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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
unter bestimmten Voraussetzungen und in sehr beschränktem Masse eine
erfolgreiche Wirkung ausüben; jedenfalls lässt sich dieses Ziel sicherer
und rascher mittels einer rationell durchgeführten Entwässerung er-
reichen.

Die neueren Untersuchungen haben dagegen dargethan, dass die
hygienischen Verhältnisse grosser Waldungen allerdings erheblich
günstiger sind, als jene der Städte, namentlich soweit grosse Industrie-
zentren in Betracht kommen. 1)

Der Grund hierfür liegt jedoch nicht in einem grösseren Gehalte
der Waldluft an Sauerstoff oder in spezifischen Eigentümlichkeiten der
Waldbäume u. s. w., sondern, abgesehen von dem bereits besprochenen
Charakter des Waldklimas und der örtlichen Lage verschiedener grosser
Waldungen, hauptsächlich in der Abwesenheit von Rauch und
Staub, von schädlichen Gasen und Dünsten, sowie namentlich
in der relativen Armut an krankheitserregenden Bazillen.

Der meist nur mässige Feuchtigkeitsgrad des Waldbodens, die
geringen Schwankungen in der Bodenfeuchtigkeit, die relative Armut
an mineralischen Nährstoffen, die saure Reaktion und schwere Zersetz-
barkeit des Rohhumus sagen den Schimmelpilzen und saprophytischen
Spaltpilzen weit mehr zu, als den pathogenen Mikroben; diese
konnten auch bei direkten Untersuchungen nicht darin nachgewiesen
werden.

Man darf daher vom hygienischen Standpunkte aus den Waldboden
als rein d. h. seuchenfrei bezeichnen. Wo sich aber reiner Boden findet,
da ist auch reine Luft und reines Wasser vorhanden.

Direkte Erhebungen über die Zahl der Spaltpilze in der Wald-
luft sind zwar bis jetzt noch nicht veröffentlicht, allein schon die Ver-
gleichung der Miquelschen Zahlen 2), welcher pro Kubikmeter Luft im
Park von Montsouris nur 490 Bakterien, in den neueren Teilen von
Paris dagegen schon 4500 und in den älteren sogar 36000 fand, gewähren
einen genügenden Beweis dafür, dass die hygienischen Verhältnisse der
Waldluft jedenfalls äusserst günstig sind.

Je mehr bei dem rapiden Anwachsen der Grossstädte und der Ent-
wickelung der Industrie die Zahl der Menschen zunimmt, welche ge-
zwungen sind, unter ungünstigen hygienischen Bedingungen zu leben,
desto lebhafter und allgemeiner tritt auch das Bedürfnis hervor, wenig-
stens periodisch in gesundere und angenehmere Verhältnisse zu kommen.

Hierin liegt, wenn auch nicht die einzige, so doch eine sehr schwer-
wiegende Ursache für die zu förmlichen Völkerwanderungen anschwel-
lenden Sonntagsausflüge der Gross- und Industriestädte und des immer
mehr zunehmenden Zuges in die Sommerfrischen.


1) Vgl. Ebermayer, Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1890, S. 377 u. 417.
2) Miquel, Die Mikroorganismen der Luft, übersetzt von Emmerich 1889.
5*

II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
unter bestimmten Voraussetzungen und in sehr beschränktem Maſse eine
erfolgreiche Wirkung ausüben; jedenfalls läſst sich dieses Ziel sicherer
und rascher mittels einer rationell durchgeführten Entwässerung er-
reichen.

Die neueren Untersuchungen haben dagegen dargethan, daſs die
hygienischen Verhältnisse groſser Waldungen allerdings erheblich
günstiger sind, als jene der Städte, namentlich soweit groſse Industrie-
zentren in Betracht kommen. 1)

Der Grund hierfür liegt jedoch nicht in einem gröſseren Gehalte
der Waldluft an Sauerstoff oder in spezifischen Eigentümlichkeiten der
Waldbäume u. s. w., sondern, abgesehen von dem bereits besprochenen
Charakter des Waldklimas und der örtlichen Lage verschiedener groſser
Waldungen, hauptsächlich in der Abwesenheit von Rauch und
Staub, von schädlichen Gasen und Dünsten, sowie namentlich
in der relativen Armut an krankheitserregenden Bazillen.

Der meist nur mäſsige Feuchtigkeitsgrad des Waldbodens, die
geringen Schwankungen in der Bodenfeuchtigkeit, die relative Armut
an mineralischen Nährstoffen, die saure Reaktion und schwere Zersetz-
barkeit des Rohhumus sagen den Schimmelpilzen und saprophytischen
Spaltpilzen weit mehr zu, als den pathogenen Mikroben; diese
konnten auch bei direkten Untersuchungen nicht darin nachgewiesen
werden.

