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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Abgenötigte
Dinge nicht wissen/ weil wir so viel unnötiges Dinges in der Ju-
gend lernen. Mancher meynt/ er wolle mit seiner Scala praedica-
mentali
in Himmel steigen/ und mit seinem disputiren/ mit seinen
kalen Syllogismis in Darapti und Felapton den Himmel einneh-
men/ wil zwar viel wissen/ aber er hat kein Gewissen. Allein du thö-
richter Mensch/ der Teuffel ist viel gelahrter als du/ er kan viel besser
disputiren als du/ und kombt doch mit seinem disputiren nicht in den
Himmel. Theologia est fluvius, in quo Elephas natat, agnus
peditat,
die Theologia ist ein wunderbarer Fluß/ wann ein Ele-
phant hinein kömbt so muß er darinnen schwimmen/ kombt aber ein
einfältiges Lämlein hinein/ so kan es in diesem Fluß gehen. Disputir
hin/ disputir her/ die ultima Analysis aller Controversien und
Streitigkeiten in Religionssachen/ läufft doch endlich auff dieses
principium hinauß: DEUS dixit, Gott hats gesagt. Daß wir in
dem H. Abendmal den wahren Leib Christi empfangen kombt zwar ei-
nem subtilen Disputirer frembd für/ allein ich glaub es/ es mag dawi-
der disputiren wer da wil; warumb? Deus dixit; der HErr hat ge-
saget: Nehmet/ esset/ das ist mein Leib. O wie viel tausend einfältige
Bauren sind/ die nit viel disputiren können/ und bey ihrem Catechis-
mo bleiben/ und kommen doch in den Himmel/ da hergegen mancher
hochgelahrter Mann heraussen bleiben muß! Wer ist nun der Glück-
seligste? Der/ welcher mit seiner Einfalt in den Baurn-Himmel komt/
oder der/ welcher mit seinem grossen Schulsack/ mit seinen grossen
Büchern/ zum Teuffel in die Hölle fährt? Jch habe lieber eine Hand
voll gut Gewissen/ als einen gantzen Sack voll Wissen. Disputirt/
ihr Gelahrte/ biß euch Lucifer in der Narrenschul oder in der Höll
obenan setze/ ich bitte meinen Gott/ er wolle mir nur ein Plätzlein ein-
räumen in dem Bauren-Himmel/ unter den schlechten einfältigen
Leuten/ die in dieser Welt weder Doctores, oder Magistri, oder Bac-
calaurei
gewesen sind; unter denen wil ich gerne vorlieb nehmen.
Du thörichter Mensch bildest dir so viel ein/ wann du etwan nur eine
Kunst kanst; allein der Teuffel kan mehr Kunste als du/ er ist ein tau-
sendkünstler/ und kombt doch nicht in den Himmel. Was hat er D.
Fausten vor Künste gelehrt? dennoch muß endlich der arme Doctor
mit allen seinen Künsten in die Hölle. Was ist der Teuffel für ein
Orator? Es hat kein Mann jemals auff Erden gelebet/ der verstän-
diger gewesen als Adam/ und keine klügere Frau als Eva/ so lang sie
nemlich in dem Stand der Unschuld und Vollkommenheit waren;
dennoch hat ihnen der Teuffel einen Jecken gebohrt/ und sie mit seinen
süssen glatten Worten überredet/ daß sie von Gott ihrem Schöpffer
abgefallen sind. Allein wann er noch so wol reden/ und noch eines so
geschmierte Wort geben könte/ so kombt er dennoch mit seiner elo-

