aufquellen, aber es würde seine platte Form wie ein auf- quellender Schwamm behalten. Dass der Kern bei dem Aufquellen der Blutkörperchen in Wasser an der Wand bleibt, ist keine bloss zufällige Erscheinung; denn auch bei den runden, noch nicht abgeplatteten Blutkörperchen eines 48 Stunden bebrüteten Hühnchens fand ich die eben- falls runden Kerne nicht central, sondern an der innern Wandfläche des Blutkörperchens excentrisch liegen. Im Zusammenhange mit dieser ganzen Untersuchung scheint die zellige Natur der Blutkörperchen und die Deutung sei- ner einzelnen Theile kaum zweifelhaft. Es sind abgeplat- tete Zellen mit einem Zellenkern, der an einer Stelle der inneren Fläche der Zellenmembran befestigt ist. Die Grösse der Zelle, im Vergleich mit dem Kern, ist nicht bei allen Blutkörperchen dieselbe, die Grösse des Kerns is viel konstanter. In Froschblutkörperchen, die in Was- ser aufgequollen waren, wollte mir der Keim auch zuwei- len hohl erscheinen. Er verliert auch im Wasser seine Abplattung, bleibt aber oval. Kernkörperchen habe ich nicht mit Bestimmtheit daran beobachtet; nur zuweilen glaubt man z. B. an Blutkörperchen vom Salamander et- was der Art zu sehen; doch ist es nicht deutlich genug, um das Vorkommen von Kernkörperchen behaupten zu können. Ein Zelleninhalt muss jedenfalls da sein; denn lägen die Zellenwände unmittelbar an einander, so müsste das Blutkörperchen an den Rändern neben dem Kern um so viel dünner sein, als die Dicke des Kerns beträgt. Wollte man annehmen, dass die Zellenmembran neben dem Kern vielleicht um so dicker wäre, dass dadurch die fast ebenen Seitenflächen hervorgebracht würden, so müsste hier die Zellenmembran eine Dicke haben, gleich der Hälfte der Dicke eines Blutkörperchens. Alsdann aber wäre sie dick genug, um im aufgequollenen Zustande in Wasser doppelte Konturen unterscheiden zu lassen, was aber die Beobachtung widerlegt. Den Zelleninhalt bildet der rothe Farbestoff. Ob auch die Zellenmembran und der Kern gefärbt sind, ist schwer zu entscheiden, ist aber
aufquellen, aber es würde seine platte Form wie ein auf- quellender Schwamm behalten. Daſs der Kern bei dem Aufquellen der Blutkörperchen in Wasser an der Wand bleibt, ist keine bloſs zufällige Erscheinung; denn auch bei den runden, noch nicht abgeplatteten Blutkörperchen eines 48 Stunden bebrüteten Hühnchens fand ich die eben- falls runden Kerne nicht central, sondern an der innern Wandfläche des Blutkörperchens excentrisch liegen. Im Zusammenhange mit dieser ganzen Untersuchung scheint die zellige Natur der Blutkörperchen und die Deutung sei- ner einzelnen Theile kaum zweifelhaft. Es sind abgeplat- tete Zellen mit einem Zellenkern, der an einer Stelle der inneren Fläche der Zellenmembran befestigt ist. Die Gröſse der Zelle, im Vergleich mit dem Kern, ist nicht bei allen Blutkörperchen dieselbe, die Gröſse des Kerns is viel konstanter. In Froschblutkörperchen, die in Was- ser aufgequollen waren, wollte mir der Keim auch zuwei- len hohl erscheinen. Er verliert auch im Wasser seine Abplattung, bleibt aber oval. Kernkörperchen habe ich nicht mit Bestimmtheit daran beobachtet; nur zuweilen glaubt man z. B. an Blutkörperchen vom Salamander et- was der Art zu sehen; doch ist es nicht deutlich genug, um das Vorkommen von Kernkörperchen behaupten zu können. Ein Zelleninhalt muſs jedenfalls da sein; denn lägen die Zellenwände unmittelbar an einander, so müſste das Blutkörperchen an den Rändern neben dem Kern um so viel dünner sein, als die Dicke des Kerns beträgt. Wollte man annehmen, daſs die Zellenmembran neben dem Kern vielleicht um so dicker wäre, daſs dadurch die fast ebenen Seitenflächen hervorgebracht würden, so müſste hier die Zellenmembran eine Dicke haben, gleich der Hälfte der Dicke eines Blutkörperchens. Alsdann aber wäre sie dick genug, um im aufgequollenen Zustande in Wasser doppelte Konturen unterscheiden zu lassen, was aber die Beobachtung widerlegt. Den Zelleninhalt bildet der rothe Farbestoff. Ob auch die Zellenmembran und der Kern gefärbt sind, ist schwer zu entscheiden, ist aber
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aufquellen, aber es würde seine platte Form wie ein auf-
quellender Schwamm behalten. Daſs der Kern bei dem
Aufquellen der Blutkörperchen in Wasser an der Wand
bleibt, ist keine bloſs zufällige Erscheinung; denn auch
bei den runden, noch nicht abgeplatteten Blutkörperchen
eines 48 Stunden bebrüteten Hühnchens fand ich die eben-
falls runden Kerne nicht central, sondern an der innern
Wandfläche des Blutkörperchens excentrisch liegen. Im
Zusammenhange mit dieser ganzen Untersuchung scheint
die zellige Natur der Blutkörperchen und die Deutung sei-
ner einzelnen Theile kaum zweifelhaft. Es sind abgeplat-
tete Zellen mit einem Zellenkern, der an einer Stelle der
inneren Fläche der Zellenmembran befestigt ist. Die
Gröſse der Zelle, im Vergleich mit dem Kern, ist nicht
bei allen Blutkörperchen dieselbe, die Gröſse des Kerns
is viel konstanter. In Froschblutkörperchen, die in Was-
ser aufgequollen waren, wollte mir der Keim auch zuwei-
len hohl erscheinen. Er verliert auch im Wasser seine
Abplattung, bleibt aber oval. Kernkörperchen habe ich
nicht mit Bestimmtheit daran beobachtet; nur zuweilen
glaubt man z. B. an Blutkörperchen vom Salamander et-
was der Art zu sehen; doch ist es nicht deutlich genug,
um das Vorkommen von Kernkörperchen behaupten zu
können. Ein Zelleninhalt muſs jedenfalls da sein; denn
lägen die Zellenwände unmittelbar an einander, so müſste
das Blutkörperchen an den Rändern neben dem Kern um
so viel dünner sein, als die Dicke des Kerns beträgt.
Wollte man annehmen, daſs die Zellenmembran neben dem
Kern vielleicht um so dicker wäre, daſs dadurch die fast
ebenen Seitenflächen hervorgebracht würden, so müſste
hier die Zellenmembran eine Dicke haben, gleich der
Hälfte der Dicke eines Blutkörperchens. Alsdann aber
wäre sie dick genug, um im aufgequollenen Zustande in
Wasser doppelte Konturen unterscheiden zu lassen, was
aber die Beobachtung widerlegt. Den Zelleninhalt bildet
der rothe Farbestoff. Ob auch die Zellenmembran und
der Kern gefärbt sind, ist schwer zu entscheiden, ist aber
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/100>, abgerufen am 23.11.2024.
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