selbst, den getödteten Sohn zu rächen, und Herkules sah sich gezwungen, mit ihm zu kämpfen. Aber Jupiter wollte nicht, daß seine Söhne Bruderblut vergößen, und ein plötzlich mitten zwischen beide geschleuderter Blitz trennte die Kämpfer. Herkules schritt nun weiter durchs illyri¬ sche Land, eilte über den Fluß Eridanus und kam zu den Nymphen des Zeus und der Themis, die an den Ufern dieses Stromes wohnten. Auch an sie richtete der Held seine Frage. "Geh zu dem alten Stromgotte Nereus," war ihre Antwort, "der ist ein Wahrsager und weiß alle Dinge. Ueberfall' ihn im Schlafe und binde ihn, so wird er gezwungen den rechten Weg dir angeben." Herkules befolgte diesen Rath, und bemeisterte sich des Flußgottes, obgleich dieser nach seiner Gewohnheit sich in allerlei Ge¬ stalten verwandelte. Er ließ ihn nicht eher los, bis er erkundet hatte, in welcher Weltgegend er die goldenen Aepfel der Hesperiden antreffen werde. Hierüber belehrt durchzog er weiter Libyen und Aegypten. Ueber das letztere Land herrschte Busiris, der Sohn des Neptunus und der Lysianassa. Ihm war bei einer neunjährigen Theurung durch einen Wahrsager aus Cypern das grau¬ same Orakel geworden, daß die Unfruchtbarkeit aufhören sollte, wenn dem Zeus jährlich ein fremder Mann ge¬ schlachtet würde. Zum Danke machte Busiris den An¬ fang mit dem Wahrsager selbst; allmählig fand der Bar¬ bar ein Gefallen an dieser Gewohnheit und schlachtete alle Fremdlinge, welche nach Aegypten kamen. So wurde denn auch Herkules ergriffen und zu den Altären Jupi¬ ters geschleppt. Er aber riß die Bande, die ihn fessel¬ ten, entzwei, und erschlug den Busiris mit samt seinem Sohn und dem priesterlichen Herold. Unter mancherlei
ſelbſt, den getödteten Sohn zu rächen, und Herkules ſah ſich gezwungen, mit ihm zu kämpfen. Aber Jupiter wollte nicht, daß ſeine Söhne Bruderblut vergößen, und ein plötzlich mitten zwiſchen beide geſchleuderter Blitz trennte die Kämpfer. Herkules ſchritt nun weiter durchs illyri¬ ſche Land, eilte über den Fluß Eridanus und kam zu den Nymphen des Zeus und der Themis, die an den Ufern dieſes Stromes wohnten. Auch an ſie richtete der Held ſeine Frage. „Geh zu dem alten Stromgotte Nereus,“ war ihre Antwort, „der iſt ein Wahrſager und weiß alle Dinge. Ueberfall' ihn im Schlafe und binde ihn, ſo wird er gezwungen den rechten Weg dir angeben.“ Herkules befolgte dieſen Rath, und bemeiſterte ſich des Flußgottes, obgleich dieſer nach ſeiner Gewohnheit ſich in allerlei Ge¬ ſtalten verwandelte. Er ließ ihn nicht eher los, bis er erkundet hatte, in welcher Weltgegend er die goldenen Aepfel der Heſperiden antreffen werde. Hierüber belehrt durchzog er weiter Libyen und Aegypten. Ueber das letztere Land herrſchte Buſiris, der Sohn des Neptunus und der Lyſianaſſa. Ihm war bei einer neunjährigen Theurung durch einen Wahrſager aus Cypern das grau¬ ſame Orakel geworden, daß die Unfruchtbarkeit aufhören ſollte, wenn dem Zeus jährlich ein fremder Mann ge¬ ſchlachtet würde. Zum Danke machte Buſiris den An¬ fang mit dem Wahrſager ſelbſt; allmählig fand der Bar¬ bar ein Gefallen an dieſer Gewohnheit und ſchlachtete alle Fremdlinge, welche nach Aegypten kamen. So wurde denn auch Herkules ergriffen und zu den Altären Jupi¬ ters geſchleppt. Er aber riß die Bande, die ihn feſſel¬ ten, entzwei, und erſchlug den Buſiris mit ſamt ſeinem Sohn und dem prieſterlichen Herold. Unter mancherlei
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ſelbſt, den getödteten Sohn zu rächen, und Herkules ſah
ſich gezwungen, mit ihm zu kämpfen. Aber Jupiter wollte
nicht, daß ſeine Söhne Bruderblut vergößen, und ein
plötzlich mitten zwiſchen beide geſchleuderter Blitz trennte
die Kämpfer. Herkules ſchritt nun weiter durchs illyri¬
ſche Land, eilte über den Fluß Eridanus und kam zu den
Nymphen des Zeus und der Themis, die an den Ufern
dieſes Stromes wohnten. Auch an ſie richtete der Held
ſeine Frage. „Geh zu dem alten Stromgotte Nereus,“
war ihre Antwort, „der iſt ein Wahrſager und weiß alle
Dinge. Ueberfall' ihn im Schlafe und binde ihn, ſo wird
er gezwungen den rechten Weg dir angeben.“ Herkules
befolgte dieſen Rath, und bemeiſterte ſich des Flußgottes,
obgleich dieſer nach ſeiner Gewohnheit ſich in allerlei Ge¬
ſtalten verwandelte. Er ließ ihn nicht eher los, bis er
erkundet hatte, in welcher Weltgegend er die goldenen
Aepfel der Heſperiden antreffen werde. Hierüber belehrt
durchzog er weiter Libyen und Aegypten. Ueber das
letztere Land herrſchte Buſiris, der Sohn des Neptunus
und der Lyſianaſſa. Ihm war bei einer neunjährigen
Theurung durch einen Wahrſager aus Cypern das grau¬
ſame Orakel geworden, daß die Unfruchtbarkeit aufhören
ſollte, wenn dem Zeus jährlich ein fremder Mann ge¬
ſchlachtet würde. Zum Danke machte Buſiris den An¬
fang mit dem Wahrſager ſelbſt; allmählig fand der Bar¬
bar ein Gefallen an dieſer Gewohnheit und ſchlachtete
alle Fremdlinge, welche nach Aegypten kamen. So wurde
denn auch Herkules ergriffen und zu den Altären Jupi¬
ters geſchleppt. Er aber riß die Bande, die ihn feſſel¬
ten, entzwei, und erſchlug den Buſiris mit ſamt ſeinem
Sohn und dem prieſterlichen Herold. Unter mancherlei
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/259>, abgerufen am 23.11.2024.
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