Was die Käyserliche beschriebene Rechten/ des Heiligen Römischen Reichs hochverpönte Constitutiones und Satzungen/ wie auch das Sachsen Recht/ von Paßquillen und Pasquillanten und deren Umbträgern/ auch deren/ so dieselbe lesen/ und sich gleichsam damit belustigen/ verordnet/ davon wil ich ihm zu anderer Zeit weitläuffti- gern Bericht thun. Die Römischen Käyser/ Valentinianus und Va- lens haben L. unic. C. de Famos. Libellis nachfolgendes Gesetz publiciret:
Si quis famosum libellum sive domi, sive in publico, vel quocunque loco ignarus repererit, aut corrumpat, prius- quam alter inveniat, aut nulli confiteatur inventum. Si vero non statim easdem chartulas vel corruperit, vel igni con- sumpserit, sed vim earum manifestaverit, sciat, se quasi aucto- rem hujusmodi delicti, capitali sententiae subjugandum. Sa- ne, siquis devotionis suae ac salutis publicae custodiam gerit nomen suum profiteatur, & quae per famosum libellum per- sequenda putaverit, ore proprio edicat: ita ut absque ulla tre- pidatione accedat; sciens quidem, quod si adsertionibus suis veri fides fuerit opitulata, laudem maximam & praemium a nostra clementia consequetur; sin vero minime haec vera o- stenderit, Capitali Poena plectetur. HUJUSMODI AuTEM LIBELLUS ALTERIUS OPINIONEM NON LAE- DAT,
Auff Teutsch heist es also:
Wann einer in seinem Hause/ an gemeinen oder andern Orte/ unwis- send eine Famos-Schrifft oder Paßquill findet/ soll ers zerreissen/ ehe es einander findet/ auch niemande offenbahren/ daß ers gefunden. Würde er aber solche Paßquill nicht so fort zerreissen/ oder mit Feur verbrennen/ sondern deren Jnhalt andern offenbaren/ so sol er wissen/ daß er gleichsam für den Auctorem solcher bösen Mißhand- lung zu halten/ und einem Capital-Urtheil oder Straffe unterworf- fen sey. Wann einer tragendes Amptes halber dem gemeinen Besten zu Schutz und Gutem/ etwas anzubringen/ sol er seinen Namen be- kennen/ und was er vermeinet durch eine Paßquil zu thun/ solches mündlich/ ungescheuet vorbringen/ mit Versicherung/ wann er die Warheit angebracht/ daß er Lob und Ruhm davon haben und dazu begabet werden solle. Würde er aber solch anbringen nicht beweisen/ sol er mit einer Capital oder Leibes-Straffe beleget werden. Eine solche Paßquil soll aber doch dessen/ wider welchen sie außgespren- get/ ehrlichen Namen nicht kräncken/ verletzen oder mindern.
Jn
U u
Ehrenrettung.
Was die Kaͤyſerliche beſchriebene Rechten/ des Heiligen Roͤmiſchen Reichs hochverpoͤnte Conſtitutiones und Satzungen/ wie auch das Sachſen Recht/ von Paßquillen und Pasquillanten und deren Umbtraͤgern/ auch deren/ ſo dieſelbe leſen/ und ſich gleichſam damit beluſtigen/ verordnet/ davon wil ich ihm zu anderer Zeit weitlaͤuffti- gern Bericht thun. Die Roͤmiſchen Kaͤyſer/ Valentinianus und Va- lens haben L. unic. C. de Famos. Libellis nachfolgendes Geſetz publiciret:
Si quis famoſum libellum ſive domi, ſive in publico, vel quocunque loco ignarus repererit, aut corrumpat, prius- quam alter inveniat, aut nulli confiteatur inventum. Si verò non ſtatim easdem chartulas vel corruperit, vel igni con- ſumpſerit, ſed vim earum manifeſtaverit, ſciat, ſe quaſi aucto- rem hujusmodi delicti, capitali ſententiæ ſubjugandum. Sa- ne, ſiquis devotionis ſuæ ac ſalutis publicæ cuſtodiam gerit nomen ſuum profiteatur, & quæ per famoſum libellum per- ſequenda putaverit, ore propriô edicat: ita ut absque ulla tre- pidatione accedat; ſciens quidem, quod ſi adſertionibus ſuis veri fides fuerit opitulata, laudem maximam & præmium à noſtra clementia conſequetur; ſin verò minimè hæc vera o- ſtenderit, Capitali Pœna plectetur. HUJUSMODI AuTEM LIBELLUS ALTERIUS OPINIONEM NON LÆ- DAT,
Auff Teutſch heiſt es alſo:
Wann einer in ſeinem Hauſe/ an gemeinen oder andern Orte/ unwiſ- ſend eine Famos-Schrifft oder Paßquill findet/ ſoll ers zerreiſſen/ ehe es einander findet/ auch niemande offenbahren/ daß ers gefunden. Wuͤrde er aber ſolche Paßquill nicht ſo fort zerꝛeiſſen/ oder mit Feur verbrennen/ ſondern deren Jnhalt andern offenbaren/ ſo ſol er wiſſen/ daß er gleichſam fuͤr den Auctorem ſolcher boͤſen Mißhand- lung zu halten/ und einem Capital-Urtheil oder Straffe unterworf- fen ſey. Wann einer tragendes Amptes halber dem gemeinen Beſten zu Schutz und Gutem/ etwas anzubringen/ ſol er ſeinen Namen be- kennen/ und was er vermeinet durch eine Paßquil zu thun/ ſolches muͤndlich/ ungeſcheuet vorbringen/ mit Verſicherung/ wann er die Warheit angebracht/ daß er Lob und Ruhm davon haben und dazu begabet werden ſolle. Wuͤrde er aber ſolch anbringen nicht beweiſen/ ſol er mit einer Capital oder Leibes-Straffe beleget werden. Eine ſolche Paßquil ſoll aber doch deſſen/ wider welchen ſie außgeſpren- get/ ehrlichen Namen nicht kraͤncken/ verletzen oder mindern.
