verschieden ist von dem Unterschiede, welcher zwischen zwei Zellen statt findet, also auch das Entwicklungsprinzip der letztern nur dann gleich sein kann, wenn es sich bei den übrigen Ele- mentartheilen wiederfindet. Dies behauptete ich daher auch gleich, sobald ich von der Ueberein- stimmung der Knorpelzellen mit den Pflanzenzel- len in diesem Sinne überzeugt war.
Es war nun leicht, das aufgestellte Prinzip für die übrigen Gewebe durchzuführen, da man gerade durch dieses Prinzip schon im Voraus die Gesetze der Entwicklung derselben kannte. Die wirkliche Beobachtung bestätigte auch vollkom- men den für die übrigen Gewebe gezogenen Schluss. Bei den Elementartheilen gefässhaltiger Gewebe brauchte dieses Prinzip sich nicht noth- wendig wiederzufinden; denn da hier kein selbst- ständiges Leben der Elementartheile, also eine Verschiedenheit der Grundkräfte des Wachsthums angenommen wurde, so konnten hier auch, un- beschadet des Prinzips, ganz andere Entwick- lungsgesetze obwalten. Allein so gering auch die Wahrscheinlichkeit im Anfange war, dass das Prinzip sich auch hier durchführen lasse, so zeigte doch die Beobachtung bald, dass die Gefässe gar keine wesentliche Verschiedenheit des Wachs- thums begründen, sondern nur einige Unterschiede veranlassen, die sich als Folge einer feinern Ver- theilung der ernährenden Flüssigkeit, ferner des hierdurch und durch die Cirkulation erleichterten Stoffwechsels und endlich einer grössern Imbibi-
verschieden ist von dem Unterschiede, welcher zwischen zwei Zellen statt findet, also auch das Entwicklungsprinzip der letztern nur dann gleich sein kann, wenn es sich bei den übrigen Ele- mentartheilen wiederfindet. Dies behauptete ich daher auch gleich, sobald ich von der Ueberein- stimmung der Knorpelzellen mit den Pflanzenzel- len in diesem Sinne überzeugt war.
Es war nun leicht, das aufgestellte Prinzip für die übrigen Gewebe durchzuführen, da man gerade durch dieses Prinzip schon im Voraus die Gesetze der Entwicklung derselben kannte. Die wirkliche Beobachtung bestätigte auch vollkom- men den für die übrigen Gewebe gezogenen Schluſs. Bei den Elementartheilen gefäſshaltiger Gewebe brauchte dieses Prinzip sich nicht noth- wendig wiederzufinden; denn da hier kein selbst- ständiges Leben der Elementartheile, also eine Verschiedenheit der Grundkräfte des Wachsthums angenommen wurde, so konnten hier auch, un- beschadet des Prinzips, ganz andere Entwick- lungsgesetze obwalten. Allein so gering auch die Wahrscheinlichkeit im Anfange war, daſs das Prinzip sich auch hier durchführen lasse, so zeigte doch die Beobachtung bald, daſs die Gefäſse gar keine wesentliche Verschiedenheit des Wachs- thums begründen, sondern nur einige Unterschiede veranlassen, die sich als Folge einer feinern Ver- theilung der ernährenden Flüssigkeit, ferner des hierdurch und durch die Cirkulation erleichterten Stoffwechsels und endlich einer gröſsern Imbibi-
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0020"n="XIV"/>
verschieden ist von dem Unterschiede, welcher<lb/>
zwischen zwei Zellen statt findet, also auch das<lb/>
Entwicklungsprinzip der letztern nur dann gleich<lb/>
sein kann, wenn es sich bei den übrigen Ele-<lb/>
mentartheilen wiederfindet. Dies behauptete ich<lb/>
daher auch gleich, sobald ich von der Ueberein-<lb/>
stimmung der Knorpelzellen mit den Pflanzenzel-<lb/>
len in diesem Sinne überzeugt war.</p><lb/><p>Es war nun leicht, das aufgestellte Prinzip<lb/>
für die übrigen Gewebe durchzuführen, da man<lb/>
gerade durch dieses Prinzip schon im Voraus die<lb/>
Gesetze der Entwicklung derselben kannte. Die<lb/>
wirkliche Beobachtung bestätigte auch vollkom-<lb/>
men den für die übrigen Gewebe gezogenen<lb/>
Schluſs. Bei den Elementartheilen gefäſshaltiger<lb/>
Gewebe brauchte dieses Prinzip sich nicht noth-<lb/>
wendig wiederzufinden; denn da hier kein selbst-<lb/>
ständiges Leben der Elementartheile, also eine<lb/>
Verschiedenheit der Grundkräfte des Wachsthums<lb/>
angenommen wurde, so konnten hier auch, un-<lb/>
beschadet des Prinzips, ganz andere Entwick-<lb/>
lungsgesetze obwalten. Allein so gering auch<lb/>
die Wahrscheinlichkeit im Anfange war, daſs das<lb/>
Prinzip sich auch hier durchführen lasse, so zeigte<lb/>
doch die Beobachtung bald, daſs die Gefäſse gar<lb/>
keine wesentliche Verschiedenheit des Wachs-<lb/>
thums begründen, sondern nur einige Unterschiede<lb/>
veranlassen, die sich als Folge einer feinern Ver-<lb/>
theilung der ernährenden Flüssigkeit, ferner des<lb/>
hierdurch und durch die Cirkulation erleichterten<lb/>
Stoffwechsels und endlich einer gröſsern Imbibi-<lb/></p></div></front></text></TEI>
[XIV/0020]
verschieden ist von dem Unterschiede, welcher
zwischen zwei Zellen statt findet, also auch das
Entwicklungsprinzip der letztern nur dann gleich
sein kann, wenn es sich bei den übrigen Ele-
mentartheilen wiederfindet. Dies behauptete ich
daher auch gleich, sobald ich von der Ueberein-
stimmung der Knorpelzellen mit den Pflanzenzel-
len in diesem Sinne überzeugt war.
Es war nun leicht, das aufgestellte Prinzip
für die übrigen Gewebe durchzuführen, da man
gerade durch dieses Prinzip schon im Voraus die
Gesetze der Entwicklung derselben kannte. Die
wirkliche Beobachtung bestätigte auch vollkom-
men den für die übrigen Gewebe gezogenen
Schluſs. Bei den Elementartheilen gefäſshaltiger
Gewebe brauchte dieses Prinzip sich nicht noth-
wendig wiederzufinden; denn da hier kein selbst-
ständiges Leben der Elementartheile, also eine
Verschiedenheit der Grundkräfte des Wachsthums
angenommen wurde, so konnten hier auch, un-
beschadet des Prinzips, ganz andere Entwick-
lungsgesetze obwalten. Allein so gering auch
die Wahrscheinlichkeit im Anfange war, daſs das
Prinzip sich auch hier durchführen lasse, so zeigte
doch die Beobachtung bald, daſs die Gefäſse gar
keine wesentliche Verschiedenheit des Wachs-
thums begründen, sondern nur einige Unterschiede
veranlassen, die sich als Folge einer feinern Ver-
theilung der ernährenden Flüssigkeit, ferner des
hierdurch und durch die Cirkulation erleichterten
Stoffwechsels und endlich einer gröſsern Imbibi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/20>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.