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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der ungeschickte Redner
und mit einem Worte/ solche Köpffe/ welch sich umb nichts anders/
als blosse Worte/ zu bekümmern pflegen; Sich aber nennen sie solche
Leut/ die mit lauter vornehmen Sachen zu thun haben. Gleich als wenn
die so in Außübung der Rede geschäfftig sind/ die Wissenschafft der
Sachen gar nicht achteten. Wenn dem also ist/ so werden die Väter/
welche GOtt der ersten Kirchen fürgestellt hat/ daß sie dieselbige er-
weiterten/ und auff ihre Nachkommen fortpflantzten mit keinen Sa-
chen/ die auch solchen Männern zugestanden hätten/ umgegangen
seyn. Denn sie hatten sich in der alten Schullehrern ihrem Unflat nicht
herumb geweltzet/ noch auff die haecceitates, lohannei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ates auff die
ersten und andern Nationen/ und was dergleichen Barbarische Er-
götzligkeiten mehr sind/ ihr meiste Zeit gesetzt/ sondern die Zterligkeit
im Reden mit dem/ aus den hellesten Jsraelitischen Brunnen herge-
nommenen Sachen/ so Majestätisch zusammen gefügt/ daß du zweiffeln
möchtest/ in welchen sie die vortreflichsten gewesen. Jhre Lippen kund-
ten den Himmelischen Nectar/ in die Ohren aller Völcker/ durch zu-
thun dieser edlen Kunst/ so lieblich hinnein flössen. Sehet an den
Athanasius, dessen wehr als männliche Beredsamkeit das Wüten der
Käyser/ und die Last der fast rasenden Welt auff sich genommen/ ge-
tragen und von sich geschlagen hat. Was und wie groß ist Gregorius
Nazianzenus gewesen? wie ansehnlich/ wie harte/ wie geschwind und
wie gleichmütig war er anzusehen/ als er den abtrünnigen Caesar ver-
dammcte? Uber den Basilius hat sich der vortrefflichste/ unter den
Heydnischen Rednern/ Libanius/ größlich verwundert. Libanius/
sag ich/ der doch mit dem Basilius nicht einer Lehre war/ und die Chri-
sten auff das ärgeste hassete. Chrysostomus war ein rechter Schau-
platz der rechtschaffenen Beredsamkeit. Uber dessen Liebligkeit ver-
wunderten sich die zu Antiochia/ dessen Majestät verehreten die Byzan-
tiner/ dessen Krafft fürchteten die Fürsten/ und dessen gewaltigen Nach-
truck hielt die gantze Welt in grosser Achtbarkeit. Der Syrische Eph-
rem hat wie eine brennende Fackel alle Gemüther angezündt und er-
leuchtet. Was sol ich sagen von dem Ambrosius? Hat es nicht das
Ansehen/ als were er mit lauter Nectar und Ambrosien gespeiset wor-
den? Jn seinen Reden finden sich meisientheils so subttele Lieblig-
keiten/ daß du glaubest/ es müsten noch die Bienen/ welche ihn/ als ein
Kind in seiner Wiegen/ hauffenweiß umgeben/ auff seinen Lippen sitzen.
