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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Abendschmaus geben, noch eh' es Nacht wird, dann
folge Lautenspiel und Gesang, und was sonst noch das
festliche Mahl erfreuen mag."

Mit diesem Worte gab Odysseus seinem Sohne den
heimlichen Wink. Schnell warf sich dieser sein Schwert
um, griff zum Speer, und stellte sich gewappnet neben
den Stuhl seines Vaters.


Die Rache.

Da streifte sich Odysseus die Lumpen rückwärts von
den Armen, und Bogen und Köcher voll Geschossen in
der Hand, sprang er auf die hohe Schwelle, hier schüt¬
tete er sich die Pfeile vor seinen Füßen aus, und rief
in die Versammlung hinab: "Der erste Wettkampf wäre
nun vollbracht, ihr Freier! nun folgt der zweite; und
jetzt wähle ich mir ein Ziel, wie es noch kein Schütze
getroffen hat; und doch gedenke ich es nicht zu verfehlen."
So sprach er, und zielte mit dem Bogen auf Antinous.
Dieser hob eben den gehenkelten goldenen Pokal, und
führte ihn ahnungslos zum Munde. Da fuhr ihm der
Pfeil des Odysseus in die Gurgel, daß die Spitze aus
dem Genick hervordrang. Der Becher entstürzte seiner
Hand; dem Erschossenen fuhr ein dicker Blutstrahl aus
der Nase, und während er zur Seite sank, stieß er den
Tisch sammt den Speisen mit dem Fuße um, daß diese
auf den Boden rollten. Als die Freier den Fallenden
gewahrten, sprangen sie tobend von ihren Thronsesseln

17 *

Abendſchmaus geben, noch eh' es Nacht wird, dann
folge Lautenſpiel und Geſang, und was ſonſt noch das
feſtliche Mahl erfreuen mag.“

Mit dieſem Worte gab Odyſſeus ſeinem Sohne den
heimlichen Wink. Schnell warf ſich dieſer ſein Schwert
um, griff zum Speer, und ſtellte ſich gewappnet neben
den Stuhl ſeines Vaters.


Die Rache.

Da ſtreifte ſich Odyſſeus die Lumpen rückwärts von
den Armen, und Bogen und Köcher voll Geſchoſſen in
der Hand, ſprang er auf die hohe Schwelle, hier ſchüt¬
tete er ſich die Pfeile vor ſeinen Füßen aus, und rief
in die Verſammlung hinab: „Der erſte Wettkampf wäre
nun vollbracht, ihr Freier! nun folgt der zweite; und
jetzt wähle ich mir ein Ziel, wie es noch kein Schütze
getroffen hat; und doch gedenke ich es nicht zu verfehlen.“
So ſprach er, und zielte mit dem Bogen auf Antinous.
Dieſer hob eben den gehenkelten goldenen Pokal, und
führte ihn ahnungslos zum Munde. Da fuhr ihm der
Pfeil des Odyſſeus in die Gurgel, daß die Spitze aus
dem Genick hervordrang. Der Becher entſtürzte ſeiner
Hand; dem Erſchoſſenen fuhr ein dicker Blutſtrahl aus
der Naſe, und während er zur Seite ſank, ſtieß er den
Tiſch ſammt den Speiſen mit dem Fuße um, daß dieſe
auf den Boden rollten. Als die Freier den Fallenden
gewahrten, ſprangen ſie tobend von ihren Thronſeſſeln

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[259/0281] Abendſchmaus geben, noch eh' es Nacht wird, dann folge Lautenſpiel und Geſang, und was ſonſt noch das feſtliche Mahl erfreuen mag.“ Mit dieſem Worte gab Odyſſeus ſeinem Sohne den heimlichen Wink. Schnell warf ſich dieſer ſein Schwert um, griff zum Speer, und ſtellte ſich gewappnet neben den Stuhl ſeines Vaters. Die Rache. Da ſtreifte ſich Odyſſeus die Lumpen rückwärts von den Armen, und Bogen und Köcher voll Geſchoſſen in der Hand, ſprang er auf die hohe Schwelle, hier ſchüt¬ tete er ſich die Pfeile vor ſeinen Füßen aus, und rief in die Verſammlung hinab: „Der erſte Wettkampf wäre nun vollbracht, ihr Freier! nun folgt der zweite; und jetzt wähle ich mir ein Ziel, wie es noch kein Schütze getroffen hat; und doch gedenke ich es nicht zu verfehlen.“ So ſprach er, und zielte mit dem Bogen auf Antinous. Dieſer hob eben den gehenkelten goldenen Pokal, und führte ihn ahnungslos zum Munde. Da fuhr ihm der Pfeil des Odyſſeus in die Gurgel, daß die Spitze aus dem Genick hervordrang. Der Becher entſtürzte ſeiner Hand; dem Erſchoſſenen fuhr ein dicker Blutſtrahl aus der Naſe, und während er zur Seite ſank, ſtieß er den Tiſch ſammt den Speiſen mit dem Fuße um, daß dieſe auf den Boden rollten. Als die Freier den Fallenden gewahrten, ſprangen ſie tobend von ihren Thronſeſſeln 17 *

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/281>, abgerufen am 26.11.2024.