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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Bücher-Dieb.
quorum unus in arte Magister, alter adhuc nihil est, tertius ego vo-
cor
.
Er spricht: Er sey unter den Gelehrten wie ein Scheler un-
ter den Blinden/ und wie ein Leyrenträher auff einem Dorffe/ da
Kirchweyh gehalten wird/ gewesen/ etc. Er habe Läuse gehabt/ da er
in Gambrivien zu erst ankommen. Als er einsmals geschlaffen/ schrei-
bet er/ sey ein Zahnbrecher über ihm gewesen/ und habe mit einem
Instrument ihme den Schlund und Gurgel so weit auffgeschraubet/
daß/ wann andere Leut Pillulen verschlucken/ und das Gesicht ver-
ändern/ so könne er einen kleinen Kürbis einschlucken/ und hindere
ihn nichts: Er muß bekennen/ daß er das Seine so gering geachtet
und verschwendet habe/ welches der grösten Fauten eine sey/ die er
begangen habe. Beklaget/ daß er auff das honestum mehr/ als
auff das utile gesehen habe/ und die ihn solches gelehret haben/ schilt
er für alte Philosophische Socratische Schulfüchse. Was düncket
euch hiebey/ mein lieber Mussidore, das saget Antenor, und schreibet
von sich selbst in die Welt auß/ das ist noch ein mehrers/ als das je-
nige/ da er spricht/ er habe Salbadereyen geschrieben.

Mussidorus sagt hierauff: Hier hat unsere Regula juris statt:
Confessio oris proprii est omnium probationum optima ac superlati-
va
.
Weil er solche Dinge von ihm selbst schreibet/ so kan er auch
niemand verdencken/ der also ihn hält/ wie er sich selbsten abmahlet:
Denn auch Christus spricht: Auß deinen Worten wirst du gerecht-
fertiget werden/ und auß deinen Worten wirst du verdammt werden/
Matth 12. v. 37.

Aber eines muß ich hierbey erinnern/ daß er vielleicht unter
den jetzt-ermeldeten Dingen viel auß Demuth geschrieben/ und daß
er nicht das Ansehen haben wolle/ daß er seine eigene Sachen rüh-
me/ wie er denn auch spricht im Bücher-Diebe/ daß er keine Prale-
rey mit seinen Sachen treibe

Butyrolambius antwortete hierauff: Jn dem Manne ist nicht
Demut/ sondern eine grosse Hoffart und Pralerey/ wie auß dem
was folget/ wird erhellen

Denn Pralerey ist/ daß er im Bücher-Diebe schreibet/ er wisse/
daß sein ältester Sohn/ der zwar noch jung ist/ in Chronologia alles
thun könne/ was sein seel. Groß-Vatter D. Helvicus gethan. Wer
wolte doch das glauben/ [d]aß ein junger Mensch/ welcher noch in sei-
nem Probation. Jahr in Academia lebet/ alles NB. alles thun könne/
was der alte wolgeübte gelehrte Theologus D. Helvicus seel in Chro-
nologia
gethan hat; Antenor erkennet selbsten/ daß er hiemit einen
Schnitt mit dem grossen Messer gethan/ wann er bald darauff von
seinem Sohn schreilet: Er müsse sich aber noch ein Monat oder etz-
lich still halten/ die Ursach könne man leichtlich erachten.

Pra-

Buͤcher-Dieb.
quorum unus in arte Magister, alter adhuc nihil est, tertius ego vo-
cor
.
Er ſpricht: Er ſey unter den Gelehrten wie ein Scheler un-
ter den Blinden/ und wie ein Leyrentraͤher auff einem Dorffe/ da
Kirchweyh gehalten wird/ geweſen/ ꝛc. Er habe Laͤuſe gehabt/ da er
in Gambrivien zu erſt ankom̃en. Als er einsmals geſchlaffen/ ſchrei-
bet er/ ſey ein Zahnbrecher uͤber ihm geweſen/ und habe mit einem
Inſtrument ihme den Schlund und Gurgel ſo weit auffgeſchraubet/
daß/ wann andere Leut Pillulen verſchlucken/ und das Geſicht ver-
aͤndern/ ſo koͤnne er einen kleinen Kuͤrbis einſchlucken/ und hindere
ihn nichts: Er muß bekennen/ daß er das Seine ſo gering geachtet
und verſchwendet habe/ welches der groͤſten Fauten eine ſey/ die er
begangen habe. Beklaget/ daß er auff das honestum mehr/ als
auff das utile geſehen habe/ und die ihn ſolches gelehret haben/ ſchilt
er fuͤr alte Philoſophiſche Socratiſche Schulfuͤchſe. Was duͤncket
euch hiebey/ mein lieber Muſſidore, das ſaget Antenor, und ſchreibet
von ſich ſelbſt in die Welt auß/ das iſt noch ein mehrers/ als das je-
nige/ da er ſpricht/ er habe Salbadereyen geſchrieben.

Muſſidorus ſagt hierauff: Hier hat unſere Regula juris ſtatt:
Confeſſio oris proprii est omnium probationum optima ac ſuperlati-
va
.
Weil er ſolche Dinge von ihm ſelbſt ſchreibet/ ſo kan er auch
niemand verdencken/ der alſo ihn haͤlt/ wie er ſich ſelbſten abmahlet:
Denn auch Chriſtus ſpricht: Auß deinen Worten wirſt du gerecht-
fertiget werden/ und auß deinen Worten wirſt du verdam̃t werden/
Matth 12. v. 37.

