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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
mals in den Pallast deß Luculli, da gefiel ihm alles wol/ und sagte:
Optime procul dubio, hic habitatur aestate. Sed quomodo hyemem toleras?
Lucullus
antwortet: Quid? Num me putas avium prudentiam non
assequt, quarum nonnullae hyeme ingruente sedes mutant?
Was zu com-
modi
tät eines guten Gebäues erfordert werde/ davon redet der Baron
Baconus
in seinen Ser monibus fidelibus cap. 43. pag. 232. Besehet auch
hierin Herrn Joseph Fürtenbachs opera in Kupfferstücken. Es sagte
einsmals ein vornehmer Baumeister von Hanau zu mir; Wann
man in ein Hauß komme/ und wolle wissen/ ob der Bauherr sich auff
das Bauen verstanden hab/ so sol man Achtung geben auff drey S.
wie nemlich die Stegen/ die Schornstein/ und die Secret beschaffen
seyn? Zu Franckfurt am Mayn und anderswo/ hab ich viel schöne
Häuser gesehen. Allein sie hatten einen Geruch so wol als angezünde-
ter Weyrauch/ es roche aber nicht so lieblich und anmuthig als Wey-
rauch. Uber das muß man auch im Bauen sehen auff Gesundheit/ daß
man nicht baue auff sumpffige ungesunde Oerter. Qui domum elegan-
tem aedificat, in situ malo, carceri se ipsum mancipat.
Ferner muß man
im Bauen dahin sehen/ daß wann der Vogel wächst/ ob er auch die Flü-
gel auß dem Nest recken/ oder das Nest erweitern/ und sonst etwas an
sich bringen könne/ das ihm dienlich? Jener bauete eine Mühl auff ei-
nen Berg/ und als die Mühl fast außgebauet war/ da dachte er aller-
erst dran/ woher er Wasser nehmen könne/ das die Mühlräder triebe?
Und wann er schon Wasser hab/ woher die Mahlgäst kommen wür-
den/ die bey ihm Korn würden mahlen lassen? Endlich muß man auch
im Bauen sehen auff den Bestand/ daß man so baue/ daß auch die Po-
sterität darin bleiben könne. Mancher bauet ein Hauß/ und ist der er-
ste drauß. Das begegnet gemeiniglich den jenigen/ die mit an derer
Leut oder ungerechtem Gut bauen. Jch erinnere mich/ daß mir eins-
mals ein vornehmer Baumeister sagte/ er hab es erfahren/ daß das
Hauß seinen Bauherrn oder seine Kinder bald außspeye/ zu dessen
Erbauung arme Leut Stein und Ziegel zuführen müssen/ und der
Kalck mit Witben Thränen gelescht werde. Man sagt/ daß ein vor-
nehmer Cavallier in Franckreich/ ein Murnaeus vom Geschlecht/ hab
viel Geld im Krieg erworben/ also daß er nicht gewust/ was er mit
dem vielen Gold hab machen sollen. Endlich hab er ein schön Hauß
bauen/ und über die Thür schreiben lassen diese Wort:

Haec domus a Murna, multis extructa rapinis,
Corruet, aut alius raptor habebit eam.

Jm Land zu Hessen ist ein Edelmann gewesen/ ein Roltzhausen vom
Geschlecht. Man sagt/ daß er in seiner Jugend sehr arm gewesen sey/
also daß er den Pflug unterweilens geführet. Endlich sey er deß elen-
den Feldlebens überdrüssig worden/ und hab gehört/ daß eine Trom-

mel

SALOMO oder
mals in den Pallaſt deß Luculli, da gefiel ihm alles wol/ und ſagte:
Optimè procul dubio, hic habitatur æſtate. Sed quomodo hyemem toleras?
Lucullus
antwortet: Quid? Num me putas avium prudentiam non
aſſequt, quarum nonnullæ hyeme ingruente ſedes mutant?
Was zu com-
modi
taͤt eines guten Gebaͤues erfordert werde/ davon redet der Baron
Baconus
in ſeinen Ser monibus fidelibus cap. 43. pag. 232. Beſehet auch
hierin Herrn Joſeph Fuͤrtenbachs opera in Kupfferſtuͤcken. Es ſagte
einsmals ein vornehmer Baumeiſter von Hanau zu mir; Wann
man in ein Hauß komme/ und wolle wiſſen/ ob der Bauherꝛ ſich auff
das Bauen verſtanden hab/ ſo ſol man Achtung geben auff drey S.
wie nemlich die Stegen/ die Schornſtein/ und die Secret beſchaffen
ſeyn? Zu Franckfurt am Mayn und anderswo/ hab ich viel ſchoͤne
Haͤuſer geſehen. Allein ſie hatten einen Geruch ſo wol als angezuͤnde-
ter Weyrauch/ es roche aber nicht ſo lieblich und anmuthig als Wey-
rauch. Uber das muß man auch im Bauen ſehen auff Geſundheit/ daß
man nicht baue auff ſumpffige ungeſunde Oerter. Qui domum elegan-
tem ædificat, in ſitu malo, carceri ſe ipſum mancipat.
Ferner muß man
im Bauen dahin ſehen/ daß wañ der Vogel waͤchſt/ ob er auch die Fluͤ-
gel auß dem Neſt recken/ oder das Neſt erweitern/ und ſonſt etwas an
ſich bringen koͤnne/ das ihm dienlich? Jener bauete eine Muͤhl auff ei-
nen Berg/ und als die Muͤhl faſt außgebauet war/ da dachte er aller-
erſt dran/ woher er Waſſer nehmen koͤnne/ das die Muͤhlraͤder triebe?
Und wann er ſchon Waſſer hab/ woher die Mahlgaͤſt kommen wuͤr-
den/ die bey ihm Korn wuͤrden mahlen laſſen? Endlich muß man auch
im Bauen ſehen auff den Beſtand/ daß man ſo baue/ daß auch die Po-
ſteritaͤt darin bleiben koͤnne. Mancher bauet ein Hauß/ und iſt der er-
ſte drauß. Das begegnet gemeiniglich den jenigen/ die mit an derer
Leut oder ungerechtem Gut bauen. Jch erinnere mich/ daß mir eins-
mals ein vornehmer Baumeiſter ſagte/ er hab es erfahren/ daß das
Hauß ſeinen Bauherꝛn oder ſeine Kinder bald außſpeye/ zu deſſen
Erbauung arme Leut Stein und Ziegel zufuͤhren muͤſſen/ und der
Kalck mit Witben Thraͤnen geleſcht werde. Man ſagt/ daß ein vor-
nehmer Cavallier in Franckreich/ ein Murnæus vom Geſchlecht/ hab
viel Geld im Krieg erworben/ alſo daß er nicht gewuſt/ was er mit
dem vielen Gold hab machen ſollen. Endlich hab er ein ſchoͤn Hauß
bauen/ und uͤber die Thuͤr ſchreiben laſſen dieſe Wort:

