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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der gedultige


Cum bono Deo.

ES war ein schöner Tag/ da der Edle und von Gott
hochgesegnete Sabinus seinen Freund Antenorn zu Gaste
bate in seinen Garten/ darinnen alles also angeordnet war/
als wann die Gratiae selbst wären Gärtnerinnen darinn gewesen.
Antenor sahe mit Verwunderung die vielfältige schöne Blumen
an/ er rühmte die schöne Gemählde im Lusthauß/ er gieng in dem
schönen Schatten herum/ er belustigte sich mit den künstlichen schö-
nen Brunnen und Crottewercken/ und erhub mit sonderlichen
Lobsprüchen das Feldleben/ und sagte/ daß ihn nichts unter allen
weltlichen Dingen mehr belustigte/ als ein schöner Garten/ und ei-
ne schöne Musica. Er sagte: Wann ich mich in heiliger Schrifft
umsehe/ dünckt mich/ die Ertzväter und andere fromme Leut ha-
ben ihre sonderbare Lust in dem Grünen gehabt. Die Prophetin
Debora wohnete unter den Palmen. Da Abraham die drey
Männer im Hayn Mamre zu Gast bate/ und sie wol tractiren
wolt/ und zu seiner Sara sagte/ eile und menge drey Maaß Sem-
melmehl/ knete/ und backe Kuchen/ da führete er diese seine ange-
nehme Gäst ins Grüne/ und sagte/ leget euch unter den Baum/
Genes. cap. 18. und kurtz hernach sagt der heilige Geist/ und er
trat für sie unter den Baum/ und sie assen.
Es scheinet
fast/ als ob Gott selbst eine sonderbare Lust an dem Garten hab. Er
ist der erste Gärtner gewesen/ und da er seinen ersten Gast den
Adam tractiren wolt/ führet er ihn in den Garten Eden/ darinn al-
lerhand schöne fruchtbare Bäum/ allerhand wolschmäckende
Kräuter und Erdgewächs waren/ darinnen unterschiedene Was-
serquellen rauscheten/ und allerley Art Vögel auffs allerlieblichste
musicirten. Und da der Sohn Gottes auff Erden wandelte/ und
offt einen gantzen Tag zu Jerusalem geprediget hatte/ gieng Er ge-
gen Abend in den Garten am Oelberg. Da sein Leiden angehen
solte/ gienge er mit seinen liebsten Freunden/ mit Petro/ Jacobo
und Johanne/ in den Garten. ER wurde begraben in einem
Garten. Da Er wieder von den Todten aufferstunde/ zeigete Er
sich der armen bußfertigen Sünderin Mariä Magdalenä/ in Ge-
stalt eines Gärtners. Ohne Zweiffel hat Er dadurch allen zu-
verstehen geben wollen/ daß er mitseinem Leiden und Sterben wie-
der gut gemacht hab/ was Adam und Eva im Garten verderbet
hatten.

Jch gedencke jetzt an das 40. Capitel Esaiä/ da sagt eine Stim-
me/ Predige. Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist
Heu/ und seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde.

Das
Der gedultige


Cum bono Deo.

ES war ein ſchoͤner Tag/ da der Edle und von Gott
hochgeſegnete Sabinus ſeinen Freund Antenorn zu Gaſte
bate in ſeinen Garten/ darinnen alles alſo angeordnet war/
als wann die Gratiæ ſelbſt waͤren Gaͤrtnerinnen darinn geweſen.
Antenor ſahe mit Verwunderung die vielfaͤltige ſchoͤne Blumen
an/ er ruͤhmte die ſchoͤne Gemaͤhlde im Luſthauß/ er gieng in dem
ſchoͤnen Schatten herum/ er beluſtigte ſich mit den kuͤnſtlichen ſchoͤ-
nen Brunnen und Crottewercken/ und erhub mit ſonderlichen
Lobſpruͤchen das Feldleben/ und ſagte/ daß ihn nichts unter allen
weltlichen Dingen mehr beluſtigte/ als ein ſchoͤner Garten/ und ei-
ne ſchoͤne Muſica. Er ſagte: Wann ich mich in heiliger Schrifft
umſehe/ duͤnckt mich/ die Ertzvaͤter und andere fromme Leut ha-
ben ihre ſonderbare Luſt in dem Gruͤnen gehabt. Die Prophetin
Debora wohnete unter den Palmen. Da Abraham die drey
Maͤnner im Hayn Mamre zu Gaſt bate/ und ſie wol tractiren
wolt/ und zu ſeiner Sara ſagte/ eile und menge drey Maaß Sem-
melmehl/ knete/ und backe Kuchen/ da fuͤhrete er dieſe ſeine ange-
nehme Gaͤſt ins Gruͤne/ und ſagte/ leget euch unter den Baum/
Geneſ. cap. 18. und kurtz hernach ſagt der heilige Geiſt/ und er
trat fuͤr ſie unter den Baum/ und ſie aſſen.
Es ſcheinet
faſt/ als ob Gott ſelbſt eine ſonderbare Luſt an dem Garten hab. Er
iſt der erſte Gaͤrtner geweſen/ und da er ſeinen erſten Gaſt den
Adam tractiren wolt/ fuͤhret er ihn in den Garten Eden/ darinn al-
lerhand ſchoͤne fruchtbare Baͤum/ allerhand wolſchmaͤckende
Kraͤuter und Erdgewaͤchs waren/ darinnen unterſchiedene Waſ-
ſerquellen rauſcheten/ und allerley Art Voͤgel auffs allerlieblichſte
muſicirten. Und da der Sohn Gottes auff Erden wandelte/ und
offt einen gantzen Tag zu Jeruſalem geprediget hatte/ gieng Er ge-
gen Abend in den Garten am Oelberg. Da ſein Leiden angehen
ſolte/ gienge er mit ſeinen liebſten Freunden/ mit Petro/ Jacobo
und Johanne/ in den Garten. ER wurde begraben in einem
Garten. Da Er wieder von den Todten aufferſtunde/ zeigete Er
ſich der armen bußfertigen Suͤnderin Mariaͤ Magdalenaͤ/ in Ge-
ſtalt eines Gaͤrtners. Ohne Zweiffel hat Er dadurch allen zu-
verſtehen geben wollen/ daß er mitſeinem Leiden und Sterben wie-
der gut gemacht hab/ was Adam und Eva im Garten verderbet
hatten.

