stehung ich noch nicht untersucht habe, und des Mangels der Kerne an den jungen Zellen stimmt das Uebrige ganz mit den Pflanzenzellen. Es muss unentschieden bleiben, ob bei diesen jungen Zellen der Kern wirklich fehlt, wie er ja auch nicht bei allen Pflanzen (z. B. vielen Akotyledonen) nachge- wiesen ist, oder ob das kleine Körperchen, welches an der Innenfläche einiger jungen Zellen vorkommt, der Kern ist, der mit der Zelle wächst, wie diess an andern Thier- zellen sich zeigen lässt, oder ob der Kern an den jungen Zellen seiner Durchsichtigkeit wegen nicht sichtbar ist, indem auch erwachsene Zellen vorkommen, wo er zwar bestimmt in derselben Form vorhanden, aber seiner Durch- sichtigkeit halber auf der Grenze der Sichtbarkeit steht.
2. Knorpel.
Wichtiger für die ganze thierische Organisation ist die Uebereinstimmung der Structur der Knorpel mit dem Pflanzengewebe. Wir haben es hier nicht nur mit einem weiter verbreiteten thierischen Gewebe zu thun, sondern auch mit einem solchen, welches wenigstens in seinen spätern Entwicklungsstufen Gefässe enthält, daher entschie- dener den Charakter eines thierischen Gewebes trägt. Die einfachste Form der Knorpel zeigt sich in den Knorpeln der Kiemenstrahlen der Fische. Löst man z. B. bei einer Plötze einen Kiemenstrahl von dem Kiemenbogen, entfernt durch leises Streichen die Schleimhaut, so stellt der übrig bleibende Knorpel ein Stäbchen dar, welches von seiner Insertionsstelle an dem Kiemenbogen gegen seine freie Spitze hin sich verschmälert, seitlich ein wenig zusammen- gedrückt ist und an seinen seitlichen Rändern einige stumpfe Vorsprünge zeigt. Die Structur dieser Knorpel ist sehr einfach. An der Spitze gleicht sie in ihrem Total- anblick ganz dem parenchymatösen Pflanzenzellgewebe. S. Tab. I. Fig. 5. von einer Plötze. Man sieht kleine po- lyedrische dicht aneinander liegende Zellenhöhlen mit ab- gerundeten Ecken. Die Zellenhöhlen werden durch äusserst dünne Scheidewände von einander getrennt. Der Zellen-
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stehung ich noch nicht untersucht habe, und des Mangels der Kerne an den jungen Zellen stimmt das Uebrige ganz mit den Pflanzenzellen. Es muſs unentschieden bleiben, ob bei diesen jungen Zellen der Kern wirklich fehlt, wie er ja auch nicht bei allen Pflanzen (z. B. vielen Akotyledonen) nachge- wiesen ist, oder ob das kleine Körperchen, welches an der Innenfläche einiger jungen Zellen vorkommt, der Kern ist, der mit der Zelle wächst, wie dieſs an andern Thier- zellen sich zeigen läſst, oder ob der Kern an den jungen Zellen seiner Durchsichtigkeit wegen nicht sichtbar ist, indem auch erwachsene Zellen vorkommen, wo er zwar bestimmt in derselben Form vorhanden, aber seiner Durch- sichtigkeit halber auf der Grenze der Sichtbarkeit steht.
2. Knorpel.
Wichtiger für die ganze thierische Organisation ist die Uebereinstimmung der Structur der Knorpel mit dem Pflanzengewebe. Wir haben es hier nicht nur mit einem weiter verbreiteten thierischen Gewebe zu thun, sondern auch mit einem solchen, welches wenigstens in seinen spätern Entwicklungsstufen Gefäſse enthält, daher entschie- dener den Charakter eines thierischen Gewebes trägt. Die einfachste Form der Knorpel zeigt sich in den Knorpeln der Kiemenstrahlen der Fische. Löst man z. B. bei einer Plötze einen Kiemenstrahl von dem Kiemenbogen, entfernt durch leises Streichen die Schleimhaut, so stellt der übrig bleibende Knorpel ein Stäbchen dar, welches von seiner Insertionsstelle an dem Kiemenbogen gegen seine freie Spitze hin sich verschmälert, seitlich ein wenig zusammen- gedrückt ist und an seinen seitlichen Rändern einige stumpfe Vorsprünge zeigt. Die Structur dieser Knorpel ist sehr einfach. An der Spitze gleicht sie in ihrem Total- anblick ganz dem parenchymatösen Pflanzenzellgewebe. S. Tab. I. Fig. 5. von einer Plötze. Man sieht kleine po- lyedrische dicht aneinander liegende Zellenhöhlen mit ab- gerundeten Ecken. Die Zellenhöhlen werden durch äuſserst dünne Scheidewände von einander getrennt. Der Zellen-
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[17/0041]
stehung ich noch nicht untersucht habe, und des Mangels der
Kerne an den jungen Zellen stimmt das Uebrige ganz mit den
Pflanzenzellen. Es muſs unentschieden bleiben, ob bei diesen
jungen Zellen der Kern wirklich fehlt, wie er ja auch
nicht bei allen Pflanzen (z. B. vielen Akotyledonen) nachge-
wiesen ist, oder ob das kleine Körperchen, welches an
der Innenfläche einiger jungen Zellen vorkommt, der Kern
ist, der mit der Zelle wächst, wie dieſs an andern Thier-
zellen sich zeigen läſst, oder ob der Kern an den jungen
Zellen seiner Durchsichtigkeit wegen nicht sichtbar ist,
indem auch erwachsene Zellen vorkommen, wo er zwar
bestimmt in derselben Form vorhanden, aber seiner Durch-
sichtigkeit halber auf der Grenze der Sichtbarkeit steht.
2. Knorpel.
Wichtiger für die ganze thierische Organisation ist
die Uebereinstimmung der Structur der Knorpel mit dem
Pflanzengewebe. Wir haben es hier nicht nur mit einem
weiter verbreiteten thierischen Gewebe zu thun, sondern
auch mit einem solchen, welches wenigstens in seinen
spätern Entwicklungsstufen Gefäſse enthält, daher entschie-
dener den Charakter eines thierischen Gewebes trägt. Die
einfachste Form der Knorpel zeigt sich in den Knorpeln
der Kiemenstrahlen der Fische. Löst man z. B. bei einer
Plötze einen Kiemenstrahl von dem Kiemenbogen, entfernt
durch leises Streichen die Schleimhaut, so stellt der übrig
bleibende Knorpel ein Stäbchen dar, welches von seiner
Insertionsstelle an dem Kiemenbogen gegen seine freie
Spitze hin sich verschmälert, seitlich ein wenig zusammen-
gedrückt ist und an seinen seitlichen Rändern einige
stumpfe Vorsprünge zeigt. Die Structur dieser Knorpel
ist sehr einfach. An der Spitze gleicht sie in ihrem Total-
anblick ganz dem parenchymatösen Pflanzenzellgewebe.
S. Tab. I. Fig. 5. von einer Plötze. Man sieht kleine po-
lyedrische dicht aneinander liegende Zellenhöhlen mit ab-
gerundeten Ecken. Die Zellenhöhlen werden durch äuſserst
dünne Scheidewände von einander getrennt. Der Zellen-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/41>, abgerufen am 16.02.2025.
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