Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].De vera Ratione Grund deß Glaubens fällest/ und mich promovierest. Da weiß mandenn allen exceptionen wider ihre Person zu begegnen: Jst einer un- Edel; Ey/ Petrus war auch ein schlechter vom Adel. Jst er zu jung; Jeremias und deß HERRN Vorlauffer seynd seine Vorgänger. Jst er noch ein Bub; Daniel war auch noch ein Knab/ da er die El- teste verdammet. Jst er ungelehrt; Die Apostel seynd auch in kei- ne Schul gegangen Hat er ein Weib; Der Apostel sagt/ Ein Bi- schoff soll seyn eines Weibes Mann. Hat er zur Un-Ehr deß Ehe- standes sein Weib verlassen; Johannes/ wie man sagt/ ist auch vom Hochzeit-Stand zu dem Evangelio beruffen worden. Jst er unbe- redt; Aaron muste Mosts Doll metsch seyn. Jst er den Huren nach- gelauffen; Osee hat auß GOttes Befehl eine Hur geheuratet. Jst er ein Thor; GOTT hat beschlossen/ durch Thorheit seelig zn ma- chen/ die da glauben. Jst er ein Balger; Petrus hat auch mit dem Schwerd drein geschlagen. Jst er ein Fresser/ ein Weinsauffer; Hat man doch den HERRN selbst so gescholten. Jst er ein Zäncker; Die Apostel haben auch gezancket. Jst er ein Plauderer; Paulus ist auch einer genennet worden/ und so fortan. Ob es heutiges Tags anderst und besser hergehe/ mag fragen/ neuen
De vera Ratione Grund deß Glaubens faͤlleſt/ und mich promoviereſt. Da weiß mandenn allen exceptionen wider ihre Perſon zu begegnen: Jſt einer un- Edel; Ey/ Petrus war auch ein ſchlechter vom Adel. Jſt er zu jung; Jeremias und deß HERRN Vorlauffer ſeynd ſeine Vorgaͤnger. Jſt er noch ein Bub; Daniel war auch noch ein Knab/ da er die El- teſte verdammet. Jſt er ungelehrt; Die Apoſtel ſeynd auch in kei- ne Schul gegangen Hat er ein Weib; Der Apoſtel ſagt/ Ein Bi- ſchoff ſoll ſeyn eines Weibes Mann. Hat er zur Un-Ehr deß Ehe- ſtandes ſein Weib verlaſſen; Johannes/ wie man ſagt/ iſt auch vom Hochzeit-Stand zu dem Evangelio beruffen worden. Jſt er unbe- redt; Aaron muſte Moſts Doll metſch ſeyn. Jſt er den Huren nach- gelauffen; Oſee hat auß GOttes Befehl eine Hur geheuratet. Jſt er ein Thor; GOTT hat beſchloſſen/ durch Thorheit ſeelig zn ma- chen/ die da glauben. Jſt er ein Balger; Petrus hat auch mit dem Schwerd drein geſchlagen. Jſt er ein Freſſer/ ein Weinſauffer; Hat man doch den HERRN ſelbſt ſo geſcholten. Jſt er ein Zaͤncker; Die Apoſtel haben auch gezancket. Jſt er ein Plauderer; Paulus iſt auch einer genennet worden/ und ſo fortan. Ob es heutiges Tags anderſt und beſſer hergehe/ mag fragen/ neuen
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De vera Ratione
Grund deß Glaubens faͤlleſt/ und mich promoviereſt. Da weiß man
denn allen exceptionen wider ihre Perſon zu begegnen: Jſt einer un-
Edel; Ey/ Petrus war auch ein ſchlechter vom Adel. Jſt er zu jung;
Jeremias und deß HERRN Vorlauffer ſeynd ſeine Vorgaͤnger.
Jſt er noch ein Bub; Daniel war auch noch ein Knab/ da er die El-
teſte verdammet. Jſt er ungelehrt; Die Apoſtel ſeynd auch in kei-
ne Schul gegangen Hat er ein Weib; Der Apoſtel ſagt/ Ein Bi-
ſchoff ſoll ſeyn eines Weibes Mann. Hat er zur Un-Ehr deß Ehe-
ſtandes ſein Weib verlaſſen; Johannes/ wie man ſagt/ iſt auch vom
Hochzeit-Stand zu dem Evangelio beruffen worden. Jſt er unbe-
redt; Aaron muſte Moſts Doll metſch ſeyn. Jſt er den Huren nach-
gelauffen; Oſee hat auß GOttes Befehl eine Hur geheuratet. Jſt
er ein Thor; GOTT hat beſchloſſen/ durch Thorheit ſeelig zn ma-
chen/ die da glauben. Jſt er ein Balger; Petrus hat auch mit dem
Schwerd drein geſchlagen. Jſt er ein Freſſer/ ein Weinſauffer; Hat
man doch den HERRN ſelbſt ſo geſcholten. Jſt er ein Zaͤncker; Die
Apoſtel haben auch gezancket. Jſt er ein Plauderer; Paulus iſt auch
einer genennet worden/ und ſo fortan.
Ob es heutiges Tags anderſt und beſſer hergehe/ mag fragen/
wers wiſſen will. Die Klagen vieler dapfferer Roͤmiſcher Lehrer ge-
hen auff kein Kuͤhe-Haut/ und die Buͤcher von der Simonie auff keinen
“Heu-Wagen Mit einem Wort/ ſagt Salmeron, der zehen Patri-
«archen deß Jeſuiters Ordens nicht der geringſte: Es iſt nur eine
«Thuͤr zur Catholiſchen Kirchen/ aber unſere Boßheit hat viel ande-
«re Thuͤren erdichtet/ dardurch man zu hohen Stellen/ und fetten
«Pfruͤnden ſteigen mag: Da iſt die Koͤnigs- oder Keyſers-Pfort/
«dardurch viel Hofleut eingehen: Darnach die guldene Pfort/ dar-
«durch Simonis deß Zauberers Nachfolger die Kirchen-Dienſt er-
«kauffen/ wie Caiphas: Zum Dritten die Blut-Pforte/ dardurch
«viel/ ohn alle Verdienſt/ allein umb Blut-Freundſchafft willen/ die
«hoͤchſte Stuffen der Kirchen erwerben: Die Vierte iſt die Schenck-
«Pfort/ dardurch Leut/ ohne Kunſt und Tugend/ mit Gaben und
«Geſchencken/ groſſe Maͤnner beſtreiten/ groſſe Ehren fiſchen: End-
«lich folget die Knecht-Pfort/ da die/ welche lang gedtenet/ auch
«wol manchen ſchnoͤden Schand-Dienſt/ als Hurenfuͤhrer ihrer ey-
«genen Schweſtern/ Schwaͤgerin/ Baſen/ und dergleichen geleiſtet/
«ihnen einen Zutritt zu Kirchen-Dienſten machen/ &c. in Parab.
Evang. Mag den Reſt nicht widerholen/ oder mich und dich laͤnger
auffhalten: haͤtte auch dieſes nicht gedencken wollen/ aber wie man
in den Wald ſchreyet/ ſo hallet es wider herauß/ und wer ſagt was er
will/ muß hoͤren was er nicht will. Am beſten waͤre es geweſt/ der die
Rationem ſtatus an einem Catholiſchen Ort laſſen aufflegen/ haͤtt ein
neuen
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