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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Calender.
mir werden Zeugnüs geben/ daß ich zu etzlich hundert Hochzeiten sey
gebeten worden/ und es abgeschlagen habe. Wann ich auß sonderba-
rer Freundschafft bey einer Hochzeit bleibe/ so bin ich gemeiniglich der
erste der auffstehet/ weggehet/ und offt nicht warte/ biß die grosse Bra-
ten kommen. Es werden nicht über zehen Bürger oder Kauffleut in
Hamburg seyn/ welche sagen werden/ daß ich innerhalb acht Jahren
bey ihnen zu gast gewesen sey. Wie mancher durchreisender grosser
Herr/ Königl. Chur- und Fürstl. Legat hat mich zur Tafel gebeten/ und
ich hab mich entschuldiget/ und bin nach der Tafel zu ihm kommen?
Was muß der Butyrolambius für ein Esel seyn/ daß er einem ehrli-
chen Mann/ der Tag und Nacht arbeitet/ einen Bissen mißgönnet/
damit er seinen Leib bey Kräfften erhalten könne. Er wirfft mir weiter
vor/ daß ich offtmals nicht zwey oder drey Thaler im Hause
habe.
Allein wie ist der Mückenseyger über mein Geld kommen/ daß
er es gezehlet hat? Hab ich nicht zwey oder drey Thaler im Hauß/
wovon lasse ich dann den Wein mit Fudern einlegen/ wie er fälschlich
vorgibt? Men dax esto memor. Gesetzt/ daß ich offt nicht zwey
oder drey Thaler im Hause hab/ wie solte das zu Verkleinerung eines
Theologi dienen? Lobt man also einen Theologum, und sagt/ Er
ist ein guter Theologus, ratio er hat viel Geld/ und wer Rosenobel
an sich wechseln wil der geh zu ihm? Nein/ also lobt man keinen
Theologum, sondern einen Juden. Wann man einen Theolo-
gum
loben wil/ so muß man sagen: Er ist ein ehrlicher auffrichtiger
Mann. Er thut guts wem er kan. Er tröstet die Betrübten/ und er-
schrecket die Gottlosen. Was vexiret mich der gottlose Phariseische
Mückenseyger/ und sagt/ daß ich offtmals nicht zwey/ drey Thaler im
Hause habe. Wann mir Gott allezeit zwey oder drey Reichsthaler
gibt/ wann ich sie vonnöthen habe/ und gibt mir widerumb zwey oder
drey Reichsthaler/ wann ich sie außgeben habe/ und so fortan/ so lasse
ich dem Käyser Scepter und Kron/ und den Venetianern ihren Schatz
zu S. Marco. Er wirfft mir weiter vor/ daß ich vergangenen
Winter unterweilens ein Füdergen Torff gekaufft habe/
wie die armen Keller Leute.
Nun lasse ich dich hiermit wissen/
daß mein Schwager Herr Otto Nicolas Reinking auff seinem Land-
gut zu Wellingsbüttel/ so lang ich ihn gekant habe/ Torff graben las-
sen. Nachdem nun der Krieg zwischen beyden Nordischen Königrei-
chen entstanden/ hat er sich nach Hamburg reteriret, und hat sich
den Winter über bey mir auffgehalten/ und hat nach seiner und seiner
Bauren guten Gelegenheit unterweilens etwas von Wellingsbüttel
bringen lassen/ da sie dann den Wagen voll zu laden/ unterweilen ein
wenig Torff mit auffgelegt haben/ welches vor meiner Haußthür ist
abgeladen worden. Jch muß böse Nachbarn auff dem Kirchhoff ha-

ben/

Calender.
mir werden Zeugnuͤs geben/ daß ich zu etzlich hundert Hochzeiten ſey
gebeten worden/ und es abgeſchlagen habe. Wann ich auß ſonderba-
rer Freundſchafft bey einer Hochzeit bleibe/ ſo bin ich gemeiniglich der
erſte der auffſtehet/ weggehet/ und offt nicht warte/ biß die groſſe Bra-
ten kommen. Es werden nicht uͤber zehen Buͤrger oder Kauffleut in
Hamburg ſeyn/ welche ſagen werden/ daß ich innerhalb acht Jahren
bey ihnen zu gaſt geweſen ſey. Wie mancher durchreiſender groſſer
Herꝛ/ Koͤnigl. Chur- und Fuͤrſtl. Legat hat mich zur Tafel gebeten/ und
ich hab mich entſchuldiget/ und bin nach der Tafel zu ihm kommen?
Was muß der Butyrolambius fuͤr ein Eſel ſeyn/ daß er einem ehrli-
chen Mann/ der Tag und Nacht arbeitet/ einen Biſſen mißgoͤnnet/
damit er ſeinen Leib bey Kraͤfften erhalten koͤnne. Er wirfft mir weiter
vor/ daß ich offtmals nicht zwey oder drey Thaler im Hauſe
habe.
Allein wie iſt der Muͤckenſeyger uͤber mein Geld kommen/ daß
er es gezehlet hat? Hab ich nicht zwey oder drey Thaler im Hauß/
wovon laſſe ich dann den Wein mit Fudern einlegen/ wie er faͤlſchlich
vorgibt? Men dax eſto memor. Geſetzt/ daß ich offt nicht zwey
oder drey Thaler im Hauſe hab/ wie ſolte das zu Verkleinerung eines
Theologi dienen? Lobt man alſo einen Theologum, und ſagt/ Er
iſt ein guter Theologus, ratio er hat viel Geld/ und wer Roſenobel
an ſich wechſeln wil der geh zu ihm? Nein/ alſo lobt man keinen
Theologum, ſondern einen Juden. Wann man einen Theolo-
gum
loben wil/ ſo muß man ſagen: Er iſt ein ehrlicher auffrichtiger
Mann. Er thut guts wem er kan. Er troͤſtet die Betruͤbten/ und er-
ſchrecket die Gottloſen. Was vexiret mich der gottloſe Phariſeiſche
Muͤckenſeyger/ und ſagt/ daß ich offtmals nicht zwey/ drey Thaler im
Hauſe habe. Wann mir Gott allezeit zwey oder drey Reichsthaler
gibt/ wann ich ſie vonnoͤthen habe/ und gibt mir widerumb zwey oder
drey Reichsthaler/ wann ich ſie außgeben habe/ und ſo fortan/ ſo laſſe
ich dem Kaͤyſer Scepter und Kron/ und den Venetianern ihren Schatz
zu S. Marco. Er wirfft mir weiter vor/ daß ich vergangenen
Winter unterweilens ein Fuͤdergen Torff gekaufft habe/
wie die armen Keller Leute.
Nun laſſe ich dich hiermit wiſſen/
daß mein Schwager Herꝛ Otto Nicolas Reinking auff ſeinem Land-
gut zu Wellingsbuͤttel/ ſo lang ich ihn gekant habe/ Torff graben laſ-
ſen. Nachdem nun der Krieg zwiſchen beyden Nordiſchen Koͤnigrei-
chen entſtanden/ hat er ſich nach Hamburg reteriret, und hat ſich
den Winter uͤber bey mir auffgehalten/ und hat nach ſeiner und ſeiner
Bauren guten Gelegenheit unterweilens etwas von Wellingsbuͤttel
bringen laſſen/ da ſie dann den Wagen voll zu laden/ unterweilen ein
wenig Torff mit auffgelegt haben/ welches vor meiner Haußthuͤr iſt
abgeladen worden. Jch muß boͤſe Nachbarn auff dem Kirchhoff ha-

