Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Sieben böse Geister. sein Netz bringen könne. Umb solche Leute bekümmert er sich nichtviel/ sondern dencket/ sie werden doch wol zu ihm kommen. Was fragt der Teuffel nach den Jüden/ nach Türcken/ Tartarn und andern unbekehrten Völckern in Asia/ Africa und America? Den Christen/ den Christen/ wolte er gern durch sein höllisches Heer Abbruch thun. Der Teuffel sihet und weiß gar wol/ was offtmals grosse Herrn/ par raison de estat thun/ und daß ein grosser Herr so seltzam im Himmel sey/ als ein Rehebrate in eines armen Mannes Küchen. Zepperus ein Calvinist von Herborn/ hat ein schönes und artiges Buch mit hochgelahrter Hand geschrieben/ de Legibus Forensibus. Dieses Buch hat mich an vielen Orten sehr wol contentirt. Unter andern sagt er darin/ daß vorzeiten einer gesagt hab/ daß man zu seiner Zeit der guten Königen und Potentaten Namen/ hab können auff einen Ring schreiben. Das glaube er gar wol. Dann er sehe/ daß unter dem Volck Gottes/ unter den Königen in Juda/ nur vier seyen/ welche gerühmet werden/ daß sie Gottsfürchtig gewesen seyen. Und diese vier Könige/ haben grosse menschliche Gebrechligkeit und Mängel an sich gehabt. Von den Königen in Jsrael aber lese er in Gottes Wort/ daß sie seyen Leut gewesen/ welche gewandelt in den Wegen Jerobeams/ der Js- rael sündigen machte. Weil sie nun eben auff den Wegen gangen/ dar- auff Jerobeam gangen/ so werden sie ohne Zweiffel kommen seyn an den Ort dahin Jerobeam kommen. Was fragt der Teuffel darnach/ ob mancher grosser Herr/ der nur auff raison de estat siehet/ Luthe- risch/ Papistisch oder Calvinisch sey? Der heutigen Politicorum ratio Status ist nichts anders als deß Teuffels Catechismus. Drumb bemühet sich der Teuffel umb arme Knechte und Mägde/ daß er die- selbe in sein Garn und Netz bringen könne; und machet/ daß sie nicht allein hier zeitlich/ sondern auch dort ewig arm seyn mögen. Wie manche arme Hure sitzet wol itzo in der Hölle bey dem reichen Schlem- mer/ und ruffet: Jch leide Pein in dieser Flamme! Welche nicht in Purpur und köstlichen Leinwand gekleidet gewesen/ und alle Tag herrlich und in Freuden gelebet hat/ sondern sie ist Herren und Frauen ungehorsam gewesen/ ist endlich mit einem Soldaten davon gelauffen/ hat Hunger und Durst gelitten/ ist von den Läusen gefressen worden/ und endlich an den Frantzosen gestorben? Philemons Haußfrau/ die tugendreiche und gottsfürchtige Eulalia hörete die- ses/ und sagte: O liebster Antenor, was ich offt gedacht habe/ das re- det ihr itzo. Jch bitte euch/ vergönnet mir/ daß ich meines Bruders/ meiner Schwestern/ und dann meine Knechte und Mägde in aller Eyle anhero fordere/ daß sie eure Rede anhören. Jch will euch einen Bissen Brodt und einen Trunck Wein holen/ setzet euch doch und re- det mit meinem Liebsten/ ihr sollet nicht lange auffgehalten werden. Jch
Sieben boͤſe Geiſter. ſein Netz bringen koͤnne. Umb ſolche Leute bekuͤmmert er ſich nichtviel/ ſondern dencket/ ſie werden doch wol zu ihm kommen. Was fragt der Teuffel nach den Juͤden/ nach Tuͤrcken/ Tartarn und andern unbekehrten Voͤlckern in Aſia/ Africa und America? Den Chriſten/ den Chriſten/ wolte er gern durch ſein hoͤlliſches Heer Abbruch thun. Der Teuffel ſihet und weiß gar wol/ was offtmals groſſe Herrn/ par raiſon de eſtat thun/ und daß ein groſſer Herr ſo ſeltzam im Himmel ſey/ als ein Rehebrate in eines armen Mannes Kuͤchen. Zepperus ein Calviniſt von Herborn/ hat ein ſchoͤnes und artiges Buch mit hochgelahrter Hand geſchrieben/ de Legibus Forenſibus. Dieſes Buch hat mich an vielen Orten ſehr wol contentirt. Unter andern ſagt er darin/ daß vorzeiten einer geſagt hab/ daß man zu ſeiner Zeit der guten Koͤnigen und Potentaten Namen/ hab koͤnnen auff einen Ring ſchreiben. Das glaube er gar wol. Dann er ſehe/ daß unter dem Volck Gottes/ unter den Koͤnigen in Juda/ nur vier ſeyen/ welche geruͤhmet werden/ daß ſie Gottsfuͤrchtig geweſen ſeyen. Und dieſe vier Koͤnige/ haben groſſe menſchliche Gebrechligkeit und Maͤngel an ſich gehabt. Von den Koͤnigen in Jſrael aber leſe er in Gottes Wort/ daß ſie ſeyen Leut geweſen/ welche gewandelt in den Wegen Jerobeams/ der Jſ- rael ſuͤndigen machte. Weil ſie nun eben auff den Wegen gangen/ dar- auff Jerobeam gangen/ ſo werden ſie ohne Zweiffel kommen ſeyn an den Ort dahin Jerobeam