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Schurz, Karl: Der Studentencongreß zu Eisenach am 25. September 1848. Bonn, 1848.

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mit tobenden Leidenschaften verbunden, liegen noch im heftigen Kampf, und der Wille des Volks, der einzig wahre Urgrund aller staatlichen Satzung, ist noch in all seiner Zerfahrenheit so wenig abgeklärt, daß es nur auf das Wagniß hin, eine Voreiligkeit zu begehn, möglich wäre, ihn nach einer bestimmten Richtung zu deuten und darauf Gebäude für die Zukunft zu gründen. Oder sind wir nicht Kinder eines Volks, welches, so lange von aller politischen Selbstthätigkeit fern, mit ungeheuerm Eifer das Alte stürzte, ohne sich auf die größere Aufgabe der nächsten Zukunft genugsam gerüstet zu haben! Die Revolution hat unsere Zukunft der Entwicklung des Volkes anheim gegeben, das in wenig Tagen die jahrelange Versäumniß nachholen soll, und ohne Zweifel mit instinktartiger Schnelligkeit nachholen wird - eine furchtbare Aehnlichkeit unserer Verhältnisse mit denen der Franzosen vor 1789.

Nur der Wille des Volks garantirt einer That, einer Einrichtung eine dauernde Zukunft, und jede ist ein Mißgriff oder eine Voreiligkeit, die außerhalb dieser Grundlage steht. Eine voreilige Einrichtung aber führt in der Revolution doppelt heftige Stürme herbei, worin sie stürzen muß, oder ihre Folgen lasten lange noch schwer auf denen, die sie zu tragen verdammt sind.

Auch in den akademischen Verhältnissen ist eine Revolution ausgebrochen, streng analog der staatlichen; denn die Desorganisation der Universitäten ist unverkennbar, obschon sie sich in die rothen Amtsmäntel, die lateinischen Reden und was sonst noch vom alten Zopf übrig geblieben ist, sehr ängstlich und unendlich komisch zu verpuppen sucht. Der Vernünftige schaut mit stillem lächelndem Hohn auf die abgebrauchte Komödie, und selbst der Amtsführer müht sich umsonst ab, die ernste Miene seines offiziellen Daseins länger zu conserviren. Ich habe gesagt, daß der Student sich keiner wesentlichen Errungenschaften zu rühmen habe, und es ist wahr, denn er steht in der ersten Phase seiner geräuschlosen

mit tobenden Leidenschaften verbunden, liegen noch im heftigen Kampf, und der Wille des Volks, der einzig wahre Urgrund aller staatlichen Satzung, ist noch in all seiner Zerfahrenheit so wenig abgeklärt, daß es nur auf das Wagniß hin, eine Voreiligkeit zu begehn, möglich wäre, ihn nach einer bestimmten Richtung zu deuten und darauf Gebäude für die Zukunft zu gründen. Oder sind wir nicht Kinder eines Volks, welches, so lange von aller politischen Selbstthätigkeit fern, mit ungeheuerm Eifer das Alte stürzte, ohne sich auf die größere Aufgabe der nächsten Zukunft genugsam gerüstet zu haben! Die Revolution hat unsere Zukunft der Entwicklung des Volkes anheim gegeben, das in wenig Tagen die jahrelange Versäumniß nachholen soll, und ohne Zweifel mit instinktartiger Schnelligkeit nachholen wird – eine furchtbare Aehnlichkeit unserer Verhältnisse mit denen der Franzosen vor 1789.

Nur der Wille des Volks garantirt einer That, einer Einrichtung eine dauernde Zukunft, und jede ist ein Mißgriff oder eine Voreiligkeit, die außerhalb dieser Grundlage steht. Eine voreilige Einrichtung aber führt in der Revolution doppelt heftige Stürme herbei, worin sie stürzen muß, oder ihre Folgen lasten lange noch schwer auf denen, die sie zu tragen verdammt sind.

