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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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Verwundeten unter der Brust faßte, ins Zelt führte, dort
ihn auf eine Stierhaut legte und ihm mit dem Messer den
scharfen Pfeil aus dem Schenkel schnitt; dann spülte er
das schwarze Blut sogleich mit lauem Wasser ab, zer¬
malmte eine bittere Heilwurzel mit den Fingern und streute
sie auf die Wunde, bis das Blut ins Stocken gerieth. So
pflegte der gute Patroklus des wunden Helden.


Kampf um die Mauer.

Der Graben und die Mauer, welche die Griechen um
ihre Schiffe her breit aufgethürmt hatten, war ohne ein
Festopfer den Göttern zum Trotze von ihnen gebaut wor¬
den. Deßwegen sollte sie ihnen auch nicht zum Schutze
dienen und nicht lange unerschüttert bestehen. Schon jetzt,
wo Troja im zehnten Jahre seiner Belagerung schmachtete,
beschlossen Poseidon (Neptun) und Apollo, den Bau dereinst
zu vertilgen, die Bergströme auf sie hereinzuleiten und das
Meer gegen sie zu empören. Doch sollte dieß erst nach
der Zerstörung Troja's ins Werk gesetzt werden.

Jetzt aber war Getümmel und Schlacht rings um den
gewaltigen Bau entbrannt, und die Argiver drängten sich,
bange vor Hektors Wuth, bei den Schiffen eingehegt. Die¬
ser rannte wie ein Löwe im Gewühl umher und munterte
die Seinigen auf, den Graben zu durchrennen. Das aber
wollte kein Rossegespann ihm wagen. Am äußersten Rande
des Grabens angekommen, bäumten sich Alle unter lautem
Gewieher zurück, denn dieser war zu breit zum Sprunge
und zu abschüssig von beiden Seiten zum Durchgang, dazu

Verwundeten unter der Bruſt faßte, ins Zelt führte, dort
ihn auf eine Stierhaut legte und ihm mit dem Meſſer den
ſcharfen Pfeil aus dem Schenkel ſchnitt; dann ſpülte er
das ſchwarze Blut ſogleich mit lauem Waſſer ab, zer¬
malmte eine bittere Heilwurzel mit den Fingern und ſtreute
ſie auf die Wunde, bis das Blut ins Stocken gerieth. So
pflegte der gute Patroklus des wunden Helden.


Kampf um die Mauer.

Der Graben und die Mauer, welche die Griechen um
ihre Schiffe her breit aufgethürmt hatten, war ohne ein
Feſtopfer den Göttern zum Trotze von ihnen gebaut wor¬
den. Deßwegen ſollte ſie ihnen auch nicht zum Schutze
dienen und nicht lange unerſchüttert beſtehen. Schon jetzt,
wo Troja im zehnten Jahre ſeiner Belagerung ſchmachtete,
beſchloſſen Poſeidon (Neptun) und Apollo, den Bau dereinſt
zu vertilgen, die Bergſtröme auf ſie hereinzuleiten und das
Meer gegen ſie zu empören. Doch ſollte dieß erſt nach
der Zerſtörung Troja's ins Werk geſetzt werden.

Jetzt aber war Getümmel und Schlacht rings um den
gewaltigen Bau entbrannt, und die Argiver drängten ſich,
bange vor Hektors Wuth, bei den Schiffen eingehegt. Die¬
ſer rannte wie ein Löwe im Gewühl umher und munterte
die Seinigen auf, den Graben zu durchrennen. Das aber
wollte kein Roſſegeſpann ihm wagen. Am äußerſten Rande
des Grabens angekommen, bäumten ſich Alle unter lautem
Gewieher zurück, denn dieſer war zu breit zum Sprunge
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[182/0204] Verwundeten unter der Bruſt faßte, ins Zelt führte, dort ihn auf eine Stierhaut legte und ihm mit dem Meſſer den ſcharfen Pfeil aus dem Schenkel ſchnitt; dann ſpülte er das ſchwarze Blut ſogleich mit lauem Waſſer ab, zer¬ malmte eine bittere Heilwurzel mit den Fingern und ſtreute ſie auf die Wunde, bis das Blut ins Stocken gerieth. So pflegte der gute Patroklus des wunden Helden. Kampf um die Mauer. Der Graben und die Mauer, welche die Griechen um ihre Schiffe her breit aufgethürmt hatten, war ohne ein Feſtopfer den Göttern zum Trotze von ihnen gebaut wor¬ den. Deßwegen ſollte ſie ihnen auch nicht zum Schutze dienen und nicht lange unerſchüttert beſtehen. Schon jetzt, wo Troja im zehnten Jahre ſeiner Belagerung ſchmachtete, beſchloſſen Poſeidon (Neptun) und Apollo, den Bau dereinſt zu vertilgen, die Bergſtröme auf ſie hereinzuleiten und das Meer gegen ſie zu empören. Doch ſollte dieß erſt nach der Zerſtörung Troja's ins Werk geſetzt werden. Jetzt aber war Getümmel und Schlacht rings um den gewaltigen Bau entbrannt, und die Argiver drängten ſich, bange vor Hektors Wuth, bei den Schiffen eingehegt. Die¬ ſer rannte wie ein Löwe im Gewühl umher und munterte die Seinigen auf, den Graben zu durchrennen. Das aber wollte kein Roſſegeſpann ihm wagen. Am äußerſten Rande des Grabens angekommen, bäumten ſich Alle unter lautem Gewieher zurück, denn dieſer war zu breit zum Sprunge und zu abſchüſſig von beiden Seiten zum Durchgang, dazu

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/204>, abgerufen am 27.11.2024.