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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
der Bibel nicht einfallen wollen? Das widerfähret offt dem vornehm-
sten Theologo, daß er in solche hohe Anfechtung/ in solche confusion sei-
nes Gemüths geräth/ daß ihm kein Trostspruch einfallen wil. Meynt
ihr/ daß Gott vergebens seinem Volck befohlen habe/ daß sie ihn al-
lerhand memorial machen sollen/ als Deut. 6. v. 7. 8. 9. Josuä Cap. 4.
und anderswo? Sed transeant haec. Last uns gehen zu dem nachfolgen-
den Capitel.

Das VII. Capitul.

BJßher hat Salomo den Tempel erbauet. An seinem Hause aber
bauete Salomo dreyzehen Jahr. Salomo bauete erst die Kirche/
darnach sein Hauß. Die Kirche muß erst gebauet seyn/ sonst ist kein
Segen da. Wann man heutiges Tages in eine durch den Krieg rui-
nirte Stadt oder Dorff kombt/ so siehet man wie das Wirthshauß/
deß Fürsten Kellerey/ etc. wider repariret sey/ aber die Kirche stehet da/
und hat kein Dach/ die Schule hat keine Wand oder Fenster/ und was
die Alten gebauet haben/ das wollen die Nachkommen nicht in Dach
und Fach erhalten. Allein daher kombt es auch/ daß Schmalhans an
manchem Ort Küchenmeister und Cammerschreiber wird/ und es in man-
chem Lande gehet wie im Jüdischen Lande/ nach der Babylonischen
Gefänguüs/ da der Prophet Haggai aufftreten und sagen must/ se-
het wie es euch gehet. Salomo sagt Prov. 3. Ehre den HErrn von
deinen Gütern/ und von den Erstlingen deiner Einkunfft/ so werden
den deine Scheuren voll seyn/ und deine Keltern mit Most überlauf-
fen. Fürsten und Potentaten wollen heutiges Tages den HErrn nicht
ehren von den Erstlingen ihrer Einkünffte/ sie wollen nichts anwen-
den zu Gottes Ehre/ sondern was die Vorfahren zu Kirchen und Schu-
len gestifftet haben/ das verwenden sie offt zu weltlichen Dingen. Allein
sie thun doch einmal die Augen auff/ und sehen/ wie thnen Gott der
HErr Schmalhansen übern Hals schicke/ und der Dürre ruffe über
ihre Berge/ über ihr Land/ über ihr Korn/ über ihren Most/ über
Menschen und Viehe/ und über alle Arbeit ihrer Händ/ daß es nir-
gend zureichen/ und alles was man anfängt/ nicht recht fortgehen wil.
Jch mag nicht hören/ wann man unterweilens sagt: Der und der
Fürst/ hat zu Luthert Zeiten die und die Schul gestifftet! Ja wol ge-
stifftet! Wann ich an dieses Stifften gedencke/ so erinnere ich mich
an jenen Griechen/ der einsmals auffs Feld gieng/ und fand einen
grossen Schatz von Gold/ da thät er dem Mercurio ein Gelübd/
wann er wider etwas fünde/ so wol er es dem Mercurio auffopffern.
Einsmals gieng er wider auffs Feld/ und fand ein hauffen Mandeln/
da nahm er die Mandeln/ und wolt sie dem Mercurio opffern. Allein

unter-
D iij

Regenten-Spiegel.
der Bibel nicht einfallen wollen? Das widerfaͤhret offt dem vornehm-
ſten Theologo, daß er in ſolche hohe Anfechtung/ in ſolche confuſion ſei-
nes Gemuͤths geraͤth/ daß ihm kein Troſtſpruch einfallen wil. Meynt
ihr/ daß Gott vergebens ſeinem Volck befohlen habe/ daß ſie ihn al-
lerhand memorial machen ſollen/ als Deut. 6. v. 7. 8. 9. Joſuaͤ Cap. 4.
und anderswo? Sed tranſeant hæc. Laſt uns gehen zu dem nachfolgen-
den Capitel.

Das VII. Capitul.