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Ehrenrettung.
Was die Kaͤyſerliche beſchriebene Rechten/ des Heiligen Roͤmiſchen
Reichs hochverpoͤnte Conſtitutiones und Satzungen/ wie auch
das Sachſen Recht/ von Paßquillen und Pasquillanten und deren
Umbtraͤgern/ auch deren/ ſo dieſelbe leſen/ und ſich gleichſam damit
beluſtigen/ verordnet/ davon wil ich ihm zu anderer Zeit weitlaͤuffti-
gern Bericht thun. Die Roͤmiſchen Kaͤyſer/ Valentinianus und Va-
lens haben L. unic. C. de Famos. Libellis nachfolgendes Geſetz
publiciret:
Si quis famoſum libellum ſive domi, ſive in publico,
vel quocunque loco ignarus repererit, aut corrumpat, prius-
quam alter inveniat, aut nulli confiteatur inventum. Si verò
non ſtatim easdem chartulas vel corruperit, vel igni con-
ſumpſerit, ſed vim earum manifeſtaverit, ſciat, ſe quaſi aucto-
rem hujusmodi delicti, capitali ſententiæ ſubjugandum. Sa-
ne, ſiquis devotionis ſuæ ac ſalutis publicæ cuſtodiam gerit
nomen ſuum profiteatur, & quæ per famoſum libellum per-
ſequenda putaverit, ore propriô edicat: ita ut absque ulla tre-
pidatione accedat; ſciens quidem, quod ſi adſertionibus ſuis
veri fides fuerit opitulata, laudem maximam & præmium à
noſtra clementia conſequetur; ſin verò minimè hæc vera o-
ſtenderit, Capitali Pœna plectetur. HUJUSMODI AuTEM
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Auff Teutſch heiſt es alſo:
Wann einer in ſeinem Hauſe/ an gemeinen oder andern Orte/ unwiſ-
ſend eine Famos-Schrifft oder Paßquill findet/ ſoll ers zerreiſſen/
ehe es einander findet/ auch niemande offenbahren/ daß ers gefunden.
Wuͤrde er aber ſolche Paßquill nicht ſo fort zerꝛeiſſen/ oder mit
Feur verbrennen/ ſondern deren Jnhalt andern offenbaren/ ſo ſol er
wiſſen/ daß er gleichſam fuͤr den Auctorem ſolcher boͤſen Mißhand-
lung zu halten/ und einem Capital-Urtheil oder Straffe unterworf-
fen ſey. Wann einer tragendes Amptes halber dem gemeinen Beſten
zu Schutz und Gutem/ etwas anzubringen/ ſol er ſeinen Namen be-
kennen/ und was er vermeinet durch eine Paßquil zu thun/ ſolches
muͤndlich/ ungeſcheuet vorbringen/ mit Verſicherung/ wann er die
Warheit angebracht/ daß er Lob und Ruhm davon haben und dazu
begabet werden ſolle. Wuͤrde er aber ſolch anbringen nicht beweiſen/
ſol er mit einer Capital oder Leibes-Straffe beleget werden. Eine
ſolche Paßquil ſoll aber doch deſſen/ wider welchen ſie außgeſpren-
get/ ehrlichen Namen nicht kraͤncken/ verletzen oder mindern.
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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/715>, abgerufen am 23.11.2024.
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