quenz

Abgenoͤtigte
Dinge nicht wiſſen/ weil wir ſo viel unnoͤtiges Dinges in der Ju-
gend lernen. Mancher meynt/ er wolle mit ſeiner Scala prædica-
mentali
in Himmel ſteigen/ und mit ſeinem diſputiren/ mit ſeinen
kalen Syllogiſmis in Darapti und Felapton den Himmel einneh-
men/ wil zwar viel wiſſen/ aber er hat kein Gewiſſen. Allein du thoͤ-
richter Menſch/ der Teuffel iſt viel gelahrter als du/ er kan viel beſſer
diſputiren als du/ und kombt doch mit ſeinem diſputiren nicht in den
Himmel. Theologia eſt fluvius, in quo Elephas natat, agnus
peditat,
die Theologia iſt ein wunderbarer Fluß/ wann ein Ele-
phant hinein koͤmbt ſo muß er darinnen ſchwimmen/ kombt aber ein
einfaͤltiges Laͤmlein hinein/ ſo kan es in dieſem Fluß gehen. Diſputir
hin/ diſputir her/ die ultima Analyſis aller Controverſien und
Streitigkeiten in Religionsſachen/ laͤufft doch endlich auff dieſes
principium hinauß: DEUS dixit, Gott hats geſagt. Daß wir in
dem H. Abendmal den wahren Leib Chriſti empfangen kombt zwar ei-
nem ſubtilen Diſputirer frembd fuͤr/ allein ich glaub es/ es mag dawi-
der diſputiren wer da wil; warumb? Deus dixit; der HErꝛ hat ge-
ſaget: Nehmet/ eſſet/ das iſt mein Leib. O wie viel tauſend einfaͤltige
Bauren ſind/ die nit viel diſputiren koͤnnen/ und bey ihrem Catechiſ-
mo bleiben/ und kommen doch in den Himmel/ da hergegen mancher
hochgelahrter Mann herauſſen bleiben muß! Wer iſt nun der Gluͤck-
ſeligſte? Der/ welcher mit ſeiner Einfalt in den Baurn-Himmel komt/
oder der/ welcher mit ſeinem groſſen Schulſack/ mit ſeinen groſſen
Buͤchern/ zum Teuffel in die Hoͤlle faͤhrt? Jch habe lieber eine Hand
voll gut Gewiſſen/ als einen gantzen Sack voll Wiſſen. Diſputirt/
ihr Gelahrte/ biß euch Lucifer in der Narꝛenſchul oder in der Hoͤll
obenan ſetze/ ich bitte meinen Gott/ er wolle mir nur ein Plaͤtzlein ein-
raͤumen in dem Bauren-Himmel/ unter den ſchlechten einfaͤltigen
Leuten/ die in dieſer Welt weder Doctores, oder Magiſtri, oder Bac-
calaurei
geweſen ſind; unter denen wil ich gerne vorlieb nehmen.
Du thoͤrichter Menſch bildeſt dir ſo viel ein/ wann du etwan nur eine
Kunſt kanſt; allein der Teuffel kan mehr Kunſte als du/ er iſt ein tau-
ſendkuͤnſtler/ und kombt doch nicht in den Himmel. Was hat er D.
Fauſten vor Kuͤnſte gelehrt? dennoch muß endlich der arme Doctor
mit allen ſeinen Kuͤnſten in die Hoͤlle. Was iſt der Teuffel fuͤr ein
Orator? Es hat kein Mann jemals auff Erden gelebet/ der verſtaͤn-
diger geweſen als Adam/ und keine kluͤgere Frau als Eva/ ſo lang ſie
nemlich in dem Stand der Unſchuld und Vollkommenheit waren;
dennoch hat ihnen der Teuffel einen Jecken gebohrt/ und ſie mit ſeinen
ſuͤſſen glatten Worten uͤberꝛedet/ daß ſie von Gott ihrem Schoͤpffer
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[652/0694] Abgenoͤtigte Dinge nicht wiſſen/ weil wir ſo viel unnoͤtiges Dinges in der Ju- gend lernen. Mancher meynt/ er wolle mit ſeiner Scala prædica- mentali in Himmel ſteigen/ und mit ſeinem diſputiren/ mit ſeinen kalen Syllogiſmis in Darapti und Felapton den Himmel einneh- men/ wil zwar viel wiſſen/ aber er hat kein Gewiſſen. Allein du thoͤ- richter Menſch/ der Teuffel iſt viel gelahrter als du/ er kan viel beſſer diſputiren als du/ und kombt doch mit ſeinem diſputiren nicht in den Himmel. Theologia eſt fluvius, in quo Elephas natat, agnus peditat, die Theologia iſt ein wunderbarer Fluß/ wann ein Ele- phant hinein koͤmbt ſo muß er darinnen ſchwimmen/ kombt aber ein einfaͤltiges Laͤmlein hinein/ ſo kan es in dieſem Fluß gehen. Diſputir hin/ diſputir her/ die ultima Analyſis aller Controverſien und Streitigkeiten in Religionsſachen/ laͤufft doch endlich auff dieſes principium hinauß: DEUS dixit, Gott hats geſagt. Daß wir in dem H. Abendmal den wahren Leib Chriſti empfangen kombt zwar ei- nem ſubtilen Diſputirer frembd fuͤr/ allein ich glaub es/ es mag dawi- der diſputiren wer da wil; warumb? Deus dixit; der HErꝛ hat ge- ſaget: Nehmet/ eſſet/ das iſt mein Leib. O wie viel tauſend einfaͤltige Bauren ſind/ die nit viel diſputiren koͤnnen/ und bey ihrem Catechiſ- mo bleiben/ und kommen doch in den Himmel/ da hergegen mancher hochgelahrter Mann herauſſen bleiben muß! Wer iſt nun der Gluͤck- ſeligſte? Der/ welcher mit ſeiner Einfalt in den Baurn-Himmel komt/ oder der/ welcher mit ſeinem groſſen Schulſack/ mit ſeinen groſſen Buͤchern/ zum Teuffel in die Hoͤlle faͤhrt? Jch habe lieber eine Hand voll gut Gewiſſen/ als einen gantzen Sack voll Wiſſen. Diſputirt/ ihr Gelahrte/ biß euch Lucifer in der Narꝛenſchul oder in der Hoͤll obenan ſetze/ ich bitte meinen Gott/ er wolle mir nur ein Plaͤtzlein ein- raͤumen in dem Bauren-Himmel/ unter den ſchlechten einfaͤltigen Leuten/ die in dieſer Welt weder Doctores, oder Magiſtri, oder Bac- calaurei geweſen ſind; unter denen wil ich gerne vorlieb nehmen. Du thoͤrichter Menſch bildeſt dir ſo viel ein/ wann du etwan nur eine Kunſt kanſt; allein der Teuffel kan mehr Kunſte als du/ er iſt ein tau- ſendkuͤnſtler/ und kombt doch nicht in den Himmel. Was hat er D. Fauſten vor Kuͤnſte gelehrt? dennoch muß endlich der arme Doctor mit allen ſeinen Kuͤnſten in die Hoͤlle. Was iſt der Teuffel fuͤr ein Orator? Es hat kein Mann jemals auff Erden gelebet/ der verſtaͤn- diger geweſen als Adam/ und keine kluͤgere Frau als Eva/ ſo lang ſie nemlich in dem Stand der Unſchuld und Vollkommenheit waren; dennoch hat ihnen der Teuffel einen Jecken gebohrt/ und ſie mit ſeinen ſuͤſſen glatten Worten uͤberꝛedet/ daß ſie von Gott ihrem Schoͤpffer abgefallen ſind. Allein wann er noch ſo wol reden/ und noch eines ſo geſchmierte Wort geben koͤnte/ ſo kombt er dennoch mit ſeiner elo- quenz

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/694>, abgerufen am 23.11.2024.