Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft.
genauigkeiten verknüpft ist, da die meisten Arbeiter nicht ständig im
Walde beschäftigt sind. Ausserdem kann das Mass jener Arbeiten über-
haupt nicht festgestellt werden, welche zwar im Walde verrichtet, aber
aus der Forstkasse nicht bezahlt werden, wie Leseholzsammeln, Sammeln
von Beeren und Pilzen, Holztransport.

Bezüglich des Arbeitsbedarfes der Forstwirthschaft gewähren neuer-
dings die Aufschreibungen für Alters-, Invaliditäts- und Krankenver-
sicherung gute Materialien. Ihnen sind die folgenden Zahlen entnommen.

Die preussische Staatsforstverwaltung beschäftigte im
Etatsjahr 1892/93: 14600 alters- und invaliditätsversicherungspflichtige
Arbeiter an 11251580 Arbeitstagen.

Da die Fläche der preussischen Staatsforten 2737947 ha beträgt,
so entfallen auf einen ha jährlich 4,1 Arbeitstage, und bei 280 Arbeitstagen
im Jahre würden 70 ha einen ständig gedachten Waldarbeiter beschäf-
tigen.

Weitere spezielle Angaben für nachstehende Oberförstereien sind
der Liebenswürdigkeit der Herren Revierverwalter Forstmeister Dr.
Kienitz, Boden und Puttrich zu verdanken.

In der Oberförsterei Chorin (R. B. Potsdam) mit 5339 ha sind im
Ganzen von versicherungs- und nichtversicherungspflichtigen Arbeitern
im Jahre 1892/93 gearbeitet worden: 17467 Männer-, 2785 Frauen- und
824 Kindertageschichten, es treffen also auf einen ha 3,9 Arbeitstage und
auf 72 ha ein Arbeiter.

Wesentlich grösser ist der Arbeitsaufwand in der benachbarten
Oberförsterei Freienwalde, für welche sich im Durchschnitt die vom
Jahre 1889--1893 jährlich 50681 Arbeitstage berechnen. Bei einer
Fläche von 5020 ha entfallen auf einen ha 10,1 Arbeitstage und auf
27,7 ha bereits ein Arbeiter.

Die beiden Oberförstereien Wirthy und Hagenort im Reg.-Bez.
Danzig mit 7001 bezw. 8745 ha ergeben für 1892/93 auf einen ha 4,06 bezw.
4,51 Arbeitstage und einen ständigen Arbeiter für 69 bezw. 62 ha.

Hess (Encyklopädie und Methodologie, III. Bd., S. 319) giebt als
Durchschnitt der bisher in der Litteratur enthaltenen Angaben auf einen
ha 5,8 Arbeitstage und auf 51 ha einen ständigen Arbeiter an, was
nach den obigen Mitteilungen den mittleren Verhältnissen von Deutsch-
land ziemlich gut entsprechen dürfte.

Nach den Ermittelungen von Pabst beschäftigen dagegen in der
Landwirtschaft bereits 1,98--4,76 ha je nach der Art des Betriebes
einen Arbeiter, es treffen demnach auf einen ha 141--59 Arbeitstage. Der
Bedarf der Landwirtschaft an mechanischer Arbeitsleistung beträgt
also ungefähr das zwanzigfache von jenem der Forstwirtschaft, während
jener für die Betriebsleitung nur etwa fünf- bis sechsmal grösser ist.

Das Mass der Arbeit, welche ein konkreter Waldkomplex ver-

I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft.
genauigkeiten verknüpft ist, da die meisten Arbeiter nicht ständig im
Walde beschäftigt sind. Auſserdem kann das Maſs jener Arbeiten über-
haupt nicht festgestellt werden, welche zwar im Walde verrichtet, aber
aus der Forstkasse nicht bezahlt werden, wie Leseholzsammeln, Sammeln
von Beeren und Pilzen, Holztransport.

Bezüglich des Arbeitsbedarfes der Forstwirthschaft gewähren neuer-
dings die Aufschreibungen für Alters-, Invaliditäts- und Krankenver-
sicherung gute Materialien. Ihnen sind die folgenden Zahlen entnommen.

Die preuſsische Staatsforstverwaltung beschäftigte im
Etatsjahr 1892/93: 14600 alters- und invaliditätsversicherungspflichtige
Arbeiter an 11251580 Arbeitstagen.

Da die Fläche der preuſsischen Staatsforten 2737947 ha beträgt,
so entfallen auf einen ha jährlich 4,1 Arbeitstage, und bei 280 Arbeitstagen
im Jahre würden 70 ha einen ständig gedachten Waldarbeiter beschäf-
tigen.

Weitere spezielle Angaben für nachstehende Oberförstereien sind
der Liebenswürdigkeit der Herren Revierverwalter Forstmeister Dr.
Kienitz, Boden und Puttrich zu verdanken.