Jch gedencke jetzt an das 40. Capitel Eſaiaͤ/ da ſagt eine Stim-
me/ Predige. Was ſoll ich predigen? Alles Fleiſch iſt
Heu/ und ſeine Guͤte iſt wie eine Blume auf dem Felde.

Das
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[136/0178] Der gedultige Cum bono Deo. ES war ein ſchoͤner Tag/ da der Edle und von Gott hochgeſegnete Sabinus ſeinen Freund Antenorn zu Gaſte bate in ſeinen Garten/ darinnen alles alſo angeordnet war/ als wann die Gratiæ ſelbſt waͤren Gaͤrtnerinnen darinn geweſen. Antenor ſahe mit Verwunderung die vielfaͤltige ſchoͤne Blumen an/ er ruͤhmte die ſchoͤne Gemaͤhlde im Luſthauß/ er gieng in dem ſchoͤnen Schatten herum/ er beluſtigte ſich mit den kuͤnſtlichen ſchoͤ- nen Brunnen und Crottewercken/ und erhub mit ſonderlichen Lobſpruͤchen das Feldleben/ und ſagte/ daß ihn nichts unter allen weltlichen Dingen mehr beluſtigte/ als ein ſchoͤner Garten/ und ei- ne ſchoͤne Muſica. Er ſagte: Wann ich mich in heiliger Schrifft umſehe/ duͤnckt mich/ die Ertzvaͤter und andere fromme Leut ha- ben ihre ſonderbare Luſt in dem Gruͤnen gehabt. Die Prophetin Debora wohnete unter den Palmen. Da Abraham die drey Maͤnner im Hayn Mamre zu Gaſt bate/ und ſie wol tractiren wolt/ und zu ſeiner Sara ſagte/ eile und menge drey Maaß Sem- melmehl/ knete/ und backe Kuchen/ da fuͤhrete er dieſe ſeine ange- nehme Gaͤſt ins Gruͤne/ und ſagte/ leget euch unter den Baum/ Geneſ. cap. 18. und kurtz hernach ſagt der heilige Geiſt/ und er trat fuͤr ſie unter den Baum/ und ſie aſſen. Es ſcheinet faſt/ als ob Gott ſelbſt eine ſonderbare Luſt an dem Garten hab. Er iſt der erſte Gaͤrtner geweſen/ und da er ſeinen erſten Gaſt den Adam tractiren wolt/ fuͤhret er ihn in den Garten Eden/ darinn al- lerhand ſchoͤne fruchtbare Baͤum/ allerhand wolſchmaͤckende Kraͤuter und Erdgewaͤchs waren/ darinnen unterſchiedene Waſ- ſerquellen rauſcheten/ und allerley Art Voͤgel auffs allerlieblichſte muſicirten. Und da der Sohn Gottes auff Erden wandelte/ und offt einen gantzen Tag zu Jeruſalem geprediget hatte/ gieng Er ge- gen Abend in den Garten am Oelberg. Da ſein Leiden angehen ſolte/ gienge er mit ſeinen liebſten Freunden/ mit Petro/ Jacobo und Johanne/ in den Garten. ER wurde begraben in einem Garten. Da Er wieder von den Todten aufferſtunde/ zeigete Er ſich der armen bußfertigen Suͤnderin Mariaͤ Magdalenaͤ/ in Ge- ſtalt eines Gaͤrtners. Ohne Zweiffel hat Er dadurch allen zu- verſtehen geben wollen/ daß er mitſeinem Leiden und Sterben wie- der gut gemacht hab/ was Adam und Eva im Garten verderbet hatten. Jch gedencke jetzt an das 40. Capitel Eſaiaͤ/ da ſagt eine Stim- me/ Predige. Was ſoll ich predigen? Alles Fleiſch iſt Heu/ und ſeine Guͤte iſt wie eine Blume auf dem Felde. Das

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/178>, abgerufen am 22.11.2024.