Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Gedenck daran
tag sey nur zur Buhlschafft eingesetzt. Wie reimt sich das zusammen/
Sontag und Sünden-Tag? Solche lose Leute/ welche des Sontags
Morgens in die Kirch gehen/ und nach Mittag ihrem Huren Wesen
nachlauffen/ gemahnen mich eben wie das Weib/ Prov. 7. Welche zu
einem Jüngling sagt: Jch hab heut Danck-Opffer bezahlt für meine
Gelübde/ (Jch bin heut in der Kirch gewesen und hab mein Gebet
gethan/) drumb bin ich herauß gangen dir zubegegnen/ dein Ange-
sicht früh zu suchen/ und hab dich funden. Jch hab mein Bette schön
geschmückt mit bunten Teppichen auß Egypten. Jch hab mein Lager
mit Myrrhen Aloes und Cinamen besprengt. Komm laß uns genug
Buhlen biß an den Morgen/ und laß uns der Lieb pflegen. Wann all-
hier ein ehrlicher Hauß-Vater oder Hauß-Mutter seine Mägde am
Sontage nicht wil lassen gehen zu allerhand leichtfertigen Täntzen/
in Krüg und Wirshäuser/ da die Handwercksleute/ die Soldaten/
die Boeß-Knechte und andere sitzen und sauffen/ da die Spielleut si-
tzen/ und ein Huren-Liedlein nach dem andern daher fiedeln/ da aller-
hand Leichtfertigkeit vorgehet in Worten und Wercken/ wer sag ich
sein Gesind an solche Oerter am Sontag nicht wil gehen lassen/ den
hält man für einen bösen Mann/ vor eine böse Frau/ denen nicht zu
dienen sey. Jch lobe hierin die Englische Kauffleute/ welche unter uns
wohnen. Jch höre daß dieselbe ihren Mägden einen andern Tag in der
Wochen zu einer ehrlichen Ergetzligkeit vergönnen/ und begehren
daß sie am Sontag zu Hauß bleiben sollen/ und thun was das dritte
Gebot erfordert. Solche Leute sind zwar in der Religion nicht mit
uns einig/ aber mit diesem Stück machen sie uns schamrot/ für Gott/
Engel und Menschen. Wisset ihr nicht wie es der Dina des frommen
Patriarchen Jacob einiger Tochter ergienge? Sie gieng zum Tantz/
und verlohr ihren Jungfern Krantz. Woher kommts daß sonderlich
dieses Jahr über so viel todte Kinder sind gefunden worden? Woher
kommt es/ daß noch diese Woch ein todtes Kind in S. Mariae Mag-
dalenae Kirchen ist gefunden worden? Ohne Zweiffel kommt es von
einer solchen Hure/ die es getrieben hat/ wie es im Anfang Maria
Magdalena trieb/ O daß doch diese Hur auch Buß thun wolt wie
Maria Magdalena? Jhr verfluchte Huren/ es geschihet euch ja umb
eurer Hurerey willen nichts. Wie manche Hure wird eine Amme/ und
wird umb des Kindes willen/ daß sie säuget/ besser und delicater mit
Essen und Trincken tractiret/ als manches Weib deren Mann
100000. Rthalr. Capital hat? Wie manches Huren-Kind wird ins
Waysenhauff auffgenommen/ und wol aufferzogen? Könnt ihr dann
euren Hurenkindern nicht das Leben und die H. Tauffe gönnen? Jhr
Huren/ ich wil eurer Blut nicht auff meiner Seel haben. Drumb er-
mahn ich euch/ thut Buß. Aber thut ernste Buß. Weinet/ aber weinet

nicht

Gedenck daran
tag ſey nur zur Buhlſchafft eingeſetzt. Wie reimt ſich das zuſammen/
Sontag und Suͤnden-Tag? Solche loſe Leute/ welche des Sontags
Morgens in die Kirch gehen/ und nach Mittag ihrem Huren Weſen
nachlauffen/ gemahnen mich eben wie das Weib/ Prov. 7. Welche zu