In der Oberförsterei Chorin (R. B. Potsdam) mit 5339 ha sind im
Ganzen von versicherungs- und nichtversicherungspflichtigen Arbeitern
im Jahre 1892/93 gearbeitet worden: 17467 Männer-, 2785 Frauen- und
824 Kindertageschichten, es treffen also auf einen ha 3,9 Arbeitstage und
auf 72 ha ein Arbeiter.

Wesentlich gröſser ist der Arbeitsaufwand in der benachbarten
Oberförsterei Freienwalde, für welche sich im Durchschnitt die vom
Jahre 1889—1893 jährlich 50681 Arbeitstage berechnen. Bei einer
Fläche von 5020 ha entfallen auf einen ha 10,1 Arbeitstage und auf
27,7 ha bereits ein Arbeiter.

Die beiden Oberförstereien Wirthy und Hagenort im Reg.-Bez.
Danzig mit 7001 bezw. 8745 ha ergeben für 1892/93 auf einen ha 4,06 bezw.
4,51 Arbeitstage und einen ständigen Arbeiter für 69 bezw. 62 ha.

Hess (Encyklopädie und Methodologie, III. Bd., S. 319) giebt als
Durchschnitt der bisher in der Litteratur enthaltenen Angaben auf einen
ha 5,8 Arbeitstage und auf 51 ha einen ständigen Arbeiter an, was
nach den obigen Mitteilungen den mittleren Verhältnissen von Deutsch-
land ziemlich gut entsprechen dürfte.

Nach den Ermittelungen von Pabst beschäftigen dagegen in der
Landwirtschaft bereits 1,98—4,76 ha je nach der Art des Betriebes
einen Arbeiter, es treffen demnach auf einen ha 141—59 Arbeitstage. Der
Bedarf der Landwirtschaft an mechanischer Arbeitsleistung beträgt
also ungefähr das zwanzigfache von jenem der Forstwirtschaft, während
jener für die Betriebsleitung nur etwa fünf- bis sechsmal gröſser ist.

