Beobachtung ausserordentlich erschwert. So konnte ich sie bei den in den kegelförmigen Zwischenräumen der Wirbel befindlichen Rudimenten der Chorda dorsalis eines grossen Cyprinus Carpio lange nicht finden, bis sie sich an einem sehr hellen Tage zwar sehr blass aber durchaus unverkennbar und mit Gewissheit ganz von derselben Form, wie oben beschrieben, zeigten. Schon etwas deut- licher waren sie bei Esox lucius und Cyprinus erythroph- thalmus. Von dem letztern ist die Abbildung Tab. I. Fig. 4. genommen. Bei diesen Fischen sind sie aber klei- ner als bei den Froschlarven.
Kehren wir aber zu unserer Larve von Pelobates fus- cus zurück. Die Zellen der Chorda dorsalis liegen hier so dicht aneinander, dass die Wände zweier benachbarten Zellen sich unmittelbar berühren. Selbst wenn drei oder mehrere Zellen zusammenstossen, ist diess meistens so innig, dass man nur die sich berührenden Wände bemerkt. Zuweilen jedoch bleibt in diesem Falle ein kleiner Zwi- schenraum, der grösser ist, als dass er durch die unver- dickte Zellenwand ausgefüllt werden könnte: und hier zeigt sich dann wie bei den Pflanzen eine Art (schein- barer oder wirklicher?) Interzellularsubstanz oder ein In- terzellulargang. Was die letztern betrifft, so sieht man wenigstens zuweilen, obwohl selten, in einem solchen Falle von Aneinanderstossen dreier Zellen auf einem fri- schen Querschnitte die Zellenwände sowohl nach der Zelle hin als nach aussen scharf begrenzt, und zwischen ihnen einen kleinen dreieckigen Zwischenraum, der von einer durchsichtigen Flüssigkeit (nicht von Luft) oder wenig- stens von einer Substanz gefüllt wird, die das Licht an- ders bricht als die Zellenwände selbst. Ganz so, wie es Tab. I. Fig. 1 c. von der Zwiebel abgebildet ist.
Innerhalb der Zellen der chorda dorsalis bilden sich frei schwimmend junge Zellen, wie bei den Pflanzen. Sie sind indessen bei den Froschlarven so durchsichtig, dass man sehr gute Instrumente und sehr gutes Licht braucht um sie zu sehen. Auch ist die Zahl der Zellen, in denen
Beobachtung auſserordentlich erschwert. So konnte ich sie bei den in den kegelförmigen Zwischenräumen der Wirbel befindlichen Rudimenten der Chorda dorsalis eines groſsen Cyprinus Carpio lange nicht finden, bis sie sich an einem sehr hellen Tage zwar sehr blaſs aber durchaus unverkennbar und mit Gewiſsheit ganz von derselben Form, wie oben beschrieben, zeigten. Schon etwas deut- licher waren sie bei Esox lucius und Cyprinus erythroph- thalmus. Von dem letztern ist die Abbildung Tab. I. Fig. 4. genommen. Bei diesen Fischen sind sie aber klei- ner als bei den Froschlarven.
Kehren wir aber zu unserer Larve von Pelobates fus- cus zurück. Die Zellen der Chorda dorsalis liegen hier so dicht aneinander, daſs die Wände zweier benachbarten Zellen sich unmittelbar berühren. Selbst wenn drei oder mehrere Zellen zusammenstoſsen, ist dieſs meistens so innig, daſs man nur die sich berührenden Wände bemerkt. Zuweilen jedoch bleibt in diesem Falle ein kleiner Zwi- schenraum, der gröſser ist, als daſs er durch die unver- dickte Zellenwand ausgefüllt werden könnte: und hier zeigt sich dann wie bei den Pflanzen eine Art (schein- barer oder wirklicher?) Interzellularsubstanz oder ein In- terzellulargang. Was die letztern betrifft, so sieht man wenigstens zuweilen, obwohl selten, in einem solchen Falle von Aneinanderstoſsen dreier Zellen auf einem fri- schen Querschnitte die Zellenwände sowohl nach der Zelle hin als nach auſsen scharf begrenzt, und zwischen ihnen einen kleinen dreieckigen Zwischenraum, der von einer durchsichtigen Flüssigkeit (nicht von Luft) oder wenig- stens von einer Substanz gefüllt wird, die das Licht an- ders bricht als die Zellenwände selbst. Ganz so, wie es Tab. I. Fig. 1 c. von der Zwiebel abgebildet ist.
Innerhalb der Zellen der chorda dorsalis bilden sich frei schwimmend junge Zellen, wie bei den Pflanzen. Sie sind indessen bei den Froschlarven so durchsichtig, daſs man sehr gute Instrumente und sehr gutes Licht braucht um sie zu sehen. Auch ist die Zahl der Zellen, in denen
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Beobachtung auſserordentlich erschwert. So konnte ich
sie bei den in den kegelförmigen Zwischenräumen der
Wirbel befindlichen Rudimenten der Chorda dorsalis eines
groſsen Cyprinus Carpio lange nicht finden, bis sie sich an
einem sehr hellen Tage zwar sehr blaſs aber durchaus
unverkennbar und mit Gewiſsheit ganz von derselben
Form, wie oben beschrieben, zeigten. Schon etwas deut-
licher waren sie bei Esox lucius und Cyprinus erythroph-
thalmus. Von dem letztern ist die Abbildung Tab. I.
Fig. 4. genommen. Bei diesen Fischen sind sie aber klei-
ner als bei den Froschlarven.
Kehren wir aber zu unserer Larve von Pelobates fus-
cus zurück. Die Zellen der Chorda dorsalis liegen hier
so dicht aneinander, daſs die Wände zweier benachbarten
Zellen sich unmittelbar berühren. Selbst wenn drei oder
mehrere Zellen zusammenstoſsen, ist dieſs meistens so
innig, daſs man nur die sich berührenden Wände bemerkt.
Zuweilen jedoch bleibt in diesem Falle ein kleiner Zwi-
schenraum, der gröſser ist, als daſs er durch die unver-
dickte Zellenwand ausgefüllt werden könnte: und hier
zeigt sich dann wie bei den Pflanzen eine Art (schein-
barer oder wirklicher?) Interzellularsubstanz oder ein In-
terzellulargang. Was die letztern betrifft, so sieht man
wenigstens zuweilen, obwohl selten, in einem solchen
Falle von Aneinanderstoſsen dreier Zellen auf einem fri-
schen Querschnitte die Zellenwände sowohl nach der Zelle
hin als nach auſsen scharf begrenzt, und zwischen ihnen
einen kleinen dreieckigen Zwischenraum, der von einer
durchsichtigen Flüssigkeit (nicht von Luft) oder wenig-
stens von einer Substanz gefüllt wird, die das Licht an-
ders bricht als die Zellenwände selbst. Ganz so, wie es
Tab. I. Fig. 1 c. von der Zwiebel abgebildet ist.
Innerhalb der Zellen der chorda dorsalis bilden sich
frei schwimmend junge Zellen, wie bei den Pflanzen. Sie
sind indessen bei den Froschlarven so durchsichtig, daſs
man sehr gute Instrumente und sehr gutes Licht braucht
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/38>, abgerufen am 20.04.2024.
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