und die einzelnen Faserarten von einander, nur dem Grade nach weniger, als verschieden ange- nommen werden. Alle diese Formen schienen untereinander nichts gemeinsam zu haben, als dass sie durch Ansatz neuer Molekule zwischen die vorhandenen wachsen, dass es lebendige Ele- mentartheile sind. So lange man die Epithelium- zellen als eine Sekretion der organisirten Sub- stanz betrachtete, konnte man sie auch nicht ein- mal in diesem Sinne neben die lebenden Ele- mentartheile stellen. In der Art, wie sich die Molekule zu den lebenden Elementartheilen zu- sammenfügen, schien nichts Gemeinsames statt zu finden. Hier fügten sie sich zu dieser, dort zu jener Art von Zellen, an einer dritten Stelle zu einer Faser u. s. w. zusammen. Das Ent- wicklungsprinzig schien für die physiologisch verschiedenen Elementartheile durchaus verschie- den, und eine Verschiedenheit der Gesetze, wie man sie bei der Entwicklung einer Zelle und einer Faser annehmen musste, musste man auch nur in geringerm Grade zwischen den einzelnen Zellenarten und zwischen den einzelnen Faser- arten annehmen. Zellen, Fasern u. s. w. waren daher nur naturhistorische Begriffe und man konnte aus der Entwicklunsweise einer Zellenart nicht auf die einer andern schliessen, und in der That geschah dies auch nicht, obgleich man wichtige Punkte in dem Entwicklungsprozess einzelner Zellenarten, z. B. der Blutkörperchen (S. p. 75 d. Abh.) und des Eies (S. d. Nachtrag p. 258)
und die einzelnen Faserarten von einander, nur dem Grade nach weniger, als verschieden ange- nommen werden. Alle diese Formen schienen untereinander nichts gemeinsam zu haben, als daſs sie durch Ansatz neuer Molekule zwischen die vorhandenen wachsen, daſs es lebendige Ele- mentartheile sind. So lange man die Epithelium- zellen als eine Sekretion der organisirten Sub- stanz betrachtete, konnte man sie auch nicht ein- mal in diesem Sinne neben die lebenden Ele- mentartheile stellen. In der Art, wie sich die Molekule zu den lebenden Elementartheilen zu- sammenfügen, schien nichts Gemeinsames statt zu finden. Hier fügten sie sich zu dieser, dort zu jener Art von Zellen, an einer dritten Stelle zu einer Faser u. s. w. zusammen. Das Ent- wicklungsprinzig schien für die physiologisch verschiedenen Elementartheile durchaus verschie- den, und eine Verschiedenheit der Gesetze, wie man sie bei der Entwicklung einer Zelle und einer Faser annehmen muſste, muſste man auch nur in geringerm Grade zwischen den einzelnen Zellenarten und zwischen den einzelnen Faser- arten annehmen. Zellen, Fasern u. s. w. waren daher nur naturhistorische Begriffe und man konnte aus der Entwicklunsweise einer Zellenart nicht auf die einer andern schlieſsen, und in der That geschah dies auch nicht, obgleich man wichtige Punkte in dem Entwicklungsprozeſs einzelner Zellenarten, z. B. der Blutkörperchen (S. p. 75 d. Abh.) und des Eies (S. d. Nachtrag p. 258)
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[XII/0018]
und die einzelnen Faserarten von einander, nur
dem Grade nach weniger, als verschieden ange-
nommen werden. Alle diese Formen schienen
untereinander nichts gemeinsam zu haben, als
daſs sie durch Ansatz neuer Molekule zwischen
die vorhandenen wachsen, daſs es lebendige Ele-
mentartheile sind. So lange man die Epithelium-
zellen als eine Sekretion der organisirten Sub-
stanz betrachtete, konnte man sie auch nicht ein-
mal in diesem Sinne neben die lebenden Ele-
mentartheile stellen. In der Art, wie sich die
Molekule zu den lebenden Elementartheilen zu-
sammenfügen, schien nichts Gemeinsames statt
zu finden. Hier fügten sie sich zu dieser, dort
zu jener Art von Zellen, an einer dritten Stelle
zu einer Faser u. s. w. zusammen. Das Ent-
wicklungsprinzig schien für die physiologisch
verschiedenen Elementartheile durchaus verschie-
den, und eine Verschiedenheit der Gesetze, wie
man sie bei der Entwicklung einer Zelle und
einer Faser annehmen muſste, muſste man auch
nur in geringerm Grade zwischen den einzelnen
Zellenarten und zwischen den einzelnen Faser-
arten annehmen. Zellen, Fasern u. s. w. waren
daher nur naturhistorische Begriffe und man konnte
aus der Entwicklunsweise einer Zellenart nicht
auf die einer andern schlieſsen, und in der That
geschah dies auch nicht, obgleich man wichtige
Punkte in dem Entwicklungsprozeſs einzelner
Zellenarten, z. B. der Blutkörperchen (S. p. 75
d. Abh.) und des Eies (S. d. Nachtrag p. 258)
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/18>, abgerufen am 25.11.2024.
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