Räume können sehr wohl blosses Kunstprodukt sein. Eher möchte ich sie für eine Modifikation der Fettzellen hal- ten. So wie nämlich nach Gurlt beim Erwachsenen die gewöhnlichen Fettzellen bloss wässerige Flüssigkeit enthal- ten können, so kann man sich auch vorstellen, dass die zur Fettbildung bestimmten Zellen sich vollständig ent- wickeln, ohne dass es zur wirklichen Fettbildung in ihnen kommt. Es giebt zwar Fettzellen, die schon im jüngsten Zustande Fett enthalten, allein dies hindert nicht, dass nicht in anderen Zellen die Fettbildung viel später er- folgt. Man könnte den körnigen Niederschlag in vielen dieser Zellen als Uebergangsstufe zur Fettbildung be- trachten.
Das Zellgewebe des Fötus ist chemisch verschieden vom Zellgewebe des Erwachsenen, indem es beim Kochen keinen Leim, wenigstens keinen gelatinirenden Leim giebt. Von einem 4 Zoll langen Schweinefötus wurde die Haut abgezogen, etwas zerhackt und einen Tag lang mit destil- lirtem Wasser ausgewaschen. Darauf wurde sie 24 Stun- den gekocht. Sie zerfiel dabei in kleine Stückchen, welche die Flüssigkeit trübten, und ausserdem schwammen grosse Epidermislamellen darin. Mikroskopisch untersucht zeigte die Epidermis dieselbe Struktur, wie vor dem Kochen; auch die Kerne in den einzelnen Zellen waren deutlich. In der Flüssigkeit schwammen eine Menge Faserzellen, wie sie im frischen Zustande die ganze Cutis zusammen- setzen, nämlich längliche Körperchen, die sich an ihren beiden Enden in ziemlich lange Fasern fortsetzen. In ein- zelnen konnte sogar der Zellenkern noch deutlich unter- schieden werden. Diese Faserzellen mit den davon aus- gehenden Fasern waren also durch das Kochen nicht auf- gelöst, wohl aber das bindende Cytoblastem, wodurch sie im frischen Zustande zusammengehalten werden. Die Flüssigkeit wurde filtrirt. In dem Filtrat brachte Essig- säure einen Niederschlag hervor, der durch überschüssige Säure nicht wieder verschwand. Alaunauflösung erzeugte in dem Filtrat einen viel stärkeren Niederschlag, der eben-
Räume können sehr wohl bloſses Kunstprodukt sein. Eher möchte ich sie für eine Modifikation der Fettzellen hal- ten. So wie nämlich nach Gurlt beim Erwachsenen die gewöhnlichen Fettzellen bloſs wässerige Flüssigkeit enthal- ten können, so kann man sich auch vorstellen, daſs die zur Fettbildung bestimmten Zellen sich vollständig ent- wickeln, ohne daſs es zur wirklichen Fettbildung in ihnen kommt. Es giebt zwar Fettzellen, die schon im jüngsten Zustande Fett enthalten, allein dies hindert nicht, daſs nicht in anderen Zellen die Fettbildung viel später er- folgt. Man könnte den körnigen Niederschlag in vielen dieser Zellen als Uebergangsstufe zur Fettbildung be- trachten.
Das Zellgewebe des Fötus ist chemisch verschieden vom Zellgewebe des Erwachsenen, indem es beim Kochen keinen Leim, wenigstens keinen gelatinirenden Leim giebt. Von einem 4 Zoll langen Schweinefötus wurde die Haut abgezogen, etwas zerhackt und einen Tag lang mit destil- lirtem Wasser ausgewaschen. Darauf wurde sie 24 Stun- den gekocht. Sie zerfiel dabei in kleine Stückchen, welche die Flüssigkeit trübten, und auſserdem schwammen groſse Epidermislamellen darin. Mikroskopisch untersucht zeigte die Epidermis dieselbe Struktur, wie vor dem Kochen; auch die Kerne in den einzelnen Zellen waren deutlich. In der Flüssigkeit schwammen eine Menge Faserzellen, wie sie im frischen Zustande die ganze Cutis zusammen- setzen, nämlich längliche Körperchen, die sich an ihren beiden Enden in ziemlich lange Fasern fortsetzen. In ein- zelnen konnte sogar der Zellenkern noch deutlich unter- schieden werden. Diese Faserzellen mit den davon aus- gehenden Fasern waren also durch das Kochen nicht auf- gelöst, wohl aber das bindende Cytoblastem, wodurch sie im frischen Zustande zusammengehalten werden. Die Flüssigkeit wurde filtrirt. In dem Filtrat brachte Essig- säure einen Niederschlag hervor, der durch überschüssige Säure nicht wieder verschwand. Alaunauflösung erzeugte in dem Filtrat einen viel stärkeren Niederschlag, der eben-
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Räume können sehr wohl bloſses Kunstprodukt sein. Eher
möchte ich sie für eine Modifikation der Fettzellen hal-
ten. So wie nämlich nach Gurlt beim Erwachsenen die
gewöhnlichen Fettzellen bloſs wässerige Flüssigkeit enthal-
ten können, so kann man sich auch vorstellen, daſs die
zur Fettbildung bestimmten Zellen sich vollständig ent-
wickeln, ohne daſs es zur wirklichen Fettbildung in ihnen
kommt. Es giebt zwar Fettzellen, die schon im jüngsten
Zustande Fett enthalten, allein dies hindert nicht, daſs
nicht in anderen Zellen die Fettbildung viel später er-
folgt. Man könnte den körnigen Niederschlag in vielen
dieser Zellen als Uebergangsstufe zur Fettbildung be-
trachten.
Das Zellgewebe des Fötus ist chemisch verschieden
vom Zellgewebe des Erwachsenen, indem es beim Kochen
keinen Leim, wenigstens keinen gelatinirenden Leim giebt.
Von einem 4 Zoll langen Schweinefötus wurde die Haut
abgezogen, etwas zerhackt und einen Tag lang mit destil-
lirtem Wasser ausgewaschen. Darauf wurde sie 24 Stun-
den gekocht. Sie zerfiel dabei in kleine Stückchen, welche
die Flüssigkeit trübten, und auſserdem schwammen groſse
Epidermislamellen darin. Mikroskopisch untersucht zeigte
die Epidermis dieselbe Struktur, wie vor dem Kochen;
auch die Kerne in den einzelnen Zellen waren deutlich.
In der Flüssigkeit schwammen eine Menge Faserzellen,
wie sie im frischen Zustande die ganze Cutis zusammen-
setzen, nämlich längliche Körperchen, die sich an ihren
beiden Enden in ziemlich lange Fasern fortsetzen. In ein-
zelnen konnte sogar der Zellenkern noch deutlich unter-
schieden werden. Diese Faserzellen mit den davon aus-
gehenden Fasern waren also durch das Kochen nicht auf-
gelöst, wohl aber das bindende Cytoblastem, wodurch sie
im frischen Zustande zusammengehalten werden. Die
Flüssigkeit wurde filtrirt. In dem Filtrat brachte Essig-
säure einen Niederschlag hervor, der durch überschüssige
Säure nicht wieder verschwand. Alaunauflösung erzeugte
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/167>, abgerufen am 28.11.2024.
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