata.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0644" n="733"/>
nes, zu            bemühen, wann es vorhero schon Triersche Lehen gewesen wären.</p>
        <p>Auff die Chur-Triersche Gründe aber wurd von Chur-Pfaltz geantwortet: <note place="foot">vid. scripta antea allegata.</note></p>
        <p><note place="left">Chur-Pfältzische Antwort auff die Triersche Gründe.</note> Ad I. Daß            Freußburg und die 4 Kirspel von der Grafschafft ein abgesondert Werck, sey petitio            principii, und sey eben darumb der Streit; Und wann auch gleich Freußberg eine Herrschafft            gewesen, so sey doch noch nicht erwiesen, daß die 4 Kirspel jederzeit dazu, als            pertinentien, gehöret, und ob sie Pfaltz nicht bey der Grafschafft Sayn (dazu sie vor dem            nebst Freußberg ohnfehlbar gehöret) behalten, ob gleich das Schloß und Land excipiret            worden.</p>
        <p>Ad II. Der in Copia producirte Lehen-Brieff de anno 1778 sey nicht omni exceptione major,            weil das Original davon noch nicht zum Vorschein kommen, und derselbe mit keinen zu Recht            nöthigen Lehens-Zeugen befestiget. Wann es damit aber auch seine Richtigkeit hätte, so            beweise derselbe doch nicht, daß mit der Veste und Burg Freußberg auch zugleich obbenante            4 grosse Kirspel Chur-Trier zu Lehen auffgetragen worden, sintemahlen derselben mit keinem            Worte gedacht würde, welches wegen ihrer Importantz nicht würde unterlassen worden seyn;            jam vero notum, quod Contractus investiturae sit strictissimi juris, &amp; ejus verba, ut            jacent, accipienda, praesertim in praejudicium tertii.</p>
        <p>Ad III. Das in den Pfältzischen Lehen-Brieffen befindliche Wort Land sey von dem Lande,            so continuè an dem Schloß Freußburg lieget, zu verstehen; insonderheit, da keiner            Pertinentien gedacht würde, wovor die 4 Kirspel zu halten, und in der von den Grafen zu            Sayn dem Ertz-Stifft geschehenen Lehens-Aufftragung würde keines Landes gedacht.</p>
        <p>Ad IV. Der Lehen-Brieff de anno 1452 sey aus dem ersten Lehen-Brieffe de anno 1378 zu            interpretiren, in diesem aber stünd nicht mit Zugehörungen, sondern Burg, Dalen sc. dazu            gehörig; hätte also in dem letztern Lehen-Brieffe denen Grafen ein mehrers nicht können            verliehen werden, als dis dem Ertz-Stifft vormahlen auffgetragen.</p>
        <p>Ad V. Die contiguitas, der usus &amp; destinatio Vasalli, und was dergleichen mehr,            inferire keine Lehnbahre Qualität; die Grafen zu Sayn hätten solches ihrer Commodität            wegen gethan.</p>
        <p><note place="left">Der Erfolg.</note> Nach langem Streit verglichen sich endlich die            beyden Linien, nehmlich Graf Henrich zu Sayn, und die Grafen zu Witgenstein, degestalt,            daß Graf Wilhelm zu Witgenstein vor sich und seine Erben anno 1603 mit in die Possession            der Grafschafft Sayn genommen wurde, welche ihm anno 1605 auch gantz und gar von Graf            Henrico zu Sayn, mit Vorbehalt eines gewissen jährlichen Deputats übergeben ward; welches            alles Chur-Pfaltz nicht allein ratificirte und approbirte, sondern es wurd von derselben            auch gleich anno 1603 die Grafschafft Sayn aus dem angelegten Sequester wieder gestellet,            itzt besagtem Graf Wilhelm zu Sayn und Witgenstein würcklich übergeben, und die Diener und            Unterthanen ihres Eydes erlassen.</p>