einem Juͤngling ſagt: Jch hab heut Danck-Opffer bezahlt fuͤr meine
Geluͤbde/ (Jch bin heut in der Kirch geweſen und hab mein Gebet
gethan/) drumb bin ich herauß gangen dir zubegegnen/ dein Ange-
ſicht fruͤh zu ſuchen/ und hab dich funden. Jch hab mein Bette ſchoͤn
geſchmuͤckt mit bunten Teppichen auß Egypten. Jch hab mein Lager
mit Myrꝛhen Aloes und Cinamen beſprengt. Komm laß uns genug
Buhlen biß an den Morgen/ und laß uns der Lieb pflegen. Wann all-
hier ein ehrlicher Hauß-Vater oder Hauß-Mutter ſeine Maͤgde am
Sontage nicht wil laſſen gehen zu allerhand leichtfertigen Taͤntzen/
in Kruͤg und Wirshaͤuſer/ da die Handwercksleute/ die Soldaten/
die Boeß-Knechte und andere ſitzen und ſauffen/ da die Spielleut ſi-
tzen/ und ein Huren-Liedlein nach dem andern daher fiedeln/ da aller-
hand Leichtfertigkeit vorgehet in Worten und Wercken/ wer ſag ich
ſein Geſind an ſolche Oerter am Sontag nicht wil gehen laſſen/ den
haͤlt man fuͤr einen boͤſen Mann/ vor eine boͤſe Frau/ denen nicht zu
dienen ſey. Jch lobe hierin die Engliſche Kauffleute/ welche unter uns
wohnen. Jch hoͤre daß dieſelbe ihren Maͤgden einen andern Tag in deꝛ
Wochen zu einer ehrlichen Ergetzligkeit vergoͤnnen/ und begehren
daß ſie am Sontag zu Hauß bleiben ſollen/ und thun was das dritte
Gebot erfordert. Solche Leute ſind zwar in der Religion nicht mit
uns einig/ aber mit dieſem Stuͤck machen ſie uns ſchamrot/ fuͤr Gott/
Engel und Menſchen. Wiſſet ihr nicht wie es der Dina des frommen
Patriarchen Jacob einiger Tochter ergienge? Sie gieng zum Tantz/
und verlohr ihren Jungfern Krantz. Woher kommts daß ſonderlich
dieſes Jahr uͤber ſo viel todte Kinder ſind gefunden worden? Woher
kommt es/ daß noch dieſe Woch ein todtes Kind in S. Mariæ Mag-
dalenæ Kirchen iſt gefunden worden? Ohne Zweiffel kommt es von
einer ſolchen Hure/ die es getrieben hat/ wie es im Anfang Maria
Magdalena trieb/ O daß doch dieſe Hur auch Buß thun wolt wie
Maria Magdalena? Jhr verfluchte Huren/ es geſchihet euch ja umb
eurer Hurerey willen nichts. Wie manche Hure wird eine Amme/ und
wird umb des Kindes willen/ daß ſie ſaͤuget/ beſſer und delicater mit
Eſſen und Trincken tractiret/ als manches Weib deren Mann
100000. Rthalr. Capital hat? Wie manches Huren-Kind wird ins
Wayſenhauff auffgenommen/ und wol aufferzogen? Koͤnnt ihr dann
euren Hurenkindern nicht das Leben und die H. Tauffe goͤnnen? Jhr
Huren/ ich wil eurer Blut nicht auff meiner Seel haben. Drumb er-
mahn ich euch/ thut Buß. Aber thut ernſte Buß. Weinet/ aber weinet

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gedenck daran</hi></fw><lb/>
tag &#x017F;ey nur zur Buhl&#x017F;chafft einge&#x017F;etzt. Wie reimt &#x017F;ich das zu&#x017F;ammen/<lb/>
Sontag und Su&#x0364;nden-Tag? Solche lo&#x017F;e Leute/ welche des Sontags<lb/>
Morgens in die Kirch gehen/ und nach Mittag ihrem Huren We&#x017F;en<lb/>
nachlauffen/ gemahnen mich eben wie das Weib/ Prov. 7. Welche zu<lb/>
einem Ju&#x0364;ngling &#x017F;agt: Jch hab heut Danck-Opffer bezahlt fu&#x0364;r meine<lb/>
Gelu&#x0364;bde/ (Jch bin heut in der Kirch gewe&#x017F;en und hab mein Gebet<lb/>