Das Maſs der Arbeit, welche ein konkreter Waldkomplex ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0033" n="15"/><fw place="top" type="header">I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft.</fw><lb/>
genauigkeiten verknüpft ist, da die meisten Arbeiter nicht ständig im<lb/>
Walde beschäftigt sind. Au&#x017F;serdem kann das Ma&#x017F;s jener Arbeiten über-<lb/>
haupt nicht festgestellt werden, welche zwar im Walde verrichtet, aber<lb/>
aus der Forstkasse nicht bezahlt werden, wie Leseholzsammeln, Sammeln<lb/>
von Beeren und Pilzen, Holztransport.</p><lb/>
            <p>Bezüglich des Arbeitsbedarfes der Forstwirthschaft gewähren neuer-<lb/>
dings die Aufschreibungen für Alters-, Invaliditäts- und Krankenver-<lb/>
sicherung gute Materialien. Ihnen sind die folgenden Zahlen entnommen.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">preu&#x017F;sische Staatsforstverwaltung</hi> beschäftigte im<lb/>
Etatsjahr 1892/93: 14600 alters- und invaliditätsversicherungspflichtige<lb/>
Arbeiter an 11251580 Arbeitstagen.</p><lb/>
            <p>Da die Fläche der preu&#x017F;sischen Staatsforten 2737947 ha beträgt,<lb/>
so entfallen auf einen ha jährlich 4,1 Arbeitstage, und bei 280 Arbeitstagen<lb/>
im Jahre würden 70 ha einen ständig gedachten Waldarbeiter beschäf-<lb/>
tigen.</p><lb/>
            <p>Weitere spezielle Angaben für nachstehende Oberförstereien sind<lb/>
der Liebenswürdigkeit der Herren Revierverwalter Forstmeister Dr.<lb/>
Kienitz, Boden und Puttrich zu verdanken.</p><lb/>
            <p>In der Oberförsterei <hi rendition="#g">Chorin</hi> (R. B. Potsdam) mit 5339 ha sind im<lb/>
Ganzen von versicherungs- und nichtversicherungspflichtigen Arbeitern<lb/>
im Jahre 1892/93 gearbeitet worden: 17467 Männer-, 2785 Frauen- und<lb/>
824 Kindertageschichten, es treffen also auf einen ha 3,9 Arbeitstage und<lb/>
auf 72 ha ein Arbeiter.</p><lb/>
            <p>Wesentlich grö&#x017F;ser ist der Arbeitsaufwand in der benachbarten<lb/>
Oberförsterei <hi rendition="#g">Freienwalde</hi>, für welche sich im Durchschnitt die vom<lb/>
Jahre 1889&#x2014;1893 jährlich 50681 Arbeitstage berechnen. Bei einer<lb/>
Fläche von 5020 ha entfallen auf einen ha 10,1 Arbeitstage und auf<lb/>
27,7 ha bereits ein Arbeiter.</p><lb/>
            <p>Die beiden Oberförstereien <hi rendition="#g">Wirthy</hi> und <hi rendition="#g">Hagenort</hi> im Reg.-Bez.<lb/>
Danzig mit 7001 bezw. 8745 ha ergeben für 1892/93 auf einen ha 4,06 bezw.<lb/>
4,51 Arbeitstage und einen ständigen Arbeiter für 69 bezw. 62 ha.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#k">Hess</hi> (Encyklopädie und Methodologie, III. Bd., S. 319) giebt als<lb/>
Durchschnitt der bisher in der Litteratur enthaltenen Angaben auf einen<lb/>
ha 5,8 Arbeitstage und auf 51 ha einen ständigen Arbeiter an, was<lb/>
nach den obigen Mitteilungen den mittleren Verhältnissen von Deutsch-<lb/>
land ziemlich gut entsprechen dürfte.</p><lb/>
            <p>Nach den Ermittelungen von <hi rendition="#k">Pabst</hi> beschäftigen dagegen in der<lb/>
Landwirtschaft bereits 1,98&#x2014;4,76 ha je nach der Art des Betriebes<lb/>
einen Arbeiter, es treffen demnach auf einen ha 141&#x2014;59 Arbeitstage. Der<lb/>
Bedarf der Landwirtschaft an mechanischer Arbeitsleistung beträgt<lb/>
also ungefähr das zwanzigfache von jenem der Forstwirtschaft, während<lb/>
jener für die Betriebsleitung nur etwa fünf- bis sechsmal grö&#x017F;ser ist.</p><lb/>
            <p>Das Ma&#x017F;s der Arbeit, welche ein konkreter Waldkomplex ver-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0033] I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft. genauigkeiten verknüpft ist, da die meisten Arbeiter nicht ständig im Walde beschäftigt sind. Auſserdem kann das Maſs jener Arbeiten über- haupt nicht festgestellt werden, welche zwar im Walde verrichtet, aber aus der Forstkasse nicht bezahlt werden, wie Leseholzsammeln, Sammeln von Beeren und Pilzen, Holztransport. Bezüglich des Arbeitsbedarfes der Forstwirthschaft gewähren neuer- dings die Aufschreibungen für Alters-, Invaliditäts- und Krankenver- sicherung gute Materialien. Ihnen sind die folgenden Zahlen entnommen. Die preuſsische Staatsforstverwaltung beschäftigte im Etatsjahr 1892/93: 14600 alters- und invaliditätsversicherungspflichtige Arbeiter an 11251580 Arbeitstagen. Da die Fläche der preuſsischen Staatsforten 2737947 ha beträgt, so entfallen auf einen ha jährlich 4,1 Arbeitstage, und bei 280 Arbeitstagen im Jahre würden 70 ha einen ständig gedachten Waldarbeiter beschäf- tigen. Weitere spezielle Angaben für nachstehende Oberförstereien sind der Liebenswürdigkeit der Herren Revierverwalter Forstmeister Dr. Kienitz, Boden und Puttrich zu verdanken. In der Oberförsterei Chorin (R. B. Potsdam) mit 5339 ha sind im Ganzen von versicherungs- und nichtversicherungspflichtigen Arbeitern im Jahre 1892/93 gearbeitet worden: 17467 Männer-, 2785 Frauen- und 824 Kindertageschichten, es treffen also auf einen ha 3,9 Arbeitstage und auf 72 ha ein Arbeiter. Wesentlich gröſser ist der Arbeitsaufwand in der benachbarten Oberförsterei Freienwalde, für welche sich im Durchschnitt die vom Jahre 1889—1893 jährlich 50681 Arbeitstage berechnen. Bei einer Fläche von 5020 ha entfallen auf einen ha 10,1 Arbeitstage und auf 27,7 ha bereits ein Arbeiter. Die beiden Oberförstereien Wirthy und Hagenort im Reg.-Bez. Danzig mit 7001 bezw. 8745 ha ergeben für 1892/93 auf einen ha 4,06 bezw. 4,51 Arbeitstage und einen ständigen Arbeiter für 69 bezw. 62 ha. Hess (Encyklopädie und Methodologie, III. Bd., S. 319) giebt als Durchschnitt der bisher in der Litteratur enthaltenen Angaben auf einen ha 5,8 Arbeitstage und auf 51 ha einen ständigen Arbeiter an, was nach den obigen Mitteilungen den mittleren Verhältnissen von Deutsch- land ziemlich gut entsprechen dürfte. Nach den Ermittelungen von Pabst beschäftigen dagegen in der Landwirtschaft bereits 1,98—4,76 ha je nach der Art des Betriebes einen Arbeiter, es treffen demnach auf einen ha 141—59 Arbeitstage. Der Bedarf der Landwirtschaft an mechanischer Arbeitsleistung beträgt also ungefähr das zwanzigfache von jenem der Forstwirtschaft, während jener für die Betriebsleitung nur etwa fünf- bis sechsmal gröſser ist. Das Maſs der Arbeit, welche ein konkreter Waldkomplex ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/33
Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/33>, abgerufen am 29.03.2024.