        <p>Ob nun Chur-Trier zwar Anfangs sich deswegen in etwas opponirte, und wider solche            gütliche cession ein und anders einwandte; so versprach er doch endlich auff geschehene            remonstration und gesuchte renovation der Belehnung, Graf Wilhelmum vermittelst etlicher            conditionen zu belehnen. Welchem Verspruch aber von Chur-Trier so wenig nachgelebet wurde,            daß er vielmehr anno 1605, bey zunehmender Kranckheit des Graf Heinrichs zu Sayn, das            Schloß Sayn mit Gewalt einnehmen ließ, und, da Henricus anno 1606 im Jan. in Gegenwart            Graf Wilhelms zu Sayn und Witgenstein auffdem Schloß Sayn verstarb, dieser aber die Leiche            nach Hachenburg begleitete, das Schloß bey der Zurückkehrung Graf Wilhelmi vor ihm            verschliessen, alle Mobilia, Brieff u. d. g. von Sayn und Freußburg wegführen, das            Triersche Wapen überall anschlagen, und die Huldigung einnehmen ließ. Wieder solches            procediren protestirte nicht allein Graf Wilhelm zu Sayn, und beklagte sich über solche            Thätligkeit bey Chur-Trier, sondern es ließ auch Chur-Pfaltz dasselbe münd- und            schrifftlich starck ahnden. Weil in Güte aber nichts als allerhand Vertröstungen zu            erhalten waren, und alles in contradictoriis zwischen Chur-Trier, Chur-Pfaltz und Sayn            blieb; so erklährte sich Chur-Pfaltz an. 1609 zum rechtlichen Process. Worauff Chur-Trier            anno 1610 den 14 Apr. Citationem ex L. Diffamari bey der Reichs-Cammer ausbrachte/ und            wurd von der Zeit an biß anno 1626 zwischen obgedachten 3 streitenden Partheyen            processiret, da endlich den 7 Jul. folgendes Urthel erfolgte: In Sachen weyland Herrn            Lotharii itzo Herrn Philipps Christophen, Ertz-Bischoff zu Trier, Klägern wider die            Chur-Pfaltz und Consorten, itzo dessen Erben in Actis benennet, Beklagte,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[733/0644] nes, zu bemühen, wann es vorhero schon Triersche Lehen gewesen wären. Auff die Chur-Triersche Gründe aber wurd von Chur-Pfaltz geantwortet: Ad I. Daß Freußburg und die 4 Kirspel von der Grafschafft ein abgesondert Werck, sey petitio principii, und sey eben darumb der Streit; Und wann auch gleich Freußberg eine Herrschafft gewesen, so sey doch noch nicht erwiesen, daß die 4 Kirspel jederzeit dazu, als pertinentien, gehöret, und ob sie Pfaltz nicht bey der Grafschafft Sayn (dazu sie vor dem nebst Freußberg ohnfehlbar gehöret) behalten, ob gleich das Schloß und Land excipiret worden. Chur-Pfältzische Antwort auff die Triersche Gründe. Ad II. Der in Copia producirte Lehen-Brieff de anno 1778 sey nicht omni exceptione major, weil das Original davon noch nicht zum Vorschein kommen, und derselbe mit keinen zu Recht nöthigen Lehens-Zeugen befestiget. Wann es damit aber auch seine Richtigkeit hätte, so beweise derselbe doch nicht, daß mit der Veste und Burg Freußberg auch zugleich obbenante 4 grosse Kirspel Chur-Trier zu Lehen auffgetragen worden, sintemahlen derselben mit keinem Worte gedacht würde, welches wegen ihrer Importantz nicht würde unterlassen worden seyn; jam vero notum, quod Contractus investiturae sit strictissimi juris, & ejus verba, ut jacent, accipienda, praesertim in praejudicium tertii. Ad III. Das in den