gethan/) drumb bin ich herauß gangen dir zubegegnen/ dein Ange-<lb/>
&#x017F;icht fru&#x0364;h zu &#x017F;uchen/ und hab dich funden. Jch hab mein Bette &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt mit bunten Teppichen auß Egypten. Jch hab mein Lager<lb/>
mit Myr&#xA75B;hen Aloes und Cinamen be&#x017F;prengt. Komm laß uns genug<lb/>
Buhlen biß an den Morgen/ und laß uns der Lieb pflegen. Wann all-<lb/>
hier ein ehrlicher Hauß-Vater oder Hauß-Mutter &#x017F;eine Ma&#x0364;gde am<lb/>
Sontage nicht wil la&#x017F;&#x017F;en gehen zu allerhand leichtfertigen Ta&#x0364;ntzen/<lb/>
in Kru&#x0364;g und Wirsha&#x0364;u&#x017F;er/ da die Handwercksleute/ die Soldaten/<lb/>
die Boeß-Knechte und andere &#x017F;itzen und &#x017F;auffen/ da die Spielleut &#x017F;i-<lb/>
tzen/ und ein Huren-Liedlein nach dem andern daher fiedeln/ da aller-<lb/>
hand Leichtfertigkeit vorgehet in Worten und Wercken/ wer &#x017F;ag ich<lb/>
&#x017F;ein Ge&#x017F;ind an &#x017F;olche Oerter am Sontag nicht wil gehen la&#x017F;&#x017F;en/ den<lb/>
ha&#x0364;lt man fu&#x0364;r einen bo&#x0364;&#x017F;en Mann/ vor eine bo&#x0364;&#x017F;e Frau/ denen nicht zu<lb/>
dienen &#x017F;ey. Jch lobe hierin die Engli&#x017F;che Kauffleute/ welche unter uns<lb/>
wohnen. Jch ho&#x0364;re daß die&#x017F;elbe ihren Ma&#x0364;gden einen andern Tag in de&#xA75B;<lb/>
Wochen zu einer ehrlichen Ergetzligkeit vergo&#x0364;nnen/ und begehren<lb/>
daß &#x017F;ie am Sontag zu Hauß bleiben &#x017F;ollen/ und thun was das dritte<lb/>
Gebot erfordert. Solche Leute &#x017F;ind zwar in der Religion nicht mit<lb/>
uns einig/ aber mit die&#x017F;em Stu&#x0364;ck machen &#x017F;ie uns &#x017F;chamrot/ fu&#x0364;r Gott/<lb/>
Engel und Men&#x017F;chen. Wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht wie es der Dina des frommen<lb/>
Patriarchen Jacob einiger Tochter ergienge? Sie gieng zum Tantz/<lb/>
und verlohr ihren Jungfern Krantz. Woher kommts daß &#x017F;onderlich<lb/>
die&#x017F;es Jahr u&#x0364;ber &#x017F;o viel todte Kinder &#x017F;ind gefunden worden? Woher<lb/>
kommt es/ daß noch die&#x017F;e Woch ein todtes Kind in S. Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> Mag-<lb/>
dalen<hi rendition="#aq">æ</hi> Kirchen i&#x017F;t gefunden worden? Ohne Zweiffel kommt es von<lb/>
einer &#x017F;olchen Hure/ die es getrieben hat/ wie es im Anfang Maria<lb/>
Magdalena trieb/ O daß doch die&#x017F;e Hur auch Buß thun wolt wie<lb/>
Maria Magdalena? Jhr verfluchte Huren/ es ge&#x017F;chihet euch ja umb<lb/>
eurer Hurerey willen nichts. Wie manche Hure wird eine Amme/ und<lb/>
wird umb des Kindes willen/ daß &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;uget/ be&#x017F;&#x017F;er und delicater mit<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en und Trincken tractiret/ als manches Weib deren Mann<lb/>
100000. Rthalr. Capital hat? Wie manches Huren-Kind wird ins<lb/>
Way&#x017F;enhauff auffgenommen/ und wol aufferzogen? Ko&#x0364;nnt ihr dann<lb/>
euren Hurenkindern nicht das Leben und die H. Tauffe go&#x0364;nnen? Jhr<lb/>