Hieronymus/ der Künstler aller Wolreden heit/ was führt er nicht
für herrliche Schätze in seinen Reden? was für Stralen? was für
Pfeile? das Gedächtnüß/ die Geschickligkeit/ Kunst/ Weißheit
und Verstand des Severtnischen Boetius fordert alle gelehrte Män-
ner auff den Platz. Denn dieser hat weder der Liebligkeit durch seine
vielfältige herrliche Sprüche; noch der verständlichen Auffrichtigkeit/

wegen

Der ungeſchickte Redner
und mit einem Worte/ ſolche Koͤpffe/ welch ſich umb nichts anders/
als bloſſe Worte/ zu bekuͤmmern pflegen; Sich aber nennen ſie ſolche
Leut/ die mit lauter vornehmen Sachen zu thun haben. Gleich als weñ
die ſo in Außuͤbung der Rede geſchaͤfftig ſind/ die Wiſſenſchafft der
Sachen gar nicht achteten. Wenn dem alſo iſt/ ſo werden die Vaͤter/
welche GOtt der erſten Kirchen fuͤrgeſtellt hat/ daß ſie dieſelbige er-
weiterten/ und auff ihre Nachkommen fortpflantzten mit keinen Sa-
chen/ die auch ſolchen Maͤnnern zugeſtanden haͤtten/ umgegangen
ſeyn. Denn ſie hatten ſich in der alten Schullehrern ihrem Unflat nicht
herumb geweltzet/ noch auff die hæcceitates, lohannei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ates auff die
erſten und andern Nationen/ und was dergleichen Barbariſche Er-
goͤtzligkeiten mehr ſind/ ihr meiſte Zeit geſetzt/ ſondern die Zterligkeit
im Reden mit dem/ aus den helleſten Jſraelitiſchen Brunnen herge-
nommenẽ Sachen/ ſo Majeſtaͤtiſch zuſammen gefuͤgt/ daß du zweiffeln
moͤchteſt/ in welchen ſie die vortreflichſten geweſen. Jhre Lippen kund-
ten den Himmeliſchen Nectar/ in die Ohren aller Voͤlcker/ durch zu-
thun dieſer edlen Kunſt/ ſo lieblich hinnein floͤſſen. Sehet an den
Athanaſius, deſſen wehr als maͤnnliche Beredſamkeit das Wuͤten der
Kaͤyſer/ und die Laſt der faſt raſenden Welt auff ſich genommen/ ge-
tragen und von ſich geſchlagen hat. Was und wie groß iſt Gregorius
Nazianzenus geweſen? wie anſehnlich/ wie harte/ wie geſchwind und
wie gleichmuͤtig war er anzuſehen/ als er den abtruͤnnigen Cæſar ver-
dammcte? Uber den Baſilius hat ſich der vortrefflichſte/ unter den
Heydniſchen Rednern/ Libanius/ groͤßlich verwundert. Libanius/
ſag ich/ der doch mit dem Baſilius nicht einer Lehre war/ und die Chri-
ſten auff das aͤrgeſte haſſete. Chryſoſtomus war ein rechter Schau-
platz der rechtſchaffenen Beredſamkeit. Uber deſſen Liebligkeit ver-
wunderten ſich die zu Antiochia/ deſſen Majeſtaͤt verehreten die Byzan-
tiner/ deſſen Krafft fuͤrchteten die Fuͤrſten/ und deſſen gewaltigen Nach-
truck hielt die gantze Welt in groſſer Achtbarkeit. Der Syriſche Eph-
rem hat wie eine brennende Fackel alle Gemuͤther angezuͤndt und er-
leuchtet. Was ſol ich ſagen von dem Ambroſius? Hat es nicht das
Anſehen/ als were er mit lauter Nectar und Ambroſien geſpeiſet wor-
den? Jn ſeinen Reden finden ſich meiſientheils ſo ſubttele Lieblig-
keiten/ daß du glaubeſt/ es muͤſten noch die Bienen/ welche ihn/ als ein
Kind in ſeiner Wiegen/ hauffenweiß umgeben/ auff ſeinen Lippen ſitzen.
