Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].deß Wörtlein Nichts. Vulgus amicitias utilitate probat, das ist; Der genmeine Pöbel/der achtet und hält Freundschafft umb Nutz und Geniesses willen. Wann ich den Hund speise/ folget er mir; wann mich aber hungert/ begleitet mich ausser meinem Müller Flöhen/ Nichts. Zu dieser Zeit verendern die Knechte zwar ihre Herren/ aber nicht Der Großmächtige Xerxes ist mit seinem sehr grossen Kriegsheer Rom C c iij.
deß Woͤrtlein Nichts. Vulgus amicitias utilitate probat, das iſt; Der gẽmeine Poͤbel/der achtet und haͤlt Freundſchafft umb Nutz und Genieſſes willen. Wann ich den Hund ſpeiſe/ folget er mir; wann mich aber hungert/ begleitet mich auſſer meinem Muͤller Floͤhen/ Nichts. Zu dieſer Zeit verendern die Knechte zwar ihre Herren/ aber nicht Der Großmaͤchtige Xerxes iſt mit ſeinem ſehr groſſen Kriegsheer Rom C c iij.
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deß Woͤrtlein Nichts.
Vulgus amicitias utilitate probat, das iſt; Der gẽmeine Poͤbel/
der achtet und haͤlt Freundſchafft umb Nutz und Genieſſes willen.
Wann ich den Hund ſpeiſe/ folget er mir; wann mich aber hungert/
begleitet mich auſſer meinem Muͤller Floͤhen/ Nichts.
Zu dieſer Zeit verendern die Knechte zwar ihre Herren/ aber nicht
ihren Stand. Euclio das iſt Hans nimmer ſatt/ der wil haben Dienſt-
botten/ die da haben Hirſchfuͤſſe/ Eſelsohren/ Haͤnde ohne Pech/ und
ein verſchloſſen Maul/ ſollen aber eſſen und ſchlucken Nichts. Dio-
nyſius Koͤnig in Sicilien/ zog dem Abgott Jupiter ſeinen von Gold
gemachten Mantel abe/ und legte dem ein wollenen an; dann ſagt er/
im Sommer iſt das Gold zu ſchwer/ im Winter aber zu kalt/ zu bey-
den Zeiten aber iſt gerecht/ entweder der wollene oder Nichts.
Der Großmaͤchtige Xerxes iſt mit ſeinem ſehr groſſen Kriegsheer
von Pythio Lydo mit einem herrlichen und ſtattlichen Mahl tracti-
ret worden; und als er den bate wolte doch ſeinen juͤngern Sohne
deß Heerzugs befreyen/ da lieſſe er ſolchen zerſtuͤcket auffhencken/ und
den Vater zwiſchen durchgehen. Hat darmit als kurtzen Begriff gezei-
get/ wie undanckbare Menſchẽ nach erdachteter Liſt der Beleidigung
vor empfangene Wolthaten ſollen vergelten Nichts. Carolus der
V. ward erinnert/ den Teutſchen Geſetz und Ordnung deß Vollſauf-
fens halben zu machen und vorzuſchreiben/ antwortete/ es wuͤrde eben
ſo viel fruchten und nutzen/ als wann er den Spaniern gebieten wol-
te/ daß ſie ſtehlen Nichts. Churfuͤrſt Friderich von Sachſen ließ zu
Coͤllen bey Kroͤnung Kaͤyſer Carls den Eraſmum Roterodamum
zu ſich beruffen/ und ſagte zu ihme; Was hat doch mein armer Moͤnch
D. Martin Luther geſuͤndiget? dann ich ſehe daß ihme alle auffſetzig
und gehaͤſſig ſeynd? Antwortete Eraſmus; Er hat zwey ſchreckliche
groſſe Suͤnden gethan. Er hat dem Vater Pabſt die Krone; und den
Moͤnchen den Bauch genommen: die werden nun an vielen Orten ha-
ben Nichts. Neulicher Zeit begegnete den Kauffleuten auff der offen-
baren See ein mit dem Teuffel beladenes Schiff/ die Kauffleute er-
ſchracken fuͤr ſolchem ohngewoͤhnlichen Kauffartirer/ und fragten. Wo
er hin wolte? der Teuffel ſprach/ ich fahre nacher Holland/ und zwar
nacher Dortrecht; dann ſagt er weiter/ ich habe als ein bruͤllender
Loͤwe den gantzen Erdkreiß umbfahren/ bin geweſt und habe mich fin-
den laſſen bey Dieben/ Straſſenfegern/ Hurern/ Vollſauffern/ und
bey allem dergleichen erbarn Geſindlein; endlich haben etliche/ die Buſ-
ſe gethan/ geſagt Der Teuffel hat mich verfuͤhret. Es iſt nicht zu
ſagen/ wie greulich ſie mich armen Hundsfutt verfolget und angefein-
det/ wil derhalben zu den Herren von Dortrecht gehen/ allwo die
Herren Geiſtlichen diſputiren, daß Gott ein Urheber der Suͤnden
ſeye; wann dann die Menſchen die Suͤnde Gotte zuſchreiben und meſ-
ſen/ ſo werden ſie mir zuſchreiben Nichts. Der heiligſte Vater zu
Rom
C c iij.
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