Helmbusch, aufs Haupt, ergriff zwei mächtige Lanzen mit strahlenden Erzspitzen, und schritt in die Schlacht. Juno und Minerva begrüßten vom Himmel herab den herr¬ lich gerüsteten König der Völker mit einem freudigen Donner. Zuerst drangen die Fußgänger mit den ehernen Waffenrüstungen über den Graben, ihnen folgten die Rei¬ sigen auf den Streitwagen, und mit lautem Getümmel eilte das ganze Heer vorwärts.
Auf der andern Seite hielten die Trojaner einen Hügel des Feldes mit ihren Schaaren besetzt; ihre Führer waren Hektor, Polydamas und Aeneas; nächst ihnen Polybius, Agenor und Akamas, die drei tapfern Söhne Antenors. Wie ein Stern durch Nachtgewölk, wandelte Hektor bald durch den vordersten, bald durch den äußer¬ sten Zug, und ordnete die Schlachtreihen; in seiner Erz¬ rüstung leuchtete er wie ein Blitzstrahl des Donnerers. Bald stürmten nun Trojaner und Danaer mordend gegen¬ einander, wie Schnitter mähend in die Schwaden fahren, Alles drängte sich Haupt an Haupt zur Schlacht; in bei¬ den Heeren tobten die Streiter wie Wölfe. Endlich durch¬ brachen die Griechen mit ihrer Kraft die Schlachtreihen der Feinde, und Agamemnon stieß, voranstürmend, den Fürsten Vianor und seinen Wagenlenker nieder. Dann warf er sich auf zwei Söhne des Königes Priamus, den Antiphus und seinen Wagenlenker, den Bastard Isus; jenem durchschoß er die Brust mit der Lanze, diesen stürzte er mit einem Schwerthiebe vom Wagen, und den Getödteten entzog er eilig die Rüstung. Jetzt begegnete er zwei Söhnen des Antimachus, des Trojanerfürsten, der einst, von Paris Golde bethört, die Helena auszu¬ liefern verboten hatte. Vergebens flehten ihn die Knaben,
Helmbuſch, aufs Haupt, ergriff zwei mächtige Lanzen mit ſtrahlenden Erzſpitzen, und ſchritt in die Schlacht. Juno und Minerva begrüßten vom Himmel herab den herr¬ lich gerüſteten König der Völker mit einem freudigen Donner. Zuerſt drangen die Fußgänger mit den ehernen Waffenrüſtungen über den Graben, ihnen folgten die Rei¬ ſigen auf den Streitwagen, und mit lautem Getümmel eilte das ganze Heer vorwärts.
Auf der andern Seite hielten die Trojaner einen Hügel des Feldes mit ihren Schaaren beſetzt; ihre Führer waren Hektor, Polydamas und Aeneas; nächſt ihnen Polybius, Agenor und Akamas, die drei tapfern Söhne Antenors. Wie ein Stern durch Nachtgewölk, wandelte Hektor bald durch den vorderſten, bald durch den äußer¬ ſten Zug, und ordnete die Schlachtreihen; in ſeiner Erz¬ rüſtung leuchtete er wie ein Blitzſtrahl des Donnerers. Bald ſtürmten nun Trojaner und Danaer mordend gegen¬ einander, wie Schnitter mähend in die Schwaden fahren, Alles drängte ſich Haupt an Haupt zur Schlacht; in bei¬ den Heeren tobten die Streiter wie Wölfe. Endlich durch¬ brachen die Griechen mit ihrer Kraft die Schlachtreihen der Feinde, und Agamemnon ſtieß, voranſtürmend, den Fürſten Vianor und ſeinen Wagenlenker nieder. Dann warf er ſich auf zwei Söhne des Königes Priamus, den Antiphus und ſeinen Wagenlenker, den Baſtard Iſus; jenem durchſchoß er die Bruſt mit der Lanze, dieſen ſtürzte er mit einem Schwerthiebe vom Wagen, und den Getödteten entzog er eilig die Rüſtung. Jetzt begegnete er zwei Söhnen des Antimachus, des Trojanerfürſten, der einſt, von Paris Golde bethört, die Helena auszu¬ liefern verboten hatte. Vergebens flehten ihn die Knaben,
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Helmbuſch, aufs Haupt, ergriff zwei mächtige Lanzen mit
ſtrahlenden Erzſpitzen, und ſchritt in die Schlacht. Juno
und Minerva begrüßten vom Himmel herab den herr¬
lich gerüſteten König der Völker mit einem freudigen
Donner. Zuerſt drangen die Fußgänger mit den ehernen
Waffenrüſtungen über den Graben, ihnen folgten die Rei¬
ſigen auf den Streitwagen, und mit lautem Getümmel
eilte das ganze Heer vorwärts.
Auf der andern Seite hielten die Trojaner einen
Hügel des Feldes mit ihren Schaaren beſetzt; ihre Führer
waren Hektor, Polydamas und Aeneas; nächſt ihnen
Polybius, Agenor und Akamas, die drei tapfern Söhne
Antenors. Wie ein Stern durch Nachtgewölk, wandelte
Hektor bald durch den vorderſten, bald durch den äußer¬
ſten Zug, und ordnete die Schlachtreihen; in ſeiner Erz¬
rüſtung leuchtete er wie ein Blitzſtrahl des Donnerers.
Bald ſtürmten nun Trojaner und Danaer mordend gegen¬
einander, wie Schnitter mähend in die Schwaden fahren,
Alles drängte ſich Haupt an Haupt zur Schlacht; in bei¬
den Heeren tobten die Streiter wie Wölfe. Endlich durch¬
brachen die Griechen mit ihrer Kraft die Schlachtreihen
der Feinde, und Agamemnon ſtieß, voranſtürmend, den
Fürſten Vianor und ſeinen Wagenlenker nieder. Dann
warf er ſich auf zwei Söhne des Königes Priamus, den
Antiphus und ſeinen Wagenlenker, den Baſtard Iſus;
jenem durchſchoß er die Bruſt mit der Lanze, dieſen
ſtürzte er mit einem Schwerthiebe vom Wagen, und den
Getödteten entzog er eilig die Rüſtung. Jetzt begegnete
er zwei Söhnen des Antimachus, des Trojanerfürſten,
der einſt, von Paris Golde bethört, die Helena auszu¬
liefern verboten hatte. Vergebens flehten ihn die Knaben,
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/195>, abgerufen am 26.11.2024.
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