Flüssigkeit aber kann sich in Wasser nicht geformt er- halten, wenn sie nicht von einer Membran eingeschlossen ist. Eine solche muss also auch hier existiren. Es ist nicht ganz leicht sich zu überzeugen, dass diese Körnchen mit Molekularbewegung wirklich innerhalb der Zellen lie- gen. Aber man sieht es daraus, dass sie nicht fortfliessen, wenn man die umgebende Flüssigkeit fliessen lässt, und dass sie nicht über die Zelle hinaus, sondern nur bis an die Wand der Zelle und wieder zurück sich bewegen. Unter dieser Zellenschicht liegen die Kugeln der unbebrü- teten Keimhaut, die aber noch heller und feinkörniger ge- worden zu sein scheinen als in der vier Stunden bebrüte- ten Keimhaut. Ausserdem sieht man einzelne Zellenkerne, wie sie später in den Zellen des serösen Blattes vorkom- men und in Tab. II. Fig. 6. zu sehen sind. Nach innen von dieser Schichte liegen ganz dunkle Kugeln. Bei einem 16 Stunden bebrüteten Ei hat sich nun das seröse und Schleimblatt der Keimhaut ausgebildet. Faltet man eine solche Keimhaut, um ihre äussere Fläche zu sehen, so er- kennt man, dass sie von Zellen gebildet wird, die als Halb- kugeln hervorragen (Tab. II. Fig. 5). An einigen ist ein Kern zu erkennen von der charakteristischen Form. Er liegt an der inneren Fläche der Wand der Zellen an, ist rund und enthält noch ein oder zwei Kernkörperchen. An den meisten sieht man keinen Kern, entweder weil er nicht vorhanden ist oder weil er an der hinteren Seite der Zelle liegt, wo er wegen der darunter liegenden dun- keln Substanz nicht erkannt werden kann. Die Zellen enthalten ausserdem eine durchsichtige Flüssigkeit und ei- nige kleine Körnchen mit Molekularbewegung, und eben aus dieser Molekularbewegung folgt die Existenz einer eigenthümlichen Zellenmembran. Spült man, nachdem die Keimhaut etwas in Wasser gelegen hat, das Schleimblatt ab, so kann man diese Zellen auch von der Fläche aus be- trachten. Man sieht dann, dass sie dicht an einander lie- gen und sich zu einer sechseckigen Form gegen einander abplatten (s. Tab. II. Fig. 6). Sie enthalten einen schö-
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Flüssigkeit aber kann sich in Wasser nicht geformt er- halten, wenn sie nicht von einer Membran eingeschlossen ist. Eine solche muſs also auch hier existiren. Es ist nicht ganz leicht sich zu überzeugen, daſs diese Körnchen mit Molekularbewegung wirklich innerhalb der Zellen lie- gen. Aber man sieht es daraus, daſs sie nicht fortflieſsen, wenn man die umgebende Flüssigkeit flieſsen läſst, und daſs sie nicht über die Zelle hinaus, sondern nur bis an die Wand der Zelle und wieder zurück sich bewegen. Unter dieser Zellenschicht liegen die Kugeln der unbebrü- teten Keimhaut, die aber noch heller und feinkörniger ge- worden zu sein scheinen als in der vier Stunden bebrüte- ten Keimhaut. Auſserdem sieht man einzelne Zellenkerne, wie sie später in den Zellen des serösen Blattes vorkom- men und in Tab. II. Fig. 6. zu sehen sind. Nach innen von dieser Schichte liegen ganz dunkle Kugeln. Bei einem 16 Stunden bebrüteten Ei hat sich nun das seröse und Schleimblatt der Keimhaut ausgebildet. Faltet man eine solche Keimhaut, um ihre äuſsere Fläche zu sehen, so er- kennt man, daſs sie von Zellen gebildet wird, die als Halb- kugeln hervorragen (Tab. II. Fig. 5). An einigen ist ein Kern zu erkennen von der charakteristischen Form. Er liegt an der inneren Fläche der Wand der Zellen an, ist rund und enthält noch ein oder zwei Kernkörperchen. An den meisten sieht man keinen Kern, entweder weil er nicht vorhanden ist oder weil er an der hinteren Seite der Zelle liegt, wo er wegen der darunter liegenden dun- keln Substanz nicht erkannt werden kann. Die Zellen enthalten auſserdem eine durchsichtige Flüssigkeit und ei- nige kleine Körnchen mit Molekularbewegung, und eben aus dieser Molekularbewegung folgt die Existenz einer eigenthümlichen Zellenmembran. Spült man, nachdem die Keimhaut etwas in Wasser gelegen hat, das Schleimblatt ab, so kann man diese Zellen auch von der Fläche aus be- trachten. Man sieht dann, daſs sie dicht an einander lie- gen und sich zu einer sechseckigen Form gegen einander abplatten (s. Tab. II. Fig. 6). Sie enthalten einen schö-
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Flüssigkeit aber kann sich in Wasser nicht geformt er-
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ist. Eine solche muſs also auch hier existiren. Es ist
nicht ganz leicht sich zu überzeugen, daſs diese Körnchen
mit Molekularbewegung wirklich innerhalb der Zellen lie-
gen. Aber man sieht es daraus, daſs sie nicht fortflieſsen,
wenn man die umgebende Flüssigkeit flieſsen läſst, und
daſs sie nicht über die Zelle hinaus, sondern nur bis an
die Wand der Zelle und wieder zurück sich bewegen.
Unter dieser Zellenschicht liegen die Kugeln der unbebrü-
teten Keimhaut, die aber noch heller und feinkörniger ge-
worden zu sein scheinen als in der vier Stunden bebrüte-
ten Keimhaut. Auſserdem sieht man einzelne Zellenkerne,
wie sie später in den Zellen des serösen Blattes vorkom-
men und in Tab. II. Fig. 6. zu sehen sind. Nach innen
von dieser Schichte liegen ganz dunkle Kugeln. Bei einem
16 Stunden bebrüteten Ei hat sich nun das seröse und
Schleimblatt der Keimhaut ausgebildet. Faltet man eine
solche Keimhaut, um ihre äuſsere Fläche zu sehen, so er-
kennt man, daſs sie von Zellen gebildet wird, die als Halb-
kugeln hervorragen (Tab. II. Fig. 5). An einigen ist ein
Kern zu erkennen von der charakteristischen Form. Er
liegt an der inneren Fläche der Wand der Zellen an, ist
rund und enthält noch ein oder zwei Kernkörperchen.
An den meisten sieht man keinen Kern, entweder weil er
nicht vorhanden ist oder weil er an der hinteren Seite
der Zelle liegt, wo er wegen der darunter liegenden dun-
keln Substanz nicht erkannt werden kann. Die Zellen
enthalten auſserdem eine durchsichtige Flüssigkeit und ei-
nige kleine Körnchen mit Molekularbewegung, und eben
aus dieser Molekularbewegung folgt die Existenz einer
eigenthümlichen Zellenmembran. Spült man, nachdem die
Keimhaut etwas in Wasser gelegen hat, das Schleimblatt ab,
so kann man diese Zellen auch von der Fläche aus be-
trachten. Man sieht dann, daſs sie dicht an einander lie-
gen und sich zu einer sechseckigen Form gegen einander
abplatten (s. Tab. II. Fig. 6). Sie enthalten einen schö-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/89>, abgerufen am 25.11.2024.
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