den meisten Fällen nur Ein Fleck da ist und die übrigen meistens später erst entstehen. In diesem Einen Kern hat R. Wagner zuweilen noch ein oder einige kleine Pünktchen beobachtet und von Alcedo hispida, Lepus cuni- culus, Ovis aries u. s. w. abgebildet; ich habe deren auch zuweilen gesehen, die diesem Fleck einigermassen das An- sehen eines an der Wand der Zelle anklebenden Zellen- kernes geben, worin jene Pünktchen die Kernkörperchen wären. Indessen ist das Vorhandensein dieser Pünktchen in der Regelmässigkeit, dass man sie als Kernkörperchen ansehen könnte, zu selten, und sie sind meistens zu un- bestimmt, als dass ich ihnen irgend ein Gewicht in der Entscheidung der vorliegeuden Frage beilegen möchte. Die Betrachtung der Wagnerschen Flecke als Kernkör- perchen in dem Keimbläschen als Zellenkern hat die oft un- gemeine Zahl derselben gegen sich, indem sie zuweilen bei Fischen das ganze Keimbläschen ausfüllen, wenigstens seine innere Fläche dicht gedrängt bedecken. Die grösste Zahl der Kernkörperchen, die ich an anderen Kernen be- obachtet habe, ist drei, und bei Pflanzen kommen, nach Schleiden, in sehr seltenen Fällen auch vier vor. Sind sie aber keine Kernkörperchen, sondern Inhalt des Kerns, so muss man zugeben, dass dieser von dem Inhalt fast al- ler anderen Kerne sehr abweicht. Dieser ist nämlich bei allen anderen Kernen höchst feinkörnig und meist gelb- lich. Nur bei den Fettzellen in der Schädelhöhle einer jungen Plötze habe ich zuweilen in dem in der Resorp- tion begriffenen Kern Fetttröpfchen entstehen sehen. Die- ser letzte Punkt würde also mehr für die Betrachtung des Keimbläschens als junge Zelle sprechen.
Erwägt man nun alles dieses zusammen, so ist für jetzt die Entscheidung der Frage, ob das Keimbläschen Zelle oder Zellenkern ist, noch nicht möglich. Insofern die Beobachtungen über den ersten und wichtigsten Punkt, das frühere Vorhandensein des Keimbläschens vor der Dotterzelle, mehr für die Betrachtung des Keimbläschens als Zellenkern sprechen, scheint indessen für den Augen-
den meisten Fällen nur Ein Fleck da ist und die übrigen meistens später erst entstehen. In diesem Einen Kern hat R. Wagner zuweilen noch ein oder einige kleine Pünktchen beobachtet und von Alcedo hispida, Lepus cuni- culus, Ovis aries u. s. w. abgebildet; ich habe deren auch zuweilen gesehen, die diesem Fleck einigermaſsen das An- sehen eines an der Wand der Zelle anklebenden Zellen- kernes geben, worin jene Pünktchen die Kernkörperchen wären. Indessen ist das Vorhandensein dieser Pünktchen in der Regelmäſsigkeit, daſs man sie als Kernkörperchen ansehen könnte, zu selten, und sie sind meistens zu un- bestimmt, als daſs ich ihnen irgend ein Gewicht in der Entscheidung der vorliegeuden Frage beilegen möchte. Die Betrachtung der Wagnerschen Flecke als Kernkör- perchen in dem Keimbläschen als Zellenkern hat die oft un- gemeine Zahl derselben gegen sich, indem sie zuweilen bei Fischen das ganze Keimbläschen ausfüllen, wenigstens seine innere Fläche dicht gedrängt bedecken. Die gröſste Zahl der Kernkörperchen, die ich an anderen Kernen be- obachtet habe, ist drei, und bei Pflanzen kommen, nach Schleiden, in sehr seltenen Fällen auch vier vor. Sind sie aber keine Kernkörperchen, sondern Inhalt des Kerns, so muſs man zugeben, daſs dieser von dem Inhalt fast al- ler anderen Kerne sehr abweicht. Dieser ist nämlich bei allen anderen Kernen höchst feinkörnig und meist gelb- lich. Nur bei den Fettzellen in der Schädelhöhle einer jungen Plötze habe ich zuweilen in dem in der Resorp- tion begriffenen Kern Fetttröpfchen entstehen sehen. Die- ser letzte Punkt würde also mehr für die Betrachtung des Keimbläschens als junge Zelle sprechen.
Erwägt man nun alles dieses zusammen, so ist für jetzt die Entscheidung der Frage, ob das Keimbläschen Zelle oder Zellenkern ist, noch nicht möglich. Insofern die Beobachtungen über den ersten und wichtigsten Punkt, das frühere Vorhandensein des Keimbläschens vor der Dotterzelle, mehr für die Betrachtung des Keimbläschens als Zellenkern sprechen, scheint indessen für den Augen-
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[54/0078]
den meisten Fällen nur Ein Fleck da ist und die übrigen
meistens später erst entstehen. In diesem Einen Kern
hat R. Wagner zuweilen noch ein oder einige kleine
Pünktchen beobachtet und von Alcedo hispida, Lepus cuni-
culus, Ovis aries u. s. w. abgebildet; ich habe deren auch
zuweilen gesehen, die diesem Fleck einigermaſsen das An-
sehen eines an der Wand der Zelle anklebenden Zellen-
kernes geben, worin jene Pünktchen die Kernkörperchen
wären. Indessen ist das Vorhandensein dieser Pünktchen
in der Regelmäſsigkeit, daſs man sie als Kernkörperchen
ansehen könnte, zu selten, und sie sind meistens zu un-
bestimmt, als daſs ich ihnen irgend ein Gewicht in der
Entscheidung der vorliegeuden Frage beilegen möchte.
Die Betrachtung der Wagnerschen Flecke als Kernkör-
perchen in dem Keimbläschen als Zellenkern hat die oft un-
gemeine Zahl derselben gegen sich, indem sie zuweilen
bei Fischen das ganze Keimbläschen ausfüllen, wenigstens
seine innere Fläche dicht gedrängt bedecken. Die gröſste
Zahl der Kernkörperchen, die ich an anderen Kernen be-
obachtet habe, ist drei, und bei Pflanzen kommen, nach
Schleiden, in sehr seltenen Fällen auch vier vor. Sind
sie aber keine Kernkörperchen, sondern Inhalt des Kerns,
so muſs man zugeben, daſs dieser von dem Inhalt fast al-
ler anderen Kerne sehr abweicht. Dieser ist nämlich bei
allen anderen Kernen höchst feinkörnig und meist gelb-
lich. Nur bei den Fettzellen in der Schädelhöhle einer
jungen Plötze habe ich zuweilen in dem in der Resorp-
tion begriffenen Kern Fetttröpfchen entstehen sehen. Die-
ser letzte Punkt würde also mehr für die Betrachtung des
Keimbläschens als junge Zelle sprechen.
Erwägt man nun alles dieses zusammen, so ist für
jetzt die Entscheidung der Frage, ob das Keimbläschen
Zelle oder Zellenkern ist, noch nicht möglich. Insofern
die Beobachtungen über den ersten und wichtigsten Punkt,
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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