Pfältzischen Lehen-Brieffen befindliche Wort Land sey von dem Lande, so continuè an dem Schloß Freußburg lieget, zu verstehen; insonderheit, da keiner Pertinentien gedacht würde, wovor die 4 Kirspel zu halten, und in der von den Grafen zu Sayn dem Ertz-Stifft geschehenen Lehens-Aufftragung würde keines Landes gedacht. Ad IV. Der Lehen-Brieff de anno 1452 sey aus dem ersten Lehen-Brieffe de anno 1378 zu interpretiren, in diesem aber stünd nicht mit Zugehörungen, sondern Burg, Dalen sc. dazu gehörig; hätte also in dem letztern Lehen-Brieffe denen Grafen ein mehrers nicht können verliehen werden, als dis dem Ertz-Stifft vormahlen auffgetragen. Ad V. Die contiguitas, der usus & destinatio Vasalli, und was dergleichen mehr, inferire keine Lehnbahre Qualität; die Grafen zu Sayn hätten solches ihrer Commodität wegen gethan. Nach langem Streit verglichen sich endlich die beyden Linien, nehmlich Graf Henrich zu Sayn, und die Grafen zu Witgenstein, degestalt, daß Graf Wilhelm zu Witgenstein vor sich und seine Erben anno 1603 mit in die Possession der Grafschafft Sayn genommen wurde, welche ihm anno 1605 auch gantz und gar von Graf Henrico zu Sayn, mit Vorbehalt eines gewissen jährlichen Deputats übergeben ward; welches alles Chur-Pfaltz nicht allein ratificirte und approbirte, sondern es wurd von derselben auch gleich anno 1603 die Grafschafft Sayn aus dem angelegten Sequester wieder gestellet, itzt besagtem Graf Wilhelm zu Sayn und Witgenstein würcklich übergeben, und die Diener und Unterthanen ihres Eydes erlassen. Der Erfolg. Ob nun Chur-Trier zwar Anfangs sich deswegen in etwas opponirte, und wider solche gütliche cession ein und anders einwandte; so versprach er doch endlich auff geschehene remonstration und gesuchte renovation der Belehnung, Graf Wilhelmum vermittelst etlicher conditionen zu belehnen. Welchem Verspruch aber von Chur-Trier so wenig nachgelebet wurde, daß er vielmehr anno 1605, bey zunehmender Kranckheit des Graf Heinrichs zu Sayn, das Schloß Sayn mit Gewalt einnehmen ließ, und, da Henricus anno 1606 im Jan. in Gegenwart Graf Wilhelms zu Sayn und Witgenstein auffdem Schloß Sayn verstarb, dieser aber die Leiche nach Hachenburg begleitete, das Schloß bey der Zurückkehrung Graf Wilhelmi vor ihm verschliessen, alle Mobilia, Brieff u. d. g. von Sayn und Freußburg wegführen, das Triersche Wapen überall anschlagen, und die Huldigung einnehmen ließ. Wieder solches procediren protestirte nicht allein Graf Wilhelm zu Sayn, und beklagte sich über solche Thätligkeit bey Chur-Trier, sondern es ließ auch Chur-Pfaltz dasselbe münd- und schrifftlich starck ahnden. Weil in Güte aber nichts als allerhand Vertröstungen zu erhalten waren, und alles in contradictoriis zwischen Chur-Trier, Chur-Pfaltz und Sayn blieb; so erklährte sich Chur-Pfaltz an. 1609 zum rechtlichen Process. Worauff Chur-Trier anno 1610 den 14 Apr. Citationem ex L. Diffamari bey der Reichs-Cammer ausbrachte/ und wurd von der Zeit an biß anno 1626 zwischen obgedachten 3 streitenden Partheyen processiret, da endlich den 7 Jul. folgendes Urthel erfolgte: In Sachen weyland Herrn Lotharii itzo Herrn Philipps Christophen, Ertz-Bischoff zu Trier, Klägern wider die Chur-Pfaltz und Consorten, itzo dessen Erben in Actis benennet, Beklagte, vid. scripta antea allegata.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/644
Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/644>, abgerufen am 22.11.2024.