Auch in den akademischen Verhältnissen ist eine Revolution ausgebrochen, streng analog der staatlichen; denn die Desorganisation der Universitäten ist unverkennbar, obschon sie sich in die rothen Amtsmäntel, die lateinischen Reden und was sonst noch vom alten Zopf übrig geblieben ist, sehr ängstlich und unendlich komisch zu verpuppen sucht. Der Vernünftige schaut mit stillem lächelndem Hohn auf die abgebrauchte Komödie, und selbst der Amtsführer müht sich umsonst ab, die ernste Miene seines offiziellen Daseins länger zu conserviren. Ich habe gesagt, daß der Student sich keiner wesentlichen Errungenschaften zu rühmen habe, und es ist wahr, denn er steht in der ersten Phase seiner geräuschlosen

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        <p>Auch in den akademischen Verhältnissen ist eine Revolution ausgebrochen, streng analog der staatlichen; denn die Desorganisation der Universitäten ist unverkennbar, obschon sie sich in die rothen Amtsmäntel, die lateinischen Reden und was sonst noch vom alten Zopf übrig geblieben ist, sehr ängstlich und unendlich komisch zu verpuppen sucht. Der Vernünftige schaut mit stillem lächelndem Hohn auf die abgebrauchte Komödie, und selbst der Amtsführer müht sich umsonst ab, die ernste Miene seines offiziellen Daseins länger zu conserviren. Ich habe gesagt, daß der Student sich keiner wesentlichen Errungenschaften zu rühmen habe, und es ist wahr, denn er steht in der ersten Phase seiner geräuschlosen
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[4/0006] mit tobenden Leidenschaften verbunden, liegen noch im heftigen Kampf, und der Wille des Volks, der einzig wahre Urgrund aller staatlichen Satzung, ist noch in all seiner Zerfahrenheit so wenig abgeklärt, daß es nur auf das Wagniß hin, eine Voreiligkeit zu begehn, möglich wäre, ihn nach einer bestimmten Richtung zu deuten und darauf Gebäude für die Zukunft zu gründen. Oder sind wir nicht Kinder eines Volks, welches, so lange von aller politischen Selbstthätigkeit fern, mit ungeheuerm Eifer das Alte stürzte, ohne sich auf die größere Aufgabe der nächsten Zukunft genugsam gerüstet zu haben! Die Revolution hat unsere Zukunft der Entwicklung des Volkes anheim gegeben, das in wenig Tagen die jahrelange Versäumniß nachholen soll, und ohne Zweifel mit instinktartiger Schnelligkeit nachholen wird – eine furchtbare Aehnlichkeit unserer Verhältnisse mit denen der Franzosen vor 1789. Nur der Wille des Volks garantirt einer That, einer Einrichtung eine dauernde Zukunft, und jede ist ein Mißgriff oder eine Voreiligkeit, die außerhalb dieser Grundlage steht. Eine voreilige Einrichtung aber führt in der Revolution doppelt heftige Stürme herbei, worin sie stürzen muß, oder ihre Folgen lasten lange noch schwer auf denen, die sie zu tragen verdammt sind. Auch in den akademischen Verhältnissen ist eine Revolution ausgebrochen, streng analog der staatlichen; denn die Desorganisation der Universitäten ist unverkennbar, obschon sie sich in die rothen Amtsmäntel, die lateinischen Reden und was sonst noch vom alten Zopf übrig geblieben ist, sehr ängstlich und unendlich komisch zu verpuppen sucht. Der Vernünftige schaut mit stillem lächelndem Hohn auf die abgebrauchte Komödie, und selbst der Amtsführer müht sich umsonst ab, die ernste Miene seines offiziellen Daseins länger zu conserviren. Ich habe gesagt, daß der Student sich keiner wesentlichen Errungenschaften zu rühmen habe, und es ist wahr, denn er steht in der ersten Phase seiner geräuschlosen

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Zitationshilfe: Schurz, Karl: Der Studentencongreß zu Eisenach am 25. September 1848. Bonn, 1848, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schurz_studentencongress_1848/6>, abgerufen am 21.11.2024.