BJßher hat Salomo den Tempel erbauet. An ſeinem Hauſe aber
bauete Salomo dreyzehen Jahr. Salomo bauete erſt die Kirche/
darnach ſein Hauß. Die Kirche muß erſt gebauet ſeyn/ ſonſt iſt kein
Segen da. Wann man heutiges Tages in eine durch den Krieg rui-
nirte Stadt oder Dorff kombt/ ſo ſiehet man wie das Wirthshauß/
deß Fuͤrſten Kellerey/ ꝛc. wider repariret ſey/ aber die Kirche ſtehet da/
und hat kein Dach/ die Schule hat keine Wand oder Fenſter/ und was
die Alten gebauet haben/ das wollen die Nachkommen nicht in Dach
und Fach erhalten. Allein daher kombt es auch/ daß Schmalhans an
manchem Ort Kuͤchenmeiſter und Cam̃erſchreiber wird/ uñ es in man-
chem Lande gehet wie im Juͤdiſchen Lande/ nach der Babyloniſchen
Gefaͤnguuͤs/ da der Prophet Haggai aufftreten und ſagen muſt/ ſe-
het wie es euch gehet. Salomo ſagt Prov. 3. Ehre den HErrn von
deinen Guͤtern/ und von den Erſtlingen deiner Einkunfft/ ſo werden
den deine Scheuren voll ſeyn/ und deine Keltern mit Moſt uͤberlauf-
fen. Fuͤrſten und Potentaten wollen heutiges Tages den HErrn nicht
ehren von den Erſtlingen ihrer Einkuͤnffte/ ſie wollen nichts anwen-
den zu Gottes Ehre/ ſondern was die Vorfahren zu Kirchen uñ Schu-
len geſtifftet haben/ das verwenden ſie offt zu weltlichen Dingẽ. Allein
ſie thun doch einmal die Augen auff/ und ſehen/ wie thnen Gott der
HErr Schmalhanſen uͤbern Hals ſchicke/ und der Duͤrre ruffe uͤber
ihre Berge/ uͤber ihr Land/ uͤber ihr Korn/ uͤber ihren Moſt/ uͤber
Menſchen und Viehe/ und uͤber alle Arbeit ihrer Haͤnd/ daß es nir-
gend zureichen/ und alles was man anfaͤngt/ nicht recht fortgehen wil.
Jch mag nicht hoͤren/ wann man unterweilens ſagt: Der und der
Fuͤrſt/ hat zu Luthert Zeiten die und die Schul geſtifftet! Ja wol ge-
ſtifftet! Wann ich an dieſes Stifften gedencke/ ſo erinnere ich mich
an jenen Griechen/ der einsmals auffs Feld gieng/ und fand einen
groſſen Schatz von Gold/ da thaͤt er dem Mercurio ein Geluͤbd/
wann er wider etwas fuͤnde/ ſo wol er es dem Mercurio auffopffern.
Einsmals gieng er wider auffs Feld/ und fand ein hauffen Mandeln/
da nahm er die Mandeln/ und wolt ſie dem Mercurio opffern. Allein

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[53/0095] Regenten-Spiegel. der Bibel nicht einfallen wollen? Das widerfaͤhret offt dem vornehm- ſten Theologo, daß er in ſolche hohe Anfechtung/ in ſolche confuſion ſei- nes Gemuͤths geraͤth/ daß ihm kein Troſtſpruch einfallen wil. Meynt ihr/ daß Gott vergebens ſeinem Volck befohlen habe/ daß ſie ihn al- lerhand memorial machen ſollen/ als Deut. 6. v. 7. 8. 9. Joſuaͤ Cap. 4. und anderswo? Sed tranſeant hæc. Laſt uns gehen zu dem nachfolgen- den Capitel. Das VII. Capitul. BJßher hat Salomo den Tempel erbauet. An ſeinem Hauſe aber bauete Salomo dreyzehen Jahr. Salomo bauete erſt die Kirche/ darnach ſein Hauß. Die Kirche muß erſt gebauet ſeyn/ ſonſt iſt kein Segen da. Wann man heutiges Tages in eine durch den Krieg rui- nirte Stadt oder Dorff kombt/ ſo ſiehet man wie das Wirthshauß/ deß Fuͤrſten Kellerey/ ꝛc. wider repariret ſey/ aber die Kirche ſtehet da/ und hat kein Dach/ die Schule hat keine Wand oder Fenſter/ und was die Alten gebauet haben/ das wollen die Nachkommen nicht in Dach und Fach erhalten. Allein daher kombt es auch/ daß Schmalhans an manchem Ort Kuͤchenmeiſter und Cam̃erſchreiber wird/ uñ es in man- chem Lande gehet wie im Juͤdiſchen Lande/ nach der Babyloniſchen Gefaͤnguuͤs/ da der Prophet Haggai aufftreten und ſagen muſt/ ſe- het wie es euch gehet. Salomo ſagt Prov. 3. Ehre den HErrn von deinen Guͤtern/ und von den Erſtlingen deiner Einkunfft/ ſo werden den deine Scheuren voll ſeyn/ und deine Keltern mit Moſt uͤberlauf- fen. Fuͤrſten und Potentaten wollen heutiges Tages den HErrn nicht ehren von den Erſtlingen ihrer Einkuͤnffte/ ſie wollen nichts anwen- den zu Gottes Ehre/ ſondern was die Vorfahren zu Kirchen uñ Schu- len geſtifftet haben/ das verwenden ſie offt zu weltlichen Dingẽ. Allein ſie thun doch einmal die Augen auff/ und ſehen/ wie thnen Gott der HErr Schmalhanſen uͤbern Hals ſchicke/ und der Duͤrre ruffe uͤber ihre Berge/ uͤber ihr Land/ uͤber ihr Korn/ uͤber ihren Moſt/ uͤber Menſchen und Viehe/ und uͤber alle Arbeit ihrer Haͤnd/ daß es nir- gend zureichen/ und alles was man anfaͤngt/ nicht recht fortgehen wil. Jch mag nicht hoͤren/ wann man unterweilens ſagt: Der und der Fuͤrſt/ hat zu Luthert Zeiten die und die Schul geſtifftet! Ja wol ge- ſtifftet! Wann ich an dieſes Stifften gedencke/ ſo erinnere ich mich an jenen Griechen/ der einsmals auffs Feld gieng/ und fand einen groſſen Schatz von Gold/ da thaͤt er dem Mercurio ein Geluͤbd/ wann er wider etwas fuͤnde/ ſo wol er es dem Mercurio auffopffern. Einsmals gieng er wider auffs Feld/ und fand ein hauffen Mandeln/ da nahm er die Mandeln/ und wolt ſie dem Mercurio opffern. Allein unter- D iij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/95>, abgerufen am 23.11.2024.