aber nach aussen noch nicht scharf begrenzt ist. Indem nun zwischen die vorhandenen Moleküle dieser Schichte immer neue Moleküle abgelagert werden, und zwar nur in bestimmter Entfernung von dem Kernkörperchen grenzt sich die Schichte nach aussen ab, und es entsteht ein mehr oder weniger scharf begrenzter Zellenkern. Der Kern wächst durch fortgesetzte Ablagerung neuer Moleküle zwi- schen die vorhandenen, durch Intussusceptio. Geschieht diese gleichmässig in der ganzen Dicke der Schichte, so kann der Kern solid bleiben; geschieht sie stärker im äu- ssern Theil der Schichte, so wird dieser stärker verdich- tet, und kann zu einer Membran erhärten, und dass sind die hohlen Zellenkerne. Dass die Schichte in ihrem äussern Theil sich gewöhnlich stärker verdichtet, kann man sich dar- aus erklären, weil der Nahrungsstoff von aussen zugeführt wird, derselbe also im äussern Theil der Schichte konzentrir- ter ist. Ist nun der Absatz der neuen Moleküle zwischen die Moleküle dieser Membran so, dass er stärker erfolgt zwi- schen die nach der Fläche der Membran nebeneinander- liegenden, als zwischen die nach der Dicke derselben hintereinanderliegenden Moleküle, so muss diese Membran an Ausdehnung stärker als an Dicke wachsen, daher zwi- schen ihr und den Kernkörperchen ein immer grösserer Zwischenraum entstehn, wobei denn die Kernkörperchen an einer Seite an der Innenfläche der Membran ankleben bleiben.
Ueber die Entstehung der Kerne mit zwei oder meh- reren Kernkörperchen fehlt es noch an Beobachtungen. Man kann sich aber leicht eine vorläufige Vorstellung da- von machen, wenn man bedenkt, dass zwei Kernkörperchen so nahe aneinander liegen können, dass die um sie sich bildenden Schichten, bevor sie nach aussen scharf abgegrenzt sind, ineinanderfliessen, so dass nun bei fortdauernder Ab- lagerung neuer Moleküle die äussere Begrenzung so ein- tritt, dass zwei Kernkörperchen zugleich davon umschlos- sen werden, und nun die Weiterentwicklung erfolgt, als ob nur ein Kernkörperchen da wäre.
aber nach auſsen noch nicht scharf begrenzt ist. Indem nun zwischen die vorhandenen Moleküle dieser Schichte immer neue Moleküle abgelagert werden, und zwar nur in bestimmter Entfernung von dem Kernkörperchen grenzt sich die Schichte nach auſsen ab, und es entsteht ein mehr oder weniger scharf begrenzter Zellenkern. Der Kern wächst durch fortgesetzte Ablagerung neuer Moleküle zwi- schen die vorhandenen, durch Intussusceptio. Geschieht diese gleichmäſsig in der ganzen Dicke der Schichte, so kann der Kern solid bleiben; geschieht sie stärker im äu- ſsern Theil der Schichte, so wird dieser stärker verdich- tet, und kann zu einer Membran erhärten, und daſs sind die hohlen Zellenkerne. Daſs die Schichte in ihrem äuſsern Theil sich gewöhnlich stärker verdichtet, kann man sich dar- aus erklären, weil der Nahrungsstoff von auſsen zugeführt wird, derselbe also im äuſsern Theil der Schichte konzentrir- ter ist. Ist nun der Absatz der neuen Moleküle zwischen die Moleküle dieser Membran so, daſs er stärker erfolgt zwi- schen die nach der Fläche der Membran nebeneinander- liegenden, als zwischen die nach der Dicke derselben hintereinanderliegenden Moleküle, so muſs diese Membran an Ausdehnung stärker als an Dicke wachsen, daher zwi- schen ihr und den Kernkörperchen ein immer gröſserer Zwischenraum entstehn, wobei denn die Kernkörperchen an einer Seite an der Innenfläche der Membran ankleben bleiben.
Ueber die Entstehung der Kerne mit zwei oder meh- reren Kernkörperchen fehlt es noch an Beobachtungen. Man kann sich aber leicht eine vorläufige Vorstellung da- von machen, wenn man bedenkt, daſs zwei Kernkörperchen so nahe aneinander liegen können, daſs die um sie sich bildenden Schichten, bevor sie nach auſsen scharf abgegrenzt sind, ineinanderflieſsen, so daſs nun bei fortdauernder Ab- lagerung neuer Moleküle die äuſsere Begrenzung so ein- tritt, daſs zwei Kernkörperchen zugleich davon umschlos- sen werden, und nun die Weiterentwicklung erfolgt, als ob nur ein Kernkörperchen da wäre.
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[208/0232]
aber nach auſsen noch nicht scharf begrenzt ist. Indem
nun zwischen die vorhandenen Moleküle dieser Schichte
immer neue Moleküle abgelagert werden, und zwar nur
in bestimmter Entfernung von dem Kernkörperchen grenzt
sich die Schichte nach auſsen ab, und es entsteht ein mehr
oder weniger scharf begrenzter Zellenkern. Der Kern
wächst durch fortgesetzte Ablagerung neuer Moleküle zwi-
schen die vorhandenen, durch Intussusceptio. Geschieht
diese gleichmäſsig in der ganzen Dicke der Schichte, so
kann der Kern solid bleiben; geschieht sie stärker im äu-
ſsern Theil der Schichte, so wird dieser stärker verdich-
tet, und kann zu einer Membran erhärten, und daſs sind
die hohlen Zellenkerne. Daſs die Schichte in ihrem äuſsern
Theil sich gewöhnlich stärker verdichtet, kann man sich dar-
aus erklären, weil der Nahrungsstoff von auſsen zugeführt
wird, derselbe also im äuſsern Theil der Schichte konzentrir-
ter ist. Ist nun der Absatz der neuen Moleküle zwischen die
Moleküle dieser Membran so, daſs er stärker erfolgt zwi-
schen die nach der Fläche der Membran nebeneinander-
liegenden, als zwischen die nach der Dicke derselben
hintereinanderliegenden Moleküle, so muſs diese Membran
an Ausdehnung stärker als an Dicke wachsen, daher zwi-
schen ihr und den Kernkörperchen ein immer gröſserer
Zwischenraum entstehn, wobei denn die Kernkörperchen
an einer Seite an der Innenfläche der Membran ankleben
bleiben.
Ueber die Entstehung der Kerne mit zwei oder meh-
reren Kernkörperchen fehlt es noch an Beobachtungen.
Man kann sich aber leicht eine vorläufige Vorstellung da-
von machen, wenn man bedenkt, daſs zwei Kernkörperchen
so nahe aneinander liegen können, daſs die um sie sich
bildenden Schichten, bevor sie nach auſsen scharf abgegrenzt
sind, ineinanderflieſsen, so daſs nun bei fortdauernder Ab-
lagerung neuer Moleküle die äuſsere Begrenzung so ein-
tritt, daſs zwei Kernkörperchen zugleich davon umschlos-
sen werden, und nun die Weiterentwicklung erfolgt, als
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/232>, abgerufen am 27.11.2024.
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