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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

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zellen nachweist. Die Linse besteht aber bekanntlich aus
concentrischen Schichten, die von charakteristischen Fa-
sern gebildet werden, welche, um in das Detail nicht ein-
zugehen, im Allgemeinen von der vordern Seite der Linse
nach der hintern laufen.

Um das Verhältniss dieser Fasern zu den Elementar-
zellen der organischen Gewebe kennen zu lernen, muss
man auf die Entwicklung derselben beim Embryo zurück-
gehen. Untersucht man die Linse eines 8 Tage bebrüteten
Hühnchens, so findet man noch keine Fasern, sondern
sie besteht aus runden, äusserst blassen und durchsich-
tigen glatten Zellen. Einige enthalten den charakteristi-
schen Zellenkern, andere lassen keinen Kern entdecken; au-
sserdem sind noch viele Kerne ohne Zellen da. Bei älte-
ren Hühnchen enthalten einige grössere Zellen noch ein
oder zwei kleinere in ihrem Innern (s. Tab. I. Fig. 10. d von
einem Schweineembryo), und aus der Art, wie diese Zel-
len sich gegen die Wand der Mutterzelle abplatten, so wie
aus der Anwesenheit des Zellenkerns in anderen Zellen,
kann man schliessen, dass diese blassen Kugeln wirklich
Zellen sind, obgleich eine Zellenmembran nicht bestimmt
zu unterscheiden ist. Werneck, der sie zuerst beob-
achtete, nennt sie ebenfalls Zellen.

Die folgenden Zustände der Krystalllinse lassen sich
nun an Säugethieren beobachten. Bei Schweineembryonen
von 31/2 Zoll Länge ist der grösste Theil der Fasern der
Krystalllinse schon fertig gebildet; ein Theil aber ist noch
unvollendet; ausserdem sind noch viele runde Zellen da,
die ihrer Umwandlung entgegensehen. Die vollendeten
Fasern bilden eine Kugel im Centrum der Linse. Eine
Schichtung ist in dieser Kugel noch nicht zu bemerken.
Die Fasern lassen sich leicht von einander trennen und
laufen bogenförmig von der vorderen Seite der Linse nach
der hinteren. Diese von den vollständigen Fasern gebil-
dete Kugel wird in der Peripherie der Linse von einer
dicken und breiten Zone noch unvollendeter Fasern um-
geben. Diese haben ziemlich denselben Verlauf, nämlich

zellen nachweist. Die Linse besteht aber bekanntlich aus
concentrischen Schichten, die von charakteristischen Fa-
sern gebildet werden, welche, um in das Detail nicht ein-
zugehen, im Allgemeinen von der vordern Seite der Linse
nach der hintern laufen.

Um das Verhältniſs dieser Fasern zu den Elementar-
zellen der organischen Gewebe kennen zu lernen, muſs
man auf die Entwicklung derselben beim Embryo zurück-
gehen. Untersucht man die Linse eines 8 Tage bebrüteten
Hühnchens, so findet man noch keine Fasern, sondern
sie besteht aus runden, äuſserst blassen und durchsich-
tigen glatten Zellen. Einige enthalten den charakteristi-
schen Zellenkern, andere lassen keinen Kern entdecken; au-
ſserdem sind noch viele Kerne ohne Zellen da. Bei älte-
ren Hühnchen enthalten einige gröſsere Zellen noch ein
oder zwei kleinere in ihrem Innern (s. Tab. I. Fig. 10. d von
einem Schweineembryo), und aus der Art, wie diese Zel-
len sich gegen die Wand der Mutterzelle abplatten, so wie
aus der Anwesenheit des Zellenkerns in anderen Zellen,
kann man schlieſsen, daſs diese blassen Kugeln wirklich
Zellen sind, obgleich eine Zellenmembran nicht bestimmt
zu unterscheiden ist. Werneck, der sie zuerst beob-
achtete, nennt sie ebenfalls Zellen.

Die folgenden Zustände der Krystalllinse lassen sich
nun an Säugethieren beobachten. Bei Schweineembryonen
von 3½ Zoll Länge ist der gröſste Theil der Fasern der
Krystalllinse schon fertig gebildet; ein Theil aber ist noch
unvollendet; auſserdem sind noch viele runde Zellen da,
die ihrer Umwandlung entgegensehen. Die vollendeten
Fasern bilden eine Kugel im Centrum der Linse. Eine
Schichtung ist in dieser Kugel noch nicht zu bemerken.
Die Fasern lassen sich leicht von einander trennen und
laufen bogenförmig von der vorderen Seite der Linse nach
der hinteren. Diese von den vollständigen Fasern gebil-
dete Kugel wird in der Peripherie der Linse von einer
dicken und breiten Zone noch unvollendeter Fasern um-
geben. Diese haben ziemlich denselben Verlauf, nämlich

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[100/0124] zellen nachweist. Die Linse besteht aber bekanntlich aus concentrischen Schichten, die von charakteristischen Fa- sern gebildet werden, welche, um in das Detail nicht ein- zugehen, im Allgemeinen von der vordern Seite der Linse nach der hintern laufen. Um das Verhältniſs dieser Fasern zu den Elementar- zellen der organischen Gewebe kennen zu lernen, muſs man auf die Entwicklung derselben beim Embryo zurück- gehen. Untersucht man die Linse eines 8 Tage bebrüteten Hühnchens, so findet man noch keine Fasern, sondern sie besteht aus runden, äuſserst blassen und durchsich- tigen glatten Zellen. Einige enthalten den charakteristi- schen Zellenkern, andere lassen keinen Kern entdecken; au- ſserdem sind noch viele Kerne ohne Zellen da. Bei älte- ren Hühnchen enthalten einige gröſsere Zellen noch ein oder zwei kleinere in ihrem Innern (s. Tab. I. Fig. 10. d von einem Schweineembryo), und aus der Art, wie diese Zel- len sich gegen die Wand der Mutterzelle abplatten, so wie aus der Anwesenheit des Zellenkerns in anderen Zellen, kann man schlieſsen, daſs diese blassen Kugeln wirklich Zellen sind, obgleich eine Zellenmembran nicht bestimmt zu unterscheiden ist. Werneck, der sie zuerst beob- achtete, nennt sie ebenfalls Zellen. Die folgenden Zustände der Krystalllinse lassen sich nun an Säugethieren beobachten. Bei Schweineembryonen von 3½ Zoll Länge ist der gröſste Theil der Fasern der Krystalllinse schon fertig gebildet; ein Theil aber ist noch unvollendet; auſserdem sind noch viele runde Zellen da, die ihrer Umwandlung entgegensehen. Die vollendeten Fasern bilden eine Kugel im Centrum der Linse. Eine Schichtung ist in dieser Kugel noch nicht zu bemerken. Die Fasern lassen sich leicht von einander trennen und laufen bogenförmig von der vorderen Seite der Linse nach der hinteren. Diese von den vollständigen Fasern gebil- dete Kugel wird in der Peripherie der Linse von einer dicken und breiten Zone noch unvollendeter Fasern um- geben. Diese haben ziemlich denselben Verlauf, nämlich

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Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/124>, abgerufen am 22.11.2024.