Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].dieses Hundertjährigen Zeit-Lauffs. und nicht die Begierde beherrschen wird/ wird es gleichsam in einerwolverbaueten Vestung vor allem Anlauff und Bestürmung ficher und wol verwahret seyn. Diese gefaste Einbildung kommet uns groß und schröcklich für/ wann wir sie aber mit Vernunfft wol durch- leuchten/ ist es ein sehr schlecht/ leicht und gering Ding. Wir fürch- ten den Krieg/ dann dieses haben wir von unsern Eltern/ von der Säug-Ammen/ von der gemeinen Sag/ aber die betriegen. Warumb halten wir den Krieg für ein Ubel? darumb/ weilen darauß erfolget Verwüstung/ Armuth/ Hungersnoth/ ja der Todt selbsten: Aber die- se Dinge alle sind nicht böse/ als nur den Bösen selbst. Was die Ar- muth anlanget/ haben viel herrliche und heilige Männer solche als eine Führerin/ welche die Heilige Göttliche Schrifft selbst hoch er- hebet/ nicht gescheuet/ der zeitliche Todt ist von niemanden/ sonderlich von einem Christen-Menschen zu fürchten/ sondern lieber zu wün- schen/ denn solcher ein Ende unsers Jammers/ und ein Anfang eines weit bessern und seeligern Lebens ist. Und ob zwar zu dieser unser jetzt-lauffenden Hundertjährigen Ja es war mit den sonst unüberwindlichen dapffern Römern so und
dieſes Hundertjaͤhrigen Zeit-Lauffs. und nicht die Begierde beherrſchen wird/ wird es gleichſam in einerwolverbaueten Veſtung vor allem Anlauff und Beſtuͤrmung ficher und wol verwahret ſeyn. Dieſe gefaſte Einbildung kommet uns groß und ſchroͤcklich fuͤr/ wann wir ſie aber mit Vernunfft wol durch- leuchten/ iſt es ein ſehr ſchlecht/ leicht und gering Ding. Wir fuͤrch- ten den Krieg/ dann dieſes haben wir von unſern Eltern/ von der Saͤug-Ammen/ von der gemeinen Sag/ aber die betriegen. Warumb halten wir den Krieg fuͤr ein Ubel? darumb/ weilen darauß erfolget Verwuͤſtung/ Armuth/ Hungersnoth/ ja der Todt ſelbſten: Aber die- ſe Dinge alle ſind nicht boͤſe/ als nur den Boͤſen ſelbſt. Was die Ar- muth anlanget/ haben viel herrliche und heilige Maͤnner ſolche als eine Fuͤhrerin/ welche die Heilige Goͤttliche Schrifft ſelbſt hoch er- hebet/ nicht geſcheuet/ der zeitliche Todt iſt von niemanden/ ſonderlich von einem Chriſten-Menſchen zu fuͤrchten/ ſondern lieber zu wuͤn- ſchen/ denn ſolcher ein Ende unſers Jammers/ und ein Anfang eines weit beſſern und ſeeligern Lebens iſt. Und ob zwar zu dieſer unſer jetzt-lauffenden Hundertjaͤhrigen Ja es war mit den ſonſt unuͤberwindlichen dapffern Roͤmern ſo und
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dieſes Hundertjaͤhrigen Zeit-Lauffs.
und nicht die Begierde beherrſchen wird/ wird es gleichſam in einer
wolverbaueten Veſtung vor allem Anlauff und Beſtuͤrmung ficher
und wol verwahret ſeyn. Dieſe gefaſte Einbildung kommet uns
groß und ſchroͤcklich fuͤr/ wann wir ſie aber mit Vernunfft wol durch-
leuchten/ iſt es ein ſehr ſchlecht/ leicht und gering Ding. Wir fuͤrch-
ten den Krieg/ dann dieſes haben wir von unſern Eltern/ von der
Saͤug-Ammen/ von der gemeinen Sag/ aber die betriegen. Warumb
halten wir den Krieg fuͤr ein Ubel? darumb/ weilen darauß erfolget
Verwuͤſtung/ Armuth/ Hungersnoth/ ja der Todt ſelbſten: Aber die-
ſe Dinge alle ſind nicht boͤſe/ als nur den Boͤſen ſelbſt. Was die Ar-
muth anlanget/ haben viel herrliche und heilige Maͤnner ſolche als
eine Fuͤhrerin/ welche die Heilige Goͤttliche Schrifft ſelbſt hoch er-
hebet/ nicht geſcheuet/ der zeitliche Todt iſt von niemanden/ ſonderlich
von einem Chriſten-Menſchen zu fuͤrchten/ ſondern lieber zu wuͤn-
ſchen/ denn ſolcher ein Ende unſers Jammers/ und ein Anfang eines
weit beſſern und ſeeligern Lebens iſt.
Und ob zwar zu dieſer unſer jetzt-lauffenden Hundertjaͤhrigen
Zeiten viele und groſſe Schlachten und Niderlagen geſchehen/ und
vorgeloffen/ ſo ſind ſie doch bey weitem nicht zu vergleichen den jeni-
gen/ ſo in den alten Sæculis geſchehen/ von den Kindern Juda iſt der
Mohren Kriegs-Heer erleget/ und tauſend mal tauſend ſtreitbarer
Maͤnner umbkommen. Jn dem harten Kriege/ welchen Alexander
Magnus mit dem Darius Koͤnige im gantzen Perſien gefuͤhret/ ſeynd
geblieben und umbkommen/ zu Roß und Fuß/ fuͤnffzehen mal hun-
derttauſend Mann/ wie Paulus Oroſius ſchreibet. Der einige Iulius
Cæſar, Roͤmiſcher Monarchy Uhrheber/ ruͤhmet vor ſich/ daß eylff-
mal hundert und zwey und neuntzig tauſend Menſchen von Jhme
in verſchiedenen Schlachten nidergemetzget und ertoͤdtet worden.
Der zweyte Krieg/ den die Griechen wider die Roͤmer gefuͤhret/ ſind
innerhalb nicht gar ſiebenzehen Jahren in den Koͤnigreichen und
Laͤndern Hiſpanien/ Sicilien/ Jtalien/ fuͤnffzehen mal hundert tau-
ſend Soldaten umbkommen.
Ja es war mit den ſonſt unuͤberwindlichen dapffern Roͤmern ſo
weit und dahin kommen/ daß ſie Jtalien verlaſſen/ und andere Woh-
nungen geſuchet/ wenn nicht der dapffere Kriegs-Held Scipio Afri-
canus mit ſeinen ſieghafften Waffen darwider geſtanden/ und den
Rath zu Rom gezwungen/ das Vatterland zu beſchuͤtzen und zu retten.
Quintus Fabius hat zehenmal hundert tauſend Gallier oder Frantzoſen
erleget. C. Marius hat 2. hundert tauſend Dennemaͤrcker und Mitter-
naͤchtiſcher Voͤlcker zu Boden geſchlagen/ und wolle man nicht meynen/
daß es dazumal nur Menſchen gekoſtet/ ſondern es hat gantze groſſe
und
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