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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
Arm seyn. Jch halte dafür/ wann ein kleines unmündiges Kind vor
seines Vatern Tisch trete/ seine Händlein zusammen fasse/ und an-
fange zu lallen/ so bringe dieses Lallen den Eltern grosse stücker Brod/
also daß die Eltern mit diesen lallenden Kindlein essen/ und nicht die
Kindlein mit den Eltern. Wiewol wir dieses Lallen nicht verstehen/
so verstehet es doch der H. Geist/ und hat seinen sonderbahre Lust/
und Wolgefallen daran.

O ihr Kinder helfft doch beten/ ihr könnet mit eur em Vater
Unser/ viel Unglücks von uns Alten abwenden. Es ist aber nicht ge-
nug/ daß die Kinder zu S. Jacob angefangen haben zur Bethstunde
zu kommen/ sondern sie müssen auch darinnen fortfahren/ und in ih-
rer guten Andacht beständig verharren. Die Deutschen haben ein
Sprichwort/ wann sie zur Adern lassen/ und sagen: Den ersten Tag
mässig/ den andern Tag fressig/ den dritten Tag voll/ so gereth die A-
derlaß wohl. Eben also gehet es oftmals mit der Hamburger Andacht.
Sie dauren nicht lange. Ein Hochweiser Raht allhier ließ eins-
mals ein ernstes Decret von allen Cantzeln verlesen/ daß die Heili-
gung des Sabbaths besser in acht genommen werden solle/ und daß
unter andern am Sontag/ alle Cramer-Laden sollen verschlossen
seyn/ biß der Gottesdienst verrichtet sey. Am ersten Sontag wurde
es genau in acht genommen. Jch war damals nicht wol auf/ und hät-
te gern eine Citron gehabt. Aber da war niemand/ der mir eine Citro-
ne verkauffen wolt. Sondern es hiesse Sabbata Sancta colo. Soll
ich Citronen verkauffen? Nolo. Wann ich am nachfolgenden Sontag
hätte tausend Citronen haben wollen/ so hätte ich sie bekommen kön-
nen. Am drtten und vierdten Sontag gienge es wiederumb nach dem
alten Schlendrian/ eben als ob von Heiligung des Sabbats niemals
etwas wäre gedacht worden/ auff dem Berg Sinai oder auff Befehl
eines Hochweisen Rahts/ auff den Cantzeln zu Hamburg. Jch sorge/
daß es mit dieser Besuchung der Bettstunden eben also ergehen wer-
de. Wir haben bey dieser Kirchen zwey alte wohlverdiente Männer/
welche in Auffmunterung der Jugend/ durch Gottes Beystand viel
thun können/ nemlich Herr Magister Johannes Jäger/ und Herr
Heino Lambeck. Jch halte dafür/ daß mein hochgeliebter Herr Col-
lega Mag.
Jäger wenig Beicht-Kinder habe/ welche nicht sagen kön-
nen/ Mag. Jäger ist meines Vaters/ und meines Großvaters Beicht-
Vater gewesen. Und ich halte dafür/ daß wenig Kinder in der Schu-
len zu S. Jacob seyn/ welche nicht sagen müssen Heino Lambeck ist
meines Vaters Lehrmeister gewesen. Jch zweifle nicht dran/ diese bey-
de alte ehrliche Männer werden die Kinder/ oder ihre Eltern fleissig
ermahnen/ daß sie in dieser angefangenen Andacht beständig verhar-
ren. Gott segne sie/ und ihre Kinder/ und Nachkommen und gebe ih-

nen
M m m

Litaney.
Arm ſeyn. Jch halte dafuͤr/ wann ein kleines unmuͤndiges Kind vor
ſeines Vatern Tiſch trete/ ſeine Haͤndlein zuſammen faſſe/ und an-
fange zu lallen/ ſo bringe dieſes Lallen den Eltern groſſe ſtuͤcker Brod/
alſo daß die Eltern mit dieſen lallenden Kindlein eſſen/ und nicht die
Kindlein mit den Eltern. Wiewol wir dieſes Lallen nicht verſtehen/
ſo verſtehet es doch der H. Geiſt/ und hat ſeinen ſonderbahre Luſt/
und Wolgefallen daran.

O ihr Kinder helfft doch beten/ ihr koͤnnet mit eur em Vater
Unſer/ viel Ungluͤcks von uns Alten abwenden. Es iſt aber nicht ge-
nug/ daß die Kinder zu S. Jacob angefangen haben zur Bethſtunde
zu kommen/ ſondern ſie muͤſſen auch darinnen fortfahren/ und in ih-
rer guten Andacht beſtaͤndig verharꝛen. Die Deutſchen haben ein
Sprichwort/ wann ſie zur Adern laſſen/ und ſagen: Den erſten Tag
maͤſſig/ den andern Tag freſſig/ den dritten Tag voll/ ſo gereth die A-
derlaß wohl. Eben alſo gehet es oftmals mit der Hamburger Andacht.
Sie dauren nicht lange. Ein Hochweiſer Raht allhier ließ eins-
mals ein ernſtes Decret von allen Cantzeln verleſen/ daß die Heili-
gung des Sabbaths beſſer in acht genommen werden ſolle/ und daß
unter andern am Sontag/ alle Cramer-Laden ſollen verſchloſſen
ſeyn/ biß der Gottesdienſt verꝛichtet ſey. Am erſten Sontag wurde
es genau in acht genommen. Jch war damals nicht wol auf/ und haͤt-
te gern eine Citron gehabt. Aber da war niemand/ der mir eine Citro-
ne verkauffen wolt. Sondern es hieſſe Sabbata Sancta colo. Soll
ich Citronen verkauffen? Nolo. Wann ich am nachfolgenden Sontag
haͤtte tauſend Citronen haben wollen/ ſo haͤtte ich ſie bekommen koͤn-
nen. Am drtten und vierdten Sontag gienge es wiederumb nach dem
alten Schlendrian/ eben als ob von Heiligung des Sabbats niemals
etwas waͤre gedacht worden/ auff dem Berg Sinai oder auff Befehl
eines Hochweiſen Rahts/ auff den Cantzeln zu Hamburg. Jch ſorge/
daß es mit dieſer Beſuchung der Bettſtunden eben alſo ergehen wer-
de. Wir haben bey dieſer Kirchen zwey alte wohlverdiente Maͤnner/
welche in Auffmunterung der Jugend/ durch Gottes Beyſtand viel
thun koͤnnen/ nemlich Herꝛ Magiſter Johannes Jaͤger/ und Herꝛ
Heino Lambeck. Jch halte dafuͤr/ daß mein hochgeliebter Herꝛ Col-
lega Mag.
Jaͤger wenig Beicht-Kinder habe/ welche nicht ſagen koͤn-
nen/ Mag. Jaͤger iſt meines Vaters/ und meines Großvaters Beicht-
Vater geweſen. Und ich halte dafuͤr/ daß wenig Kinder in der Schu-
len zu S. Jacob ſeyn/ welche nicht ſagen muͤſſen Heino Lambeck iſt
meines Vaters Lehrmeiſter geweſen. Jch zweifle nicht dran/ dieſe bey-
de alte ehrliche Maͤnner werden die Kinder/ oder ihre Eltern fleiſſig
ermahnen/ daß ſie in dieſer angefangenen Andacht beſtaͤndig verhar-
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 913. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/955>, abgerufen am 22.11.2024.