vordersten Getümmel erblicken wirst. Drum schwatze mir nicht voreilig nichtige Worte!" Als er den Helden so zürnen sah, erwiederte Agamemnon lächelnd: "Ich weiß es wohl, edler Sohn des Laertes, daß du weder Tadel noch Ermahnung bedarfst; auch bist du im Herzensgrund milde, wie ich; laß uns keine harte Worte wechseln." So verließ er ihn und eilte weiter. Da fand er den Sohn des Tydeus, den stolzen Diomedes, neben Sthenelus, des Kapaneus Sohn, seinem Freund und Wagenlenker, auf dem herrlichen Streitwagen harrend. Auch diesen versuchte er mit verdrießlichen Worten: "Weh mir," sprach er, "Sohn des Tydeus, du scheinst dich bange nach dem Treffen umzusehen; so blickte dein Vater nicht, als er gegen Thebe zog: den sah man immer mitten in der Arbeit!" Diomedes schwieg auf den Verweis des Herr¬ schers, sein Freund Sthenelus antwortete für ihn: "Du weißt es besser, Atride," sprach er, "wir rühmen uns größerer Tapferkeit, denn unsere Väter, haben wir doch Theben erobert, vor dem nicht sie erlegen sind!" Diome¬ des aber unterbrach seinen Genossen und sagte finster: "Schweige, Trauter, ich verarge es dem Völkerhirten nicht, daß er die Griechen zum Kampf anreizt; ihm wird der Ruhm zu Theil, wenn wir siegen; ihm unendlicher Gram, wenn wir überwunden werden! Darum auf, laß uns der Abwehr gedenken!" So sprach Diomedes und sprang vom Wagen, daß ihm das Erz um die Brust klirrte.
Indessen zogen die Danaer Haufen an Haufen rast¬ los in die Schlacht, wie sich Meereswogen ans Gestade wälzen. Die Völkerfürsten befehligten; die Andern gin¬ gen lautlos einher. Die Trojaner dagegen lärmten, wie
vorderſten Getümmel erblicken wirſt. Drum ſchwatze mir nicht voreilig nichtige Worte!“ Als er den Helden ſo zürnen ſah, erwiederte Agamemnon lächelnd: „Ich weiß es wohl, edler Sohn des Laertes, daß du weder Tadel noch Ermahnung bedarfſt; auch biſt du im Herzensgrund milde, wie ich; laß uns keine harte Worte wechſeln.“ So verließ er ihn und eilte weiter. Da fand er den Sohn des Tydeus, den ſtolzen Diomedes, neben Sthenelus, des Kapaneus Sohn, ſeinem Freund und Wagenlenker, auf dem herrlichen Streitwagen harrend. Auch dieſen verſuchte er mit verdrießlichen Worten: „Weh mir,“ ſprach er, „Sohn des Tydeus, du ſcheinſt dich bange nach dem Treffen umzuſehen; ſo blickte dein Vater nicht, als er gegen Thebe zog: den ſah man immer mitten in der Arbeit!“ Diomedes ſchwieg auf den Verweis des Herr¬ ſchers, ſein Freund Sthenelus antwortete für ihn: „Du weißt es beſſer, Atride,“ ſprach er, „wir rühmen uns größerer Tapferkeit, denn unſere Väter, haben wir doch Theben erobert, vor dem nicht ſie erlegen ſind!“ Diome¬ des aber unterbrach ſeinen Genoſſen und ſagte finſter: „Schweige, Trauter, ich verarge es dem Völkerhirten nicht, daß er die Griechen zum Kampf anreizt; ihm wird der Ruhm zu Theil, wenn wir ſiegen; ihm unendlicher Gram, wenn wir überwunden werden! Darum auf, laß uns der Abwehr gedenken!“ So ſprach Diomedes und ſprang vom Wagen, daß ihm das Erz um die Bruſt klirrte.
Indeſſen zogen die Danaer Haufen an Haufen raſt¬ los in die Schlacht, wie ſich Meereswogen ans Geſtade wälzen. Die Völkerfürſten befehligten; die Andern gin¬ gen lautlos einher. Die Trojaner dagegen lärmten, wie
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vorderſten Getümmel erblicken wirſt. Drum ſchwatze mir
nicht voreilig nichtige Worte!“ Als er den Helden ſo
zürnen ſah, erwiederte Agamemnon lächelnd: „Ich weiß
es wohl, edler Sohn des Laertes, daß du weder Tadel
noch Ermahnung bedarfſt; auch biſt du im Herzensgrund
milde, wie ich; laß uns keine harte Worte wechſeln.“
So verließ er ihn und eilte weiter. Da fand er den
Sohn des Tydeus, den ſtolzen Diomedes, neben Sthenelus,
des Kapaneus Sohn, ſeinem Freund und Wagenlenker,
auf dem herrlichen Streitwagen harrend. Auch dieſen
verſuchte er mit verdrießlichen Worten: „Weh mir,“
ſprach er, „Sohn des Tydeus, du ſcheinſt dich bange nach
dem Treffen umzuſehen; ſo blickte dein Vater nicht, als
er gegen Thebe zog: den ſah man immer mitten in der
Arbeit!“ Diomedes ſchwieg auf den Verweis des Herr¬
ſchers, ſein Freund Sthenelus antwortete für ihn: „Du
weißt es beſſer, Atride,“ ſprach er, „wir rühmen uns
größerer Tapferkeit, denn unſere Väter, haben wir doch
Theben erobert, vor dem nicht ſie erlegen ſind!“ Diome¬
des aber unterbrach ſeinen Genoſſen und ſagte finſter:
„Schweige, Trauter, ich verarge es dem Völkerhirten
nicht, daß er die Griechen zum Kampf anreizt; ihm wird
der Ruhm zu Theil, wenn wir ſiegen; ihm unendlicher
Gram, wenn wir überwunden werden! Darum auf, laß
uns der Abwehr gedenken!“ So ſprach Diomedes und
ſprang vom Wagen, daß ihm das Erz um die Bruſt
klirrte.
Indeſſen zogen die Danaer Haufen an Haufen raſt¬
los in die Schlacht, wie ſich Meereswogen ans Geſtade
wälzen. Die Völkerfürſten befehligten; die Andern gin¬
gen lautlos einher. Die Trojaner dagegen lärmten, wie
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/139>, abgerufen am 25.11.2024.
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