Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].dieses Hundertjährigen Zeit-Lauffs. Unser jetzige Zeit und Saeculum aber hat sich solcher Barbarey löblichentschüttet. Es sind entstanden und herfür kommen herrliche Scriben- ten/ derer Schrifften die Allerspitzfündigste ohnangestochen lassen/ und sich befleissigen müssen/ denen nachzufolgen. Es trägt sich bißwei- len zu/ daß alte Gebäu über einen Hauffen fallen/ damit mit grösserer Ehr und Würde neue wider erbauet werden. Was für unaußsprechlichen Nutzen der Menschlichen Gesell- Zu andern dieses siebenzehenden Saeculi grosse Glückseeligkeiten/ Das Mitternächtische Reich zertrennet durch Teutsche Macht Monarch
dieſes Hundertjaͤhrigen Zeit-Lauffs. Unſer jetzige Zeit und Sæculum aber hat ſich ſolcher Barbarey loͤblichentſchuͤttet. Es ſind entſtanden und herfuͤr kommen herꝛliche Scriben- ten/ derer Schrifften die Allerſpitzfuͤndigſte ohnangeſtochen laſſen/ und ſich befleiſſigen muͤſſen/ denen nachzufolgen. Es traͤgt ſich bißwei- len zu/ daß alte Gebaͤu uͤber einen Hauffen fallen/ damit mit groͤſſerer Ehr und Wuͤrde neue wider erbauet werden. Was fuͤr unaußſprechlichen Nutzen der Menſchlichen Geſell- Zu andern dieſes ſiebenzehenden Sæculi groſſe Gluͤckſeeligkeiten/ Das Mitternaͤchtiſche Reich zertrennet durch Teutſche Macht Monarch
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dieſes Hundertjaͤhrigen Zeit-Lauffs.
Unſer jetzige Zeit und Sæculum aber hat ſich ſolcher Barbarey loͤblich
entſchuͤttet. Es ſind entſtanden und herfuͤr kommen herꝛliche Scriben-
ten/ derer Schrifften die Allerſpitzfuͤndigſte ohnangeſtochen laſſen/
und ſich befleiſſigen muͤſſen/ denen nachzufolgen. Es traͤgt ſich bißwei-
len zu/ daß alte Gebaͤu uͤber einen Hauffen fallen/ damit mit groͤſſerer
Ehr und Wuͤrde neue wider erbauet werden.
Was fuͤr unaußſprechlichen Nutzen der Menſchlichen Geſell-
ſchafft bringet die loͤbliche Buchdruckerey-Kunſt/ welche in vorigen
Zeiten/ auch bey dero beſtem Flor/ ohnbekant geweſen/ die doch heut
zu Tage ſo uͤberauß kuͤnſtlich/ und mit ſo herrlicher Veraͤnderung der
Buchſtaben und Schrifften gezieret und verbeſſert/ dergeſtalt/ daß ein
eintziges Blaͤtlein mehr in ſich haͤlt und begreiffet/ als der Alten groſſe
Buͤcher.
Zu andern dieſes ſiebenzehenden Sæculi groſſe Gluͤckſeeligkeiten/
iſt auch zu zehlen die beluſtende Sinnreiche Singe-Kunſt/ und wann
der vortreffliche Sing-Meiſter Orpheus, von deme die Reimen-Dich-
ter dichten/ daß er/ auff ſeine kuͤnſtliche Leyer ſich verlaſſend/ zu den un-
derſten Geiſtern der Hoͤllen geſtiegen/ umb ſeine liebe verſtorbene Ehe-
Gemahlin darauß zu erloͤſen/ ſo er mit ſeiner Singe-Kunſt zu wege
gebracht/ daß ihme Steine/ Holtz und Baͤume/ ja Loͤwen und Tyger
gefolget/ und ſich bewegen laſſen; So uͤbertreffen ihn doch weit un-
ſerer Zeit beruͤhmte Orphei und Sing-Meiſter/ dergeſtalt/ daß durch
der Singe-Kunſt Liebligkeit/ und wo moͤglich/ Sie den Himmel ſelbſt/
mit ſeinem hell-glaͤntzenden Geſtirn/ auß ſeinem Ort bewegeten: So
gar/ daß die ſo an Kuͤnſten/ Wiſſenſchafften/ und dapffern Waffen
vortrefflichſte in Teutſchen Landen/ gleich als die Sterne am Himmel/
zuſammen ſich gefunden; Es iſt reich und praͤchtig von Rath und
That/ von dapfferſten Helden. Die verſamblete Krieges-Macht
weiß keine Endſchafft ihrer Hertzhafftigkeit.
Das Mitternaͤchtiſche Reich zertrennet durch Teutſche Macht
und Dapfferkeit ihrer Feinde/ der Seythier und andere Abendlaͤndi-
ſche Voͤlcker. Was das maͤchtige gegen Mittag gelegene Reich der
Gallier/ ohne Huͤlff und Beyſtand der ohnerſchrockenen Teutſchen
vermoͤge/ das zeigen dero erlittene blutige Niderlagen. Es wird
heut zu Tage der Feind nicht eher erleget/ als durch die groſſe krachen-
de Karren-Buͤchſen/ durch derer Schwefel und Donner-Knall dem
Feind der Muth geraubet wird. Es verrichtet heut zu Tage eine ge-
ringe Schlacht-Ordnung von tauſend Mann mehr/ als bey den Alten
eine gantze Krieges-Macht/ indeme auch die Reuterey mit ihrer leich-
ten/ viel groͤſſern Schaden thun/ als die mit ihrer ſchweren Ruͤſtung/
und gantzen Waffen/ dergeſtalt/ daß wann der Erſt geweſte Roͤmiſche
Monarch
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