Aber eines muß ich hierbey erinnern/ daß er vielleicht unter
den jetzt-ermeldeten Dingen viel auß Demuth geſchrieben/ und daß
er nicht das Anſehen haben wolle/ daß er ſeine eigene Sachen ruͤh-
me/ wie er denn auch ſpricht im Buͤcher-Diebe/ daß er keine Prale-
rey mit ſeinen Sachen treibe

Butyrolambius antwortete hierauff: Jn dem Manne iſt nicht
Demut/ ſondern eine groſſe Hoffart und Pralerey/ wie auß dem
was folget/ wird erhellen

Denn Pralerey iſt/ daß er im Buͤcher-Diebe ſchreibet/ er wiſſe/
daß ſein aͤlteſter Sohn/ der zwar noch jung iſt/ in Chronologiâ alles
thun koͤnne/ was ſein ſeel. Groß-Vatter D. Helvicus gethan. Wer
wolte doch das glauben/ [d]aß ein junger Menſch/ welcher noch in ſei-
nem Probation. Jahr in Academia lebet/ alles NB. alles thun koͤnne/
was der alte wolgeuͤbte gelehrte Theologus D. Helvicus ſeel in Chro-
nologiâ
gethan hat; Antenor erkennet ſelbſten/ daß er hiemit einen
Schnitt mit dem groſſen Meſſer gethan/ wann er bald darauff von
ſeinem Sohn ſchreilet: Er muͤſſe ſich aber noch ein Monat oder etz-
lich ſtill halten/ die Urſach koͤnne man leichtlich erachten.

Pra-
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[111/1145] Buͤcher-Dieb. quorum unus in arte Magister, alter adhuc nihil est, tertius ego vo- cor. Er ſpricht: Er ſey unter den Gelehrten wie ein Scheler un- ter den Blinden/ und wie ein Leyrentraͤher auff einem Dorffe/ da Kirchweyh gehalten wird/ geweſen/ ꝛc. Er habe Laͤuſe gehabt/ da er in Gambrivien zu erſt ankom̃en. Als er einsmals geſchlaffen/ ſchrei- bet er/ ſey ein Zahnbrecher uͤber ihm geweſen/ und habe mit einem Inſtrument ihme den Schlund und Gurgel ſo weit auffgeſchraubet/ daß/ wann andere Leut Pillulen verſchlucken/ und das Geſicht ver- aͤndern/ ſo koͤnne er einen kleinen Kuͤrbis einſchlucken/ und hindere ihn nichts: Er muß bekennen/ daß er das Seine ſo gering geachtet und verſchwendet habe/ welches der groͤſten Fauten eine ſey/ die er begangen habe. Beklaget/ daß er auff das honestum mehr/ als auff das utile geſehen habe/ und die ihn ſolches gelehret haben/ ſchilt er fuͤr alte Philoſophiſche Socratiſche Schulfuͤchſe. Was duͤncket euch hiebey/ mein lieber Muſſidore, das ſaget Antenor, und ſchreibet von ſich ſelbſt in die Welt auß/ das iſt noch ein mehrers/ als das je- nige/ da er ſpricht/ er habe Salbadereyen geſchrieben. Muſſidorus ſagt hierauff: Hier hat unſere Regula juris ſtatt: Confeſſio oris proprii est omnium probationum optima ac ſuperlati- va. Weil er ſolche Dinge von ihm ſelbſt ſchreibet/ ſo kan er auch niemand verdencken/ der alſo ihn haͤlt/ wie er ſich ſelbſten abmahlet: Denn auch Chriſtus ſpricht: Auß deinen Worten wirſt du gerecht- fertiget werden/ und auß deinen Worten wirſt du verdam̃t werden/ Matth 12. v. 37. Aber eines muß ich hierbey erinnern/ daß er vielleicht unter den jetzt-ermeldeten Dingen viel auß Demuth geſchrieben/ und daß er nicht das Anſehen haben wolle/ daß er ſeine eigene Sachen ruͤh- me/ wie er denn auch ſpricht im Buͤcher-Diebe/ daß er keine Prale- rey mit ſeinen Sachen treibe Butyrolambius antwortete hierauff: Jn dem Manne iſt nicht Demut/ ſondern eine groſſe Hoffart und Pralerey/ wie auß dem was folget/ wird erhellen Denn Pralerey iſt/ daß er im Buͤcher-Diebe ſchreibet/ er wiſſe/ daß ſein aͤlteſter Sohn/ der zwar noch jung iſt/ in Chronologiâ alles thun koͤnne/ was ſein ſeel. Groß-Vatter D. Helvicus gethan. Wer wolte doch das glauben/ daß ein junger Menſch/ welcher noch in ſei- nem Probation. Jahr in Academia lebet/ alles NB. alles thun koͤnne/ was der alte wolgeuͤbte gelehrte Theologus D. Helvicus ſeel in Chro- nologiâ gethan hat; Antenor erkennet ſelbſten/ daß er hiemit einen Schnitt mit dem groſſen Meſſer gethan/ wann er bald darauff von ſeinem Sohn ſchreilet: Er muͤſſe ſich aber noch ein Monat oder etz- lich ſtill halten/ die Urſach koͤnne man leichtlich erachten. Pra-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1145>, abgerufen am 25.11.2024.