Hieronymus/ der Kuͤnſtler aller Wolreden heit/ was fuͤhrt er nicht
fuͤr herrliche Schaͤtze in ſeinen Reden? was fuͤr Stralen? was fuͤr
Pfeile? das Gedaͤchtnuͤß/ die Geſchickligkeit/ Kunſt/ Weißheit
und Verſtand des Severtniſchen Boetius fordert alle gelehrte Maͤn-
ner auff den Platz. Denn dieſer hat weder der Liebligkeit durch ſeine
vielfaͤltige herrliche Spruͤche; noch der verſtaͤndlichen Auffrichtigkeit/

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[860/0902] Der ungeſchickte Redner und mit einem Worte/ ſolche Koͤpffe/ welch ſich umb nichts anders/ als bloſſe Worte/ zu bekuͤmmern pflegen; Sich aber nennen ſie ſolche Leut/ die mit lauter vornehmen Sachen zu thun haben. Gleich als weñ die ſo in Außuͤbung der Rede geſchaͤfftig ſind/ die Wiſſenſchafft der Sachen gar nicht achteten. Wenn dem alſo iſt/ ſo werden die Vaͤter/ welche GOtt der erſten Kirchen fuͤrgeſtellt hat/ daß ſie dieſelbige er- weiterten/ und auff ihre Nachkommen fortpflantzten mit keinen Sa- chen/ die auch ſolchen Maͤnnern zugeſtanden haͤtten/ umgegangen ſeyn. Denn ſie hatten ſich in der alten Schullehrern ihrem Unflat nicht herumb geweltzet/ noch auff die hæcceitates, lohannei_ates auff die erſten und andern Nationen/ und was dergleichen Barbariſche Er- goͤtzligkeiten mehr ſind/ ihr meiſte Zeit geſetzt/ ſondern die Zterligkeit im Reden mit dem/ aus den helleſten Jſraelitiſchen Brunnen herge- nommenẽ Sachen/ ſo Majeſtaͤtiſch zuſammen gefuͤgt/ daß du zweiffeln moͤchteſt/ in welchen ſie die vortreflichſten geweſen. Jhre Lippen kund- ten den Himmeliſchen Nectar/ in die Ohren aller Voͤlcker/ durch zu- thun dieſer edlen Kunſt/ ſo lieblich hinnein floͤſſen. Sehet an den Athanaſius, deſſen wehr als maͤnnliche Beredſamkeit das Wuͤten der Kaͤyſer/ und die Laſt der faſt raſenden Welt auff ſich genommen/ ge- tragen und von ſich geſchlagen hat. Was und wie groß iſt Gregorius Nazianzenus geweſen? wie anſehnlich/ wie harte/ wie geſchwind und wie gleichmuͤtig war er anzuſehen/ als er den abtruͤnnigen Cæſar ver- dammcte? Uber den Baſilius hat ſich der vortrefflichſte/ unter den Heydniſchen Rednern/ Libanius/ groͤßlich verwundert. Libanius/ ſag ich/ der doch mit dem Baſilius nicht einer Lehre war/ und die Chri- ſten auff das aͤrgeſte haſſete. Chryſoſtomus war ein rechter Schau- platz der rechtſchaffenen Beredſamkeit. Uber deſſen Liebligkeit ver- wunderten ſich die zu Antiochia/ deſſen Majeſtaͤt verehreten die Byzan- tiner/ deſſen Krafft fuͤrchteten die Fuͤrſten/ und deſſen gewaltigen Nach- truck hielt die gantze Welt in groſſer Achtbarkeit. Der Syriſche Eph- rem hat wie eine brennende Fackel alle Gemuͤther angezuͤndt und er- leuchtet. Was ſol ich ſagen von dem Ambroſius? Hat es nicht das Anſehen/ als were er mit lauter Nectar und Ambroſien geſpeiſet wor- den? Jn ſeinen Reden finden ſich meiſientheils ſo ſubttele Lieblig- keiten/ daß du glaubeſt/ es muͤſten noch die Bienen/ welche ihn/ als ein Kind in ſeiner Wiegen/ hauffenweiß umgeben/ auff ſeinen Lippen ſitzen. Hieronymus/ der Kuͤnſtler aller Wolreden heit/ was fuͤhrt er nicht fuͤr herrliche Schaͤtze in ſeinen Reden? was fuͤr Stralen? was fuͤr Pfeile? das Gedaͤchtnuͤß/ die Geſchickligkeit/ Kunſt/ Weißheit und Verſtand des Severtniſchen Boetius fordert alle gelehrte Maͤn- ner auff den Platz. Denn dieſer hat weder der Liebligkeit durch ſeine vielfaͤltige herrliche Spruͤche; noch der verſtaͤndlichen Auffrichtigkeit/ wegen

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/902>, abgerufen am 22.11.2024.