kommen. Was fragt der Teuffel darnach/ ob mancher groſſer Herr/ der nur auff raiſon de eſtat ſiehet/ Luthe- riſch/ Papiſtiſch oder Calviniſch ſey? Der heutigen Politicorum ratio Status iſt nichts anders als deß Teuffels Catechiſmus. Drumb bemuͤhet ſich der Teuffel umb arme Knechte und Maͤgde/ daß er die- ſelbe in ſein Garn und Netz bringen koͤnne; und machet/ daß ſie nicht allein hier zeitlich/ ſondern auch dort ewig arm ſeyn moͤgen. Wie manche arme Hure ſitzet wol itzo in der Hoͤlle bey dem reichẽ Schlem- mer/ und ruffet: Jch leide Pein in dieſer Flamme! Welche nicht in Purpur und koͤſtlichen Leinwand gekleidet geweſen/ und alle Tag herrlich und in Freuden gelebet hat/ ſondern ſie iſt Herren und Frauen ungehorſam geweſen/ iſt endlich mit einem Soldaten davon gelauffen/ hat Hunger und Durſt gelitten/ iſt von den Laͤuſen gefreſſen worden/ und endlich an den Frantzoſen geſtorben? Philemons Haußfrau/ die tugendreiche und gottsfuͤrchtige Eulalia hoͤrete die- ſes/ und ſagte: O liebſter Antenor, was ich offt gedacht habe/ das re- det ihr itzo. Jch bitte euch/ vergoͤnnet mir/ daß ich meines Bruders/ meiner Schweſtern/ und dann meine Knechte und Maͤgde in aller Eyle anhero fordere/ daß ſie eure Rede anhoͤren. Jch will euch einen Biſſen Brodt und einen Trunck Wein holen/ ſetzet euch doch und re- det mit meinem Liebſten/ ihr ſollet nicht lange auffgehalten werden. Jch
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ſein Netz bringen koͤnne. Umb ſolche Leute bekuͤmmert er ſich nicht
viel/ ſondern dencket/ ſie werden doch wol zu ihm kommen. Was fragt
der Teuffel nach den Juͤden/ nach Tuͤrcken/ Tartarn und andern
unbekehrten Voͤlckern in Aſia/ Africa und America? Den Chriſten/
den Chriſten/ wolte er gern durch ſein hoͤlliſches Heer Abbruch thun.
Der Teuffel ſihet und weiß gar wol/ was offtmals groſſe Herrn/ par
raiſon de eſtat thun/ und daß ein groſſer Herr ſo ſeltzam im Himmel
ſey/ als ein Rehebrate in eines armen Mannes Kuͤchen. Zepperus
ein Calviniſt von Herborn/ hat ein ſchoͤnes und artiges Buch mit
hochgelahrter Hand geſchrieben/ de Legibus Forenſibus. Dieſes
Buch hat mich an vielen Orten ſehr wol contentirt. Unter andern
ſagt er darin/ daß vorzeiten einer geſagt hab/ daß man zu ſeiner Zeit der
guten Koͤnigen und Potentaten Namen/ hab koͤnnen auff einen Ring
ſchreiben. Das glaube er gar wol. Dann er ſehe/ daß unter dem Volck
Gottes/ unter den Koͤnigen in Juda/ nur vier ſeyen/ welche geruͤhmet
werden/ daß ſie Gottsfuͤrchtig geweſen ſeyen. Und dieſe vier Koͤnige/
haben groſſe menſchliche Gebrechligkeit und Maͤngel an ſich gehabt.
Von den Koͤnigen in Jſrael aber leſe er in Gottes Wort/ daß ſie ſeyen
Leut geweſen/ welche gewandelt in den Wegen Jerobeams/ der Jſ-
rael ſuͤndigen machte. Weil ſie nun eben auff den Wegen gangen/ dar-
auff Jerobeam gangen/ ſo werden ſie ohne Zweiffel kommen ſeyn an
den Ort dahin Jerobeam kommen. Was fragt der Teuffel darnach/
ob mancher groſſer Herr/ der nur auff raiſon de eſtat ſiehet/ Luthe-
riſch/ Papiſtiſch oder Calviniſch ſey? Der heutigen Politicorum
ratio Status iſt nichts anders als deß Teuffels Catechiſmus. Drumb
bemuͤhet ſich der Teuffel umb arme Knechte und Maͤgde/ daß er die-
ſelbe in ſein Garn und Netz bringen koͤnne; und machet/ daß ſie nicht
allein hier zeitlich/ ſondern auch dort ewig arm ſeyn moͤgen. Wie
manche arme Hure ſitzet wol itzo in der Hoͤlle bey dem reichẽ Schlem-
mer/ und ruffet: Jch leide Pein in dieſer Flamme! Welche
nicht in Purpur und koͤſtlichen Leinwand gekleidet geweſen/ und alle
Tag herrlich und in Freuden gelebet hat/ ſondern ſie iſt Herren und
Frauen ungehorſam geweſen/ iſt endlich mit einem Soldaten davon
gelauffen/ hat Hunger und Durſt gelitten/ iſt von den Laͤuſen gefreſſen
worden/ und endlich an den Frantzoſen geſtorben? Philemons
Haußfrau/ die tugendreiche und gottsfuͤrchtige Eulalia hoͤrete die-
ſes/ und ſagte: O liebſter Antenor, was ich offt gedacht habe/ das re-
det ihr itzo. Jch bitte euch/ vergoͤnnet mir/ daß ich meines Bruders/
meiner Schweſtern/ und dann meine Knechte und Maͤgde in aller
Eyle anhero fordere/ daß ſie eure Rede anhoͤren. Jch will euch einen
Biſſen Brodt und einen Trunck Wein holen/ ſetzet euch doch und re-
det mit meinem Liebſten/ ihr ſollet nicht lange auffgehalten werden.
Jch
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