ben/
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[586/0628] Calender. mir werden Zeugnuͤs geben/ daß ich zu etzlich hundert Hochzeiten ſey gebeten worden/ und es abgeſchlagen habe. Wann ich auß ſonderba- rer Freundſchafft bey einer Hochzeit bleibe/ ſo bin ich gemeiniglich der erſte der auffſtehet/ weggehet/ und offt nicht warte/ biß die groſſe Bra- ten kommen. Es werden nicht uͤber zehen Buͤrger oder Kauffleut in Hamburg ſeyn/ welche ſagen werden/ daß ich innerhalb acht Jahren bey ihnen zu gaſt geweſen ſey. Wie mancher durchreiſender groſſer Herꝛ/ Koͤnigl. Chur- und Fuͤrſtl. Legat hat mich zur Tafel gebeten/ und ich hab mich entſchuldiget/ und bin nach der Tafel zu ihm kommen? Was muß der Butyrolambius fuͤr ein Eſel ſeyn/ daß er einem ehrli- chen Mann/ der Tag und Nacht arbeitet/ einen Biſſen mißgoͤnnet/ damit er ſeinen Leib bey Kraͤfften erhalten koͤnne. Er wirfft mir weiter vor/ daß ich offtmals nicht zwey oder drey Thaler im Hauſe habe. Allein wie iſt der Muͤckenſeyger uͤber mein Geld kommen/ daß er es gezehlet hat? Hab ich nicht zwey oder drey Thaler im Hauß/ wovon laſſe ich dann den Wein mit Fudern einlegen/ wie er faͤlſchlich vorgibt? Men dax eſto memor. Geſetzt/ daß ich offt nicht zwey oder drey Thaler im Hauſe hab/ wie ſolte das zu Verkleinerung eines Theologi dienen? Lobt man alſo einen Theologum, und ſagt/ Er iſt ein guter Theologus, ratio er hat viel Geld/ und wer Roſenobel an ſich wechſeln wil der geh zu ihm? Nein/ alſo lobt man keinen Theologum, ſondern einen Juden. Wann man einen Theolo- gum loben wil/ ſo muß man ſagen: Er iſt ein ehrlicher auffrichtiger Mann. Er thut guts wem er kan. Er troͤſtet die Betruͤbten/ und er- ſchrecket die Gottloſen. Was vexiret mich der gottloſe Phariſeiſche Muͤckenſeyger/ und ſagt/ daß ich offtmals nicht zwey/ drey Thaler im Hauſe habe. Wann mir Gott allezeit zwey oder drey Reichsthaler gibt/ wann ich ſie vonnoͤthen habe/ und gibt mir widerumb zwey oder drey Reichsthaler/ wann ich ſie außgeben habe/ und ſo fortan/ ſo laſſe ich dem Kaͤyſer Scepter und Kron/ und den Venetianern ihren Schatz zu S. Marco. Er wirfft mir weiter vor/ daß ich vergangenen Winter unterweilens ein Fuͤdergen Torff gekaufft habe/ wie die armen Keller Leute. Nun laſſe ich dich hiermit wiſſen/ daß mein Schwager Herꝛ Otto Nicolas Reinking auff ſeinem Land- gut zu Wellingsbuͤttel/ ſo lang ich ihn gekant habe/ Torff graben laſ- ſen. Nachdem nun der Krieg zwiſchen beyden Nordiſchen Koͤnigrei- chen entſtanden/ hat er ſich nach Hamburg reteriret, und hat ſich den Winter uͤber bey mir auffgehalten/ und hat nach ſeiner und ſeiner Bauren guten Gelegenheit unterweilens etwas von Wellingsbuͤttel bringen laſſen/ da ſie dann den Wagen voll zu laden/ unterweilen ein wenig Torff mit auffgelegt haben/ welches vor meiner Haußthuͤr iſt abgeladen worden. Jch muß boͤſe Nachbarn auff dem Kirchhoff ha- ben/

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/628>, abgerufen am 23.11.2024.