Huren/ ich wil eurer Blut nicht auff meiner Seel haben. Drumb er-<lb/>
mahn ich euch/ thut Buß. Aber thut ern&#x017F;te Buß. Weinet/ aber weinet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0240] Gedenck daran tag ſey nur zur Buhlſchafft eingeſetzt. Wie reimt ſich das zuſammen/ Sontag und Suͤnden-Tag? Solche loſe Leute/ welche des Sontags Morgens in die Kirch gehen/ und nach Mittag ihrem Huren Weſen nachlauffen/ gemahnen mich eben wie das Weib/ Prov. 7. Welche zu einem Juͤngling ſagt: Jch hab heut Danck-Opffer bezahlt fuͤr meine Geluͤbde/ (Jch bin heut in der Kirch geweſen und hab mein Gebet gethan/) drumb bin ich herauß gangen dir zubegegnen/ dein Ange- ſicht fruͤh zu ſuchen/ und hab dich funden. Jch hab mein Bette ſchoͤn geſchmuͤckt mit bunten Teppichen auß Egypten. Jch hab mein Lager mit Myrꝛhen Aloes und Cinamen beſprengt. Komm laß uns genug Buhlen biß an den Morgen/ und laß uns der Lieb pflegen. Wann all- hier ein ehrlicher Hauß-Vater oder Hauß-Mutter ſeine Maͤgde am Sontage nicht wil laſſen gehen zu allerhand leichtfertigen Taͤntzen/ in Kruͤg und Wirshaͤuſer/ da die Handwercksleute/ die Soldaten/ die Boeß-Knechte und andere ſitzen und ſauffen/ da die Spielleut ſi- tzen/ und ein Huren-Liedlein nach dem andern daher fiedeln/ da aller- hand Leichtfertigkeit vorgehet in Worten und Wercken/ wer ſag ich ſein Geſind an ſolche Oerter am Sontag nicht wil gehen laſſen/ den haͤlt man fuͤr einen boͤſen Mann/ vor eine boͤſe Frau/ denen nicht zu dienen ſey. Jch lobe hierin die Engliſche Kauffleute/ welche unter uns wohnen. Jch hoͤre daß dieſelbe ihren Maͤgden einen andern Tag in deꝛ Wochen zu einer ehrlichen Ergetzligkeit vergoͤnnen/ und begehren daß ſie am Sontag zu Hauß bleiben ſollen/ und thun was das dritte Gebot erfordert. Solche Leute ſind zwar in der Religion nicht mit uns einig/ aber mit dieſem Stuͤck machen ſie uns ſchamrot/ fuͤr Gott/ Engel und Menſchen. Wiſſet ihr nicht wie es der Dina des frommen Patriarchen Jacob einiger Tochter ergienge? Sie gieng zum Tantz/ und verlohr ihren Jungfern Krantz. Woher kommts daß ſonderlich dieſes Jahr uͤber ſo viel todte Kinder ſind gefunden worden? Woher kommt es/ daß noch dieſe Woch ein todtes Kind in S. Mariæ Mag- dalenæ Kirchen iſt gefunden worden? Ohne Zweiffel kommt es von einer ſolchen Hure/ die es getrieben hat/ wie es im Anfang Maria Magdalena trieb/ O daß doch dieſe Hur auch Buß thun wolt wie Maria Magdalena? Jhr verfluchte Huren/ es geſchihet euch ja umb eurer Hurerey willen nichts. Wie manche Hure wird eine Amme/ und wird umb des Kindes willen/ daß ſie ſaͤuget/ beſſer und delicater mit Eſſen und Trincken tractiret/ als manches Weib deren Mann 100000. Rthalr. Capital hat? Wie manches Huren-Kind wird ins Wayſenhauff auffgenommen/ und wol aufferzogen? Koͤnnt ihr dann euren Hurenkindern nicht das Leben und die H. Tauffe goͤnnen? Jhr Huren/ ich wil eurer Blut nicht auff meiner Seel haben. Drumb er- mahn ich euch/ thut Buß. Aber thut ernſte Buß. Weinet/ aber weinet nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/240
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/240>, abgerufen am 08.05.2024.