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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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Heimath zurückkehren; jener mag sich mit Hypsipyle ver¬
mählen, die Insel Lemnos mit seinen Söhnen bevölkern
und von fremden Heldenthaten hören!"

Keiner wagte gegen den Helden, der so sprach, die
Augen aufzuheben, oder ihm zu widersprechen. Von der
Versammlung weg rüsteten sie sich zur Abfahrt. Aber
die Lemnierinnen, ihre Absicht errathend, umschwärmten
sie wie summende Bienen mit Klagen und Bitten. Doch
ergaben sie sich zuletzt in den Entschluß der Helden, Hyp¬
sipyle trat mit thränenden Augen aus der Schaar her¬
vor, nahm Jason bei der Hand und sprach: "Geh, und
mögen dir die Götter, sammt deinen Genossen, wie du
es wünschest, das goldene Vließ verleihen! Wenn du
je zu uns zurückkehren willst, so erwartet dich diese Insel
und das Scepter meines Vaters. Aber ich weiß es
wohl, du hast diese Absicht nicht. So gedenke denn we¬
nigstens meiner in der Ferne!" Jason schied mit Be¬
wunderung von der edlen Königin, und bestieg zuerst
das Schiff, nach ihm die andern Helden alle. Sie lös¬
ten die Taue, mit welchen das Schiff ans Land gebun¬
den war, die Ruderer setzten sich in Bewegung und in
kurzer Zeit hatten sie den Hellespont hinter sich.

Heimath zurückkehren; jener mag ſich mit Hypſipyle ver¬
mählen, die Inſel Lemnos mit ſeinen Söhnen bevölkern
und von fremden Heldenthaten hören!“

Keiner wagte gegen den Helden, der ſo ſprach, die
Augen aufzuheben, oder ihm zu widerſprechen. Von der
Verſammlung weg rüſteten ſie ſich zur Abfahrt. Aber
die Lemnierinnen, ihre Abſicht errathend, umſchwärmten
ſie wie ſummende Bienen mit Klagen und Bitten. Doch
ergaben ſie ſich zuletzt in den Entſchluß der Helden, Hyp¬
ſipyle trat mit thränenden Augen aus der Schaar her¬
vor, nahm Jaſon bei der Hand und ſprach: „Geh, und
mögen dir die Götter, ſammt deinen Genoſſen, wie du
es wünſcheſt, das goldene Vließ verleihen! Wenn du
je zu uns zurückkehren willſt, ſo erwartet dich dieſe Inſel
und das Scepter meines Vaters. Aber ich weiß es
wohl, du haſt dieſe Abſicht nicht. So gedenke denn we¬
nigſtens meiner in der Ferne!“ Jaſon ſchied mit Be¬
wunderung von der edlen Königin, und beſtieg zuerſt
das Schiff, nach ihm die andern Helden alle. Sie lös¬
ten die Taue, mit welchen das Schiff ans Land gebun¬
den war, die Ruderer ſetzten ſich in Bewegung und in
kurzer Zeit hatten ſie den Helleſpont hinter ſich.

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[100/0126] Heimath zurückkehren; jener mag ſich mit Hypſipyle ver¬ mählen, die Inſel Lemnos mit ſeinen Söhnen bevölkern und von fremden Heldenthaten hören!“ Keiner wagte gegen den Helden, der ſo ſprach, die Augen aufzuheben, oder ihm zu widerſprechen. Von der Verſammlung weg rüſteten ſie ſich zur Abfahrt. Aber die Lemnierinnen, ihre Abſicht errathend, umſchwärmten ſie wie ſummende Bienen mit Klagen und Bitten. Doch ergaben ſie ſich zuletzt in den Entſchluß der Helden, Hyp¬ ſipyle trat mit thränenden Augen aus der Schaar her¬ vor, nahm Jaſon bei der Hand und ſprach: „Geh, und mögen dir die Götter, ſammt deinen Genoſſen, wie du es wünſcheſt, das goldene Vließ verleihen! Wenn du je zu uns zurückkehren willſt, ſo erwartet dich dieſe Inſel und das Scepter meines Vaters. Aber ich weiß es wohl, du haſt dieſe Abſicht nicht. So gedenke denn we¬ nigſtens meiner in der Ferne!“ Jaſon ſchied mit Be¬ wunderung von der edlen Königin, und beſtieg zuerſt das Schiff, nach ihm die andern Helden alle. Sie lös¬ ten die Taue, mit welchen das Schiff ans Land gebun¬ den war, die Ruderer ſetzten ſich in Bewegung und in kurzer Zeit hatten ſie den Helleſpont hinter ſich.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/126>, abgerufen am 24.11.2024.