Man darf daher vom hygienischen Standpunkte aus den Waldboden
als rein d. h. seuchenfrei bezeichnen. Wo sich aber reiner Boden findet,
da ist auch reine Luft und reines Wasser vorhanden.

Direkte Erhebungen über die Zahl der Spaltpilze in der Wald-
luft sind zwar bis jetzt noch nicht veröffentlicht, allein schon die Ver-
gleichung der Miquelschen Zahlen 2), welcher pro Kubikmeter Luft im
Park von Montsouris nur 490 Bakterien, in den neueren Teilen von
Paris dagegen schon 4500 und in den älteren sogar 36000 fand, gewähren
einen genügenden Beweis dafür, daſs die hygienischen Verhältnisse der
Waldluft jedenfalls äuſserst günstig sind.

Je mehr bei dem rapiden Anwachsen der Groſsstädte und der Ent-
wickelung der Industrie die Zahl der Menschen zunimmt, welche ge-
zwungen sind, unter ungünstigen hygienischen Bedingungen zu leben,
desto lebhafter und allgemeiner tritt auch das Bedürfnis hervor, wenig-
stens periodisch in gesundere und angenehmere Verhältnisse zu kommen.

Hierin liegt, wenn auch nicht die einzige, so doch eine sehr schwer-
wiegende Ursache für die zu förmlichen Völkerwanderungen anschwel-
lenden Sonntagsausflüge der Groſs- und Industriestädte und des immer
mehr zunehmenden Zuges in die Sommerfrischen.


1) Vgl. Ebermayer, Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1890, S. 377 u. 417.
2) Miquel, Die Mikroorganismen der Luft, übersetzt von Emmerich 1889.
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[67/0085] II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes. unter bestimmten Voraussetzungen und in sehr beschränktem Maſse eine erfolgreiche Wirkung ausüben; jedenfalls läſst sich dieses Ziel sicherer und rascher mittels einer rationell durchgeführten Entwässerung er- reichen. Die neueren Untersuchungen haben dagegen dargethan, daſs die hygienischen Verhältnisse groſser Waldungen allerdings erheblich günstiger sind, als jene der Städte, namentlich soweit groſse Industrie- zentren in Betracht kommen. 1) Der Grund hierfür liegt jedoch nicht in einem gröſseren Gehalte der Waldluft an Sauerstoff oder in spezifischen Eigentümlichkeiten der Waldbäume u. s. w., sondern, abgesehen von dem bereits besprochenen Charakter des Waldklimas und der örtlichen Lage verschiedener groſser Waldungen, hauptsächlich in der Abwesenheit von Rauch und Staub, von schädlichen Gasen und Dünsten, sowie namentlich in der relativen Armut an krankheitserregenden Bazillen. Der meist nur mäſsige Feuchtigkeitsgrad des Waldbodens, die geringen Schwankungen in der Bodenfeuchtigkeit, die relative Armut an mineralischen Nährstoffen, die saure Reaktion und schwere Zersetz- barkeit des Rohhumus sagen den Schimmelpilzen und saprophytischen Spaltpilzen weit mehr zu, als den pathogenen Mikroben; diese konnten auch bei direkten Untersuchungen nicht darin nachgewiesen werden. Man darf daher vom hygienischen Standpunkte aus den Waldboden als rein d. h. seuchenfrei bezeichnen. Wo sich aber reiner Boden findet, da ist auch reine Luft und reines Wasser vorhanden. Direkte Erhebungen über die Zahl der Spaltpilze in der Wald- luft sind zwar bis jetzt noch nicht veröffentlicht, allein schon die Ver- gleichung der Miquelschen Zahlen 2), welcher pro Kubikmeter Luft im Park von Montsouris nur 490 Bakterien, in den neueren Teilen von Paris dagegen schon 4500 und in den älteren sogar 36000 fand, gewähren einen genügenden Beweis dafür, daſs die hygienischen Verhältnisse der Waldluft jedenfalls äuſserst günstig sind. Je mehr bei dem rapiden Anwachsen der Groſsstädte und der Ent- wickelung der Industrie die Zahl der Menschen zunimmt, welche ge- zwungen sind, unter ungünstigen hygienischen Bedingungen zu leben, desto lebhafter und allgemeiner tritt auch das Bedürfnis hervor, wenig- stens periodisch in gesundere und angenehmere Verhältnisse zu kommen. Hierin liegt, wenn auch nicht die einzige, so doch eine sehr schwer- wiegende Ursache für die zu förmlichen Völkerwanderungen anschwel- lenden Sonntagsausflüge der Groſs- und Industriestädte und des immer mehr zunehmenden Zuges in die Sommerfrischen. 1) Vgl. Ebermayer, Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1890, S. 377 u. 417. 2) Miquel, Die Mikroorganismen der Luft, übersetzt von Emmerich 1889. 5*

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/85>, abgerufen am 09.11.2024.