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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Lucidor.
ter/ und begehrt daß er ihm den Kopff abhaut/ sondern er cu-
rirt/ schmückt und ziert das Haupt/ eben deßwegen/ weil es
sein Haupt sey. Und was das grindige/ schorbige Haupt begeh-
re/ das thun die andere Glieder. Wann ein solches grindiges
Haupt an seine gesunde Füß begehre/ daß sie fortgehen sollen/
so gehen sie. Wann eben dieses böse Haupt begehre/ daß die ge-
sunde zarte Händ etwas auffheben sollen/ so thun sie es. Und also
gehorchen alle andere Glieder ihrem Haupt/ es sey gut oder böß. Also
sollen redliche Frauen ihrem Mann gehorchen und unterthan seyn.
Dann er ist ihr Haupt. Was/ sagt Margaretha/ soll ich mei-
nem Mann unterthan seyn? Dem Schwein? Dem Esel? Dem
Bärn? Dem Wolff? Dem Büffel? Dem Seehund? Das soll er
nicht erleben/ so lang ich Margaretha/ Jan Jansons Tochter
heisse. Alles was er hat/ das hat er von mir. Jch hab ihn zu
einem Mann gemacht. Jch antwortete/ Nein/ Frau Margare-
tha. Jhr irret euch/ Jhr habt Cornelius nicht zu einem Mann
gemacht/ sondern er hat euch zu einer Frauen gemacht. Und er
wird nicht von euch Fräulein genant/ sondern ihr werdet von ihm
Männin genennet. Und um Cornelius willen seyd ihr in die Welt
kommen. Das Weib ist erschaffen umb des Mannes willen/ und
nicht der Mann umb des Weibs willen. Als Cornelius hörte/
daß ich ihm ein wenig beystehen wolle/ da fieng er auch Allarm zu
blasen/ und schalt die Margaretham also/ daß kein hungeriger
Hund ein stück Brod von ihr angenommen hätte. Jch rieff Corne-
lius zu/ gemach/ gemach/ Herr Cornelius. Gott gibt nicht ei-
nem jeden ein solch höflich und discret Weib/ wie dem ungeschliffe-
nen Lümmel dem Nabal. Jhr müst Gedult haben/ und dem
schwachen Werckzeug etwas zu gut halten. Der Apostel Paulus
befihlt/ daß die Männer ihre Weiber lieben sollen/ wie Christus
die Gemein geliebet hat. Eltern/ sonderlich die Mütter/ lieben
ihre Kinder hertzlich. Kan auch ein Mutter ihres Kinds verges-
sen/ fragt Gott/ Esa. am 49. Cap. Wann schon die Kinder den
Müttern ihren Schoß unrein machen/ so werffen sie die Kinder
nicht weg/ sondern lieben sie gleichwol. Und der Apostel Paulus
will/ daß die Männer ihre Weiber mehr lieben sollen/ als die Müt-
ter ihre Töchter. Sie sollen sie lieben/ gleich wie Christus seine
Gemein. Niemand ist jemals im Lieben höher gestiegen/ als
Christus der HErr. Dann der hat seine Gemein also geliebt/ daß
Er auch sein Leben für sie gelassen. Die Gemein thut auch nicht allezeit
was Christus haben wil. Gleichwol hält er jhr viel zu gut/ und liebt sie.

Also
X iiij

Lucidor.
ter/ und begehrt daß er ihm den Kopff abhaut/ ſondern er cu-
rirt/ ſchmuͤckt und ziert das Haupt/ eben deßwegen/ weil es
ſein Haupt ſey. Und was das grindige/ ſchorbige Haupt begeh-
re/ das thun die andere Glieder. Wann ein ſolches grindiges
Haupt an ſeine geſunde Fuͤß begehre/ daß ſie fortgehen ſollen/
ſo gehen ſie. Wann eben dieſes boͤſe Haupt begehre/ daß die ge-
ſunde zarte Haͤnd etwas auffheben ſollen/ ſo thun ſie es. Und alſo
gehorchen alle andere Glieder ihrem Haupt/ es ſey gut oder boͤß. Alſo
ſollen redliche Frauen ihrem Mann gehorchen und unterthan ſeyn.
Dann er iſt ihr Haupt. Was/ ſagt Margaretha/ ſoll ich mei-
nem Mann unterthan ſeyn? Dem Schwein? Dem Eſel? Dem
Baͤrn? Dem Wolff? Dem Buͤffel? Dem Seehund? Das ſoll er
nicht erleben/ ſo lang ich Margaretha/ Jan Janſons Tochter
heiſſe. Alles was er hat/ das hat er von mir. Jch hab ihn zu
einem Mann gemacht. Jch antwortete/ Nein/ Frau Margare-
tha. Jhr irret euch/ Jhr habt Cornelius nicht zu einem Mann
gemacht/ ſondern er hat euch zu einer Frauen gemacht. Und er
wird nicht von euch Fraͤulein genant/ ſondern ihr werdet von ihm
Maͤnnin genennet. Und um Cornelius willen ſeyd ihr in die Welt
kommen. Das Weib iſt erſchaffen umb des Mannes willen/ und
nicht der Mann umb des Weibs willen. Als Cornelius hoͤrte/
daß ich ihm ein wenig beyſtehen wolle/ da fieng er auch Allarm zu
blaſen/ und ſchalt die Margaretham alſo/ daß kein hungeriger
Hund ein ſtuͤck Brod von ihr angenommen haͤtte. Jch rieff Corne-
lius zu/ gemach/ gemach/ Herꝛ Cornelius. Gott gibt nicht ei-
nem jeden ein ſolch hoͤflich und diſcret Weib/ wie dem ungeſchliffe-
nen Luͤmmel dem Nabal. Jhr muͤſt Gedult haben/ und dem
ſchwachen Werckzeug etwas zu gut halten. Der Apoſtel Paulus
befihlt/ daß die Maͤnner ihre Weiber lieben ſollen/ wie Chriſtus
die Gemein geliebet hat. Eltern/ ſonderlich die Muͤtter/ lieben
ihre Kinder hertzlich. Kan auch ein Mutter ihres Kinds vergeſ-
ſen/ fragt Gott/ Eſa. am 49. Cap. Wann ſchon die Kinder den
Muͤttern ihren Schoß unrein machen/ ſo werffen ſie die Kinder
nicht weg/ ſondern lieben ſie gleichwol. Und der Apoſtel Paulus
will/ daß die Maͤnner ihre Weiber mehr lieben ſollen/ als die Muͤt-
ter ihre Toͤchter. Sie ſollen ſie lieben/ gleich wie Chriſtus ſeine
Gemein. Niemand iſt jemals im Lieben hoͤher geſtiegen/ als
Chriſtus der HErr. Dann der hat ſeine Gemein alſo geliebt/ daß
Er auch ſein Leben fuͤr ſie gelaſſen. Die Gemein thut auch nicht allezeit
was Chriſtus haben wil. Gleichwol haͤlt er jhr viel zu gut/ uñ liebt ſie.