Hæc domus à Murna, multis extructa rapinis,
Corruet, aut alius raptor habebit eam.

Jm Land zu Heſſen iſt ein Edelmann geweſen/ ein Roltzhauſen vom
Geſchlecht. Man ſagt/ daß er in ſeiner Jugend ſehr arm geweſen ſey/
alſo daß er den Pflug unterweilens gefuͤhret. Endlich ſey er deß elen-
den Feldlebens uͤberdruͤſſig worden/ und hab gehoͤrt/ daß eine Trom-

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[56/0098] SALOMO oder mals in den Pallaſt deß Luculli, da gefiel ihm alles wol/ und ſagte: Optimè procul dubio, hic habitatur æſtate. Sed quomodo hyemem toleras? Lucullus antwortet: Quid? Num me putas avium prudentiam non aſſequt, quarum nonnullæ hyeme ingruente ſedes mutant? Was zu com- moditaͤt eines guten Gebaͤues erfordert werde/ davon redet der Baron Baconus in ſeinen Ser monibus fidelibus cap. 43. pag. 232. Beſehet auch hierin Herrn Joſeph Fuͤrtenbachs opera in Kupfferſtuͤcken. Es ſagte einsmals ein vornehmer Baumeiſter von Hanau zu mir; Wann man in ein Hauß komme/ und wolle wiſſen/ ob der Bauherꝛ ſich auff das Bauen verſtanden hab/ ſo ſol man Achtung geben auff drey S. wie nemlich die Stegen/ die Schornſtein/ und die Secret beſchaffen ſeyn? Zu Franckfurt am Mayn und anderswo/ hab ich viel ſchoͤne Haͤuſer geſehen. Allein ſie hatten einen Geruch ſo wol als angezuͤnde- ter Weyrauch/ es roche aber nicht ſo lieblich und anmuthig als Wey- rauch. Uber das muß man auch im Bauen ſehen auff Geſundheit/ daß man nicht baue auff ſumpffige ungeſunde Oerter. Qui domum elegan- tem ædificat, in ſitu malo, carceri ſe ipſum mancipat. Ferner muß man im Bauen dahin ſehen/ daß wañ der Vogel waͤchſt/ ob er auch die Fluͤ- gel auß dem Neſt recken/ oder das Neſt erweitern/ und ſonſt etwas an ſich bringen koͤnne/ das ihm dienlich? Jener bauete eine Muͤhl auff ei- nen Berg/ und als die Muͤhl faſt außgebauet war/ da dachte er aller- erſt dran/ woher er Waſſer nehmen koͤnne/ das die Muͤhlraͤder triebe? Und wann er ſchon Waſſer hab/ woher die Mahlgaͤſt kommen wuͤr- den/ die bey ihm Korn wuͤrden mahlen laſſen? Endlich muß man auch im Bauen ſehen auff den Beſtand/ daß man ſo baue/ daß auch die Po- ſteritaͤt darin bleiben koͤnne. Mancher bauet ein Hauß/ und iſt der er- ſte drauß. Das begegnet gemeiniglich den jenigen/ die mit an derer Leut oder ungerechtem Gut bauen. Jch erinnere mich/ daß mir eins- mals ein vornehmer Baumeiſter ſagte/ er hab es erfahren/ daß das Hauß ſeinen Bauherꝛn oder ſeine Kinder bald außſpeye/ zu deſſen Erbauung arme Leut Stein und Ziegel zufuͤhren muͤſſen/ und der Kalck mit Witben Thraͤnen geleſcht werde. Man ſagt/ daß ein vor- nehmer Cavallier in Franckreich/ ein Murnæus vom Geſchlecht/ hab viel Geld im Krieg erworben/ alſo daß er nicht gewuſt/ was er mit dem vielen Gold hab machen ſollen. Endlich hab er ein ſchoͤn Hauß bauen/ und uͤber die Thuͤr ſchreiben laſſen dieſe Wort: Hæc domus à Murna, multis extructa rapinis, Corruet, aut alius raptor habebit eam. Jm Land zu Heſſen iſt ein Edelmann geweſen/ ein Roltzhauſen vom Geſchlecht. Man ſagt/ daß er in ſeiner Jugend ſehr arm geweſen ſey/ alſo daß er den Pflug unterweilens gefuͤhret. Endlich ſey er deß elen- den Feldlebens uͤberdruͤſſig worden/ und hab gehoͤrt/ daß eine Trom- mel

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/98>, abgerufen am 22.11.2024.