Alſo
X iiij
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[327/0369] Lucidor. ter/ und begehrt daß er ihm den Kopff abhaut/ ſondern er cu- rirt/ ſchmuͤckt und ziert das Haupt/ eben deßwegen/ weil es ſein Haupt ſey. Und was das grindige/ ſchorbige Haupt begeh- re/ das thun die andere Glieder. Wann ein ſolches grindiges Haupt an ſeine geſunde Fuͤß begehre/ daß ſie fortgehen ſollen/ ſo gehen ſie. Wann eben dieſes boͤſe Haupt begehre/ daß die ge- ſunde zarte Haͤnd etwas auffheben ſollen/ ſo thun ſie es. Und alſo gehorchen alle andere Glieder ihrem Haupt/ es ſey gut oder boͤß. Alſo ſollen redliche Frauen ihrem Mann gehorchen und unterthan ſeyn. Dann er iſt ihr Haupt. Was/ ſagt Margaretha/ ſoll ich mei- nem Mann unterthan ſeyn? Dem Schwein? Dem Eſel? Dem Baͤrn? Dem Wolff? Dem Buͤffel? Dem Seehund? Das ſoll er nicht erleben/ ſo lang ich Margaretha/ Jan Janſons Tochter heiſſe. Alles was er hat/ das hat er von mir. Jch hab ihn zu einem Mann gemacht. Jch antwortete/ Nein/ Frau Margare- tha. Jhr irret euch/ Jhr habt Cornelius nicht zu einem Mann gemacht/ ſondern er hat euch zu einer Frauen gemacht. Und er wird nicht von euch Fraͤulein genant/ ſondern ihr werdet von ihm Maͤnnin genennet. Und um Cornelius willen ſeyd ihr in die Welt kommen. Das Weib iſt erſchaffen umb des Mannes willen/ und nicht der Mann umb des Weibs willen. Als Cornelius hoͤrte/ daß ich ihm ein wenig beyſtehen wolle/ da fieng er auch Allarm zu blaſen/ und ſchalt die Margaretham alſo/ daß kein hungeriger Hund ein ſtuͤck Brod von ihr angenommen haͤtte. Jch rieff Corne- lius zu/ gemach/ gemach/ Herꝛ Cornelius. Gott gibt nicht ei- nem jeden ein ſolch hoͤflich und diſcret Weib/ wie dem ungeſchliffe- nen Luͤmmel dem Nabal. Jhr muͤſt Gedult haben/ und dem ſchwachen Werckzeug etwas zu gut halten. Der Apoſtel Paulus befihlt/ daß die Maͤnner ihre Weiber lieben ſollen/ wie Chriſtus die Gemein geliebet hat. Eltern/ ſonderlich die Muͤtter/ lieben ihre Kinder hertzlich. Kan auch ein Mutter ihres Kinds vergeſ- ſen/ fragt Gott/ Eſa. am 49. Cap. Wann ſchon die Kinder den Muͤttern ihren Schoß unrein machen/ ſo werffen ſie die Kinder nicht weg/ ſondern lieben ſie gleichwol. Und der Apoſtel Paulus will/ daß die Maͤnner ihre Weiber mehr lieben ſollen/ als die Muͤt- ter ihre Toͤchter. Sie ſollen ſie lieben/ gleich wie Chriſtus ſeine Gemein. Niemand iſt jemals im Lieben hoͤher geſtiegen/ als Chriſtus der HErr. Dann der hat ſeine Gemein alſo geliebt/ daß Er auch ſein Leben fuͤr ſie gelaſſen. Die Gemein thut auch nicht allezeit was Chriſtus haben wil. Gleichwol haͤlt er jhr viel zu gut/ uñ liebt ſie. Alſo X iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/369>, abgerufen am 23.11.2024.